Nur alle zwei Jahre findet die RM/Sotheby’s-Versteigerung im Park der Villa Erba anlässlich des Concorso d’Eleganza Villa d’Este jeweils statt. Am 25. Mai 2019 war es wieder soweit.
Wie jedes Jahr wurden die Autos für eine Durchfahrt durch die Tribünen in der Villa Erba aufgereiht. Das Wetter war nicht optimal dafür. Zwar regnete es am Abend weniger als am Nachmittag, feucht war es aber trotzdem. Und wer bereits von der Parade in der Villa d’Este durchnässt war, begann schon bald zu frösteln.
Immerhin 70 Lots suchten neue Besitzer, 52 davon waren Autos. Der Rest verteilte sich auf Ersatzteile wie eine Ferrari 275 GTB Front (EUR 3840), Werkzeugsets für einen Ferrari 250 SWB (EUR 14400) oder der feuchten Witterung vermutlich besser trotzende Boote wie das Riva Tritone “Via” von 1958, das für EUR 330’000 einen neuen Besitzer fand.
Aus zehn Jahrzehnten
Exakt 50 Jahre betrug das Durchschnittsalter der 52 Autos, aber diese Zahl charakterisierte die Breite des Angebots nur schlecht. Der älteste Wagen hätte ein Isotta Fraschini Tipo 8A Landaulet von 1924 sein sollen, aber der wurde vor der Auktion bereits zurückgezogen.
So kam die Ehre, der Veteran unter den Autos zu sein, einem Cadillac V-16 Roadster von 1930 zu, der aber nicht verkauft werden konnte, weil das Höchstgebot 40% unter dem Estimate zu liegen kam.
Genau gleich erging es auch dem jüngsten Wagen, einem Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake von 2019. Auch hier wurden nur 60 % des Schätzwerts geboten, trotzdem wurde er verkauft.
Stark waren vor allem die Fünfziger- und Sechzigerjahre vertreten, während die Vorkriegsfraktion mit immerhin sieben Wagen daherkam. Mit 12 Autos, die noch keine Oldtimer waren, kam das Zukunftsklassikersegment relativ schmal daher.
Wertvoller Rennsportwagen Ferrari 500 Mondial
Der angebotene Ferrari 500 Mondial mit Karosserie von Pinin Farina aus dem Jahr 1954 ist einer von nur fünf derartigen Barchettas mit überdachten Scheinwerfern. Er weist eine relativ übersichtliche Renngeschichte auf und wurde kürzlich aufwändig überholt.
Geschätzt waren EUR 4,25 bis 4,75 Millionen, geboten wurden EUR 3,3 Millionen. Dies reichte dem Einlieferer offensichtlich, denn der Wagen fand (inkl. Aufpreis) für EUR 3,72 Millionen (CHF 4,2 Millionen) einen neuen Besitzer.
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Tendenziell Daumen hoch für Zagato-Portfolio
Der italienische Karosseriebauer und Designer Zagato ist eine tragende Säule der italienischen Autogeschichte und RM/Sotheby’s konnte neun dieser seltenen Kreationen für die Versteigerung im Park der Villa Erba zusammentragen. Entsprechend gespannt waren man natürlich auf das Abschneiden dieser oft skurril anmutenden Kreationen.
Höhepunkte hätte eigentlich der Maserati A6G/2000 als Zagato-Berlinetta von 1955 werden sollen, der mit EUR 3 bis 3,5 Millionen bewertet war. So hoch wollten die Bieter aber nicht gehen. Bei EUR 2,78 Millionen (86 % des mittleren Estiamtes) war Schluss, was dem Einlieferer nicht reichte.
Besser erging es dem Fiat 8V Zagato Coupé von 1955. Er wurde für EUR 1,177 Millionen (CHF 1,98 Millionen) in neue Hände übergeben.
Die übrigen Zagato-Versionen wurden verkauft, wobei sich das Höchstgebot zwischen 60 und 95 Prozent vom Schätzwert einpendelte.
Eine Ausnahme machten der Aston Martin V12 Zagato Numero Uno von 2012 und der Ferrari 330 GTC Zagato von 1967, sie konnten nicht verkauft werden.
Das getrennte Delahaye-Paar
Frankophile Autosammler spekulierten eher auf ein Paar Delahaye 135 mit verknüpfter Geschichte. Tatsächlich nämlich hatte die Karosserie des einen einst auf dem Chassis des anderen Fahrzeugs gethront. Geformt von Hebmüller als Coupé wurde dieser Aufbau aber später auf ein anderes Fahrgestell übertragen.
Dieser Zwitter fand für EUR 286’250 (CHF 320’600) in eine neue Garage, während die Rennversion 135 S von 1936 mit nachgebauter Le-Mans-Karosserie von 1936 bei EUR 700’000 stehen blieb, bei einem Schätzwert von EUR 1 bis 1,3 Millionen.
