Was wäre, wenn plötzlich alle elf Spieler vom FC Basel zum FC Luzern wechseln würden. So ähnlich mutet der Standortwechsel des Basler Monteverdi-Museums von Binningen ins Verkehrshaus von Luzern an. Das Museum in Monteverdis alten Werkshallen in Binningen ist damit Geschichte.

Das Verkehrshaus in Luzern verdoppelt nahezu seine Ausstellungsfläche in der Automobilhalle und zeigt ab sofort über ein Dutzend Exponate aus der Stiftung Peter Monteverdi. Diese Fahrzeuge sind Teil des industriellen Kulturgutes der Schweiz. Sie sind von grosser nationaler wie auch internationaler Bedeutung.
Nicht nur die Vielfalt der unter der Marke Monteverdi konstruierten hochwertigen Fahrzeuge, auch die Einzigartigkeit, wie Peter Monteverdi in fast autodidaktischer und visionärer Weise die Mannigfaltigen Geschicke der Firma lenkte, führten zum weltweit hervorragenden Ruf der Marke.
Prägende Gestalt
Peter Monteverdi gilt eigentlich als einziger Schweizer Serien-Autohersteller der Neuzeit überhaupt. Monteverdi schuf von Beginn der Sechzigerjahre bis hin ins Jahr 1987 nicht nur faszinierende Luxussportwagen, auch das Segment der SUV wurde durch seine visionären Fahrzeugkonzepte mitgeprägt.
Als Peter Monteverdi im jungendlichen Alter die väterliche Garage übernahm, verfügte er bereits über einige Erfahrung mit seiner Leidenschaft, dem Motorsport. Nach mehreren Jahren als erfolgreicher Rennfahrer konstruierte er eigene Formel Junior Modelle und sogar einen F1 Rennwagen unter dem Markennamen MBM (Monteverdi Binningen Motors).
Doch nach seinem schweren Unfall auf dem Hockenheimring im Jahre 1961 widmete Peter Monteverdi seine ganze Kraft dem Ausbau seiner Garage. Monteverdi war damals offizieller Ferrari-Importeur und Vertreter von Lancia und BMW.
Seiner Leidenschaft für schnelle Autos und seiner Kreativität wollte Monteverdi aber nicht abschwören und so konstruierte er vorerst Spezialversionen von Rennwagen, aber auch einen Sportwagen unter der Marke MBM.
Autoproduktion unter eigenem Namen
Ab 1967 baute er seinen Betrieb zu einer eigenen Schweizer Automobilmarke, die dank Einflussnahme des AR-Chefredakteurs Braunschweig seinen eigenen klangvollen Namen trug, aus. Könnte man nicht die Annehmlichkeiten eines Rolls-Royce mit der Sportlichkeit eines Ferrari verbinden? Was bisher keiner gewagt hatte, gelang dem 33-jährigen Monteverdi mit dem Monteverdi High-Speed. Alles war im Überfluss und gelungener Kombination an Bord: Komfort, Kraft und Luxus pur. Bereits nach der Premiere an der IAA in Frankfurt im Jahr 1967 war Monteverdi eine weltbekannte Marke.
Eine heute noch beeindruckende wie intensive Schaffensperiode im Leben des jungen Schweizers nahm ihren Anfang! Während rund 20 Jahren entstanden in Binningen luxuriöse Sport- und Tourenwagen unter der Marke Monteverdi. Es war dies die letzte Schweizer Autoschmiede, welche nicht nur exklusive Karosserien herzustellen vermochte, sondern meist mit der Entwicklung von Prototypen auch ganze Wagen produzierte.
Gemäss Paul Berger, Weggefährte Peter Monteverdis und damals als Verkaufsleiter tätig, wurden insgesamt rund 3000 Fahrzeuge eigene Wagen gebaut. Der erste Luxus-Sportwagen war 1967 der High Speed 375, stückzahlenweise erfolgreichstes Modell war der luxuriöse Geländewagen «Safari». Während der Blütezeit beschäftigte Monteverdi bis zu 50 Angestellte. Als die Autoproduktion eingestellt wurde, richtete Peter Monteverdi bereits 1985 das Museum ein.
Umzug ins Verkehrshaus
Das Fassadenkonzept der Halle Strassenverkehr im Verkehrshaus der Schweiz ist ein “Eyecatcher”, der landesweit und darüber hinaus einen hohen Wiedererkennungseffekt garantiert. Auf rund 1600 m2 Aussenfläche wurden total 344 Signaltafeln des Strassenverkehrs angebracht.
In dieser berühmten Halle können nun die Monteverdi-Fahrzeuge auch permanent gezeigt werden.
Der Basellandschaftliche Zeitung gegenüber freute sich Paul Berger: «Ich bin glücklich über diese Lösung». Seit dem Tod Peter Monteverdis im Jahr 1998 lenkte er die Geschichte des Museums in Binningen alleine. Mit seinen 74 Jahren musste er eine neue Lösung für das Erbe Monteverdis finden. Schon bisher konnte das Museum aus Kostengründen nur noch auf Voranmeldung besucht werden, es fehlten die Mittel für das nötige Personal, um die Sammlung ständig zu zeigen. Und öffentliche Mittel erhielt Paul Berger keine.

