Seit vielen Jahren schon gehört die Versteigerung von Zoute zum alljährlichen Auktionsprogramm von Bonhams. Am 6. Oktober 2024 kamen anlässlich des Zoute Grand Prix 69 Automobile und ein Motorrad sowie diverse Automobilia und Kinderautos unter den Hammer. Die 69 Autos waren im Vorfeld auf rund EUR 25,5 Millionen eingeschätzt worden. Mit 43 (62 %) Fahrzeuge wurde ein vergleichsweise hoher Anteil ohne Mindestpreis angeboten, doch dies schadete dem Ergebnis offensichtlich überhaupt nicht.
Tatsächlich boten die Interessenten im Schnitt 102 % des mittleren Schätzwerts. Die Ausschläge waren allerdings beträchtlich. Dass die Bieter so mitzogen, zeugt von der Güte des Angebots, das Philip Kantor und sein Team zusammengestellt hatten.
Insgesamt konnten vom erfahrenen Auktionator James Knight 65 der 69 Autos verkauft werden, im Schnitt zahlten die Bieter EUR 323'513 pro Wagen.
Vor allem Porsche, Aston, Ferrari und Mercedes-Benz
Die vier Premium-Marken Porsche (12 Autos), Aston Martin (10), Ferrari und Mercedes-Benz (je 9) stellten zusammen drei Fünftel der ganzen Fahrzeugauswahl.
Richtig exotische Marken, wie sie in vergangenen Jahren in Zoute oft zu sehen waren, fehlten.
Junges Angebot
Mit einem Durchschnittsalter von weniger als 38 Jahren zeigte sich das Automobilangebot vergleichsweise jugendlich. Tatsächlich kamen nur gerade zwei Vorkriegswagen unter den Hammer, während 28 Autos aus dem neuen Jahrtausend stammten. Gerade jene aber überraschten positiv.
Und dies traf nicht nur für den fast einheimischen späten Spyker C8 Spyder von 2014 zu, der für eindrückliche EUR 575'000 (CHF 540'500) einen neuen Besitzer fand.
Junge und rare Klassiker im Höhenflug?
Rund ein Drittel der Autos wurden über dem mittleren Schätzwert zugeschlagen. Einen derartig hohen Anteil von “Überfliegern” sah man in letzter Zeit selten an Versteigerungen. Unter den “Überraschungen” waren vorwiegend die sehr jungen Autos.
Rund das 2,4-fache bot der Käufer eines Ferrari F430 F1 von 2005, anstatt EUR 40'000 bis 60'000 wurde das einst in der Schweiz ausgelieferte und nur 1230 km gefahrene Coupé für EUR 138'000 (CHF 129'720) vermittelt.
Ähnlich lief es für den Ferrari 612 Scaglietti Sessanta aus dem Jahr 2007, der anstelle von EUR 50'000 bis 80'000 für EUR 178'250 (CHF 167'555) verkauft wurde. Es handelte sich dabei um ein nur 60 mal gebautes Sondermodell mit aktuell 348 km auf der Uhr.
Auch der Mercedes-Benz CLK AMG von 2007 als Cabriolet überflügelte seinen Schätzwert von EUR 150'000 bis 250'000. Der neue Eigner investierte EUR 540'500 (CHF 508'070) für das bis heute nur 152 km gefahrene Autos, das bisher noch nicht strassenzugelassen war.
Ein weiterer junger Ferrari, ein 599 GTB Fiorano F1 von 2007 komplettierte das Quartett der mehr als doppelt so teuren als erwarteten jungen Klassiker. Er wurde für EUR 143'750 (CHF 135'125) verkauft.
SLR-Quartett zu hohen Preisen
Gleich vier Mercedes-Benz McLaren SLR kamen in Zoute unter den Hammer, sie passten natürlich auch gut in das jugendliche Angebot und sie enttäuschten nicht, im Gegenteil. Mit Ausnahme des “gewöhnlichsten” SLRs des Quartetts, für den die Bieter nur bis 91 % des mittleren Estimates gingen, wurden sie alle deutlich über den Erwartungen verkauft.
Der teuerste der vier Wagen war ein roter Mercedes-Benz SLR McLaren Stirling Moss aus dem Jahr 2010, der anstatt für EUR 1,5 bis 2,5 Millionen für EUR 3,22 Millionen (CHF 3,23 Millionen) vermittelt wurde, was vermutlich ein neuer Rekord sein dürfte.