Solides Ergebnis für den 550A Spyder
Auch der Porsche 550A Spyder von 1957 kam nicht ganz auf die erwartete Summe, konnte aber für EUR 3,38 Millionen (CHF 3,786 Millionen) verkauft werden, genauso der Bugatti Type 50 Roadster von 1931, der stolze EUR 1,411 Millionen (CHF 1,58 Millionen) erzielte.
Besondere Exoten
Neben den bekannten Auktionsklassikern dürften sicher einige besonders seltene Sportwagen für viel Interesse sorgen. So kam einer wenigen Pegaso Z102 der zweiten Serie mit Touring-Coupé-Karosserie aus dem Jahr 1955 unter den Hammer, geschätzt wurden EUR 550’000 bis 700’000, was angesichts der Seltenheit fast wie ein Schnäppchen wirkte und trotzdem nicht erreicht wurde.
Mehr als EUR 510'000 wollte niemand bieten.
Fast ein Einzelstück ist auch der Lancia Aurelia als B52 Coupé mit Vignale-Karosserie von 1952, der mit einem Estimate von EUR 325’000 bis 375’000 versehen wurde. Auch hier reichten die Gebote nicht aus, bei EUR 280'000 war Schluss.
Und auch vom ASA 1000 GT Coupé gibt es nur wenige Exemplare, das angebote sollte EUR 125’000 bis 175’000 bringen. Dies wurde fast erreicht, der Verkaufspreis betrug EUR 138'000 (CHF 154'560).
Schäppchen?
Wenn Autos für weniger als 60 Prozent der Erwartungen zugeschlagen werden, könnte man eigentlich von Schnäppchen sprechen. Wenn man aber die erzielten Preise der in dieser Hinsicht “günstigsten” Autos anschaut, dann ist man sich weniger sicher, ob es sich hier um echte Billigangebote handelt.
So wurde ein Jaguar XK 150 3.8 von 1960 als Roadster für EUR 135’125 (CHF 151’340) verkauft, obwohl EUR 290’000 bis 340’000 geschätzt worden waren.
Ein Cadillac Eldorado von 1958 erzielte EUR 67’850 (CHF 75’992) anstatt der erhofften EUR 125’000 bis 160’000.
Und ein Alfa Romeo Giulia Sprint GTA von 1965 konnte vom neuen Besitzer für EUR 178’250 (EUR 199’640) ersteigert werden anstatt der geschätzten EUR 250’000 bis 300’000.
Alle diese Wagen wurden wie drei weitere ohne Mindestgebot verkauft. Richtig billig waren sie trotzdem nicht, gute Gelegenheiten vielleicht schon.
Insgesamt unbefriedigendes Ergebnis
Mit einer Verkaufsquote von 55 Prozent konnte die verwöhnte RM/Sotheby’s eigentlich nicht zufrieden sein. Zwar waren zwei der drei teuersten Lots verkauft worden, aber viele Superklassiker, darunter der Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1963, die Shelby Cobra 427 von 1965, der Pegaso Z-102 Touring von 1955 oder der Maserati Ghibli 4.7 Spyder von 1970, waren stehen geblieben.
Richtige Überflieger gab’s auch nicht, einzig der Aston Martin DB4/5 Short Chassis Volante von 1965 konnte deutlich (14 %) über dem Schätzwert zugeschlagen werden.
Im Durchschnitt wurden fast 78 Prozent des gemittelten Schätzwerts geboten, was aber oftmals nicht zu einem erfolgreich Verkauf reichte. So musste sich das Auktionshaus mit einem Umsatz von EUR 19,35 Millionen (CHF 21,67 Millionen) anstatt erhofften EUR 39 Millionen (CHF 44 Millionen) zufrieden geben.
Auffallend war, dass alle Mercedes-Benz unverkauft blieben, während sämtliche Porsche neue Besitzer fanden. Einen Trend ablesen kann man daraus aber nicht.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
111 | Cadillac Eldorado Biarritz | 1958 | 125'000 | 160'000 | 59'000 | 67'850 | 75'992 | -52.39%
|
V |
112 | Renault 5 Turbo 1 | 1980 | 100'000 | 130'000 | 75'000 | 86'250 | 96'600 | -25%
|
V |
113 | Citroën 2CV 4×4 'Sahara' | 1963 | 70'000 | 90'000 | 65'000 | 74'750 | 83'720 | -6.56%
|
V |
114 | Alfa Romeo Mole Costruzione Artigianale 001 | 2018 | 150'000 | 200'000 | 145'000 | 166'750 | 186'760 | -4.71%
|
V |
115 | ASA 1000 GT Coupé | 1965 | 125'000 | 175'000 | 120'000 | 138'000 | 154'560 | -8%
|
V |
119 | Fiat-Abarth 750 GT 'Double Bubble' Zagato | 1959 | 100'000 | 120'000 | 90'000 | 103'500 | 115'920 | -5.91%
|
V |
120 | Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake | 2019 | 650'000 | 850'000 | 450'000 | 511'250 | 572'600 | -31.83%
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V |
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