Die Spannung war gross, denn nicht nur war die “Grand Basel” bereits ein Jahr im Vornherein angekündigt, Ausstellungsmacher Mark Backé und Paolo Tumminelli hatten auch etwas komplett Neues angekündigt. Statt einfach eine Verkaufs-Show wolle die Grand Basel eine kuratierte Ausstellung mit einer überschaubaren, aber umso interessanteren Auswahl an klassischen und modernen Autos sein.
Bereits bei der Eröffnung zeigten bekannte Grössen des Autodesigns, etwa Giorgetto Giugiaro oder Andrea Zagato, dass sie dieser neuartigen Konzeption durchaus einiges abgewinnen können.
Wie in einer Kunst-Galerie
Wer durch die Ausstellung in der Muba-Halle von Basel spazierte, fühlte sich weniger an eine Oldtimermesse als an eine Kunst-Galerie erinnert. Alle Autos wurden in einheitlich und stilvoll konzipierten Quadern gezeigt, die den Blick nur minimal vom Ausstellungsobjekt ablenkten. Die (neutralfarbene) Beleuchtung stellte sicher, dass die Autos sprichwörtlich im besten Lichte gezeigt werden konnten.
Die Säulen und Trennwände liessen die Autos wie in einem Bilderrahmen wirken, erlaubten den Blick auf Details und besondere Akzente.
Gerhard Berger, der ehemalige F1-Rennfahrer, meinte jedenfalls nach seinem Besuch: “Genau so muss man Autos zeigen!”. Er hätte sich allerdings noch mehr Rennwagen gewünscht.
Ganz ohne Vorbild im automobilen Bereich ist die Grand Basel übrigens nicht. Das Museum of Modern Art in New York zeigte bereits 1951 acht Autos von besonderer Schönheit, darunter, wenig überraschend auch der Cisitalia 202, der auch in Basel wieder zu sehen war.
Generell waren die Besucher der Messe beeindruckt, aber manchmal auch etwas ratlos. Wer sich nicht rechtzeitig die “App” für das Mobiltelefon heruntergeladen hatte, fand bei den Ausstellungsobjekten nur gerade Marke/Typ und Jahr sowie den Aussteller, aber keine Hintergrundinformationen.
Strassenfahrzeuge und Rennwagen
113 Fahrzeuge waren es, die auf 32’000 Quadratmetern präsentiert wurden. Von Dichtestress kann hier wirklich nicht gesprochen werden, im Gegenteil. Jedes Exponat hatte viel Platz zum “Atmen” und auch für die 12’000 Besucher gab es breite Gänge, so dass man sich nicht auf den Füssen herumstehen musste.
Gezeigt wurden vor allem Strassenfahrzeuge, ergänzt um einige wenige reinrassige Rennwagen, unter denen natürlich der Einsitzer BRM P83 aus dem Jahr 1966 besonders auffiel. In seinem Heck steckt ein ziemlich unorthodox konstruierter Sechzehnzylindermotor mit 32 Ventilen und drei Litern Hubraum.
Trotz hoher Motorleistung reichte es wegen Zuverlässigkeitsproblemen nie für einen Sieg, optisch kann der BRM aber mehr als nur überzeugen. Auch der zweite Monoposto, ein Benetton B194-05 von 1994, gefiel in der Ausstellung, dies nicht zuletzt dank seines bunten Kleides.
Zu den Rennwagen gehörten natürlich auch einige der präsentierten Zweisitzer, etwa ein Maserati Tipo 63 Birdcage von 1961, ein Porsche Carrera 6 von 1966 oder der Simca-Abarth 1300 Corsa von 1965.
Bei den Strassenfahrzeugen waren natürlich die italienischen Supersportwagen stark präsent, aber auch Aston Martin und Porsche waren gut sichtbar vertreten, während andere Marken, z.B. BMW, Cisitalia, Pesaso oder Bugatti auf nur gerade ein Exponat verweisen konnten.
Die zwei Monterosas
Einer der Höhepunkte der ersten Austragung der Grand Basel, weitere Ausstellungen auch im Ausland sollen folgen, waren sicherlich die beiden Isotta Fraschini des italienischen Sammlers Lopresto. Gezeigt wurden ein Coupé (von Touring) und ein Cabriolet (Boneshi) aus den Jahren 1948 und 1947.
Der Monterosa war bekanntlich der Schwanengesang des vor dem Kriege berühmten Autoherstellers Isotta Fraschini. Präsentiert wurde der Wagen im Oktober 1947 im Grand Palais in Paris.
