Im Grimaldi Forum in Monaco fand sich am 14. Mai 2022 eine umfangreiche Bieterschaft bei der Versteigerung von RM/Sotheby’s ein, um sich für 67 Fahrzeuge, darunter auch ein Boot und ein Motorrad, zu bewerben.
Los ging’s allerdings mit einigen Automobilia und Zubehörteilen, doch bereits hier geizten die Kaufinteressenten nicht. Für ein Hardtop zum Mercedes-Benz 300 SL W198 wurden immerhin EUR 52’800 bezahlt, zwei Kinderautos gingen für EUR 18’000 und 30’000 weg. Das Gepäckset zum F50 liess sich ein Käufer EUR 31’200 kosten.
Entsprechend gespannt war man dann natürlich auch, wie das interessante Fahrzeugangebot, das insgesamt auf EUR 45,5 Millionen eingeschätzt war, abschneiden würde. Immerhin 21 % der 67 Fahrzeuge wurden ohne Mindestpreis aufgerufen, im Schnitt waren sie 42 Jahre alt.
Ferrari, Lamborghini und Porsche
Drei grosse Sportwagenmarken – Ferrari, Lamborghini und Porsche – machten unter sich die Hälfte der Lots aus, Ferrari war alleine schon mit 20 Wagen vertreten, wovon allerdings nur 16 verkauft werden konnten.
Lamborghin und Porsche traten mit je sieben Wagen an, fünf Lambos und vier Porsche konnten veräussert werden. Bei Lamborghini waren im Schnitt die Gebote am nächsten am mittleren Estimate.
Alle anderen Marken kommen höchstens in zweifacher Fahrzeuganzahl daher, von vielen gibt es nur ein Fahrzeug zu kaufen.
Williams deutlich über den Erwartungen
Mit fünf Grand-Prix-Siegen fehlte es dem Williams FW14 von 1991 sicherlich nicht an einem stattlichen Palmares. Zudem war der Wagen bisher Teil der Sammlung von Nigel Mansell, der den Wagen auch pilotiert hatte.
Entsprechend wurde denn für Chassis FW14-5 auch ein stattlicher Preis, nämlich EUR 1,5 bis 3 Millionen erwartet. Die Bieter trieben es dann allerdings deutlich bunter und kamen schliesslich auf EUR 3,6 Millionen, woraus sich ein Verkaufspreis inkl. Kommission/Aufpreis von EUR 4,055 Millionen (CHF 4,217 Millionen) errechnete.
Nigel Mansell war nicht nur ein talentierter und überaus schneller Rennfahrer, er hatte auch einen besonderen Autogeschmack. Er fuhr unter anderem einen Birkin Seven Sprint von 1991, der dem Lotus Super Seven wie ein Ei dem anderen gleicht und am 14. Mai 2022 für EUR 10’000 bis 15’000 (ohne Mindestpreis) angeboten wurde. Verkauft wurde er allerdings für EUR 19’550 oder CHF 20’332, was vielleicht sogar ein neuer Weltrekord war.
Noch exotischer wirkte allerdings ein iC Modulo M89 von 1990. Dabei handelt es sich um ein Dreirad mit BMW-K75S-Motor und zwei hintereinander liegenden Sitzen. EUR 5000 bis 25’000 sollte dieses etwas unförmig anmutende Funmobil kosten, Mansell hatte damit keine 4000 km zurückgelegt. Bezahlt wurden schliesslich EUR 21’275 oder CHF 22’126, was am oberen Ende der Erwartungen lag.
Nicht ganz im Zielbereich landete der Ferrari 640 von 1989, der auf EUR 2,5 bis 5 Millionen geschätzt war. EUR 3,605 Millionen (CHF 3,749 Millionen) zahlte der Meistbietende für den F1-Ferrari.
Gute Ergebnisse für Lamborghini Miura und Countach
Für den angebotenen Lamborghini Miura P400 SV von 1971 sprach vieles! Er war auf hohem Niveau restauriert und es handelte sich um den US-Prototyp. Die Gebote setzten bei EUR 1,2 Millionen ein und gingen schnell auf 1,8 Millionen.
Dann begann der Bieterkampf zäher zu werden, doch schliesslich wurden EUR 2,2 Millionen aufgerufen. Dies reichte für den Verkauf für EUR 2,48 Millionen (CHF 2,579 Millionen).
Noch mehr überzeugen konnte ein Lamborghini Countach 25th Anniversary von 1990, der anstatt für EUR 275’000 bis 325’000 für EUR 432’500 (CHF 449’800) an einen neuen Besitzer ging.
Auch ein Diablo GT von 2001 konnte sich gut in Szene setzen und wurde für EUR 612’500 (EUR 637’000) verkauft.
Nur fünf Ferrari konnten vollends überzeugen
Von den 20 angebotenen Ferrari schaffte es nur ein Viertel, ein Ergebnis über den Erwartungen zu erzielen.
Am besten gelang dies einem Ferrari 512 TR von 1992, der für EUR 230’000 (CHF 239’200) in neue Hände übergeben werden konnte.
Der Dino 246 GTS von 1973 mit den beliebten “Chairs & Flairs”-Optionen und ungewöhnlicher Farbgebung ging für EUR 539’375 (CHF 560’950) deutlich über dem Estinate an einen neuen Besitzer.
Ein Ferrari 456 GT von 1995, der ursprünglich Sergio Pininfarina gehört hatte, wurde für EUR 138’000 (CHF 143’520) verkauft, einem sicherlich hohen Preis für dieses Coupé.
