Es gibt wenige Autos, die mehr Fahrfreude bereiten und dabei so gut aussehen wie ein Dino 246 GTS. Und dies gilt für fast jede Farbe, in der der kompakte Mittelmotosportwagen ausgeliefert wurde.
Ein guter Grund also, ihn gleich in Rot und Blau zu zeigen.
Vom Rennsport auf die Strasse
Die Grundkonstruktion des Dino 246 geht auf den Rennprototypen Dino 166P zurück, der in gemeinsamer Regie von Fiat und Ferrari 1965 gebaut wurde. Beim Motor konnte man auf den Sechszylinder-Formel-1-Motor aus dem Jahr 1961 zurückgreifen.
Aus dem 1,6-Liter entstand dann ein Zweiliter, der in einer Fünfzigerserie als Dino 206/S ab 1966 gebaut werden sollte. Der 206/S hatte den Motor noch immer längs eingebaut und trug eine Karosserie aus Kunststoff über dem Rohrrahmenchassis. Statt der geplanten 50 Autos entstanden allerdings nur deren 18.
Der Rennwagen bot natürlich auch Potential für die Strasse. Hier setzte Pininfarina an und zeigte 1965 in Paris die Berlinetta Speciale auf Basis der 206/S-Technik.
Ein Jahr später, Ende 1966, präsentierte der italienische Carrossier in Turin dann eine weiterentwickelte Version, die deutlich seriennäher daher kam und den Motor bereits quer hinter den Sitzen montiert hatte. Im Frühjahr 1968 wurden dann die ersten Serienautos, die nun Dino 206 GT hiessen, ausgeliefert, sie trugen noch eine Aluminium-Karosserie.
Zuerst als Coupé, dann auch als Targa
Nur bis 1969 wurde die Zweiliter-Variante gebaut, dann folgte der Übergang zum 246 GT mit 2418 cm3 grossem V6-Motor, der nun einen Gusseisen-Motorblock aufwies und das Fahrzeuggewicht zusammen mit der Stahlblechkarosserie um rund 150 kg in die Höhe trieb. Weiterhin gab es den 246 GT nur als zweiplätziges Coupé. Die Journalisten rissen sich um Testfahrten, die Erkenntnisse waren positiv bis euphorisch.
1972 dann wurde die Modellpalette um eine Targa-Version ergänzt, die sich 246 GTS nannte. Anlässlich der Weltpremiere am Genfer Salon im März 1972 berichtete die Automobil Revue:
“Der Stand von Pininfarina befindet sich am angestammten Platz gegenüber Bertone, und auch hier ist eine Weltneuheit zu bestaunen: der Dino 246 GTS, eine vom Dino-Coupe abgeleitete Spider-Version, deren Polyester-Dach sich abnehmen und hinter den Sitzen verstauen lässt. In seiner Erscheinung erinnert der in Rot gezeigte Wagen ganz an frühere Ferrari-Rennsportwagen: an den 250 LM etwa oder den P3. Der Dino-Spider wirkt bulliger und kraftgeladener als seine Zwillingsausführung, das Coupé.”
Kurven, Kurven
Tatsächlich glichen sich die geschlossene und die offene Version bis aufwärts zur Gürtellinie wie ein Ei dem anderen. Die Unterschiede kamen ausschliesslich bei der Passagierkabine zum Tragen. Dort ersetzte ein fest verkleideter Überrollbügel die luftigere Linienführung des Coupés mit zweiter Seitenscheibe. Zusätzliche Verstärkungen beim GTS sollten die Verbindungssteifigkeit sicherstellen, doch gilt das Coupé für schnelle Rennrunden als die bessere Wahl. Auch wegen des tieferen Gewichts.
Ob man nun das Coupé oder die offene Version hübscher findet, ist Geschmacksache. Die Umwandlung jedenfalls gelang den Pininfarina-Leuten gut und auch der GTS wirkt harmonisch.
Farbenfroh
Die meisten Dino 246 GT/GTS sind rot, aber auch Gelb war beliebt. Doch es gab eine Reihe weiterer Farbtöne, darunter auch Orange, Hellgrün, Blau und Braun in verschiedenen Schattierungen.
Manche dieser Wagen wurden zwar später in das beliebtere Rot umgespritzt, doch darf gesagt werden, dass es kaum eine Farbe gab, in der ein Dino nicht gut aussah.
Sehr konkurrenzfähig
Es gibt nur wenige Testberichte zum Dino 246 GTS, einer erschien 1972 in der amerikanischen Zeitschrift “Motor Trend”. 1238 kg wog der geprüfte Wagen, er beschleunigte in 8,8 Sekunden von 0 auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h). Als Höchstgeschwindigkeit wurden 148 MPH (238 km/h) gemessen. “Der Dino Spyder ist, gemäss unserem subjektiven Empfinden, der erfreulichste Ferrari, der bis zu diesem Zeitpunkt gebaut worden ist. Im Vergleich zu ihm sind andere hervorragende Ferrari wie der Daytona oder der GTC-4 schnelle Motorkutschen für reiche Einwohner Nevadas oder Spezialärzte für reiche Leute.”