Nur selten sieht man einen der wenigen von Hand gefertigten Prototypen, dass aber gleich zwei Wagen zusammen ausgestellt sind, ist noch viel seltener.
Raritäten am laufenden Band
Aber auch neben den beiden Monterosa Isottas gab es manches Auto zu bestaunen, das man nicht allzu häufig antrifft. Das Spektrum war dabei vom Advisory Board gewollt gross gewählt worden.
Da gab es eine Iso Isetta als Kabinenroller von 1952, einen Ford Consul Capri als Coupé von 1961, aber auch einen Fiat Panda von 1979 (ein Meisterstück des Designers Giorgetto Giugiaro) oder den bereits erwähnten Cisitalia 202 SC von 1947, bis heute eines der schönsten je gebauten Autos überhaupt.
Dazwischen fanden sich dann auch Fahrzeuge, die man besser kennt, etwa ein Lamborghini Miura, ein Maserati Ghibli oder ein Jaguar E-Type.
Und dann wieder Raritäten, die nur in kleinster Anzahl gebaut wurden, wie der Aston Martin DB4 GT Zagato, der Fiat 8V Vignale, der Pegaso Z-102 mit Saoutchik-Cabriolet-Karosserie von 1954 oder der Alvis TF21 mit Graber-Cabriolet-Karosserie von 1967 (übrigens der letzte Graber-Alvis, der gebaut wurde).
Eine ganz besondere Premiere
Typisch für den Anspruch der Ausstellungsmacher war sicherlich auch die internationale Erstpräsentation des 1:1-Modells des Autos, das Gio Ponti, ein italienischer Architekt, in vielen Skizzen und Ideensammlungen anfangs der Fünfzigerjahre entworfen hatte.
Ermöglicht wurde der Bau des originalgrossen Modells durch die FCA-Gruppe, der damals antizipierte Radstand entsprach auch dem Alfa Romeo 1900, der als Gegenstück mit Jahrgang 1950 auch gleich dahinter präsentiert wurde.
Das Auto von Ponti mag ästhetisch nicht überzeugen, konzeptionell war der Architekt mit seinem “user centric design” den damaligen Autobauern ein oder zwei Jahrzehnte voraus.
Interessante Vergleiche
Je nachdem, wie man es anschaut, sind 113 Fahrzeuge, darunter auch einige Wagen aus dem 20. Jahrhundert, viel oder wenig. Wer sich in die einzelnen Formen und Fahrzeuge vertiefte, war nach seinem Rundgang sicherlich erschöpft.
Er (oder sie) konnte aber auch trefflich Formen und Designansätze vergleichen, so standen die Modelle Lamborghini Miura, Countach, Maserati Ghibli und Monteverdi Hai nur wenige Schritte auseinander, eigentlich hätte nur noch ein Ferrari 365 GT4/BB gefehlt, um das Quartett zum Quintett zu erweitern.
Der Ferrari Daytona jedenfalls war, ein paar Schritte weiter entfernt genauso vorhanden, wie ein De Tomaso Pantera und die Palette von Iso Rivolta.
Natürlich hätte man als Liebhaber immer wieder das eine oder andere Fahrzeug nennen können, das auch noch gut in die Ausstellung gepasst hätte, aber hier zeigte sich eben auch die Limite einer Ausstellung, die schlussendlich zeigen muss, was zahlende Enthusiasten zur Verfügung stellen. Anders kann man kaum erklären, dass von gewissen Fahrzeugen gleich mehr als ein Exemplar vorhanden war, während andere Jahrhundertklassiker fehlten.
Technik nebensächlich
Was sicherlich nicht im Fokus der Ausstellung lag, war die Technik unter dem schönen Blech. Offene Motorhauben waren genauso verpönt wie offen gelegte Fahrwerke oder Blicke unter die Karosserie.
Ob man damit dem Automobil nicht auch einen Teil der Seele abspricht, war eine bei den Besuchern heiss diskutierte Fragestellung.
Ein kommerzieller Erfolg?
Kann die Rechnung, 113 Autos auf 32’000 Quadratmetern 12’000 Besuchern zu zeigen, aufgehen, selbst wenn das Ausstellen eines Autos bereits CHF 25’000 kostete und der Eintritt mit Preisen um CHF 45.00 auch nicht gerade wohlfeil war? Diese Frage müssen sicherlich vor allem die Messemacher beantworten, aber selbst bei erfolgreicher Spreadsheet-Akrobatik dürften die Margen sehr eng sein.