Der SLR McLaren als Crown Edition von 2008 fanf für EUR 483'000 (CHF 454'020) einen neuen Besitzer, während für das SLR McLaren 722 Edition Coupé von 2007 EUR 747'500 (CHF 702'650) bezahlt wurden.
Keiner der vier SLR hatte mehr als 5000 km auf dem Tacho, zwei wurden sogar nur mit Auslieferungs-Kilometern bezahlt.
Stucks BMW 3.0 CSL zum Rekordpreis?
Hans-Joachim Stuck fuhr einst das “Batmobile” mit Chassis 4355031, der als Testwagen von BMW Motorsport übernommen worden war. Er verkauften den Wagen schliesslich dem bekannten Skirennfahrer Christian Neureuther, der ihn bis 1978 fuhr. Danach gelangte der CSL in Sammlerbesitz und wurde bereits zweimal restauriert. 2006 trat er beim Concorso d'Eleganza Villa d'Este an und auch in Goodwood wurde er schon mehrfach gezeigt.
Der neue Besitzer bezahlte EUR 402'500 (CHF 378'350) für das prominente weisse Auto, was im Einklang mit den hohen Erwartungen für den Wagen lag.
Die meisten Superklassiker im Rahmen der Erwartungen
Das Angebot an Superklassikern in Zoute war umfangreich, mehr als die Hälfte konnte diesem Segment zugeschrieben werden. Im Schnitt schlugen sich diese Fahrzeuge gut, aber weniger gut als die jungen Klassiker. Das mittlere Höchstgebot erreichte 91 % des gemittelten Estimates.
Über den Erwartungen waren die Preise für einen Mercedes-Benz 190 SL von 1957 (EUR 149'500, CHF 140'530), den zuletzt versteigerten Austin-Healey 100/4 BN1 von 1955 (EUR 89'125, CHF 83'778), ein Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Coupé (EUR 143'750, CHF 135'125), einen Alfa Romeo Giulietta Spider Veloce von 1958 (EUR 103'500, CHF 97'290) und einen Lamborghin Countach 25. Anniversario von 1989 mit sehr wenig Kilometern (EUR 529'000, CHF 497'260).
Auch andere Superklassiker liessen sich gut verkaufen, darunter ein Porsche 930 von 1986 (EUR 197'375, CHF 186'473), die MGB “Coune” Berlinetta von 1964 (EUR 120'750, CHF 113'505) oder ein Ferrari 328 GTB von 1986 (EUR 103'500, CHF 97'290).
Weitere interessante Klassiker wechselten knapp unter den Erwartungen den Besitzer, darunter ein Maserati Ghibli SS 4.9 von 1971 (EUR 172'500, CHF 162'150), ein Maserati Mistral 4000 Spyder mit Hardtop von 1967 (EUR 356'500, CHF 335'110) oder ein De Tomaso Mangusta von 1969 (EUR 299'000, CHF 281'060).
Ein sehr frühes Jaguar E-Type Cabriolet von 1961 wurde für EUR 161'000 (CHF 151'340) verkauft, während sein jüngerer Coupé-Bruder von 1965 EUR 97'750 (CHF 91'885) löste.
Für EUR 391'000 (CHF 367'540) konnte man einen Bentley R-Type 4,9 Litre Continental Sports Saloon von 1954 nachhause nehmen, während ein Aston Martin DB4 Vantage von 1963 EUR 569'250 (CHF 535'059) kostete.
Mit EUR 172'500 (CHF 162'150) enttäuschte der Lamborghini 400 GT Islero von 1968 und auch der Mercedes-Benz 190D Binz Kombi von 1961 wurde mit EUR 36'800 (CHF 34'592) deutlich unter den Erwartungen verkauft.
Porsche 550 Spyder mit Le-Mans-Geschichte deutlich unter Estimate
Nur 90 Exemplare des Porsche 550 RS Spyder wurden gebaut, das angebotene Chassis mit Nummer 550-0082 ist eines der zehn Autos, die in Le Mans angetreten sind, dies war im Jahr 1957. Aber auch die anderen Rennteilnahmen sind geschichtsträchtig.
