Der Hersteller Auburn aus der gleichnamigen Stadt im US-Bundesstaat Indiana wurde im Jahr 1900 gegründet und produzierte ab 1903 Automobile. Auburn war anfangs am Markt nur mässig erfolgreich, bis 1919 eine Gruppe von Investoren aus Chicago die Marke kaufte. Die neuen Eigentümer erreichten nicht den erwarteten Erfolg, und im Jahr 1924 übernahm Errett Lobban Cord den Hersteller Auburn.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Der Auburn ist eine Skulptur | |
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Ab Mitte der Zwanzigerjahre konzentrierte sich Auburn auf die Herstellung von Luxusfahrzeugen, die sich vor allem Hollywood-Stars und andere wohlhabende Kunden leisten konnten.
Ausbau der Firma
E.L. Cord arbeitete eng mit dem vom Rennsport bekannten Hersteller Duesenberg zusammen, der mehrfach Landgeschwindigkeitsrekorde aufstellen konnten und dreimal den Französischen Grand Prix sowie das Indianapolis 500 Rennen gewannen. 1926 schliesslich übernahm Cord auch Duesenberg, weshalb die Fahrzeuge fortan "Auburn Cord Duesenberg" oder kurz "ACD" genannt wurden.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Die Lackierung unterstreicht die Tropfenform | |
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Die Produktion stieg bis auf 34'000 Fahrzeuge pro Jahr, und Auburn schien am Markt etabliert zu sein.
Schwieriges Umfeld
Durch die Wirtschaftskrise (1931-1933) wurde der Verkauf von Luxusfahrzeugen aber immer schwieriger, und bis 1935 sank die Produktion auf 500 Fahrzeuge pro Jahr. 1937 schliesslich kollabierte Cord's Finanzimperium, nicht nur aufgrund der wirtschaftlichen Depression, sondern auch wegen aufgeflogener Aktienmanipulationen. Das Ende der schillernden Marke "Auburn Cord Duesenberg" war nicht mehr abzuwenden, und so schloss die Firma ihre Tore für immer.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Das markante Heck gab dem Auburn seinen Namenszusatz "Boattail" | |
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Wunderschöne Rarität
Im porträtierten Auburn Supercharged Boattail Speedster von 1935 kann man sich Hollywood-Grössen wie Humphrey Bogart oder Katharine Hepburn vorstellen. In der Tat waren es die wohlhabenden Kunden, die sich diese Luxusgefährte leisten konnten.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Hoher Kühlergrill und klassische Kotflügel | |
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Eleganter Sportwagen
Die hohen Preise zahlte man aber auch wegen dem sportlichen Image, das der Boattail Speedster besass, er war immerhin fast 180 km/h schnell. Die Höchstgeschwindigkeit wurde von Auburn vor der Auslieferung getestet und gemessen, was die entsprechende Plakette beweisen sollte.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Am ganzen Auto findet man wunderschöne Details | |
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Das Design stammte von Gordon Buehrig, der zuvor schon für Cord und Duesenberg arbeitete. Seine Handschrift war unverkennbar, auch wenn er bei Auburn weniger opulente Art Déco Stilelemente verwendete als bei Cord. Das signifikante "Boattail" Heck wurde auch immer wieder bei anderen als Designelement aufgegriffen.
