Am Abend des 9. September 2022 wurden im Grand Hotel des Bains Kempinski St. Moritz, respektive in der zugehörigen Tennishalle 22 Autos im Wert von CHF 26,3 Millionen versteigert. Die Auktion fand wie letztes Jahr im Rahmen der Internationalen St. Moritzer Automobilwoche statt und bot dem sicherlich nicht armen Publikum die Gelegenheit, besondere Autos zu erstehen.
Die Autos waren im Schnitt nur knapp 36 Jahre alt und über eine Million teuer. Zwei davon wurden ohne Mindestpreis angeboten.
Rund eineinviertel Stunden dauerte die Versteigerung, an der es an Höhepunkten nicht fehlte. Im Schnitt wurden 76 % des mittleren Schätzwerts geboten. Aber nur bei neun Fahrzeugen reichte es zum direkten Zuschlag, 13 konnten nicht sofort verkauft werden. Eine Verkaufsquote von 41 % ist nicht gut und dass der erste Wagen, ein Ferrari F360 Spider von 2003 für nur CHF 36’800 (EUR 38’272) vermittelt wurde, auch nicht. Er war eines der beiden “no reserve”-Fahrzeugen.
Es fehlte eigentlich nicht an Geboten, auch wenn die höheren meist eher von der Ferne und nicht aus dem Saal selber kamen. Beim Lamborghini Miura P400 von 1968 zum Beispiel wurden immerhin CHF 1,3 Millionen geboten, was im Vergleich zu anderen Miura-Verkäufen der letzten Zeit kein schlechter Preis gewesen wäre, dem Einlieferer aber reichte dies nicht.
Auch der teure Schweizer Franken dürfte nicht mitgeholfen haben. Alleine seit der Ankündigung und der Offenlegung der Schätzwerte wurden die Autos für Briten oder Deutsche rund vier Prozent teurer.
Der verschmähte Bugatti
Bei weitem am meisten Geld waren in St. Moritz für einen Bugatti Type 57S Atalante aus dem Jahr 1936 erwartet. Beim fast überirdisch schönen Coupé mit Chassisnummer 57384 handelte es sich um den ersten 57S Atalante, der damals die Fabrik im Elsass verlassen hat und einen von nur 17 überhaupt gebauten Atalante Coupés auf der Basis des 57S. Es ist auch einer der wenigen Wagen dieses Typs, die im Rennsport eingesetzt wurde. Und das heute rot-schwarze Coupé war fast die letzten drei Jahrzehnte im selben Besitz.
Doch die geforderten CHF 10 bis 12 Millionen waren den Bietern zu hoch angesetzt, mehr als CHF 7,8 Millionen wollte niemand einsetzen, der Bugatti blieb unverkauft.
Ferrari und Aston Martin
Am stärksten vertreten waren Ferrari und Aston Martin mit je sechs und fünf Fahrzeugen. Zwei Drittel der Autos aus Maranello und zwei Fünftel der Astons konnten verkauft werden.
Am teuersten wurde der Aston Martin DB5 Convertible von 1965, der für immerhin CHF 2,143 Millionen (EUR 2,23 Millionen) einen neuen Besitzer fand.
Auch der geschlossene Bruder, ein DB5 Vantage von 1965, konnte für CHF 1,13 Millionen (EUR 1,175 Millionen vermittelt werden.
Bei Ferrari fanden neben dem bereits erwähnten 360 Spider auch ein 250 GTE von 1962 und ein 330 GT 2+2 von 1964 einen neuen Besitzer. Auch ein 599 GTO von 2010 konnte verkauft werden, während z.B. ein ansehnlicher 512 BB von 1979 bereits bei CHF 200’000 scheiterte.
Die beiden Sportwagenmarken Ferrari und Aston Martin machten zusammen genau die Hälfte des Fahrzeugangebots aus. Von allen anderen Marken sind maximal zwei Autos vor Ort, die mit unterschiedlichem Glück agierten. Beide Lamborghini blieben beispielsweise stehen.
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Nicht genug Begeisterung für den F1-Wagen von Williams
Der Williams FWC12C mit Chassisnummer FW12C/10 aus dem Jahr 1989 gehört wohl nicht zu den erfolgreichsten Monoposti Frank Williams. Der Wagen wurde aber mit Ricardo Patrese immerhin Dritter beim Grand Prix von Frankreich, Vierter in Deutschland und Pole-Position Setter in Ungarn. Allerdings fehlen dem Renault-Motor ein paar Teile, so dass er deswegen und aufgrund einer langen Standzeit nicht so einfach zum Laufen zu bringen sein dürfte.
Geschätzt waren CHF 1,25 bis 1,75 Millionen, aber niemand wollte mehr als CHF 750’000 bieten. Der F1 blieb unverkauft.
Dafür fand ein sofort einsetzbarer Maserati 450 S von 1958 einen neuen Besitzer. Es handelte sich hier allerdings um eine “Recreation”, also um einen exakten Nachbau des schnellen Sportwagens der späten Fünfzigerjahre. Als Besonderheit weist der Wagen eine Strassenzulassung samt Veteranenausweis in der Schweiz auf. Zugeschlagen wurde der Wagen etwas unter den Erwartungen, er kostete schliesslich CHF 770’000 (EUR 800’800).
Nicht brillieren konnten die Neoklassiker mit Ausnahme des 599 GTO. Weder der Aston Martin One-77 von 2011 noch der Porsche 911 GT2 RS ‘Weissach’ von 2018 erreichten den Mindestpreis.
Ingesamt kamen rund CHF 6,5 Millionen (EUR 6,7 Millionen) Umsatz zusammen in der Tennishalle, nicht schlecht für eine gute Stunde Auktion. Trotzdem dürfte RM/Sotheby’s ob der Verkaufsquote nicht zufrieden gewesen sein. Und auch die Einlieferer müssen sich fragen, ob sie nicht etwas flexibler pokern hätten sollen, schliesslich wurden ja für den nicht verkauften Lancia Stratos immerhin 480'000 harte Schweizer Franken geboten ...
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | CHF Est von | CHF Est bis | CHF HG | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
101 | Ferrari 360 Spider | 2003 | 70'000 | 90'000 | 32'000 | 36'800 | 38'272 | -54%
|
V |
102 | Ferrari 250 GTE 2+2 Series II | 1962 | 230'000 | 260'000 | 230'000 | 263'750 | 274'300 | +7.65%
|
V |
103 | Mercedes-AMG G 65 'Final Edition' | 2018 | 325'000 | 400'000 | 270'000 | N | |||
104 | Mercedes-Benz 190 SL | 1957 | 125'000 | 150'000 | 90'000 | N | |||
105 | Lancia Stratos HF Stradale | 1975 | 600'000 | 700'000 | 480'000 | N | |||
106 | Aston Martin One-77 | 2011 | 1'800'000 | 2'000'000 | 1'600'000 | N | |||
107 | Porsche 911 GT2 RS 'Weissach' | 2018 | 400'000 | 450'000 | 340'000 | N |
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