Man war schon ein wenig gespannt, was einen erwartete bei der neuen Messe in Köln. Natürlich verfügt die Retro Classics Organisation über genügend Erfahrung, neue Messen zu etabliere, dies wurde ja bereits mit der Erstausgabe in Nürnberg vor knapp einem Jahr bewiesen. Aber wie würde es in Köln sein?
Der erste Eindruck, sobald man die Hallen betrat, war auf jeden Fall positiv.
Luftig, duftig
Die moderne Halleninfrastruktur der Kölner Messe erlaubt eine luftige und attraktive Ausstellung, die allerdings an einigen Stellen noch etwas mehr Licht vertragen würde. Dank breiten Gängen und grosszügig gestalteten Ständen kam kaum Dichtestress auf, auch wenn es einige Händler nicht unterlassen konnten, ihre Fahrzeuge praktisch im Zentimeterabstand zu parken.
Der Spaziergang durch die Hallen war ein Vergnügen und dies widerspiegelte sich auch in der Laune der Besucher, die vorwiegend aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen anreisten. Mit 17,9 Millionen Einwohnern weist das Gebiet sicherlich eine genügend grosse Population für eine regionale Oldtimer-Messe auf, was durch die vielen Sammler und Oldtimer-Besitzer, die in der Gegend wohnen, noch unterstrichen wird.
Die Sache mit dem Totensonntag
Mit der Bereitstellung von 60’000 Quadratmetern und der Verpflichtung von rund 480 Ausstellern hatten K. U. Herrmann und sein Team ihre Vorarbeiten mit Bravour absolviert, doch im letzten Moment regte sich unerwarteter Widerstand. Der letzte Messetag fiel unglücklicherweise auf den “Totensonntag” fiel. An diesem stillen (evangelischen) Feiertag, der auch Ewigkeitssonntag genannt wird, sind im Prinzip der Handel und laute Feierlichkeiten untersagt. Es drohte der vorzeitige Schliessung der Messe bereits am Samstag. Schliesslich konnte aber doch noch ein “kölscher” Kompromiss gefunden werden, der eine Öffnung auch am Sonntag ermöglichte, Verkauf und Beratung am dritten Tag aber untersagte.
Es war wohl ein Kompromiss, aber eigentlich eine unmögliche Lösung sowohl aus Sicht Aussteller als auch Besucher. Mit etwas Augenmass ging aber dann auch der Sonntag mit einem überraschend grossen Besucheransturm über die Bühne, die Kuh war sozusagen vom Eis geholt.
Eigengewächs aus Köln
Die Stadt Köln gilt international nicht als Hochburg der Automobilindustrie, obschon etwa der erste Ottomotor um 1865 in der Kölner Servasgasse konstruiert wurde.
Die Firma August Horch & Cie wurde in Köln gegründet, die Kölner Motorenwagenfabrik GmbH, die später zu den Priamus Automobilwerken wurde, baute vor über 100 Jahren eigene Automobile, darunter einen Type A Vis-à-Vis, der an der Kölner Messe gezeigt werden konnte.
Er stand neben einem Citroën Traction Avant, von dem in Köln zwischen 1927 und 1935 immerhin deren 20’251 Exemplare gefertigt wurden.
Genauso wie Citroën brachten aber auch andere internationale Autombilhersteller Arbeit in die Stadt Köln, der bekannteste von ihnen war sicherlich Ford.
Natürlich Ford
Der Grundstein für die Produktionstätigkeiten Fords in Köln wurde 1930 gelegt, nachdem die Amerikaner bisher in Berlin gefertigt hatten.
1932 rollte der erste Ford made in Köln vom Band, 1935 wurde der Ford Eifel vorgestellt, von dem es auf dem grossen Stand der Ford-Clubs genauso ein Exemplar zu sehen gab, wie vom ebenfalls in Deutschland gebauten Ford Model A.
Richtig los ging es allerdings mit den diversen Taunus-Modellen und später mit Autos wie dem Ford Escort oder dem Granada.
Der überaus grosszügig eingerichtete Stand an der Retro Classics bot einen interessanten Einblick in die Produktepaletten der Fünfziger- bis Siebzigerjahre. Für viele ein Hauptanziehungspunkt war dabei sicherlich der Ford Capri, von dem eine Vielzahl von Varianten gezeigt werden konnte.
Der eine oder andere Besucher dürfte sich allerdings vielleicht eine deutlichere Beschriftung und Erklärungen zu den gezeigten Fahrzeugen gewünscht haben.
Schöne und ansprechende Clubstände
Die Ford-Clubs waren aber natürlich nicht die einzigen, die sich so richtig ins Zeug gelegt hatten. Auch Vielzahl von Marken und Epochen war vor allem in der Halle 4.1 vertreten und sie gaben sich meist mit dem Aufstellen von ein paar Autos nicht zufrieden.
Es wurden aufwändige Auftritte choreografiert, etwa die Winterfreuden bei Audi oder die Rennatmosphäre bei Abarth oder Francis Lombardi.
Die Fiat 600 Freunde Deutschlands waren genauso vertreten, wie der BMW Club Mobile Classic oder der Auto Union Veteranan-Club.
