Schon zum vierten Mal pilgerten die Oldtimer- und Youngtimer-Liebhaber vom 6. bis 8. Dezember 2019 nach Nürnberg, um in vorweihnachtlicher Stimmung mit der Retro Classics Baravia den Jahresausklang zu feiern.
Vier grosse Hallen
Wie bisher breiteten sich Händler, Spezialisten, Veranstalter, Clubs und Privatanbieter in den vier grossen Hallen (3, 3A, 4, 4A) und den Zwischengängen aus. Der Platz war gut ausgenutzt, nirgends fielen grosse Leerflächen auf. Ein Teil einer der dunkleren Hallen war abgetrennt, aber dies war schon in der Vergangenheit so.
Schon am Freitag herrschte reichlich Betrieb, einige Händler hatten allerdings das Gefühl, dass man in den vergangen Jahren mehr kaufkräftiges Publikum begrüssen konnte.
Die Rennwagen vom Norisring
Zu Nürnberg gehört auch der Norisring, eine temporäre Rennstrecke, auf der seit 1947 Rennen ausgetragen werden. Wurden zu gewissen Zeiten hauptsächlich Wettbewerbe mit Sportwagen-Prototypen organisiert, gehört der Norisring seit vielen Jahren zu einer der Stammstrecken der Deutschen Rennsport Meisterschaft. Für die Inbetriebnahme der normalerweise dem gewöhnlichen Alltagsverkehr gehörenden Strasse in einen Rundkurs sind jeweils 10’000 Arbeitsstunden nötig.
Dass nun für diese Rennstrecke eine Sonderschau organisiert wurde, macht Sinn. Die Organisatoren hatten ursprünglich keine klare Vorstellung, wieviele Autos sich für die Messe organisieren lassen würden. Schliesslich hatte man soviele Zusagen, dass man beinahe eine ganze Halle hätte füllen können. Doch dies ging natürlich nicht, und so musste eine Auswahl auf einer vergleichsweise knappen Fläche präsentiert werden.
Darunter fanden sich z.B. ein BMW M1 Procar Rennwagen, ein Alfa Romeo 33/2, ein DTM-Mercedes-Benz oder ein Porsche 917/30 CanAm Racer.
Es gab viel zu sehen und zu lesen, nur für Fotografen war die Szenerie etwas ungeschickt eingezäunt und eng.
«Classic Cars – Faszination und Leidenschaft»
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Jaguar, Toyota, Subaru, und weitere
Dreimal Gulf
Kaum mehr Platz gab’s für die drei Gulf-Autos, die nächstes Jahr zur Sonderschau der Retro Classics in Stuttgart erwartet werden.
Die drei Rennwagen, ein Ford GT40 von 1968, ein Mirage M2 von 1969 und moderner Aston Martin Vantage GTE fanden Unterschlupf beim Händler Mirbach und wurden wohl vom einen oder anderen Betrachter als Teil der Verkaufsaustellung gesehen.
Besser wäre wohl eine Aufstellung im Eingangsbereich gewesen, eindrücklich waren vor allem der superflache Ford und der Mirage allemal.
Verteilte Raritäten
Überhaupt gab es viele seltene Autos zu bewundern, man musste einfach etwas genauer hinschauen.
So lief man bereits beim Eingang Ost an einem Bizzarrini P538 von 1966 vorbei, der 1967 mit einem Lamboghini-V12-Mittelmotor beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans eingesetzt wurde.
Wie ein Rennwagen sah auch der gleich in der Nähe geparkte Ford Capri RS 2600 von 1972 aus, doch verfügte dieser durchaus über eine normale Strassenzulassung. Der TÜV ist allerdings bereits 1979 abgelaufen, seither fristete der Capri ein Leben in einer Scheune.
Ein paar Schritte später lief man dann an einem Triumph Italia 2000 vorbei, jenem eleganten Coupé, das Vignale auf der Basis des Triumph TR3 für den italienischen Importeur schneiderte. Nur noch wenige Exemplare existieren, eines stand auf dem Stand von CEO Premium Oldtimer und Cabriolet Reisen.
Noch seltener, aber vom selben Blechschneider, dürfte das Fiat 1500 Coupé sein, das unauffällig in einer der dunklen Halle stand. Gebaut wurde es 1966 und optisch erinnert es ein wenig an eine Mischung von BMW 700 und 1600.
Selten, gerade in Deutschland und auf den Oldtimermessen des Landes, sind japanische Autos. An der Bavaria gab’s gleich eine grössere Zahl zu bewundern, angefangen beim Toyota Supra 3.0i Twin Turbo, über ein Honda CRX Coupé und diverse Mitsubishi und Subaru.
Und auch einige wenige Vorkriegsautos konnte man entdecken. Neben den zu erwartenden Mercedes-Benz und BMW stiess man etwa auf einen Wanderer vom Typ W11 aus dem Jahr 1929 oder einem Volvo PV654 von 1933.
