Der Lotus Esprit ist ein von 1976 bis 2003 gefertigter Sportwagen aus Grossbritannien. Grundsätzlich kann man dabei zwischen den frühen und den späteren Lotus Esprit unterscheiden. Das Design von Giorgetto Giugiaro wurde 1988 von Peter Stevens überarbeitet, sodass der Esprit von da an eine neue Silhouette aufwies. In beinah jedem Modelljahr kam eine etwas neuere Version von Lotus auf den Markt. Sowohl in Europa, als auch in Amerika.
Vom Beginn des Esprit
Die ersten Entwürfe für die Karosserieform des Esprit beruhten auf Vorschlägen von Giorgetto Giugiaro. Der Esprit wurde erstmals 1972 als Prototyp in Turin vorgestellt.
Doch während der drei Jahre zwischen jener Vorstellung des Prototyps und dem Produktionsbeginn wurde der Originalentwurf verbessert.
Der zweite Prototyp war gegen Ende 1973 für die Abnahme bereit, technisch war jedoch noch einiges offen, denn ein Getriebe gab es noch nicht. Schliesslich fand man das Fünfgang-Schaltgetriebe bei Citroën.
Sein offizielles Debut feierte der Lotus Esprit S1 am Pariser Autosalon vom 2. Oktober 1975, wo das atemberaubende Design immer noch gleich aufregend war wie vor drei Jahren.
Die breite Masse dürfte vom S1 spätestens dann erfahren haben, als James Bond im Film ”Der Spion, der mich liebte” vor einem Helikopter flüchtend im Esprit ins Meer stürzte und diesen per Knopfdruck umgehend in ein U-Boot verwandelte.
Vorsichtiger Start im Motorsport mit Privatteams
Lotus wagte es nicht, gleich von Beginn an den Esprit im Motorsport einzusetzen. Zwei Privatteams konnten aber gefunden werden, welche mit Unterstützung vom Werk die ersten Schritte in den Motorsport tätigten: Morfe Racing und Macinnes Amcron Racing, beide aus England.
Teamleiter Richard Jenvey, Rennfahrer und zugleich verantwortlich für die notwendigen Änderungen an Karosserie und Antrieb, modifierte das Standard-Chassis so, um die Leistungssteigerung aus dem ursprünglichen Motor zu bewältigen und um den Regeln der Gruppe 5 zu genügen. Der 2-Liter Ford-Motor leistete am Schluss 250 PS, das neu eingebaute Getriebe Hewland FG400 sorgte für die Übertragung auf die Räder.
Bei den Zuschauern war der Exot eine willkommene Abwechslung nebst den vielen Porsche 935 und Ford Escorts.
Angemeldet wurde der Jenvey-Esprit zwar bereits 1978, gefahren werden konnte der Wagen aber nie, da die Renntechnik noch nicht reif genug war. Erst 1979 war alles für den ersten Einsatz bereit und beim 6-Stunden-Rennen von Dijon kam es zur Premiere.
Ausbleibende Erfolge führten zu den Super Saloons
Obwohl viele Einsätze in ganz Europa gefahren wurden, auch in der DRM (Deutsche Rennsport Meisterschaft), konnten nie wirklich Erfolge verzeichnet werden. Dies war sicher auch mit ein Grund, warum der werkseitige Einsatz vorerst ausblieb.
Um so mehr stürzten sich aber private Rennteams auf den Esprit, modifizierten ihn nach Belieben, um in anderen Rennserien während den 80er Jahren, vor allem in England, zu fahren.
In jener Zeit kamen auch die Super Saloons Rennserien in England auf, wo abartige Exoten am Start standen. Was die Esprit betrifft, fand man alles vom 2-Liter- bis 7-Liter-Motor, mit oder ohne Turbo. Oft konnte man die ursprüngliche Form des Esprit nur noch mit viel Fantasie erraten.
Einer der bekannteren Rennfahrer dieser Zeit ist Tony Sugden. Aber auch er musste lange auf Erfolge warten. Erst 1986 konnte er viele Rennen auf dem Podest beenden, gefahren wurde auf einem Esprit V8 mit Ford-Cosworth 3.4 Liter Motor.
