Bereits zum 18. Mal sammelten sich die Freunde alten Blechs im Schlosspark von Schwetzingen, um unter sich die Schönsten und Elegantesten, die Besterhaltenen und Originalsten zu erküren. Und einmal mehr konnte das Organisationsteam unter Johannes Hübner eine Schau der Superlative zusammenstellen.
Der unbestrittene Höhepunkt waren die Automobile der Marke Röhr, die gleich beim Eingang aufgereiht waren.
14 x Röhr
Am 10. Februar 1926 wurde die Röhr Auto AG gegründet, 500’000 Reichsmark wurden investiert und Hans Gustav Röhr konnte seinen Traum, einen modernen und leistungsfähigen Wagen unter seinem eigenen Namen wahr machen. Flugs wurde ein Achtzylinderwagen entwickelt, bereits 1927 fuhren die ersten Röhr 8/40 PS auf den Strassen von Ober-Ramstadt. Mit Einzelradaufhängungen, Tiefbett-Kastenrahmen und Zahnradlenkung bot man innovative Technik an, der Achtzylinder sorgte für Prestige.
Die Presse regierte positiv, ein Auftritt an der IAMA in Berlin im November 1928 sorgte für gute Bestelleingänge. Neue Modelle wurden entwickelt, aber die Wirtschaftskrise machte es der kleinen Firma schwer. Röhr kam in Schweizer Besitz, hiess nun Neue Röhr Werke AG und stellte schon bald wieder ein neues Modell vor, das mithilfe des Konstruktionsbüros Porsche in Stuttgart entstanden war. Der RA leistete bereits 75 PS und die Karosseriebauer lieferten ihren Beitrag dazu, dass man zu Röhr aufschaute. Der vielleicht berühmteste Achtzylinder ist die Stromlinien-lImousine von Autenrieth aus dem Jahr 1932.
Weil man sich von Luxusautos alleine nicht gut über Wasser halten konnte, übernahm man von Tatra die Lizenz für den Bau des Typs 75. Natürlich wurde der Wagen zuerst verbessert, dann als Röhr Junior vermarktet. Das Geschäft mit dem kleinen Vierzylinderwagen mit Boxermotor lief gut, die teuren Modelle allerdings verkauften sich weniger erfolgreich. Daran konnte auch der Typ FK 13/75/100 PS Olympier, der mit Hilfe von Porsche als absoluter Luxuswagen positioniert wurde. Gerade vier Exemplare konnten verkauft werden, dann war 1935 Schluss mit Röhr, der letzte Junior verliess am 9. März 1935 die Ober-Ramstädter Werkshallen.
Heute sind von den 4000 gebauten Röhr noch deren 30 Exemplare übrig, manche davon in erbärmlichen Zustand.
Dass man gleich 14 dieser Autos an einem Platz bestaunen kann, ist fast schon ein Wunder, das der Classic-Gala zu verdanken ist.
Sechs Röhr Junior in verschiedenen Ausführungen und acht Röhr 8, die fast die ganze Bandbreite der Luxuswagenproduktion repräsentierten, beeindruckten die Besucher des Concours. Dies geht selbst in Pebble Beach nicht besser.
110 Jahre Bertone
Röhr war nicht das einzige Spezialthema in Schwetzingen. Man feierte auch die 110-Jahre-Jubiläum von Bertone und schaffte einen interessanten Querschnitt an bei Bertone gezeichneten oder gebauten Fahrzeugen zusammen.
Nicht fehlen durfte da natürlich das vielleicht berühmteste Bertone-Design, der Lamborghini Miura. Aber auch der Alfa Romeo Montreal, der GTV (auch Bertone genannt!), der Lancia Stratos, der BMW 3200 CS oder das Fiat Dino Coupé hatten ihren Auftritt.
Zudem gab’s Autos aus der Bertone-Geschichte zu sehen, die kaum jemand kennt, etwa der Gordon Keeble oder der Fiat 850 Visitor Bus, mit dem wichtige Besucher durch das Fiat-Werk gefahren wurden.
120 Jahre Cadillac
Cadillac blickt im Jahr 2022 auf 120 Jahre Firmengeschichte zurück und dies wurde natürlich im Rahmen des US-Classic Car Concours entsprechen zelebriert.
Gleich zwei der berühmten V16-Vorkriegs-Wagen waren vor Ort und mit dem Runabout von 1904 eines der ersten Autos des US-Herstellers.
Natürlich fehlten auch die grossen Luxuslimousinen der Fünfziger- und Sechzigerjahr mit ihren Flossen und Panoramascheiben nicht. Und bis zum Allanté von 1991 reichte das Spektrum der Preisanwärter.
Raritäten und Besonderheiten an allen Ecken
Das Besondere an der Classic-Gala sind aber nicht nur die eindrücklichen Sonderschauen, sondern die unzähligen besonderen Autos, die irgendwo im Park stehen und auf den ersten Blick gar nicht sofort auffallen.
Im September 2022 waren dies zum Beispiel der Glas M61 Prototyp von 1961, den man als Nachfolger für das Goggomobil konstruiert hat, der es aber nicht in die Serie schaffte. Dafür wurde er bis 1981 als normales Auto genutzt und erst dann abgemeldet.
Oder das Kaiserauto 501 von 1935, das ein Flugzeugkonstrukteur im Stil der Zeppelin-Flugobjekte erbaute und mit einem NSU-Motorrad-Motor antrieb. Satte 100 km/h lief das Fahrzeuge, das ein wenig an eine Kanonenkugel erinnert.
