Es war im Jahr 1986 als Bernie Ecclestones Formel 1 zum ersten Mal hinter dem eisernen Vorhang in Budapest startete. Sieger wurde damals Nelson Piquet im Williams Honda vor Ayrton Senna im Lotus Renault. Seither sind 31 Jahre und viele GP Ungarn vergangen.
Doch die Geschichte dieses Grand Prix geht eigentlich bis weit in die Vorkriegsjahre, genauer gesagt ins Jahr 1936 zurück, als auf einem fünf Kilometer langen Rundkurs in Népliget der erste Grand Prix stattfand.
Der Hungaroring hingegen wurde erst 1985 und in nur gerade acht Monaten gebaut. Er liegt in Mogyoród, etwa 25 km in nordöstlicher Richtung von Budapest aus gesehen.
Zum ersten Mal im Osten
Dass sich Patrick Peter genau dem Hungaroring für seinen ersten Rennanlass im Osten ausgesucht hat, ist sicherlich kein Zufall, gehört er doch fahrerisch zu den sehr anspruchsvollen und nicht allzu schnellen Rundkursen, ist eigentlich fast das Gegenteil der Rundstrecke von Monza, auf der im Juli bereits gefahren wurde.
Emanuele Pirro jedenfalls, am Lenkrad eines Alfa Romeo T33/3 drehend, war vom kurvenreichen Hungaroring begeistert: “Ich hatte wirklich viel Freude, auf diesem Rundkurs zu fahren; der ziemlich glitschige Asphalt passt gut zu den alten Autos und die meisten Kurven durchfährt man im Vierrad-Drift; zudem ist das Ambiente hier schlicht phantastisch!”.
Glück brachte ihm der neue Rundkurs allerdings nicht, er schied nach 24 Runden im Rennen der Classic Endurance 1 Gruppe aus.
Viel Publikumsinteresse
Von rund 20’000 Zuschauern erzählt Patrick Peter und diese Zahl ist sicherlich eine Hausnummer für das am 29. September bis 1. Oktober 2017 erstmals veranstaltetes Rennwochenende, auch wenn immerhin 150 Rennwagen am Start waren. Die Veranstalter vor Ort rührten offenbar mit viel Erfolg die Werbetrommeln und vermochten die Bevölkerung bereits im Vorfeld zu begeistern. Schliesslich sendete auch noch der ungarische Spartenkanal M4 Sport live und mit 16 Kameras vor Ort über die Rennen, auch dies nicht alltäglich im historischen Rennsport.
Und die Zuschauer erhielten ja auch einiges zu sehen, denn alle Peter-Auto-Rennserien waren mit attraktiven Fahrzeugen vor Ort. Und es gab auch abseits des Renngeschehens noch viel Unterhaltung dazu.
700 Klassiker auf dem Parkplatz
Die Zuschauer kamen auch vielfach mit einem eigenen Klassiker in Mogyoród an, rund 700 rare Autos wurden gezählt, darunter Fahrzeuge, die man im Westen teilweise noch gar nie oder nur selten zu Gesicht bekommen hat.
Autos der Marken Trabant, Moskwitch, Pannonia und anderer Osthersteller fanden hier zusammen, ergänzt natürlich mit der Crème de la Créme der westlichen Autohersteller.
Spannende Rennen bei besten Wetterbedingungen
Es überraschte nicht, dass bei den Classic Endurance Racing Rennläufen die wenigen Sportwagen von Chevron die Oberhand behielten. Im CER-1-Rennen gab es ein enges Finish. Phiipp Brühwiler musste im Chevron B19 von 1971 Martin O’Connell, der einen ähnlichen Wagen fuhr, den Vortritt lassen, gerade einmal knapp eine Sekunde trennten die beiden nach 29 Runden. Zwei Lola T70 konnten sich auf den Plätzen 4 und 6 zwischen die Chevron-Übermacht positionieren.
Martin O’Connell siegte dann auch noch im CER-2-Rennen, am Lenkrad eines Chevron B26 von 1974, gefolgt vom Lola T286 von Dominique Gubenat und dem Toj SC 303 von Marc Devis.
