Die Planai-Classic ist eine Rallye über drei Tage rund um Schladming. Noch nie gestaltete sie sich derartig schwierig wie im Jahr 2018, als sie vom 4. bis 6. Januar durchgeführt wurde.
Beginnen wir mit dem ersten Tag und der Sonderprüfung zur Talstation der Dachsteinbahn. Es schneite fast den ganzen Tag wie wild und die Schneemenge auf der Strasse betrug 30 Zentimeter und mehr. Der Schnee war nass und schwer, was sich gegenüber dem Vorjahr als massiv erschwerte Herausforderung darstellte. Nur 12 der 49 Teilnehmer erreichten in der vorgegebenen Zeit das Ziel, alle anderen kassierten schon einmal 1000 Strafpunkte.
Einige wurden auch ohne eigenes Zutun zum Opfer der Technik. So fand Rauno Aaltonen im Mini Cooper mit den kleinen Räder kaum Grip, da das Fahrzeug mit dem Wagenboden auf dem Schnee auflag und die Reifen sich ohne wirklichen Druck von oben im Schnee praktisch leer drehten.
Im Luxus-GT an die Gesamtspitze
Einzig Alexander Deopito mit Beifahrer Florian im Mercedes 350SLC konnten bereits hier mit nur 2672 Strafpunkten den Grundstein zum späteren Gesamtsieg legen. „Es war ganz schön schwierig, wenn nicht sogar die schwierigste Fahrt auf den Dachstein überhaupt. Wir dachten schon 2017 kann man nicht toppen, doch 2018 hat dies echt geschafft."
Konnte man die Steigung im trockenen kalten Schnee des Vorjahres noch locker ohne Ketten bewältigen, so war in diesem Jahr für praktisch alle Kettenpflicht angesagt.
Von der Schnee- zur Wasserschlacht …
Der zweite Tag machte aus der Winterlandschaft eine Wasserschlacht. Temperaturen im hohen Plusbereich liessen den Schnee schmelzen und auf dem Flugplatz Niederöblarn stand das Wasser an diversen Stellen knöcheltief.
… und dann noch Nebel
Der Dritte Tag mit dichtem Nebel im Tal und strahlendem Sonnenschein in der Höhe. Die Sonderprüfung auf der Trabrennbahn in Gröbming versank komplett im Nebel, gefolgt von frühlingshaften Temperaturen auf der Planai Bergprüfung.
Also für die Freude der angefressenen Winterrallyefahrer war gesorgt und das Programm erwies sich als extrem anspruchsvoll.
Schwerwiegende Entscheidungen
Ketten einsetzen oder nicht, dies war stets ein heiss diskutiertes Thema. Oft wurden die Fahrhilfen auf ein paar hundert Meter dringend nötig, dann folgten aber wieder kilometerlange Phasen auf fast trockener Strasse, die mit dem Eisen ums Rad nicht wirklich Spass machten und bei deren längeren Nutzung sich die eine oder andere Kette auch einmal in ihre Einzelteile auflöste.
Scheibenwischer ein oder aus, fragten sich die Fahrer immer wieder. Und überhaupt, war der Beschlag nun innen oder aussen auf der Scheibe?
Der Lüfter, wenn es überhaupt sowas gab, war meist komplett überfordert. Und was hatte der Stausee im Fussraum zu suchen, woher kam überhaupt das ganze Wasser, von oben oder doch von unten? Die Cleveren legten einen Bündel Zeitungspapier zum Aufsaugen auf den Fussboden und entfernten immer wieder die untersten Lagen, um die Feuchtigkeit im Fahrzeug so tief wie nur möglich zu halten.
Fulminante Aufholjagd
Die Planai-Seriensieger Pius Weckerle und Otmar Schlager (Porsche 911) starteten, nachdem sie am Dachstein schon alle Hoffnungen begraben hatten, eine fulminante Aufholjagd von Platz elf aus bis vor auf den letzten Podestplatz.
Doch zum Schluss machten es die Deopitos noch einmal so richtig spannend: „Wir sind zwar mit knapp über 500 Punkten Vorsprung zum Schlussparcour gekommen. Jedoch ist mir das Auto beim Starten abgestorben - das hat er noch nie gemacht. Ich musste ihn ganz, ganz schnell wieder anstarten, denn ich hatte nur elf Sekunden bis zur ersten Lichtschranke. Es ist sich aber ganz knapp ausgegangen. Es war wieder genauso wie bei der Ennstal-Classic - ultraknapp und superspannend. Man braucht einfach die Herausforderung! Wir haben als erstes Team den Hattrick geschafft, indem wir Planai- und Ennstal-Classic, sowie Racecar-Trophy gewonnen haben. Alles mit verschiedenen Autos, also man sieht, wir kommen mit dem unterschiedlichsten Material zurecht. Dass wir happy sind, das brauche ich nicht extra betonen“, freute sich der sichtlich erleichterte Alexander Deopito.
Wenn einen das Pech einholt
Mit Schwierigkeiten kämpften wohl wieder so ziemlich alle, so konnte Joachim Althammer nicht mal zum Start fahren, da das Getriebe des Ford Escort bereits beim Entladen kapitulierte. Der Volvo von Manfred Grundner blieb mit demselben Problem am Dachstein liegen.