Komplett restauriert und wie zu Beginn in gelber Lackierung sollte der Spyder für EUR 3,4 bis 3,9 Millionen einbringen, doch bei EUR 2,2 Millionen war Schluss. Trotzdem wechselte der interessante Porsche schliesslich für EUR 2,53 Millionen (CHF 2,38 Millionen) die Hand.
Drei teure Superklassiker ohne genügend Interesse
Drei der Höhepunkte der Versteigerung fanden keinen neuen Besitzer. Es traf dies einen von nur zwei gebauten Ferrari 340 America mit Touring-Coupé-Karosserie.
Chassis 0122A stand 1952 auf dem Autosalon in Brüssel und weist sowohl eine zeitgenössische Renngeschichte als auch einen Concours-Trackrecord auf.
EUR 3 bis 4 Millionen sollten für das schöne Coupé geboten werden, mehr als EUR 2,6 Millionen wurden es nicht. Unverkauft.
Ähnlich erging es dem Bugatti 35A von 1926. Chassis 4755 ist eines von nur 140 gebauten Exemplaren dieses Typs und blieb bis heute weitgehend im Originalzustand, was auch der Tatsache zuzuschreiben ist, dass er die letzten 60 Jahre nie den Besitzer wechselte (“single familiy ownership”).
Bis zum Estimate von EUR 1,2 bis 1,4 Millionen wollten die Bieter aber nicht gehen, bei EUR 1 Mio. war Schluss. Der Wagen ging zurück.
Nicht besser lief es für einen sehr speziellen Aston Martin DB4 von 1959, der als Werks-Prototyp mit einem besonders starken Motor ausgerüstet wurde und einst sogar teurer den Besitzer wechselte als ein DB4 GT. Jetzt aber kam der auf EUR 1,3 bis 1,8 Millionen geschätzte Wagen nicht mehr über EUR 1,1 Millionen.
Er blieb damit genauso unverkauft wie der jugendliche Bentley Azure als Cabriolet von 2008, der bei EUR 125'000 scheiterte.
Aber vier unverkaufte Wagen auf ein Angebot von 69 Autos ist ein sehr gutes Ergebnis und Philip Kantor und seine Crew dürften mit den Ergebnissen der Zoute-Versteigerung sehr zufrieden gewesen sein.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 037 | Austin Mini Moke | 1965 | 20'000 | 30'000 | 41'000 | 47'150 | 44'321 | +88.6%
|
V |
| 101 | Alfa Romeo Giulietta Spider Veloce | 1958 | 60'000 | 90'000 | 90'000 | 103'500 | 97'290 | +38%
|
V |
| 102 | Alfa Romeo 4C 'Launch Edition' Coupé | 2014 | 50'000 | 70'000 | 70'000 | 80'500 | 75'670 | +34.17%
|
V |
| 103 | Porsche 996 Turbo X50 Sunroof Coupé | 2002 | 80'000 | 120'000 | 85'000 | 97'750 | 91'885 | -2.25%
|
V |
| 104 | Porsche 930 3.3-litre Turbo 'sunroof' coupé | 1986 | 140'000 | 200'000 | 172'500 | 198'375 | 186'472 | +16.69%
|
V |
| 105 | Ferrari 612 Scaglietti Sessanta | 2007 | 50'000 | 80'000 | 155'000 | 178'250 | 167'555 | +174.23%
|
V |
| 106 | Mercedes-Benz SLR McLaren Crown Edition | 2008 | 200'000 | 300'000 | 420'000 | 483'000 | 454'020 | +93.2%
|
V |
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Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis





























































































































































































































































































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