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Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Das unsichtbare Bootmobil

Erstellt am 9. Juni 2022

Leselänge 5min

Text:

Paul Krüger

Fotos:

Bonhams

51

Archiv Stefan Dierkes, Vaihingen an der Enz (D)

3

Foto Lario, Como (I)

1

Archiv Jean-Claude Oguey, Aigle (CH)

1

Archiv Peter Marshall, Esher (GB)

1

Bonhams

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Archiv Stefan Dierkes, Vaihingen an der Enz (D)

3

Foto Lario, Como (I)

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Archiv Jean-Claude Oguey, Aigle (CH)

1

Archiv Peter Marshall, Esher (GB)

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Die Karosserie entstand bei Ghia-Aigle nach einem Entwurf von Giovanni Michelotti

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Der Wagen sollte optisch an ein Boot erinnern. Deshalb hat er keine Türen, sondern nur eine abgesenkte "Bordwand"

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Michelotti kopierte sich hin und wieder selbst. Bereits 1952 entwarf er für Ghia-Aigle einen MG TD mit sehr ähnlicher Front

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Der MG hatte allerdings einen niedrigeren Kühlergrill und eine konventionellere Seitenlinie samt Türen

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Im Gegesatz zu den meisten anderen Alfa-Romeo-Sonderkarosserien hat die Barchetta nicht einmal den typischen "Scudetto"-Grill

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Am Heck finden sich weder Markenlogos noch Modellschriftzüge.

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Die Ansicht von schräg hinten ist die Schokoladenseite der Barchetta. Das Heck könnte auch von einem amerikanischen Dream Car stammen und enthält einen Hauch GM Le Sabre.

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Im Profil wird die Boots-Stilistik am deutlichsten. Die Front ist ein wenig platt und hoch.

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Trotzdem wirkt der Spider durchaus schnittig. Interessant sind die unterschiedlich geformten Radausschnitte vorn und hinten.

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Ein langes "Achterdeck" verstärkt die Schnellboot-Anmutung.

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Aus dieser Perspektive fällt der (zu) hohe Kühlergrill nicht so stark auf.

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Wie ein beschleunigendes Motorboot reckt der Spider die Nase in die Höhe.

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Die Front mutet fast amerikanisch an. Der wuchtige Kühlergrill ist wenig Alfa-typisch.

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Ohne das bekannte Emblem am Kühlergrill wäre der "Razza" nur schwer als Alfa Romeo zu identifizieren

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Zyniker mögen gar eine gewisse Ähnlichkeit zum Kia Opirus erkennen.

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Aus diesem Blickwinkel erinnert das Motorhauben-Profil etwas an die Heckflossen-Coupés von Mercedes-Benz.

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Die Motorhaube läuft wie bei einem Vorkriegs-Auto zum schmalen Kühlergrill zusammen.

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Die geschwungene Zierleiste lockert die ansonsten vollkommen glatte Flanke auf.

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Das Einsteigen erfordert trotz der abgesenkten Taille eine gewisse Gelenkigkeit.

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Der Bug ist ein Spiel der Rundungen und Wölbungen.

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Jeder Blickwinkel lässt den Spider anders wirken. So könnte er fast ein Buick Skylark sien. Fast.

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Das Armaturenbrett ragt sehr hoch auf. Die Windschutzscheibe ist im Vergleich dazu niedrig.

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Die Panoramascheibe ist der einzige Wetterschutz am Spider. Seitenfenster oder gar ein Verdeck gibt es nicht..

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Lack und Leder werden von einer schmalen, umlaufenden Chromleiste getrennt. Im winzigen, tief montierten Aussenspiegel dürfte man fast nur den hinteren Kotflügel sehen.

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Der hintere Kotflügel im Ponton-Stil ist noch leicht angedeutet. Die Zierleiste ist in einem Stück gebogen.

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Das "Achterdeck" ist nur eine grosse Fläche. Eine Kofferraumklappe gibt es nicht.

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Der Stossfänger ist weit um die Ecke gezogen und liegt eng an der Karosserie an.

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Zwei schmale Chromleisten müssen zur Verzierung des Decks ausreichen.