Fast jeder Besucher dürfte in der Lage gewesen sein, irgendwo ein Auto zu finden, das er entweder noch nicht kannte oder schon wirklich lange nicht mehr gesehen hatte. Auch dafür geht man schliesslich an eine Oldtimermesse.
Deutliche Verjüngung
Nach einem kompletten Rundgang durch die vier Halle zeichnete sich ab, dass das Fahrzeugalter im Schnitt deutlich unter dem der vergangenen Jahre gelegen haben dürfte. Ein Generationenwechsel war spürbar.
Soviele BMW der Baureihe E46, Mercedes der Baureihe R230 oder Audi jüngerem Datums hatte man sicherlich in Nürnberg noch nie gesehen.
Das Publikum schien es nicht zu stören, zumal diese Fahrzeuge ja auch eher noch erschwinglich und zudem alltagstauglich sind, wie beispielsweise mehrere BMW Z3 und Mercedes-Benz SLK bewiesen.
Sterne und Heckmotoren
Natürlich dominierten die Marken Mercedes-Benz und Porsche auch in Nürnberg das Geschehen, letztere vor allem mit den beliebten Heckmotormodellen.
Auch BMW war gut vertreten, Audi mit einem eher jungen Angebot. Volkswagen wurde durch viele Käfer und frühe VW-Busse vertreten, aber auch durch den einen oder anderen Karmann-Ghia.
Eher dünn war im Vergleich dazu das Angebot an Opel-Fahrzeugen, auch vom deutschen Ford-Bestand waren ausserhalb von Clubständen nur wenige Autos zu entdecken.
Klein und Gross
Die Durchmischung im Angebot war trotzdem gross. Sie reichte von Kabinenrollern wie Messerschmitt oder BMW Isetta bis zu Luxusfahrzeugen wie dem Mercedes-Benz 300 oder amerikanischen Cadillac und Buick.
Sportliches stand neben Gemächlichen, Altes neben Neuem. Gegensätze sind spannend und wurden an der Bavaria auch geboten.
Clubs mit Bildungsauftrag
Einmal mehr strengten sich auch die Clubs an, Besonderes zu bieten.
Aufgefallen ist zum Beispiel die NSU-Phalanx, die vom Prinz 2 bis zum TT reichte.
Für neugierige Blicke sorgte auch die Installation des Pagoden-Clubs, der einen Scheunenfund-Mercedes SL sozusagen unter einen Weihnachtsbau drapierte.
Beim Isetta-Club, beim Glas Club und bei den X1/9-Freunden konnte man Restaurierungsobjekte in unterschiedlichem Zustand examinieren.
Viele preiswerte Angebote
Das Preisniveau hielt sich in den meisten Fällen in vernünftigen und marktgängigen Grössenordnungen. Viele Autos wurden (wie vor Jahren) zu vierstelligen Summen angeboten.
Ein heute sicherlich bereits rares VW Polo GT Coupé von 1986 etwa war mit EUR 8500 angeschrieben, einen Opel Rekord A 1700 konnte man für EUR 6900 erstehen.
Auch ein VW Käfer für ca. EUR 15’000 geht in Ordnung, genauso wie der bereits erwähnte Honda CRX aus dem Jahr 1989 für EUR 4990. Wer weiss, vielleicht werden wir uns schon in fünf oder zehn Jahren ärgern, dass wir “damals an der Bavaria” nicht zugegriffen haben.
Wie sich die Zeiten geändert haben, dokumentierte auch ein MG TD von 1954, der für EUR 19’900 angeschrieben war.
Die Retro Classics Bavaria scheint sich regional gut etabliert zu haben und man darf hoffen, dass sie mit dem verjüngten Angebot auch ein sich verjüngendes Publikum empfangen darf in Zukunft.


























































































































































































































































































































































































































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