Für einen Ferrari 365 GTS/4 Daytona Spider von 1973 wurden EUR 2,593 Millionen (CHF 2,7 Millionen) bezahlt.
Und ein Ferrari 275 GTB von 1965 konnte für EUR 2,03 Millionen (CHF 2,111 Millionen) vermittelt werden.
Nicht genügend Interesse für den Audi Sport quattro
EUR 750’000 bis 1 Million hatte der Schätzpreis für einen Audi Sport quattro von 1984 gelautet. Allerdings war im Vorfeld der Auktion bekannt geworden, dass der Wagen einmal restauriert worden war und sich weder Kilometerleistung nachvollziehen liess, noch klar war, ob Motor und das Lenkrad original war.
Entsprechend hielten sich die Bieter zurück und gingen nicht über EUR 450’000. Dies reichte für einen Verkauf nicht aus, womit der Audi eines von 17 Autos war, die nicht vermittelt werden konnte.
Prominente weitere Beispiele waren ein früher Iso Grifo A3/C von 1965 (Höchstgebot EUR 1,45 Millionen), ein Jaguar XJR-9 von 1988 (EUR 1,75 Millionen), ein Isdera Spyder 036i von 1989 (EUR 280’000) und der Ferrari 340 MM Spider von 1953.
Für diesen waren EUR 6 bis 8 Millionen geschätzt worden, aber es wurden nur EUR 4,8 Millionen geboten, obschon es sich dabei um einen von nur vier 340 MM mit Vignale-Barchetta-Karosserie handelte.
Alfa Romeo Tipo 33/3 etwas unter den Erwartungen verkauft
Atemberaubend schön präsentierte sich der Alfa Romeo Tipo 33/3 Rennwagen von 1969, welcher auf EUR 1,7 bis 2,1 Millionen eingeschätzt worden war. Immerhin hatte sich dieser Rennwagen 1970 bei den 24 Stunden von Le Mans während eines grossen Teils des Rennens mit Nanni Galli und Rolf Stommelen am Steuer auf dem zweiten Platz gehalten.
Geboten wurden dann schliesslich EUR 1,45 Millionen, was einen Verkaufspreis von EUR 1,636 Millionen (CHF 1,7 Millionen) am unteren Ende der Erwartungen bedeutete.
Der begehrte Porsche 928
Einer der ersten Wagen, der am 14. Mai 2022 unter den Hammer kam, war ein früher Porsche 928 von 1977, der selbstbewusst auf EUR 40’000 bis 60’000 eingeschätzt war.
Die Bieter liessen sich vom grünen Auto mit grünem Interieur überzeugen und gingen bis EUR 52’000. Als Verkaufspreis inkl. Kommission/Aufpreis resultierte entsprechend EUR 59’800 oder CHF 62’192.
Noch besser schlug sich allerdings ein Citroën 2 CV 4x4 Sahara von 1964, der für EUR 132’250 (CHF 137’540) anstatt der erwarteten EUR 70’000 bis 100’000 verkaufen liess.
Ein sehr rares Delahaye Coupé
Beim ältesten Wagen der Auktion handelte es sich um Delahaye 135 MS von 1947 mit Chapron-Coupé-Karosserie, den der Erstbesitzer Louis Chiron persönlich spezifizierte und fast fünf Jahre fuhr. Dabei ging es vermutlich sportlich zu und her, immerhin hatte sich der Bugatti-Rennfahrer Chiron ein fussbetätigtes Horn einbauen lassen.
Die geforderten EUR 325’000 bis 375’000 für den komplett restaurierten Wagen wollte allerdings niemand bieten, als Verkaufspreis wurden nach der Auktion EUR 290’000 kommuniziert. .
Drei Viertel der Fahrzeuge konnten für insgesamt EUR 28,73 Millionen (CHF 29,88 Millionen) verkauft werden, im Schnitt bezahlten die Käufer also EUR 574’570 pro Wagen. Auch wenn doch eine beträchtliche Anzahl Autos stehen blieb, dürften die Einlieferer und RM/Sotheby’s mit den Ergebnissen doch zufrieden gewesen sein.
Glücklich schätzen konnten sich aber auch einige Käufer, die ein veritables Schnäppchen schlagen konnten. So wurde der Lotus 22 FJ von 1962 für nur EUR 46’000 bezahlt, für das gleiche Geld gab’s auch einen Volpini FJ von 1958. Kleine Rennwagen waren offenbar nicht hoch im Kurs in Monaco.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
118 | Ferrari F2008 Show Car | 2008 | 100'000 | 150'000 | 85'000 | 102'000 | 106'080 | -18.4%
|
V |
119 | MV Agusta F4 LH44 | 2018 | 50'000 | 60'000 | 38'000 | 45'600 | 47'424 | -17.09%
|
V |
120 | Jet-Zet Speed Boat | 1995 | 16'000 | 24'000 | 26'000 | 31'200 | 32'448 | +56%
|
V |
121 | Porsche 928 | 1977 | 40'000 | 60'000 | 52'000 | 59'800 | 62'192 | +19.6%
|
V |
122 | Ferrari 360 Challenge | 2004 | 90'000 | 120'000 | 79'000 | 90'850 | 94'484 | -13.48%
|
V |
123 | Citroën 2CV 4x4 'Sahara' | 1964 | 70'000 | 100'000 | 115'000 | 132'250 | 137'540 | +55.59%
|
V |
124 | Porsche 356 A 1600 Cabriolet 'Project' | 1956 | 150'000 | 180'000 | 130'000 | 149'500 | 155'480 | -9.39%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
Kommentare