Erste Erfolge in den USA
Um den Esprit gerade auch in den USA zu promovieren, wurden 1990 einige Esprit Turbo SE zu Lotus Esprit X180R modifiziert, sodass sie bei SCCA-Rennen antreten konnten - ein voller Erfolg, wie sich zeigte.
Zwei speziell aufbereitete Esprits fuhren so in der amerikanischen SCCA Escort World Challenge. Diese waren zunächst fast reguläre Strassen-SE-Modelle (Typ 105), natürlich wurde alles unnötige im Innenraum ausgemistet und jegliche Glasteile durch Plastikalternativen ersetzt. Hier kam zum allerersten Mal ein ABS System in einem Esprit zum Einsatz. Die beiden Fahrzeuge waren letztendlich mit 290 PS unterwegs. Ende 1990 leitete Lotus dann daraus den X180R ab und produzierte 20 Strassenversionen.
Basierend auf diesen Strassen-X180R-Esprit entwickelte Lotus drei Rennwagen (Typ 106) für die 1991-Rennsaison mit dem Ziel, die IMSA Supercar Meisterschaft zu gewinnen. Der Motor leistete 305 PS, dies bei einem 136kg leichteren Gewicht im Vergleich zum Vorgänger.
Im allerersten IMSA Jahr, 1991, konnte Rennfahrer und Schauspieler Robert Carradine den zweiten Meisterschaftsplatz sichern während Doc Bundy sich im Jahr darauf gegen Hans-Joachim Stuck (Porsche 911 Turbo) und Hurley Haywood (ebenfalls Porsche 911 Turbo) durchsetzen und den Meisterschaftstitel für sich entscheiden konnte.
Aus der US-Variante X180R wurde der europäische Sport 300
1993 wurden in den USA die Regeln geändert, nach welchen der X180R mit einem Zusatzgewicht von 130kg hätten starten müssen. Lotus musste sich deshalb neu orientieren und transformierte den X180R mit massgebenden Änderungen ins Sport-300-Modell (Typ 114). Der Lotus Esprit Sport 300 (auch als S300 bekannt) gilt als schnellste 4-Zylinder Variante aller Esprits und für viele Fans ist es noch heute der schönste aller Renn-Esprits.
Le Mans 1993 - wie ein Japaner Toyota entthronte
Aufgrund der vielen Erfolge in der IMSA-Serie und vereinzelt auch in Europa unterstützte Lotus offiziell das Privatteam Chamberlain Engineering und meldete gleich zwei von Stevens entworfenen Esprit S300 für den berüchtigten Langstreckenklassiker in der Sarthe an, dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Ausgestattet mit dem 4-Zylinder 910S-Motor von Lotus, 2.2 Liter Hubraum und 400 PS war die Motorsportszene gespannt, wie sich die Mannschaft von Lotus in Le Mans schlagen würde.
Peugeot trat mit drei 905 Prototypen an, die unangefochten die Spitze verteidigten. Einziger Herausforderer war der Toyota TS010 mit Nummer 38, pilotiert von Juan Manuel Fangio II. Bis kurz vor Mitternacht hielt das japanische Team das Tempo der Franzosen mit, das Duell war spanned. Doch dann, bei der zweiten Schikane der Hunaudières, krachte plötzlich der Lotus Esprit Nummer #45, zu jenem Zeitpunkt gefahren vom Japaner Youjirou Terada, ins Heck von Fangio, da war die Entscheidung zugunsten von Peugeot gefallen. Ob die japanischen Fans dem japanischen Lotus-Fahrer je verziehen hatten, bleibt bis heute ungewiss.
Le Mans 1994 - wie die Stripperinnen auf dem Rummelplatz
Nach erfolglosem Daytona und dafür gutem Sebring-Rennen waren drei Lotus Esprit Sport 300 für die 24 Stunden von Le Mans geplant.