Das ebenfalls amerikanische Magazin Road & Track verglich den Dino 246 GTS im Jahr 1974 mit dem Jaguar E-Type V12, dem Porsche 911 Targa, der Chevrolet Corvette und dem Mercedes-Benz 450 SL. Nur die Corvette beschleunigte besser als der Dino. In der Zusammenfassung mussten die Redakteure erkennen, dass die Fahrzeuge nicht wirklich vergleichbar seien, dass aber in der reinen Sportwagen-Kategorie der Dino doch etwas besser als der (erheblich leichtere) Porsche sei, bei vergleichbarer Zuverlässigkeit.
Billig war der offene Dino allerdings nicht, CHF 48'000 wurden dafür im Jahr 1973 in der Schweiz verlangt, 1700 Franken mehr als für das Coupé. Die Konkurrenz in Form des Porsche 911 S 2.4 Targa (47'810) oder Jaguar E V-12 (CHF 35'000) war sicherlich nicht teurer, Fiat offerierte den ähnlich motorisierten DIno 2400 Spider sogar für fast 12'000 Franken weniger an.
Von kurzer Dauer
Die offene Variante Dino 246 GTS wurde nur von 1972 bis 1974 gebaut, es entstanden rund 1280 Exemplare, von denen viele in die USA gingen. Einen direkten Nachfolger gab es vorerst nicht, denn der Dino 308 GT4 erschien nur als geschlossene Variante. Erst der Ferrari 308 GTS konnte 19777 die Lücke schliessen.
Von der Gesamtproduktion aller 206/246-Versionen macht der Targa damit nicht ganz einen Drittel aus. Die Marktpreise liegen daher heute für die offene Version höher als für die geschlossene.
Fahrerauto
Der Dino ist zwar nicht so leicht wie ein Lotus Elan, doch die Pfunde, 30 kg zusätzlich sind es bei der offenen Variante, sind kaum zu fühlen. Die Sitzposition stimmt, der Schalthebel mit der schwarzen Kugel liegt perfekt für schnelle Gangwechsel.
Natürlich verzichtet man als Ferrari-Afficinado auf den ersten Kilometern auf den zweiten Gang, um die Synchronringe zu schonen und man wärmt das Öl sorgfältig auf, bevor man erstmals Drehzahlen jenseits von 5000 Umdrehungen aufsucht.
Natürlich hat man vorgängig bereits das Dach mit zwei Handgriffen abgenommen und hinter den Sitzen verstaut. So kann man die Laufäusserungen des Motors noch besser hören und man will ja sicherlich keinen Takt verpassen.
Die Lenkung ist leichtgängig und sehr präzise, kein Wunder, denn der Dino hatte schon eine Zahnstangenlenkung, als andere Ferrari noch über Schnecke und Rolle gesteuert wurden. Dank der Gewichtskonzentration zwischen den Achsen wirkt der 4,24 Meter lange und 1,7 Meter breite Sportwagen sehr handlich. Ja, mehr Fahrspass vermitteln nur wenige Autos, vor allem wenn sich Kurven in schneller Folge ablösen. Der Blick nach vorne erinnert an die Le-Mans-Sportwagen der Sechzigerjahre, der nach Drehzahlen gierende Motor lässt Rennsport-Feeling aufkommen. Mehr, mehr!
Auch für den Boulevard
Noch viel mehr als für das Coupé gilt, dass der GTS auch für das Flanieren taugt. Ob Rot oder Blau, man ist mit einem Dino 246 GTS sicher gut angezogen und kann sich der Aufmerksamkeit der Passanten sicher sein. Man lässt sich den Wind um die Haare fächeln und lauscht den heiseren Klängen des Sechszylinders. Eigentlich möchte man gar nicht aufhören zu fahren, aber ist man dann im Strandcafé angekommen, freut man sich an seiner gelungen Form und nippt zufrieden an seinem Espresso. Dolce Vita!
Wir danken der Oldtimer Galerie Toffen bei der Unterstützung für die Fotosession.
Weitere Informationen
- AR Nr. 47/1966 vom 3. Nov. 1966 - Seite 17: Dino 206 GT Berlinetta
- AR Nr. 6/1969 vom 13. Feb. 1969, ab Seite 19: Probegalopp mit dem Dino 206 GT
- AR-Zeitung Nr. 6 / 1971 vom 11.Feb.1971 - Seite 17: Ferrari Junior - Kurztest Dino 246 GT (ZQ)
- AR-Zeitung Nr. 13 / 1972 vom 17.Mrz.1972 - Seite 3: Genfer Traumwagenparade
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