Jedes Jahr im März lädt die Oldtimer Galerie nach Toffen ein, um zur Saisoneröffnung zwei- bis vierrädrige Klassiker unter den Hammer zu bringen. Am 25. März 2023 war es wieder soweit und 75 Automobile sowie sechs Zweiräder im Wert von über CHF 2,3 Millionen suchten neue Besitzer. Pro Fahrzeug wurden also fast CHF 30’000 erwartet. Über 40 % der Fahrzeuge wurden ohne Mindestpreis angeboten, womit Interessenten auf Schnäppchen hoffen konnten.
Wechselhaftes Wetter
Eine Versteigerung in Toffen ist immer auch ein kleines Volksfest der Auto- und Motorradenthusiasten. Die Lust, mit dem eigenen Oldtimer anzureisen, wurde allerdings durch wechselhafte Wetterbedingungen und teilweise heftige Schauern deutlich gedämpft. Trotzdem füllte sich der Auktionsraum bis zum Beginn der Versteigerung um 13:30, wenn auch die Zuschauerzahlen der Vor-Corona-Zeit nicht erreicht werden konnten.
Dafür fanden alle, die dies wollten, einen Sitzplatz. Viele Bieter richteten sich derweil zuhause vor dem Fernseher oder Computer ein, um das Treiben aus Distanz zu verfolgen und ihre Gebote per Internet oder auch per Telefonanruf zu übermitteln. Auch schriftliche Vorgebote gab es in grösserer Zahl und einigen dieser Vorabbieter gelang es denn auch, ein Auto zu ergattern.
Wie üblich konnten die Fahrzeuge in den Tagen vor der Auktion und am Tag der Versteigerung selber besichtigt werden. Da wurde viel gefachsimpelt und manche Haube immer wieder geöffnet und geschlossen.
60 bis 80 % verkauft
Von den 80 schlussendlich unter den Hammer kommenden Fahrzeugen konnten 48 (60 %) sofort per Hammerschlag an neue Besitzer vermittelt werden. Weitere 16 Fahrzeuge wurden “unter Vorbehalt” zugeschlagen, bei diesen sind noch Nachverhandlungen zwischen Höchstbieter und Einlieferer nötig. Erfahrungsgemäss lassen sich im Nachhinein etwa die Hälfte solcher “Conditional Sales” noch in echte Verkäufe ummünzen, womit die Verkaufsquote dann bei guten 70 % zu liegen käme.
Für die sofort verkauften Autos bezahlten die neuen Besitzer insgesamt CHF 799’568 oder CHF 16’658 pro Lot. Die Höchstgebote der “unter Vorbehalt” zugeschlagenen Autos summierten sich auf CHF 446’500, also CHF 27’906 pro Wagen. Daraus lässt sich ablesen, dass vor allem bei einigen teureren Autos noch Nachverhandlungen nötig sind.
Gemittelt boten die Interessenten CHF 20’255 pro Lot oder 73 % des mittleren Schätzwerts.
- Wartung, Reparatur & Pflege
- Lackierung / Lackpflege
- Zubehör Sonstiges
- Reinigung & Pflege
Vielseitiges Angebot
Im Schnitt waren die angebotenen Fahrzeuge rund 49 Jahre alt, zwei Autos der Vorkriegszeit und 13 relativ moderne Fahrzeuge mit Baujahren ab 1993 bildeten die Extreme. 13 Fahrzeuge stammten aus der Nachkriegszeit bis 1950, 18 aus den Sechzigerjahren. Noch grösser war der Anteil der Autos und Motorräder aus den Siebzigerjahren, hier waren es insgesamt 20 Lots.
Immerhin 31 Cabriolets (inklusive Targa und Roaster) kamen unter den Hammer. 58 % davon konnten sofort verkauft werden. Dazu kamen 26 Limousinen, von denen 62 % einen neuen Besitzer fanden. Von den 11 Coupés konnten nur 4 sofort vermittelt werden, von den vier Kombis zwei. Gut schlugen sich die sechs Zweiräder, aber die wurden auch alle “no limit” angeboten.
Mercedes vor Rolls-Royce
Der teuerste Wagen der Versteigerung war ein roter Mercedes-Benz 190 SL aus dem Jahr 1959. Unter Klatschen wurde er nach längerem Bieterkampf bei CHF 120’000 zugeschlagen, was einen Kaufpreis inkl. Aufpreis/Kommission von CHF 134’400 (EUR 135’744) ergab.