Obwohl der Sport 300 leistungsmässig an der GT-Spitze hätte mitfahren können, kam es leider nicht zum erwarteten Erfolg. Der Esprit vom Privatteam Scuderia Magnani konnte sich gar nicht erst qualifizieren. Die beiden verbleibenden Anwärter mussten frühzeitig aufgeben, kämpften sie doch in den ersten vier Stunden mit rumfliegenden Karosserieteilen, die Presse verglich die ”Entkleidungsaktionen” mit den Stripperinnen auf dem Rummelplatz in Le Mans. Achsenbruch und Unfall brachten die beiden Lotus dann endgültig zum vorzeitigen Stillstand.
Auch mit 8 Zylindern ohne Erfolg
Ab 1996 gab es eine neue Ausführung, der „Esprit V8“ war der erste und einzige Lotus mit Achtzylindermotor und zugleich die leistungsstärkste Version in der Esprit-Baureihe. Der V8 beschleunigte schneller als der damals gleich teure Porsche 993 Carrera. Trotzdem verkaufte sich das Modell eher schleppend, wofür es mehrere Gründe gab.
Nach 26 Jahre wieder werkseitiger Einsatz
Obwohl es nie so schien, bewies sich der Esprit als glaubwürdiger Rennwagen, zumindest spürte Lotus, dass selbst mit wenigen Erfolgen der Marketing-Effekt wirkte. Mit der Auflösung der Lotus Group 1994 und dem damit verbundenen Neuanfang 1995 unter David Hunt (Bruder von Weltmeister James Hunt) formte sich das neue Rennteam ”Lotus Esprit GT Team” bestehend aus einigen Mitarbeitern des ehemaligen Formel1-Teams. Einzige Aufgabe war es, ein renntaugliches Fahrzeug aus dem Lotus Esprit V8 zu produzieren, um damit in der GT1 Klasse der BPR Global Endurance GT Serie mitzufahren.
Es gab drei werkseitige Fahrzeuge (Chassis 114-001 bis -003). Zwei davon starteten in der Rennsaison von 1996, das erste echte Rennen mit dem V8 war das 4-Stunden Rennen in Le Castellet am 3. März 1996, am Steuer Jan Lammers. Aufgrund Motorschadens schied das Team allerdings frühzeitig aus.
Von den vielen Rennen, die 1996 gefahren wurden, kamen die Lotus-Wagen nur drei Mal ins Ziel, bestes Resultat war zweiter Platz beim 4-Stunden-Rennen von Silverstone. Ansonsten Bremsprobleme, Motorschaden, Unfälle, in Feuer aufgegangen, Getriebefehler, Ölverlust… keine gute Bilanz. Aufgrund der schlechten Bilanz entschied Lotus Racing gar nicht erst in Le Mans anzutreten, wenn der Wagen nicht mal vier Stunden meistern konnte, wie soll er dann 24 Stunden überstehen…
Als dann auch noch Regeländerung von der FIA für die GT Klassen bekannt gegeben wurden, fokussierte sich das Lotus Team auf den Nachfolder des V8, die Lotus Elise GT1, die 1997 auch in Le Mans fuhr, allerdings auch wieder erfolglos. Privatteams hingegen fuhren noch einige Jahre mit den V8 weiter.
Eine Rarität im historischen Motorsport
Betrachtet man die Geschichte der Rennsport-Esprits, gewinnt man kaum Vertrauen in die Technik und Ausdauerfähigkeit dieses Fahrzeugs. Dennoch blieb der Wagen in vielen Motorsport-Herzen in bester Erinnerung, zumal er optisch oft eine Bereicherung war zur gesamten GT-Szene.
Entsprechend rar sind die Lotus Esprit im historischen Motorsport heute. Wer also mal einen erblickt, sollte ihn gut beobachten, fotografieren und dokumentieren (und uns Bescheid geben!).
Insgesamt nahm der Lotus Esprit zwischen 1979 und 2004 an ca. 183 Rennen teil. Gewonnen wurden davon nur 11.
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Anfang der 80er Jahre präparierte der östereichische Lotus Vertreter Annessi, einige Esprits für den Rally Cross Sport und konnte sogar bei EM-Läufen ein Podium erreichen.
https://www.flickr.com/photos/90196903@N02/8314342134
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