Für Oldtimer-Enthusiasten mit grosser Abenteuerlust gibt es mittlerweile ein ansehnliches Angebot an Veranstaltungen. Nach Peking-Paris und dem Schnee-Gestöber im Vorarlbergischen muss man sicher auch die Aflenzer Winterclassic in der Hochsteiermark dazuzählen. Wie herausfordernd und gross das Abenteuer jeweils ist, lässt sich an der Schneemenge ablesen.
Bis zur Orientierungslosigkeit
Nicht nur das Fahren ist wegen ständig abwechselnder Fahrbahnverhältnissen und teilweise dichten Nebel (Sichtweite unter 10 Metern) extrem anspruchsvoll, nein auch für den Navigator eröffnen sich neue Möglichkeiten der Fehlnavigation bis hin zur völligen Orientierungslosigkeit.
Sogar einheimische Tankstellenangestellte fanden sich mit dem Roadbook derartig überfordert, dass sie plötzlich selber nicht mehr wussten wo sie eigentlich sind.
Akribisch werden die Roadbook-Kartenausschnitte in verschiedenen Masstäben und Himmelsrichtungen zusammengesetzt. Jede Seite muss von Neuem erkundet werden. Dazu kommen sehr einfach von Hand gezeichnete Skizzen.
Tückisches Roadbook, schwierige Strassenverhältnisse
Es gibt kaum ein Teilnehmer, der nicht mit den Tücken dieses Roadbooks zu kämpfen hat. Aber dadurch werden natürlich schon einfachste Navigationen zum Erlebnis und nicht selten kommen an einer Kreuzung Teilnehmer aus allen vier Himmelsrichtungen zusammen.
Dazu kommen schwierige Strassenverhältnisse, die die Teams oft aus dem mehr oder weniger beheizten Auto zwingen. Seien es eigene Ausrutscher, ein Hilfe benötigender Konkurrent oder die Notwendigkeit, Ketten montieren zu müssen, fast jeder Teilnehmer weiss am Ziel von Problemen, Schwierigkeiten und besonderen Erlebnissen zu erzählen.
Vergessen sind auf einmal Zeitkontrollen, Schnitttabellen oder auch Endklassierungen. Man will plötzlich nur noch das Ziel erreichen und dies möglichst nicht alleine.
Fehlender Kameradschaftsgeist und Sinn für Fairness?
Aber auch hier im eigentlich hilfsbereiten Freundeskreis fehlt es manchmal am letzten Quentchen Kameradschaftsgeist. So helfen wir zum Beispiel mit sechs Mann einem Mercedes-Team zurück auf die Strasse und als kurz darauf ein Volvo im Schnee steckt und wir die zweifache Manneskraft der Mercedes-Mannschaft bitter nötig gehabt hätten, meint der Fahrer: „Wir können nicht schon wieder stoppen, erstens haben wir bereits zweimal Konkurrenten geholfen und zweitens haben wir eine tiefe Startnummer und sind schwer im Rückstand!“
Als ob wir nicht alle schon Minuten, wenn nicht Stunden in Verzug gewesen wären.
Auch werden Ketten völlig unorganisiert mitten auf der Fahrbahn aufgezogen, oder gar mit Wagenheber ganze Räder gewechselt. Die komplette Rallye wird blockiert, egal ob der zwölfte Wagen in der stehenden Kolonne die Ketten schon lange montiert hat oder gar ohne jegliche Fahrhilfe die Steigung überwinden könnte. Alle müssen mit anpacken oder warten, bis die Gasse endlich wieder frei ist.
Hilfsbereitschaft obsiegt
Aber es gibt auch die andere, extrem hilfsbereite und freundschaftliche Seite und diese ist massiv grösser als das Gegenteil. Man hilft sich wo man kann und bekommt die Hilfe kurze Zeit später doppelt zurück.
Als einem Porsche-Fahrer ein Brückengeländer entgegen kommt und er sein eigenes Auto in kalt verformtem Zustand kaum wiedererkennt, wird die geschockte Mannschaft vom nachfolgenden BMW 2002 touring ohne Wenn und Aber ins Hotel gefahren, obwohl die bayrische Truppe ihren Rallye-Tag damit aufgeben muss.
