Im Buch mit dem sachlichen Titel "VW Kübewagen Typ 82" stellt der Historiker Janus Piekalkiewicz die Gesichte dieses Kübelwagens ausführlich vor. Auf 190 Seiten kommt der Autor dem Kübelwagen da schon ziemlich und nahe.
Aufwändig recherchiert
Es sei vorweg genommen, so manche Typenmonografie muss sich an Recherchequalität, Struktur des Buches und Bildauswahl, sowie Bildbeschreibung mit diesem Buch messen lassen. Piekalkiewicz hat nicht nur bei Volkswagen oder Porsche im Archiv gestöbert, sondern auch im Bundesarchiv Koblenz und weiteren Armeearchiven in London sowie Frankreich. Wer so akribisch forscht, hat am Ende meist was zu sagen. Das Buch aus dem Motorbuchverlag ist eine überarbeitete Neuauflage der bereits 1977 erschienenen Erstausgabe im selben Verlag.
Der Kübelwagen oder die Geschichte des 2. Weltkriegs
Als im September 1939 der zweite Weltkrieg ausbrach, dauerte es noch sechs Monate bis die deutschen Truppen die ersten VW-Kübelwagen erhielten. mit denen sie in den nächsten drei Jahren weiter auf drei Kontinente im Einsatz waren. Bereits im Februar 1940 stand der Typ 82 abholbereit in Wolfsburg hinter dem Band. Kein Wunder, hatte man sich ja wohlweislich schon seit 1938 mit einer militärischen Ausführung des KdF Wagens beschäftigt.
Mit diesen ersten Studien beginnt der Autor, die Geschichte des Typ 82 zu erzählen. Die Geschichte von Eroberung und Rückzug bis zum Zusammenbruch. Im Mittelpunkt immer nur ein Akteur, der VW Typ 82 bis zum Mai 1945 als zerstörte Kübelwagen im ausgebombten Werk Fallersleben nicht mehr zur Auslieferung gelangen. Piekalkiewicz gilt als ausgewiesener Kenner der 2. Weltkriegs, der zahlreiche Sachbücher zum Thema Waffentechnik verfasst hat. Seine Bücher gelten als vorbildlich in der Objektivität und Darstellung und bestens recherchiert.
150 Seiten Bilder und Entwicklungsgeschichte
In den sechs Jahren seines Einsatzes hat der Kübelwagen zahlreiche Modifikationen und Spezifikationen erfahren. Ob für das Afrikakorps oder den Winter vor Moskau. VW hatte immer eine Version entwickelt, die den Strapazen und Anstrengungen gewachsen war. Abwechselnd lässt der Autor diese Entwicklungsgeschichte in Text und Bild zum Ausdruck kommen. Insbesondere die Fülle des Bildmaterials, das immer den Kübelwagen im Einsatz zeigt, meist an der Front, ist trotz der tragischen Thematik der chronologische Faden, an dem sich auf 150 Seiten die Unterschiede des Kübelwagens an die militärischen Anforderungen verdeutlicht werden.
Ob in den Wüsten Nordafrikas oder im klirrend kalten Wintereinsatz an der Ostfront, die durchgehend schwarz/weissen Bilder vermitteln dabei nicht nur einen ersten Eindruck von den zahlreichen Einsatzgebieten des Kübelwagens, sondern ergeben auch atmosphärisch einen Einblick, welche Bedeutung dieser VW im 2. Weltkrieg für die deutschen Truppen gehabt haben muss. Angereichert wird diese Bildfülle durch die Textpassagen, in denen die technischen Modifikationen und Anpassungen ausführlich ausgeführt werden.
Typ 82 und die Derivate
Abgerundet wird das Buch durch einen 30-seitigen Anhang, in dem Daten und Fakten zum Kübelwagen aufgeführt sind. Insbesondere auch die unterschiedlichen Baumuster, die über den einfachen Kübelwagen hinaus entstanden, sind hier aufgeführt. Vom Schwimmwagen über Allradversionen bis zu Halbkettenfahrzeugen rundet dieser Anhang die Geschichte des Kübelwagens sauber und umfassend ab.
Kübelwagen statt KdF-Wagen
Bevor der Käfer nach dem 2. Weltkrieg im wahrsten Sinne des Wortes zivil die Weltmärkte eroberte, war der Kübelwagen im militärischen Auftrag an seinem Eroberungsfeldzug gescheitert. Nur knapp 200 zivile Käfer, damals noch KdF-Wagen genannt, verliessen das Wolfsburger Werk. Keiner dieser Wagen ging in private Hände, sondern nur an NS-Dienststellen oder ausgewählte Paladine des 3. Reiches. Dagegen rollten über 50'000 Kübelwagen von den Bändern und dem Einsatz an der Front entgegen.
Dieses Buch erzählt die Geschichte des Käfers vor dem Käfer. Ganz besonders muss man das Buch für seine umfassende Darstellung und seine detaillierte Bildbeschreibung loben. Bildunterschriften nehmen in der Regel Ort, Datum, Einsatztruppe sowie genaue Anmerkungen zur Situation auf. Dabei werden auch zahlreiche Hinweise zur Ausrüstung der Soldaten gegeben, die weniger mit dem Wagen als vielmehr den Anforderungen der Situation ergeben. Dabei kommt ein knapp 200-seitige Monographie heraus, die sauber recherchiert ist und dem interessierten Leser einen dezidierten Überblick über diesen Volkswagen liefert.
Die Ambivalenz aus eher technokratischem Text zum Fahrzeug gleicht die Bildauswahl in Kombination mit den ausführlichen Untertiteln mehr als aus. Der Kübelwagen hat sich angesichts der Preise für luftgekühlte Volkswagen ebenfalls einen Liebhaberstatus erarbeitet. Gute Exemplare werden mit über € 50'0000,- gehandelt. Dagegen ist das Buch zum Preis von € 19.95 ein Schnäppchen. Aber verdient hat der Kübel dieses Buch auf jeden Fall. Lesen Sie selbst.
Bibliografische Angaben
- Titel: VW Kübelwagen Typ 82
- Autor: Janusz Piekalkiewicz
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Motorbuch Velag, 1. Auflage 2015
- Umfang: 230 x 265 mm, gebunden
- Format: 192 Seiten, 217 s/w-Bilder
- Preis: € 19,95 / CHF 27,90
- ISBN: 978-3-613-03768-7
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