Ein paar Schritte weiter stiess man auf ein rundliches Gefährt, das mit Maier Leichtbau von 1935angeschrieben war. Ursprünglich tat ein DKW-Motor in der aerodynamisch ausgetüftelten und selbsttragenden Leichtmetallkarosserie seinen Dienst. Dieser Motor wurde später durch ein VW-Triebwerk ersetzt. Jetzt fährt der lange gestandene Wagen wieder und man kann seine innovativen Feinheiten wie ein höhenverstellbares Fahrwerk oder einen in die Kurve schwenkenden Scheinwerfer nur bewundern.
Eine Besonderheit war sicherlich auch der gezeigte Lamborghini Miura P400. Das Spezielle hier war, dass dieser Miura offenbar im Laufe seines Lebens in den unterschiedlichsten Farbtönen lackiert worden war. Anstatt jetzt einfach alles abzuschleifen und auf den ursprünglichen Farbton (Blutorange) zurückzugehen, entschloss sich der Besitzer, die verschiedenen Farbschichten zu zeigen. Weniger auffällig kann eine Lackierung fast nicht sein.
Die Sportwagenzukunft der Fünfzigerjahre
Natürlich fehlten auch die Superklassiker nicht, die Sportwagen der Fünfzigerjahre hatten sogar ihre eigene Klasse.
Zu sehen gab’s einen BMW 507 und einen Mercedes-Benz 300 SL nebst anderen eleganten Würfen aus derselben Zeit.
Auch der Ford Comète von 1953 hätte bestens in diese Gruppe gepasst, er stand aber etwas weiter vorne.
Wichtige Club- und Herstellerbeiträge
Nicht hoch genug schätzen kann man die Beiträge, die jeweils verschiedene Clubs in Schwetzingen leisten. Und auch die Hersteller waren punktuell vertreten. Hervorgetan hat sich hier sicher Mercedes-Benz.
Man liess die S-Klasse hochleben und zeigte das Rekordfahrzeug SSKL. Und man startete sogar den Motor, was eine ziemlich eindrückliche Geräuschkulisse erzeugte.
Nach dem Regen kam die Sonne …
Witterungstechnisch verlief die 18. Classic-Gala nicht ganz optimal. Vor allem am Samstag schüttete es doch recht intensiv. Doch bereits am Mittag schien auch am Samstag die Sonne und die Regentropfen erzeugten ihren ganz eigenen Reiz auf den Lack- und Chromoberflächen.
Wer vom Herumlaufen müde geworden war, der konnte sich an vielen Ständen verpflegen und mit Kollegen plaudern.
… und am Sonntag wurden die Sieger geehrt
Nachdem die grossangelegte Jury ihre Arbeit getan hatte, kristallisierten sich die Sieger heraus, die dann am Sonntag Nachmittag präsentiert wurden.
Der Best of Show Classic-Gala Schwetzingen 2022 ging an den Rolls-Royce Phantom I Hooper Tourer von 1928. Auf Platz 2 lief das Bugatti 57 Stelvio Cabriolet aus dem Jahr 1934 ein. Platz drei ging an den Ford V8 Cométe von 1953.
Den Classic-Gala Grand Prix 2022 gewann der Lagonda V12 DHC von 1939, auf Platz zwei landete hier der Mercedes-Benz 500 K Cabriolet B von 1934, auf Platz drei der Alfa Romeo 6C 1750 von 1929.
Den Star of Classic-Gala Schwetzingern 2022 erhielt der Cadillac 4335 V16 Phaeton von 1930.
Den Landespreis Baden Württemberg 2022 erhielt der HIspano-Suiza H6B Spohn aus dem Jahr 1932.
Den Best of Show des US Classic Car Concours erhielt ebenfalls der Cadillac 4335 V16 Phaeton von 1930.
Bei der Röhr-Sonderschau erhielt der Röhr 8 Typ F Stromlinienlimousine Autenrieth von 1932 den ersten Preis, gefolgt vom Rohr RA8 Monobloc Aerable und vom Röhr Limousinencoupé Autenrieth 1935.
Die 120 Cadillac-120-Jubilee-Trophy wurde dem Cadillac 62 Convertible von 1941 zuerkannt.
Und bei der Trofeo 110 Jahre Bertone räumte der Mazda MX81 Bertone von 1981 den ersten Preis ab, gefolgt vom Gordon Keeble udn vom Fiat 850 Visitor-Bus.























































































































































































































































































































































































































































































































































































































































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