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Schützend überspannt der Adler den Namen des Karosseriebauers.

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Der "Spider Razza" entstand in der kurzen Zeit, in der Ghia-Aigle in Lugano ansässig war.

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Das graugrüne Leder ist noch Erstausstattung und von einer zarten Patina belegt.

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Der Innenraum ist wie das gesamte Auto unrestauriert. Die linke Kante trägt die Spuren vom Ein- und Aussteigen.

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Das Armaturenbrett ist im Gegensatz zum Serienmodell vollständig mit Leder bezogen.

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Auch die Anordnung der Instrumente wurde verändert. Benzinuhr und Ölmanometer wanderten nach aussen.

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Die Veglia-Instrumente sind wunderschön, aber schwer zu lesen. Manchmal geht Ästhetik einfach vor.

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6000 Touren erreichten vor 65 Jahren nur Rennwagen.

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Als Serien-Coupé schaffte der Super Sprint 185 km/h. Die Barchetta dürfte etwas langsamer gewesen sein.

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Italienisch für Anfänger: In Zeiten vor der Globalisierung waren die Instrumente eines Autos noch in Landessprache beschriftet.

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Schöner als mit einem hölzernen Nardi-Lenkrad lässt sich ein Auto nicht lenken. Irrtum ausgeschlossen.

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Ein kurzer Vollmetallhebel bedient das Fünfganggetriebe.

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Die Kontur der Sitze folgt dem Cockpitrand wie eine Bank. Die Sitzlehnen sind jedoch einzeln klappbar.

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Der "Kofferraum" der Barchetta ist nur vom Innenraum aus zugänglich...

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...und mit Reserverad, Batterie und Werkzeug bereits gut gefüllt.

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Hinter dem Nummernschild verbirgt sich nur eine winzige Stauluke.

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Die Kartentaschen in den Türen haben Klappdeckel aus Leder.

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Damit der Super-Sprint-Motor mit zwei Doppelvergasern unter die niedrige Haube passt, musste der Luftfilter vor den Motor umziehen.

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In dieser Konfiguration leistet der Vierzylinder 115 PS bei 5500 Umdrehungen pro Minute.

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Kurios ist der "Tunnel" für den Kühlwasserschlauch.

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Die Barchetta trägt Borrani-Speichenräder, wie es sich für einen Luxus-Italiener gehört.

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Die gebogene Panoramascheibe fügt sich harmonisch in die Rundungen der Barchetta ein

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Der Spider wurde in der Schweiz gebaut und ausgeliefert. Danach führte sein Weg nach England, Deutschland, Belgien und Frankreich.

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Der Spider Razza beim Concorso d'Eleganza in Campione d'Italia, seinem ersten (und wohl einzigen) Auftritt bei einem Schönheitswettbewerb, bevor er eingelagert wurde.

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Selbes Auto, anderer Blickwinkel: in Campione d'Italia wurde noch ein zweiter Alfa Romeo 1900 mit Ghia-Aigle-Karosserie – ein hellgelbes Coupé – präsentiert. Im Hintergrund der Luganersee

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Heckansicht der Barchetta, fotografiert im Rahmen des Concorso d'Eleganza Campione d'Italia. Auf diesem Foto wie auch auf dem vorherigen wirkt der Lack deutlich dunkler.

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Dieses Farbfoto – aufgenommen bei derselben Gelegenheit – beweist jedoch, dass der Spider schon immer orange gewesen ist.

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Michelottis Entwurfszeichnung für den "Spyder 2 posti" weicht in einigen Punkten vom realisierten Auto ab. So ist der vordere Kotflügel runder und hat über dem Stossfänger eine Art Ziergitter oder eine Positionsleuchte; der hintere Radlauf schneidet den Reifen an und die ganze Karosserie ist in sich niedriger.

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In der ehemaligen Werkstatt der Carosserie Ghia in Aigle tauchte vor einigen Jahren eine Kiste mit historischen Fotos auf, darunter auch diese 14 Stück, die den "Spider Razza" in Camprione d'Italia zeigen.