Einige Aussteller liessen sich aber durchaus positiv vernehmen, so etwa Marc Kienle vom gleichnamigen Restaurier/Händler: “Wir fühlen uns auf der Grand Basel richtig platziert. Das Umfeld zu unseren Fahrzeugen ist perfekt stimmig. Wir haben viele interessante Gäste getroffen, welche genau unserer Zielgruppe entsprechen. Gespräche mit potentiellen Interessenten konnten bereits vertieft und ausgebaut werden. Es hat uns auf der Grand Basel sehr gut gefallen, eine Mitwirkung bei einer der nächsten Show ist für uns von großem Interesse.”
Die Grand Basel will aber auch die Brücke schlagen zwischen der Klassikermesse und dem bestens eingeführten Autosalon, wie er etwa alljährlich den Neufahrzeugen gewidmet in Genf stattfindet. So sind denn auch die Premieren zu verstehen, die in Basel gefeiert wurden.
So war etwa der Tesla Roadster, der in Europa noch nie gezeigt wurde und der 2020 erscheinen soll, zu sehen oder der Delta Integrale Futurista, eine Neuinterpretation des Lancia Delta Integrale von Automobili Amos. Dass diese Anbieter Geld springen liessen, um ihre Fahrzeuge zu zeigen, lässt sich angesichts des erwarteten hochkarätigen Publikums verstehen.
So kann man also hoffen, dass die Grand Basel keine Eintagsfliege war, denn ausbauen lässt sich das für den Besucher attraktive Konzept sicherlich.
Ausgestellte Fahrzeuge an der Grand Basel 2018
Marke | Typ | Jahr | Kommentar |
---|---|---|---|
Abarth | 2200 Allemano Coupé | 1959 | Jahrgang extrapoliert |
Abarth | Serie II 2000 Periscopio | 1968 | |
Abarth | Simca 1300 Corsa | 1965 | Jahrgang extrapoliert |
Aestec | GTS | 2018 | inspiriert durch Porsche 904 GTS |
Alfa Romeo | 1900 Berlina | 1950 | |
Alfa Romeo | 6C 1750 GS Zagato | 1931 | |
Alfa Romeo | 6C 2500 Competizione – Bodyframework | 2016 | |
Alvis | TF 21 Graber |
1967 | |
Aston Martin | DB 4 GT Zagato | 1960 | |
Aston Martin | DB2 GT Team Car | 1951 | |
Aston Martin | DB3 | 1952 | |
Aston Martin | DB4 Convertible | 1963 | |
Aston Martin | DB5 Volante | 1966 | |
Aston Martin | DB6 | 1966 | |
Aston Martin | DB6 Vantage | 1969 | |
Aston Martin | GT 12 1/1 | 2016 | zweimal, zus. Modell 2015 |
Aston Martin | One-77 | 2011 | |
Aston Martin | V8 Vantage Volante | 1987 | |
Aston Martin | Virage | 2011 | |
Avion Voisin | C25 Aérodyne | 1935 | |
Benetton | B194-05 | 1994 | Formel-1-Wagen |
Bentley | Continental P116 | 1996 | |
Bentley | S1 Flying Spur | 1957 | |
Bentley | S2 Cabriolet | 1961 | |
BMW | 507 Serie 2 Roadster | 1959 | |
BMW | M1 R | 1981 | Rennwagen |
BRM | P 83 – H16 | 1966 | |
Bugatti | Chiron | 2018 | |
Bugatti | Veyron Legende „Les Legendes“ | 2013 | |
Cisitalia | 202 SC | 1947 | |
Citroën | DS 19 Chapron le Dandy | 1958 | |
Corvair | Testudo | 1963 | Jahrgang nachdokumentiert |
Daimler | V8 Saloon | 1967 | |
De Tomaso | Pantera | 1988 | Jahrgang extrapoliert |
Delahaye | 135 M | 1949 | |
Ducati | 750 Corsa Imola | 1972 | |
Ferrari | 250 GT Coupé Pininfarina Serie 1 | 1962 | |
Ferrari | 250 GT SWB California Spyder | 1960 | 1963 |
Ferrari | 250 GT SWB Coupé | 1960 | |
Ferrari | 250 GTE | 1962 | |