Beim Maserati Indy brach das Gaspedal weg. Die erstaunte Receptionistin im Hotel machte das Unmögliche möglich und liess das Pedal über Nacht schweissen, wo es in aller Herrgottsfrühe in der Hotelgarage wieder eingebaut werden konnte.
Auch der spätere Sieger kämpfte mit einem unerwarteten Problem, als ihm ein Postauto fünfzig Meter vor dem Ziel die Strasse blockierte und er dabei wichtige Zeit liegen lassen musste.
Der heldenhafte Solo-Fahrer
Ein Mann muss an dieser Stelle jetzt endlich mal extra erwähnt werden. Seit Jahren fährt Christian Baier die Planai Classic allein, da er keinen Beifahrer mehr findet, der mit ihm diese Tortur mitmachen will. Christian fährt immer mit dem ältesten Auto überhaupt, dem Lea-Francis aus dem Jahr 1927 und gewinnt damit auch fast bei jeder Teilnahme die Epoche 1 der Vorkriegswagen und das nicht etwas nur, wenn er der Einzige ist.
Dieses Jahr stand mit dem Wolseley immerhin ein zweites Vorkriegsauto am Start. "Ich hatte keine Angst, aber ganz grossen Respekt", meinte Christian Baier zu den Bedingungen auf den Strassen. Ist es doch nicht ganz so einfach mit diesen Bremsen und diesem Fahrwerk unter diesen Bedingungen genügend sicher und doch zügig zu fahren. Besonders im vergangenen Jahr bei minus 15-20 Grad und immer wieder starkem Schneefall im vollkommen offenen Auto stundenlang konzentriert zu fahren, wäre ganz sicher nicht jedermann’s Sache gewesen …
"Die grosse Herausforderung sind vor allem die Nachtfahrten mit dem Kerzenlicht, was sich damals Scheinwerfer nannte. Der Gegenverkehr mit den modernen Xenon-Lichtern macht dich oft für einen Moment blind. Dann kommt auch noch die Vorkriegsbremsanlage dazu … Vorsicht hat da also schon die absolute Priorität."
Wie hält man sich bei diesen eisigen Temperaturen überhaupt warm?
Viel Bewegung hat man ja nicht und auch die Nässe greift irgendwann doch den Körper an. "Ich trage natürlich lange Thermo-Unterwäsche, dazu kommen elektrisch wärmende Einlagen in den Schuhen. Helm und Sturmhaube sind sowieso klar. Wärmende Einlagen in den Handschuhen und am Rücken, dazu das komplette Skigewand und über alles drüber noch ein wasserdichtes "Komplettkondom" (Regenkombi für Motorradfahrer)", lachte Christian.
Und wie hält er das Auto fit, so dass es nur ganz selten während einer Rallye mit technischem Gebrechen liegen bleibt?
"Ab Mitte September wird Motoröl auf die Unterseite des Wagens und am Rahmen aufgetragen, das passiert dann alle 2 Wochen. Der Wagen steht die ganze Zeit auf Kartons damit alles abtropfen kann und der Boden in der Garage nicht ganz so schlimm aussieht.
Die Zündanlage wird verpackt damit kein Wasser drauf tropfen kann, denn das wäre das Ende der Rallye. Nach der Rallye wird der Lea Francis noch auf dem Transporter komplett abgespritzt vor allem die ganze Unterseite damit das Salz weggewaschen wird und dann in die warme Garage gestellt. Am nächsten Tag geht es dann wieder von vorne los: Auto auf Karton stellen und wieder Öl auftragen damit nichts rosten kann!
So hat das nun schon über zehn Planai Classic Veranstaltungen hervorragend funktioniert."
Kein Wunder ist und bleibt er in der ganzen Dachstein-Region der absolute Publikumsliebling. Auch der “zwischengas"-Reporter vor Ort ehrt in dafür mit einer "standing Ovation"!
Das Problem sitzt hinter dem Lenkrad
Fazit vom österreichischen ex-Safari-Rallye-Spezialisten Rudi Stohl zur Planai Classic 2018: „Wenn die Reifen halbwegs passen und das Auto gut vorbereitet ist, geht’s schon. Aber du musst unbedingt dein Hirn einschalten. Das ist das Hauptproblem. Der Schneematsch ist alles kein Problem, denn das Problem hockt immer hinter dem Lenkrad.“
Lob gab es dazu auch vom Veranstalter Helmut Zwickl: „Es war eine harte und fast grenzwertige Veranstaltung und sicherlich eine der schwierigsten Planai-Classics bisher. Wir hatten alles dabei, vom tiefsten Winter mit 30 Zentimeter Schnee, dichtem Nebel, eisige und glatte Straßen, Graupel- und Hagelschauer. Mehr Winter kann man nicht bieten. Das alles mit alten Autos zu überwinden ist wirklich eine Challenge. Mit modernen Allrad-Autos im Schnee zu fahren ist keine Kunst. Aber was diese Piloten leisten ist wirklich bemerkenswert – ich ziehe meinen Hut!“
Drei Sieger
Die Sieger der einzelnen Epochen lauten Christian Baier auf Le Francis Baujahr 1927 (Epoche I), Florian Kunz und Sebastian Klackl auf einem Mini Cooper S Baujahr 1964 (Epoche II) und Alexander und Florian Deopito auf Mercedes 350 SLC Baujahr 1972 (Epoche III).
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