Der Mercedes-Benz Veteranen Club durfte nicht fehlen, und für die Motorradfreunde hatte der MV Augusta Club eine wahrlich reichhaltige Sonderschau aus dem reichhaltigen Schaffen der Marke zusammengestellt.
Und ganz nach der Devise “Elvis Presley will never die” zeigte der gleichnamige Fan-Club, zu dessen Ehrenmitgliedern u.a. auch Peter Kraus gehört, einen herrlichen Cadillac samt einer Vielzahl von Elvis-Requisiten.
Und damit wäre höchstens ein Drittel davon aufgezählt, was es zu sehen gab.
Vielseitiger Handel
Natürlich ist eine Oldtimer-Messe auch ein Handelsplatz und dieser wurde einerseits von einer Vielzahl von Oldtimer-Händlern besetzt, anderseits aber auch von einer Versteigerung (ClassicBid) und einer Marktplatz-Online-Plattform (Classic Trader).
Letztere sorgten zusammen mit den Händlern, von denen viele aus der Gegend kamen, für ein durchaus vielseitiges Angebot an alten Automobilen, welches weit über die Vorzeigeprodukte der Autohersteller Mercedes-Benz und Porsche hinausreichte. Und die Preise? Sicherlich auf einem selbstbewussten Niveau.
Wer genau hinschaute fand einen raren VW SP2 oder einen Goliath Hansa 1100, aber auch eine überraschend grosse Auswahl an BMW Z8.
Auch für ein Käfer Cabriolet durfte man sich interessieren oder für einen Ford Escort RS 2000.
Einzig das Angebot an Vorkriegsfahrzeugen war ziemlich dünn, während es an 300 SL Flügeltürern und Roadstern, an 190 SL oder Porsche 356/911 in allen Preislagen natürlich nicht mangelte.
Dass gerade auf dem HK Engineering Stand auch ein BMW M1 und ein Iso Grifo in den Farben Rot und Gelb stand, nahm man genüsslich zur Kenntnis.
Reichhaltiges Informationsangebot
Viele Dienstleister rund um das Automobil kümmerten sich derweil darum, die Besucher mit Informationen zu versorgen. Der ADAC stellte das “Oldtimer Bordbuch” in der zweiten überarbeiteten Fassung vor, ein handliches A5-Büchlein, das in den meisten Handschuhfächern Platz findet und viele Informationen enthält, die man im Oldtimer-Alltag gerne zur Hand hat.
Der AvD stellte einen Opel GT neben ein Peugeot 304 und vollzog damit sozusagen die neue Übernahme von Opel durch Peugeot historisch nach. Schliesslich war schon das Karosseriekleid des Opel GT in Frankreich entstanden.
Restaurierer zeigten Beispiele ihres Handwerks, Veranstaltungsorganisatoren warben für ihre Anlässe, Medienhäuser präsentierten sich mit schönen Autos. Auch dort, wo man nichts kaufen konnte, liess sich viel erfahren.
Viel Interesse, gute Geschäfte
Organisator K. U. Herrmann ist begeistert von seinem neuen Retro-Classics-Baby, die Rückmeldungen seien sehr positiv, die Besucher hätten sich auch äusserst zufrieden gezeigt, neunzig Prozent würden die Messe weiterempfehlen. “Es gibt unglaublich viel zu sehen” oder “ich hätte mehr Zeit einplanen sollen” waren Sätze, die man in den Gängen der Hallen häufig hörte.
Händler Ralf Reller vom Paderborner Autohaus Reller Automobile konnte ein sehr gutes Verkaufsergebnis melden: „Bis Samstagabend hatten wir sieben Fahrzeuge verkauft!“ Und Kai Nieklauson, der Inhaber von Chrome Cars, lobte die Besucher: „Super Publikum”. Etwas weniger optimistisch sahen dies zumindest einige Teile- und Literaturanbieter im Untergeschoss der Halle 4 am Freitag, doch auch sie hofften auf gute Verkaufsergebnisse am Wochenende.
Die Zukunft der Kölner Oldtimermesse jedenfalls scheint gesichert, am 23. bis 25. November 2018 soll sie zum zweiten Mal stattfinden.










































































































































































































































































































































































































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