Auch die ansässigen Bauern stehen mit ihren schweren Traktoren hilfsbereit zur Stelle. Reicht die menschliche Kraft mal nicht mehr aus, um das Auto auf die Fahrbahn zurückzubringen, so kann jederzeit beim nächstliegenden Bauernhof Hilfe geholt werden.
Nichts für Concours-Fahrzeuge
Es versteht sich von selbst, dass man nicht mit einem Concours-Auto an einer derartigen Veranstaltung teilnehmen sollte. Nicht nur die vielen stark gesalzenen Strassen machen den Autos zu schaffen, nein auch der Split hinterlässt seine Spuren und natürlich kommen da und dort auch Karosserieschäden noch dazu.
Die Besatzungen wie die Fahrzeuge zeigen stündlich steigende Müdigkeitserscheinungen. Man stösst an seine eigenen Grenzen und immer mehr Fehler schleichen sich ein. Es ist keine Kaffee-Fahrt von 50 km, nein die Gesamtdistanz erstreckt sich während eineinhalb Tagen über etwas mehr als 700 km und führt durch Märchenlandschaften verschneiter Hügelzüge und tiefe Wälder, quer durch das Niemandsland der Hochsteiermark.
Leider bleibt keine Zeit, diese einzigartige Landschaft zu geniessen, da der Fahrer seine Augen konzentriert auf den Streckenverlauf gerichtet hat und der Beifahrer kaum einen Blick vom Roadbook wenden kann.
Aber genau deshalb ist es wohl eines der letzten grossen Abenteuer, an dem man mit seinem Oldie in Mitteleuropa noch zu günstigen Konditionen teilnehmen kann. Weit ab vom Fünf-Sterne Arrangement zählt hier in erster Linie das Fahren und die Freundschaft.
Jeder ist ein Sieger
Jeder Teilnehmer kann sich am Schluss wie ein Sieger fühlen, wenn er die Strapazen heil überstanden hat. Aber natürlich gibt es auch noch die, die es ein wenig schneller geschafft haben.
Gesamtsieger und Erster der grünen Klasse werden in der Austragung 2013 Erik Skreiner / Philip Mittelbach auf VW Käfer (1959) mit einer Zeitdifferenz von: 01:58:06 Stunden. Dahinter folgen Gert Pierer / Martin Rettenbacher auf Volvo 122 S (1965) mit einer Zeitdifferenz von 02:03:42 Stunden. Im Windschatten auf den dritten Platz fahren Heiko Dlugos / Marc Dennerlein auf Fiat 128 3P (1978) mit einer Zeitdifferenz von 02:06:01 Stunden
Die grüne Klasse bis Baujahr 1949 gewinnen Bernhard Brägger / Manfred Tragner auf Alvis DKC 731 (1936) mit einer Zeitdifferenz von 12:54:29 Stunden.
