Es begann gerade zu schneien, als der britische Auktionator Peter Bainbridge, in Dienste der Oldtimer Galerie am 29. Dezember 2017 in Gstaad um 16:00 Uhr zum ersten Mal den Hammer hob, um ein Originalposter der 24 Stunden von Le Mans aus dem Jahr 1984 zuzuschlagen. Die Automobilia waren allerdings nur ein, wenngleich teilweise gar nicht billiges, Vorgeplänkel für die Autoversteigerung, die dann um 17:00 Uhr vor grossem Publikum ihren Anfang nahm.
44 Automobile, darunter 1 Traktor von Lamborghini, warteten darauf, in neue Hände überzugehen. Gesamthaft waren sie auf einen Wert von rund CHF 14,8 Millionen (EUR 12,6 Millionen) eingeschätzt, pro Lot wurden also über CHF 350’000 erwartet.
Das erste Mal
Es war die erste Versteigerung, die die Leute rund um Reinhard Schmidlin im Zelt, das sonst u.a. dem Yehudi Menuhin Festival als Orchesterbühne dient, durchführte und natürlich waren Einlieferer, Kunden und Beobachter gespannt, wie erfolgreich denn diese Auktion sein würde.
Für Schmidlin war dieser neue Endjahreshöhepunkt nicht ganz risikolos, schliesslich war es auch die erste in englischer Sprache abgehaltene Versteigerung seit langem und angesiedelt war sie in einem zwar international bekannten, aber auch nicht einfach erreichbaren Fremdenverkehrsort in den Alpen. Bonhams hatte vor vielen Jahren jeweils ebenfalls zum Jahresende eine Ferrari-Versteigerung durchgeführt, dann aber damit aufgehört.
Black Star - Bowie Volvo deutlich über den Erwartungen
Bereits im Vorfeld hatte der schwarze Volvo 262C von 1981 für Gesprächsstoff gesorgt, nicht zuletzt wegen des Schätzwerts, der mit CHF 65’000 bis 75’000 deutlich über den üblichen Notierungen für diesen Fahrzeug, welche für den Classic-Data-Zustand 2 normalerweise unterhalb von CHF 20’000 liegen, auf sich aufmerksam machte. Begründet liess sich der hohe Schätzwert mit der Tatsache, dass der Wagen einst der 2016 verstorbenen Pop-Ikone David Bowie gehört hatte.
Die Bieter liessen sich allerdings nicht irritieren. Bainbridge eröffnete bei 30’000 Franken und schon kurze Zeit später hatte man die Hundertausenderschwelle überwunden. Saal- und Telefonbieter wollten nicht locker lassen und trieben den Volvo schliesslich bis auf CHF 190’000 hoch, was einen Verkaufspreis von CHF 212’800 (EUR 183’008) inkl. Kommission/Aufpreis bedeutete und das scharze Volvo-Bertone-Coupé zum wohl teuersten Wagen dieses Typs machte, eben zu einem “Black Star” (so hiess auch die letzte CD Bowies).
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Porsche
Fabio Lamborghinis Aufritt
Für italienisches Kolorit sorgte der Auftritt von Fabio Lamborghini, dem Neffen Ferruccio Lamborghinis, dem Gründer des bekannten Traktor- und Sportwagenherstellers in Sant’Agata.
Wortreich und mit südlichem Charme erklärte Fabio die Vorzüge des innovativen Traktors 2R von 1965, der in der Folge auch für CHF 35’000 zugeschlagen wurde, was das Publikum beklatschte.
Noch besser als beim Traktor schienen die Lobesworte Fabio Lamborghinis beim 400 GT Espada Series 2 von 1973 zu wirken. Der damals schnellste vierplätzige Sportwagen wurde für CHF 140’000 zugeschlagen, was einem Verkaufspreis (inkl. Kommission) von CHF 156’800 (EUR 134’848) entspricht.
Neuere Autos weniger gefragt?