Beim offenen Mercedes handelte es sich um eine Schweizer Erstauslieferung, die 1994/1995 umfangreich restauriert wurde und für den Belege über rund CHF 85’000 vorlagen.
Der zweitteuerste Wagen war gleichzeitig das ältestes Auto der Versteigerung. Für den Rolls-Royce Phantom 1 Tourer von 1926 mit Karosserie des südafrikanischen Carossiers Conceivers zahlte die erfolgreiche Bieterin CHF 95’200 (EUR 85’000). Ursprünglich wurde der Phantom 1 von Windovers als Landaulet Karossiert, den neuen Aufbau erhielt der Wagen wohl in den Sechzigerjahren.
“M” dominant
Für einmal waren es nicht Porsche oder BMW, die am stärksten vertreten waren, sondern Mercedes-Benz und MG. Elf Autos mit Stern und zehn mit Rhombus stellten die beiden Hersteller, dahinter folgten Fiat mit fünf, Citroën mit vier und Daimler, Opel, Peugeot und VW jeweils mit drei Autos.
Die Verkaufsquote betrug 55 % bei Mercedes-Benz, 80 % bei MG und Fiat. Bei MG wichen die Höchstgebote am wenigsten von mittleren Schätzwert ab.
Über den Erwartungen
Von MG stammte denn auch derjenige Wagen, der die Erwartungen am meisten übertraf. Dabei handelte es sich allerdings nicht um einen der Sportwagen, sondern um die Frontantriebslimousine MG 1100 von 1967.
Anstatt der geschätzten CHF 5000 bis 8000 konnte der Viertürer für CHF 9520 (EUR 9615) verkauft werden.
Gut kam auch der Willys Jeep MB von 1943 beim Publikum an. Für ihn wurden CHF 30’800 (EUR 31’108) bezahlt, der Estimate betrug CHF 22’000 bis 25’000.
Für einen MGB GT von 1966, der noch etwas Arbeit benötigt, wurden CHF 8400 bezahlt. Ein Fiat 1100 Familiare von 1959 erzielte CHF 15’680 (EUR 15’837), der nachgemeldete Triumph TR3A von 1959 wurde für CHF 30’800 (EUR 31’108) an einen jungen Bieter vermittelt.
Einige Schnäppchen
Für gerade einmal CHF 1792 (EUR 1810) konnte man in den Besitz eines fahrtauglichen Cabriolets kommen in Toffen.
Der Fiat Bertone Ritmo 85S von 1985 war zwar sicher kein Concours-Fahrzeug, aber solide und viel Freude versprechend.
Dem Markenkollegen Fiat Coupé 2.0 16V von 1995 ging es nicht viel besser, hier wurden schliesslich CHF 1568 (EUR 1584) bezahlt. Anderen Marken liefs teilweise auch nicht besser, so konnte ein Peugeot 504 TI Berline von 1978 für nur CHF 3360 (EUR 3394), ein Ford Ranchero GT von 1978 für gerade einmal CHF 9520 (EUR 9615) ersteigert werden.
Das billigste Auto allerdings war eine Mercedes-Benz 220 b “Heckflosse” von 1963, die für CHF 784 (EUR 792) den Besitzer wechselte. Hier dürften schon wenige Einzelteile den Kaufpreis bereits wettgemacht haben.
Das Gros der Fahrzeuge aber erzielte vernünftige Höchstgebote, auch wenn sie nicht immer auf Ebene der Erwartungen lagen.
Der rote Opel Rekord D Caravan von 1977 etwa fand für CHF 5880 (EUR 5939) einen neuen Besitzer, für einen Peugeot 205 Junior von 1990 wurden CHF 2800 (EUR 2828) bezahlt.
Teurere Autos mit weniger Nachfrage
Das Toffen-Publikum war offenbar nicht beliebig für wertvollere Wagen zu begeistern. Von den zehn am teuersten eingeschätzten Wagen konnten nur zwei sofort verkauft werden.
Zwei weitere wurden unter Vorbehalt, wenn auch doch etwas weit entfernt von den Schätzwerten zugeschlagen, nämlich der Fiat Dino 2400 Spider aus dem Jahr 1971 (Höchstgebot CHF 120’000) und das Mercedes-Benz 230 Cabriolet B von 1937 (CHF 85’000). Ob diese grossen Differenzen in Nachverhandlungen ausdiskutiert werden können, erscheint fraglich.