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Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Ähnlich Michelottis MG TD. Der MG hatte allerdings einen niedrigeren Kühlergrill und eine konventionellere Seitenlinie samt Türen

Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Michelotti kopierte sich hin und wieder selbst. Bereits 1952 entwarf er für Ghia-Aigle einen MG TD mit sehr ähnlicher Front

Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Im Gegesatz zu den meisten anderen Alfa-Romeo-Sonderkarosserien hat die Barchetta nicht einmal den typischen "Scudetto"-Grill

Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Am Heck finden sich weder Markenlogos noch Modellschriftzüge

Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Das Heck könnte auch von einem amerikanischen Dream Car stammen und enthält einen Hauch GM Le Sabre

Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Im Profil wird die Boots-Stilistik am deutlichsten. Die Front ist ein wenig platt und hoch

Bild von Partner Württembergische

Zusammenfassung

Ganz besondere Frauen verdienen auch ganz besondere Geschenke. Problematisch wird es nur, wenn diese ganz besondere Frau nicht die ist, mit der der Schenkende verheiratet ist. Umso erstaunlicher, wenn die hintergangene Gattin danach nicht den Ehemann, sondern das Geschenk in die Wüste schickt. Lesen Sie die Geschichte des einzigartigen Alfa Romeo 1900 "Spider Razza", die eigentlich keine ist, und lassen Sie den ungewöhnlichen Michelotti-Entwurf auf vielen Fotos auf sich wirken.

Dieser Artikel enthält folgende Kapitel

Italienischer Karosseriebau in der Schweiz
Zu Wasser und zu Land
Spitzen-Motor kaum genutzt
Auf Nimmerwiedersehen

Geschätzte Lesedauer: 5min

Leseprobe (Beginn des Artikels)

Ganz besondere Frauen verdienen auch ganz besondere Geschenke. Problematisch wird es nur, wenn diese ganz besondere Frau nicht die ist, mit der der Schenkende verheiratet ist. Umso erstaunlicher, wenn die hintergangene Gattin danach nicht den Ehemann, sondern das Geschenk in die Wüste schickt. Mitte der Fünfziger gab der Schweizer Geschäftsmann Tell Umiker aus Lugano bei Ghia-Aigle eine Spezialkarosserie für einen Alfa Romeo 1900 C in Auftrag. Kurz zuvor erst war die Schweizer Dependance der italienischen Karosserieschmiede aus dem namensgebenden Örtchen in der Westschweiz an den Luganersee umgezogen. Wobei die Carrozzeria Ghia aus Turin wohl nur wenig mehr mit Ghia-Aigle verband als ein Lizenzvertrag, der es den Schweizern gestattete, ab 1948 Karosserien nach Ghia-Entwurf von Mario Felice Boano zu fertigen und ihren Namen zu nutzen.

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Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Ähnlich Michelottis MG TD. Der MG hatte allerdings einen niedrigeren Kühlergrill und eine konventionellere Seitenlinie samt Türen

Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Michelotti kopierte sich hin und wieder selbst. Bereits 1952 entwarf er für Ghia-Aigle einen MG TD mit sehr ähnlicher Front

Alfa Romeo 1900 C "Spider Razza" – Im Gegesatz zu den meisten anderen Alfa-Romeo-Sonderkarosserien hat die Barchetta nicht einmal den typischen "Scudetto"-Grill

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Quelle:

von me******

16.06.2022 (19:48)

Antworten

Für meinen Geschmack eins der schönsten Autos , die ich je gesehen habe. Der Vergleich mit Delahaye und Lancia Spider waren auch meine ersten Gedanken, als ich nur die Bilder gesehen - , noch bevor ich den Artikel gelesen habe.
Der Wagen besticht nicht nur durch seine Lienienführung und die Tasache, dass er unrestauriert in einem sehr guten Zustand erhalten ist, sondern vor allem auch dadurch, dass die Karosserie wie aus einem Guß gefertigt ist. Der Alfa scheint völlig frei von überflüssigem Schnickschnack , selbst Türgriffe, Schaniere oder irgend welche Fugen die die Linie stören könnten sucht man hier vergebens.

Antwort von is******

16.06.2022 (21:37)

Sehr schön, etwas hochbeinig ! Eine Aurelia B24 Spider ist noch etwas schöner...

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