Dank Aerodynamik schneller
Eindeutig die Schnellsten waren auf dem Hungaroing die Gruppe-C-Prototypen. Dank auf maximalen Abtrieb eingestelltem Flügelwerk und der sowieso hervorragenden Aerodynamik schafften der schnellste Gruppe-C-Wagen eine Zeit von rund 1:40. Da kamen nicht einmal die Formel-2-Autos auch nur annähern mit.
Mit deutlichem Vorsprung siegen Kriton Lendoudis/Rui Aguas auf dem Mercedes-Benz C11 von 1989 in beiden Läufen, jeweils rund eine Minute vor dem besten Porsche 962 (Micheel Lecourt/Raymond Narac) ankommend. Leider war das Startfeld mit acht Autos sehr übersichtlich, gäbe es doch noch viele andere spannende Gruppe-C-Rennwagen neben den gestarteten.
Auch die Formel 2 Läufe konnten nicht gerade mit einem Startfeld wie in den Siebziger- oder Achtzigerjahren brillieren. Acht Wagen waren am Start, am Ziel waren es weniger, zuvorderst aber sah immer Martin Stretton zuerst die Zielflagge, obschon sein March 712 von 1971 einigen der anderen Monopostis eigentlich unterlegen sein müsste.
Gut gefüllte Startfelder bei den Touren- und GT-Wagen
Deutlich besser gefüllt war das Startfeld des Heritage Touring Cup, bei dem Tourenwagen wie der BMW 3.0 CSL, der BMW 2002, der Ford Capri 2600 RS oder eine Armada von Ford Escort sowie einige Alfa Romeo GTA mitfahren, komplettiert um einige ehemalige Gruppe-A-Tourenwagen von BMW und Ford.
Die Nase vorne hatte Dominik Roschmann im BMW 3.0 CSL von 1971, gefolgt von fünf Ford, dreimal Capri und zweimal Escort. Die Ausfallrate war mit rund 50 Prozent allerdings sehr gross, nur 12 Autos konnten gewertet werden.
Da hielten die Granturismo-Fahrzeuge des “Sixties Endurance”-Zweistundenrennens wesentlich besser durch. Hier kamen 26 Autos ins Ziel, sieben mussten aufgeben.
Der Sieger schaffte 50 Runden und es war Andrew Beverly in einer Shelby Cobra 289 von 1963, gefolgt von drei weiteren Cobras.
Der Siegeskandidat Claude Nahum, der zusammen mit Bernhard Thuner fuhr, hatte mit technischen Problemen zu kämpfen und kam mit der Shelby Cobra Daytona von 1963 noch auf den 10. Platz, fuhr aber die schnellste Runde.
Zweimal Birdcage in Front
Bei den Rennen zur Trofeo Nastro Rosso siegte zweimal Giullermo Fierro im Maserati T61 von 1960.
Während ihm im ersten Rennen Martin und Lukas Halusa im Ferrari 250 GT Breadvan fast zu folgen wussten, schaffte es im zweiten Rennen ein Familien-Trio auf die Plätze 2 bis 4, Peter, Yves und Carlo Vögele steuerten ihre sehr unterschiedlichen Autos - Porsche RSK-718-60, Alfa Romeo Giulia TZ und Ferrari 250 GT SWB auf die Platzierungen hinter dem Sieger.
Auch die Trofeo Nastro Rosso glänzte nicht mit einem übervollen Startfeld, die Vielfalt und Qualität der Wagen liess aber trotzdem viel Begeisterung aufkommen.
Neben den Peter-Auto-Rennen gab es auch noch die “Central European Trophy”. In zwei Rennen zeigten sich unter anderem historsche Rennwagen aus der Ost-Szene.
Man kann sich ziemlich sicher sein, dass Peter Auto nach Ungarn zurückkehren wird, das nächste Rennen allerdings findet am Wochenende des 20. bis 22. Oktobers 2017 in Le Castellet statt, wenn die “Dix Mille Tours” gestartet werden.