Ferrari | 275 GTB | 1966 | nur Karosserie |
Ferrari | 275 GTB /C | 1966 | |
Ferrari | 312 P | 1969 | |
Ferrari | 330 GTC | 1966 | Jahrgang extrapoliert |
Ferrari | 365 GTB 4 / Daytona Competizione | 1971 | |
Ferrari | 365 GTB 4 / Daytona Coupé | 1973 | |
Ferrari | GTC 4 Lusso „azzurra“ livery | 2017 | |
Ferrari | LaFerrari | 2013 | |
Ferrari | SP 38 Deborah | 2017 | |
Ferrari | 250 MM | 1953 | Jahrgang extrapoliert |
Ferrari | F40 | 1991 | |
Fiat | 500 Abarth - „azzurra“ livery | 2017 | |
Fiat | 500 Ghia Jolly | 1959 | |
Fiat | 500 Spiaggina by Garage Italia | 2018 | |
Fiat | 8V Berlinetta Rapi | 1953 | |
Fiat | 8V Vignale | 1953 | |
Fiat | Panda | 1979 | verbraucht, aber fahrbar |
Fiat | 500 Spiaggia Boano | 1958 | |
Ford | Consul Capri Coupé | 1961 | |
Ford | GT | 2005 | |
Ford | GT 40 | 1966 | |
GFG Style | Sibylla GG80 | 2018 | |
Gio Ponti | AutomobileDiamante (Modell) | 1953 | Modell 2018 gebaut |
Graber | Alvis TS21 | 1967 | |
Invicta | S | 1932 | Jahrgang extrapoliert |
Iso Rivolta | 300 Gran Turismo | 1962 | |
Iso Rivolta | Fidia | 1968 | |
Iso Rivolta | Grifo | 1969 | |
Iso Rivolta | Isetta | 1952 | |
Iso Rivolta | Vision GT | 2017 | |
Isotta Fraschini | 8C Monterosa Cabriolet | 1948 | |
Isotta Fraschini | 8C Monterosa Coupé | 1947 | |
Jaguar | E Serie 1 Cabriolet | 1965 | |
Jaguar | E-Type Flatfloor | 1961 | Jahrgang extrapoliert |
Lamborghini | Countach LP 400 | 1974 | |
Lamborghini | Miura P400 | 1968 | |
Lancia | Delta Integrale Evoluzione | 1992 | |
Lancia | Delta Integrale Futurista | 2018 | |
Lancia | Sibilo Berton | 1978 | |
Land Rover | Series 1 – Special V 8 | 1954 | Jahrgang extrapoliert |
Lincoln | Continental "Picasso" | 1963 | Jahrgang extrapoliert |
Maserati | Ghibli Spyder | 1972 | Jahrgang extrapoliert |
Maserati | Tirp 63 Birdcage | 1961 | |
McLaren | P1 | 2013 | |
McLaren | P1 GTR | 2015 | |
Mercedes Benz | 300 D Cabriolet D | 1960 | |
Mercedes Benz | 300 SL Flügeltürer | 1954 | |
Mercedes Benz | 300 SL Roadster | 1957 | |
Mercedes Benz | 320 A Cabriolet | 1938 | |
Mercedes Benz | 600 Pullman Landaulet | 1963 | |
Monteverdi | Hai 450 GTS | 1970 | |
Pagani | Huayra | 2018 | |
Pegaso | Z-102 Series 2 Saoutchik Cabriolet | 1954 | |
Peugeot | 203 Special | 1955 | |
Porsche | 550 RS Spyder | 1956 | |
Porsche | 550 Spyder 1500 RS | 1956 | |
Porsche | 906 Carrera 6 | 1966 | Jahrgang extrapoliert |
Porsche | 918 Spyder | 2015 | |
Porsche | Ateliers Diva Targa | 2018 | |
Porsche | Carrera 911 2.7 RS | 1973 | |
Porsche | Carrera 911 GT2 RS | 2018 | |
Rolls Royce | Phantom I | 1925 | |
Tesla | Roadster | 2018 | erwartet für 2020 |
VW | T1 Rennservice | 1959 | |
VW | T1 Renntransporter | 1964 | |
Zagato | Zele | 1970 |
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Wie sich das Ganze betriebswirtschaftlich rechnen soll, bleibt mir ein Rätsel. Aber es war ein Privileg das zu sehen und vor allem so zu sehen. Dagegen sind alle anderen Automobil-Veranstaltungen nur noch Jahrmärkte, und Rummelplätze. Die Grand Basel ist eine ganz neue Qualität und eine Schweizer Spitzenleistung. CHAPEAU! - und DANKE!