Die Rennstrecke Paul Ricard von Le Castellet ist sicherlich nicht die stimmungsvollste und geschichtsträchtigste von all denen, auf denen die Rennserien von Peter Auto im Jahr 2017 zu Gast waren. Zwar bietet er mit seinen gestreiften Auslaufzone den Fotografen durchaus interessante Motive, aber zu den historischen Rennwagen der Sechziger- und Siebzigerjahren passt er nur bedingt, obschon der Rundkurs bereits 1970 eröffnet wurde.
Patrick Peter, der bereits vor 33 Jahren mit der Organisation historischer Rennveranstaltungen begann, ist bereits seit vielen Jahren mit seinen Anlässen in Le Castellet zu Gang. Und die Nennung von über 300 Sport- und Rennwagen beweist, dass die Teilnehmer gerne in den Süden Frankreichs reisen, um den rund 5,9 Kilometer langen Rundkurs zu befahren.
Viel Wind
Bei schönstem Wetter konnten am 19. bis 22. Oktober 2017 sieben Rennserien neun Rennen austragen, nur der stark wehende Mistral machte das Fahren schwierig. Der Wind blies sogar so stark, dass man gezwungen war, die Boxenzelte abzubauen. Wegen des schönen Wetters war dies aber problemlos möglich.
Spektakuläres Feld bei den klassischen Langstrecken-Rennen
Mehrere Alfa Romeo 33, ein Ferrari 512 M, ein 512 S, ein Porsche 917, ein 910, Horden von Lola T70, Porsche 911 RSR und dazwischen Chevron, Corvette, Ford GT40 oder ein Lotus 30 - das Feld im Rennen der Classic Endurance Racing 1 war mit fast 60 Fahrzeugen nicht nur umfangreich, sondern auch vielseitig und farbig. Es erinnerte ein wenig an das, was man anfangs der Siebzigerjahre auch in Le Mans zu sehen kriegte. Allerdings waren es dann nicht die damaligen Favoriten, die den Ton angaben, denn einige der einst fast unschlagbaren Autos wie der Porsche 917 von Claudio Roddaro schafften es nicht einmal bis zum Start oder schieden, wie der Howmet TX von 1968 bereits nach wenigen Runden aus.
So siegte am Schluss Mark Piercy im Lola T212 von 1970, gefolgt von Nahum/Thuner im schnellsten Lola T70 Mk III von 1968 und Philip Brühwiler im Chevron B19 von 1971. Auf Platz 4 lief der herrliche Ferrari 512 M aus dem Jahr 1970 von Monteverde/Pearson ein. Mit fünf Wagen innerhalb von gut 12 Sekunden nach einer Stunde Rennen wurde durchaus auch Spannung geboten.
Relativ weit gefächert war auch das Feld, das zum 60-Minuten-Rennen der Classic Endurance Racing 2 (Jahrgänge 1972 bis 1980) startete. Marc Devis konnte einmal mehr mit seinem Toj SC 303 von 1978 als Erster die karierte Flagge sehen, gefolgt von Dominique Guenat im Lola T286 von 1976 und Watson/O’Connell im Chevron B26 von 1974. Als bester GT konnten sich Urs Beck und Patrick Simon im Porsche 935 K3 von 1980 klassieren. Leider konnte der Ferrari 512 BB LM von Christian Bouriez nicht starten und der Alf aromeo T33/TT12 von 1974 kam nur auf 15 Runden, womit dem Feld einige Farbtupfer schon früh entzogen wurden.
Wachsende Gruppe C
Immerhin 18 Fahrzeuge waren zu den beiden Rennen der Gruppe C gemeldet, darunter erstmals zwei Mercedes-Benz C11, mehrere Porsche 962 sowie einige Spice, Tiga und je ein March, ein Rondeau und ein Cheetah.
Kriton Lendoudis und Rui Aguas liessen im Mercedes nichts anbrennen und siegten jeweils mit klarem Vorsprung.
Zwei Porsche 962 folgten jeweils auf den Plätzen 2 und 3. Auch bei der Gruppe C galt es diverse Ausfälle zu verschmerzen, zum zweiten Rennen starteten nur noch 16 Autos, wovon noch 11 klassiert werden konnten.