Schliesslich gründete Berger eine Stiftung, in die er 22 der 50 Fahrzeuge einbrachte. Die Stiftung soll sicherstellen, dass sich auch nachfolgende Generationen über den Werdegang der Marke Monteverdi informieren können und fahrbereite, bestens erhaltene Fahrzeuge lebendiges Zeugnis der "Faszination Monteverdi" ablegen werden.
Die 22 Autos der Stiftung und weitere Exponate sollen nun abwechslungsweise im Verkehrshaus Luzern gezeigt werden
"Ich musste handeln, solange ich noch selber entscheiden konnte!", erklärte Paul Berger und ergänzte: "Es ist auch ein kleiner Trotz gegenüber der öffentlichen Hand, die mir nicht einmal mit einem Franken geholfen hat, was mich schwer schmerzte.”
Deshalb sei der Umzug des Museums ins Verkehrshaus der richtige Weg. Daniel Geissmann vom Verkehrshaus Luzern erklärt, wie es zum Kontakt zwischen dem Verkehrshaus und Paul Berger kam: “Wir loteten die Interessen aus, und irgendwann hat sich das Ganze konkretisiert. Erst dann fanden ernsthafte Gespräche statt über die neue Ausstellung in Luzern”.
Für Daniel Geissmann war es wichtig, dass die Geschichte von Monteverdi der ganzen Schweiz erhalten bleibt und auch der nächsten Generation zugänglich gemacht werden könne. “Diese Ausstellung ist der Abschluss einer Epoche, in der noch Schweizer Autos hergestellt wurden. Monteverdi war der Letzte, der das machte”, ergänzte Geissmann.
Umzug in drei Akten
Vor dem Einzug ins Verkehrshaus Luzern wurden einige der berühmtesten Monteverdi-Modelle, darunter der HighSpeed, der Hai und der Safari, 50 Jahre nach der Firmengründung nochmals am Genfer Autosalon 2017 präsentiert. Was 1967 noch nicht möglich war, die Premiere erfolgte bekanntlich an der IAA in Frankfurt, fand 2017 nun in Genf auf einem grosszügigen Stand statt.

Nach dem Genfer Salon wurden die Autos direkt nach Luzern gebracht und dort bereits vorläufig in der neuen Strassenverkehrshalle platziert.
In einem zweiten Schub wurden dann die weiteren Fahrzeuge, die für das Verkehrshaus Luzern vorgesehen waren, von Binningen nach Luzern transportiert.
Knappe Platzverhältnisse trotz neu gestalteter Halle
Von Januar bis März 2017 war die Strassenverkehrshalle des Verkehrshauses renoviert worden. Dabei wurde extra ein neuer Zwischenboden eingezogen, der zusätzlichen Platz für die Ausstellung bereitstellt. Das bereits seit vielen Jahren installierte Hochregallager, in dem ein Teil der Auto-Sammlung des Verkehrshauses gezeigt wird, bleibt bestehen, der Zugang zur obersten Ebene erfolgt über eine lange Rolltreppe.
Trotz der erweiterten Platzverhältnisse können im Verkehrshaus aber nicht alle 22 Autos gleichzeitig ausgestellt werden. Geissmann: “Wir werden Themengruppen regelmässig in Szene setzen: Einmal mehr Motorsport, dann mehr Geländefahrzeuge oder dann die Limousinen.”
Die Autos werden dann ausgetauscht. Die nicht ausgestellten Fahrzeuge warten in den Lagerhallen.
Feierliche Eröffnung am 12. April 2017
Kurz vor Ostern, am 12. April 2017, wurde die erneuerte Strassenverkehrshalle und die Monteverdi-Ausstellung feierlich eröffnet. Anwesend waren natürlich der Monteverdi-Stiftungsgründer Paul Berger, aber auch Peter Sauber und andere Prominente aus der Automobilszene. Mit Ansprachen wurde der neue Ausstellungsstandort eingeweiht und damit der Öffentlichkeit übergeben.

Das Verkehrshaus Luzern ist während der Sommerzeit jeden Tag von 10:00 bis 18:00 geöffnet. Erwachsene bezahlen CHF 30.00, für Gruppen, Kinder, usw. gibt es die unterschiedlichsten Vergünstigungen.
Weitere Informationen gibt es auf der Website des Verkehrshauses Luzern .
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