In der roten Klasse ab Baujahr 1979 siegen Oliver Schramm / Robert Zschocke auf Alfasud (1980) mit einer Zeitdifferenz von 04:07:20 Stunden
Gesamtergebnisse
Pos | StrNr | Gruppe | Fahrzeug | Baujahr | Mannschaft | Kommentar |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 39 | 2 | VW Käfer | 1959 | Skreiner Erik / Mittel bach Philipp | Gruppensieger |
2 | 35 | 2 | Volvo 122S | 1965 | Pierer Gert / Rettenbacher Martin | |
3 | 16 | 2 | Fiat 128 3P | 1978 | Dlugos Heiko / Dennerlein Marc | |
4 | 6 | 2 | Ford 1300 GT | 1970 | Peherstorfer Kurt / Baier Christian | |
5 | 38 | 2 | Porsche 911 | 1965 | Haberl Michael / Haberl Sebastian | |
6 | 19 | 2 | Porsche 924 Turbo | 1979 | Schott Karl Heinz / Wohlenberg Karsten | |
7 | 25 | 2 | Porsche 924 | 1979 | Patsch Peter / Irger Manfred | |
8 | 24 | 2 | Volvo 1800 E | 1970 | Neugebauer Klauspeter / Howacker Florian | |
9 | 28 | 2 | VW 1303 S | 1973 | Bauder Franz / May rhofer Robert | |
10 | 20 | 2 | Maserati Mistral | 1966 | Schorno Edy / Betschart Christoph | |
11 | 13 | 3 | Alfa Romeo Alfasud | 1980 | Schramm Oliver / Zschocke Robert | Gruppensieger |
12 | 23 | 2 | Opel Kadett GT/E C | 1976 | Jodl Alfred / Jodl Christoph | |
13 | 8 | 2 | Mercedes 450 SLC | 1979 | Pan Peter / Krisam Martin | |
14 | 17 | 2 | Rover 3500S | 1972 | Perger Gerhard / Gottschlich Roman | |
15 | 37 | 2 | Lancia Zagato 1600 | 1973 | Baldini Emilio / Sicher Philipp | |
16 | 31 | 3 | Porsche 924 | 1980 | Gesslbauer Johann / Gesslbauer Uli | |
17 | 22 | 2 | Saab 96 | 1967 | Fojtik Andreas / Operschal Michael | |
18 | 2 | 2 | Opel Mama B | 1976 | Kunz Gerhard / Kunz Susanne | |
19 | 29 | 2 | Fiat 132/2000 | 1978 | Huber Robert / Förster Stefan | |
20 | 34 | 2 | Alfa Romeo GT Bertone | 1975 | Hürlimann Bruno / Kaufmann Rainer | |
21 | 5 | 2 | Ford Cortina | 1969 | Gailhofer Jakob / Zeisberger Oliver | |
22 | 11 | 2 | Porsche 911 | 1976 | Bachner Martin / Karion Fritz | |
23 | 15 | 2 | Austin A 30 | 1956 | Rohrmoser Michael / Fuchs Georg | |
24 | 33 | 2 | Porsche 924 | 1979 | Haunschmid / Höbarth | |
25 | 18 | 2 | Volvo 122S | 1969 | Stranzinger Herbert / Stranzinger Josef | |
26 | 1 | 3 | Audi sport quatro 859 | 1984 | Stoschek Michael / Walz Rüdiger | |
27 | 27 | 2 | VW 1303 | 1972 | Weckerle Pius / Schlager Otmar | |
28 | 21 | 2 | Triumph TR 5 Rallye | 1968 | Dravec Chris / Stoll Silvia | |
29 | 3 | 2 | VW Typ ll | 1957 | Schwarz Hermann / May rhofer Joschi | |
30 | 40 | 2 | Alfa Romeo GTV | 1978 | Auer Stephan / Jansen Jens | |
31 | 32 | 2 | Porsche 356 B | 1960 | Maszynski Stefan / Marek Thomas | |
32 | 7 | 1 | Alvis DKC 731 | 1936 | Bräqqer Bernhard / Tragner Manfred | Gruppensieger |
33 | 30 | 2 | BMW 2000 | 1971 | Hess Felix / Hess Philip | |
34 | 36 | 3 | Porsche 928 | 1980 | Grosina Herwig / Baier Rudolf | |
35 | 9 | 3 | Triumph TR 7 | 1981 | Staudt Rainer / Krieg Jürgen | |
36 | 41 | 3 | Porsche 944 | 1982 | Noser Werner / Brägger Annie | |
37 | 10 | 3 | Audi quatro | 1981 | Brückner Toni / Brückner Gabi | |
38 | 26 | 3 | Renault Alpine 5 | 1981 | Zuhnemer Andreas / ReinersJörg | |
39 | 12 | 2 | VW-Käfer 1302S | 1970 | Peters Wilfried / Kronberger Gernot | |
40 | 14 | 3 | Porsche 944 | 1984 | Greub Stefan / Vonow Alex | |
41 | 4 | 3 | Porsche 944 | 1982 | Hauser Thomas / Reinhard Thomas |
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