Gedränge bei den Rennern der Sechzigerjahre
Ein volles Startfeld mit über 80 Autos versprach viel Spannung für das zweistündige Rennen der “Sixties Endurance”, das zum Cup-Rennen der Shelby Cobras wurde. Auf den ersten fünf Plätzen fuhren ausschliesslich Autos von Carroll Shelby ein, erst dahinter klassierten sich ein Jaguar E-Type und ein Lotus XV (von 1958), wiederum gefolgt von zwei Shelby Cobras.
Dabei drehten durchaus auch andere Autos ihre Runden, etwa ein Lotus Elan 26R, ein Alfa Romeo Giulia Sprint GTA oder ein TVR Grantura von 1963. Auch diverse Porsche 911 waren am Start, sowie einige 356 und ein 904 GTS. Leider schieden auch hier einige der besonders raren Autos aus, etwa die beiden Lister Knobby oder die Shelby Cobra Daytona von Nahum/Thuner.
Gewonnen wurde das Rennen von Christian Dumolin und Christophe Van Riet mit einer 65-er 289-er Cobra, gefolgt von Alain Rüedi in einer 427 Cobra. Dass Dian Kremer und Benjamin Mitchell es im vergleichsweise untermotorisierten Lotus XV schafften, in derselben Runde zu bleiben wie die Sieger, zeigt, wozu die Leichtbausportwagen von Colin Chapman fähig waren.
Tourenwagen-Spektakel
Nur wenig kleiner als das Sixties-Endurance-Feld war die Startliste des “Heritage Touring Cup”, der in Le Castellet ein Einstundenrennen austrug. Hier lebten die alten Zweikämpfe wieder auf, die man in den frühen Siebzigerjahren in der Tourenwagen-Europameisterschaft beobachten konnte. BMW 3.0 CSL gegen Ford Escort RS und Capri 2600 RS.
Christian Traber schaffte es, einen komfortablen Abstand zwischen seinen BMW 3.0 CSL von 1973 und den nachfolgenden Ford Escort RS Zakspeed von 1975 mit David Tomlin am Steuer zu legen.
Auf Platz 3 folgte dann der Ford Capri 2600 RS von 1972 mit Stephen Dance im Cockpit.
Maxime Guenat entschied das integrierte Rennen der Gruppe-A-Tourenwagen mit seinem BMW 635 CSi von 1984 für sich.
Enges Finale bei den Formel 2 Rennern
Zwei Rennen à 20 Minuten bestritten die Formel-2-Monoposti der Jahre 1970 bis 1978 im Rahmen der Euro F2 Serie. Knapper konnte das erste Rennen kaum ausgehen, denn Martin Stretton kam mit seinem March 724 nur gerade 3,6 Zehntel vor Matthew Watts im March 772 ins Ziel.
Im zweiten Rennen konnte Stretton dann nicht mehr punkten, es gewann Watts mit 1,3 Sekunden Vorsprung auf Philippe Scemama im March 752.
Nur gerade vier Autos sahen die Zielflagge im zweiten Lauf, aber Patrick Peter hat schon mit anderen Serien bewiesen, dass er sie zum Erfolg bringen kann. Und F2-Autos aus jener Zeit gäbe es eigentlich genug.
Bizzarrini schlägt sie alle
Einen Doppelsieg durfte Peter Muelder mit seinem von der Sportgarage Graber betreuten Bizzarrini 5300 GT 1965 in den beiden Rennen der “Trofeo Nastro Rosso” feiern. Im ersten Rennen fuhren Clive Joy/Jean-Pierre Malcher mit Respektabstand im Ferrari 250 LM von 1964 auf Platz 2 ein, gefolgt von Jan Gijzen auf einem Ferrari 275 GTB/4 von 1966.
Im zweiten Rennen hatte Jan Gijzen das bessere Ende für sich und erreichte Platz 2, gefolgt von Marcus Lindqvist mit einer Ferrari 250 GT Berlinetta von 1961. Auf keinen grünen Zweig kam diesmal der Maserati Tipo 63 (Birdcage) von 1961, der genauso wie mehrere Alfa Romeo TZ die karierte Flagge nie sah.
Natürlich gehörte die Rennstrecke von Le Castellet nicht nur den neun Rennen, auch Clubs durften den Rundkurs befahren und ihre Autos zeigen.
Insgesamt darf Peter Auto mit seinen verschiedenen Rennanlässen auf ein erfolgreiches Rennjahr zurückschauen.
Für 2018 steht als Höhepunkt dann wieder die Le Mans Classic am 6. bis 8. Juli 2018 ins Haus.