Unter den nicht verkauften teureren Autos fanden sich auch ein Mercedes-Benz 280 SL von 1970, ein Audi R8 Spyder 4.2 FSi von 2011 mit 6-Gang-Handschaltung undein Alfa Romeo Giulia 1600 Spider von 1963.
Auch für die beiden Ferrari-Sportwagen 612 Scaglietti von 2004 und 400i von 1980 waren die Bieter nicht bereit, hoch genug zu gehen.
Alltagstaugliches mit guten Ergebnissen
Meist relativ gut konnten einigermassen alltagstaugliche Klassiker abschneiden.
So wurden für ein VW 1303 Cabriolet von 1979 CHF 30’240 (EUR 30’542) bezahlt.
Für einen Mercedes-Benz E 320 als Cabriolet von 1993 investierte der Meistbietende CHF 21’280 (EUR 21’493).
Die Ente, ein Citroën 2 CV 6 Spécial “I fly bleifrei” von 1986 wurde für CHF 13’440 (EUR 13’574) vermittelt.
Ein VW Käfer 1303 von 1973 schliesslich wurde unter Vorbehalt für CHF 14’000 zugeschlagen und dürfte im Nachgang auch noch die garage wechseln.
Und für den Lancia A112 Abarth von 1983 wurden immerhin CHF 15’000 geboten, was zwar noch knapp unter den Estimate von CHF 16’000 bis 20’000 lag, aber im Nachgang wohl noch zu einem Verkauf führen sollte.
Exotisches mit weniger Glück
Weniger von Erfolg verwöhnt wurden einige Exoten im Angebot.
Für den interessanten Daimler DB 18 DHC Barker von 1948 wollte niemand mehr als CHF 12’000 bieten, trotz Wilson-Vorwählgetriebe und eleganter Kühlerfigur.
Beim Alvis TA 14 Saloon Muliner von 1948 war bei CHF 19’500 Schluss, immerhin wurde der Wagen mit dem (Oster-) Hasen auf dem Kühler “unter Vorbehalt” zugeschlagen.
Auch beim innovativen Reliant Scimitar GTE SE5 von 1971, einem Sportkombi mit Kunststoffkarosserie, wollten die Bieter nicht so recht anbeissen, CHF 13’000 reichten natürlich nicht zum Zuschlag.
Aber auch beim Fahrfreude versprechenden Buggy von GP aus dem Jahr 1976 hielten sich die Interessenten zurück.
Die Begeisterung im Saal (und via die anderen Kanäle) schien an dieser Auktion ähnlich wechselhaft zu sein wie das Wetter draussen. An der “Verhandlungsführung” durch Auktionator Serge Stotzer lag es sicherlich nicht, er leitete die Versteigerung mit gutem Geschick, und die englischen Kommentare von Beisitzer Beat Walti waren gut gewählt. Vielleicht wäre der Verkauf bei besseren Wetterbedingungen (und ohne Bankenkrise) etwas besser gelaufen?
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | CHF Est von | CHF Est bis | CHF HG | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 101 | Fiat 500 C Topolino | 1954 | 14'000 | 16'000 | 12'000 | 13'440 | 13'574 | -10.4%
|
V |
| 102 | Rover SD1 2600 | 1979 | 8000 | 12'000 | 6100 | 6832 | 6900 | -31.68%
|
V |
| 103 | MG F 1.8 Mpi | 1997 | 3000 | 4000 | 3250 | 3640 | 3676 | +4%
|
V |
| 104 | Mazda MX-5 1.6 GT | 1999 | 4000 | 5000 | 3400 | 3808 | 3846 | -15.38%
|
V |
| 105 | MG F 1.8i | 1998 | 3000 | 4000 | 3000 | 3360 | 3393 | -4%
|
V |
| 106 | Fiat Coupé 2.0 16V | 1995 | 3500 | 5500 | 1400 | 1568 | 1583 | -65.16%
|
V |
| 107 | Mercedes-Benz SLK 320 | 2000 | 8000 | 10'000 | 8000 | 8960 | 9049 | -0.44%
|
V |
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Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis











































































































































































































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