Robuste Technik mit innovativem Getriebe
Angetrieben wurde der Speedster von einem 4.5 Liter Reihen-Achtzylindermotor mit einem Strombergvergaser. Er leistete dank des Kompressors 150 PS bei 4000 U/Min.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Ja, sie waren wunderschön, die Motoren ohne Kunststoffabdeckung | |
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Das Getriebe verfügte über drei Gänge mit einer Columbia-Doppelübersetzung an der Hinterachse. Beim Losfahren nutzte man die ersten drei kurz übersetzten Gänge, und um bei höherer Geschwindigkeit mit tiefen Drehzahlen unterwegs zu sein, schaltete man mit einem im Lenkrad eingebauten Knopf auf die drei Gänge mit der längeren Übersetzung um. Ganz entfernt könnte man das System mit einem Overdrive vergleichen, wie man es bei neueren Oldtimer ab und zu antrifft.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Sportliches Cockpit mit etwas Patina | |
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Kein Leichtgewicht
Der Speedster war mit seinen stattlichen 4.93 Meter Länge, 1.80 Meter Breite und einem Gewicht von rund 1700 KG nicht kompakt, galt aber dennoch als veritabler Sportwagen, und fuhr mehrere Geschwindigkeitsrekorde und Rennerfolge ein.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Drei Marken im Logo | |
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Rekordjäger
Bereits 1928 brach der Rennfahrer Wade Morton mit dem Vorgängermodell des hier vorgestellten Speedster, einem Modell 8-90, mehrere Geschwindigkeitsrekorde. So erreichte er auf der Rennstrecke von Daytona Beach in lediglich einer Meile (rund 1.6 km) die Geschwindigkeit von 108.46 mp/h (knapp 175 km/h) und auf der gefährlichen Bergrennstrecke von Pikes Peak raste er mit einer unglaublichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 84.73 mp/h ins Ziel, was über 120 km/h entspricht. Bei der Ankunft auf dem Gipfel des Pike Peaks traf er auf Schnee und Eis bei einer Temperatur von -18 Grad Celsius. Auburn unterstrich mit jeder Rekordfahrt, wie ernst sie es mit der Sportlichkeit ihrer Fahrzeuge nahmen.
Wenige Exemplare übrig
Von den gebauten Supercharged Boattail Speedster existieren lange nicht mehr alle, und die Angaben zur Anzahl der Fahrzeuge, welche die Fabrik verliessen, variieren. Aufgrund der Seltenheit des Speedsters wurden später auch einige Fahrzeuge auf Auburn Chassis aufgebaut, welche damals die Fabrik als Limousine oder Coupé verlassen haben, und somit streng gesehen keine echten Speedster sind. Wer sich also eine solche Preziose anschaffen möchte, ist gut damit beraten, sich an einen ausgewiesenen Fachmann zu wenden, um den Kauf einer Fälschung zu vermeiden.
Prominente Vorbesitzerin
Das hier gezeigte Fahrzeug gehörte ursprünglich Barbara Hutton, die einst als eine der reichsten Frauen der Welt galt und deren dramatisches Leben von Charles Jarrott im Film "Poor Little Rich Girl" mit Farrah Fawcett in der Hauptrolle verfilmt wurde. Mit nur sieben Jahren erbte sie rund USD 50 Millionen, was heute etwa 500 Millionen entsprechen würde. Das Erbe stammte aus dem Nachlass der Woolworth-Familie, Besitzerin der gleichnamigen Kaufhauskette. Hutton war bekannt dafür, verschwenderisch mit ihrem Geld umzugehen. Den teuren Auburn kaufte sie offenbar für ihren damaligen Ehemann, Alixis Mdivani, von dem sie sich allerdings 1935 scheiden liess.
Auburn 851 Supercharged Boattail Speedster (1935) - Auburn Schriftzug im Rücklicht | |
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In der Folge übernahm der Geschäftsmann Alan Gordon das Fahrzeug und liess es vom renommierten Carrossiers Bohman & Schwartz nach seinen Vorstellungen modifizieren. Zu den Änderungen gehörten unter anderem ein geänderter Kühlergrill, das Entfernen der Türgriffe und Embleme, etwas grössere Kotflügel, innenliegende Türscharniere, geänderte Scheinwerfer und Rücklichter. Zudem liess Gordon den verchromten Tankdeckel entfernen und den Einfüllstutzen hinter einer Klappe verstecken. Die Änderungen waren dezent, stehen dem Speedster aber ausserordentlich gut.
Gordon war als Verkäufer von Kameras und Objektiven in der Filmindustrie bestens vernetzt, und fuhr das Auto nicht nur selber, sondern stellte es auch Hollywood Stars zur Verfügung. Gut möglich also, dass in diesem Auburn einmal Grace Kelly oder Frank Sinatra hinter dem Steuer sassen.
Einige der von Bohman & Schwartz ausgeführten Veränderungen am Auburn wurden von einem späteren Besitzer wieder zurückgebaut, so verfügt er heute wieder über Türgriffe, Embleme, und auch der Kühlergrill entspricht wieder dem Original. Insgesamt sind sieben Vorbesitzer bekannt.
Ein achter Besitzer soll nun am 7. Dezember 2019 an der Bonhams Bond Street Versteigerung ermittelt werden. Als Wert geschätzt wurden £ 650’000 bis 750’000.
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