Zwei McLaren waren nach Katalogdruckschluss noch nachgemeldet worden, ein 675 LT Spider von 2017 und ein P1 von 2015. Besonders der Hypersportwagen P1 erregte natürlich viel Interesse, werden Exemplare aus der auf 375 Exemplare limitierten Produktion doch vergleichsweise häufig auf Oldtimerauktionen angeboten.
Angekündigt wurde der P1, der praktisch mit Auslieferungslaufleistung angeboten wurde, für CHF 2,3 bis 2,5 Millionen. Brainbridge eröffnete bei einer Million, die Gebote kletterten auf CHF 1,9 Millionen, was aber für einen Verkauf nicht reichte. Eigentlich erstaunlich, hätte doch diese Summe bereits einer üppigen Wertsteigerung entsprochen, schliesslich wurden diese Autos neu für EUR 1,03 Millionen verkauft.
Kaum besser als den beiden nicht verkauften McLaren erging es dem eleganten BMW Z8 von 2001 (Höchstgebot CHF 170’000), dem Ferrari 550 Barchetta Pavesi von 2001 (CHF 380’000) und dem Jaguar XJ 220 von 1993 (CHF 350’000). Offenbar bevorzugten die Bieter in der Tendenz ältere Wagen.
Ein Drittel unter Vorbehalt verkauft
Obschon die Gebote im Schnitt eigentlich durchaus akzeptabel waren und der durchschnittliche Hammerpreis 86% des Estimates erreichte (inkl. Aufpreis/Kommission) wären dies 96% gewesen, was durchaus auch internationalen Erfahrungswerten entspräche), konnten 14 Fahrzeuge nur unter Vorbehalt zugeschlagen werden.
Unter diesen Autos fanden sich u.a. Ein Alfa Romeo Montreal von 1973 (Höchstgebot CHF 75’000), das Cadillac Series 62 Cabriolet von 1941 (CHF 115’000), der Kunststoff-Ferrari 308 GTB von 1977 (CHF 140’000), der Ford GT40 (Recreation GTD) (CHF 200’000) oder die beiden Jaguar E-Type Coupés der Series 1 (Flatfloor 1961 CHF 190’000, Racing Coupé 1963 CHF 190’000).
Auch der Porsche 911 Speedster im Turbolook von 1989 wurde mit CHF 190’000 unter den Erwartungen mit Vorbehalt zugeschlagen.
Das Team um Reinhard Schmidlin wird in den kommenden Tage sicherlich einige Gespräche mit Bietern und Einlieferern führen, die in Teilen sicherlich doch noch mit einem Handel abschliessen, womit man dann von einer Verkaufsquote von etwa 50 Prozent rechnen könnte.
Zuwenig Interesse für Aurelia-Triple
Dass man an einer Versteigerung gleich auf drei Aurelia-Modelle von Lancia trifft, ist sicherlich aussergewöhnlich. Besonders waren aber auch die drei angebotenen Modelle, was sich insbesondere vom Vignale-Coupé B52 von 1952 sagen liess, das seine Formgebung Giovanni Michelotti zu verdanken hat. Mit CHF 750’000 bis 850’000 forderte das hübsche und in dieser Ausführung (mit Schiebedach) nur einmal gebaute Coupé auch nach einer entsprechend grossen Brieftasche, die aber offenbar am Abend des 29. Dezember 2017 nicht zu finden war. CHF 675’000 lautete das Höchstgebot, nicht genug für einen Zuschlag.
Nicht besser erging es dem auf der Bühne postierten B24S Convertibile von 1956 (Schätzwert CHF 430’000 bis 470’000). Mehr als CHF 370’000 wollte niemand bieten, somit blieb auch dieser Wagen, genauso wie 14 andere, unverkauft.
Immerhin unter Vorbehalt zugeschlagen werden konnte das hübsche B20S GT Coupé der 6. Serie von 1957 (Schätzwert CHF 145’000 bis 165’000). Die gebotenen CHF 110’000 dürften allerdings nicht reichen, um den Verkauf erfolgreich abzuschliessen.
Nicht viel besser als den Aurelias erging es einem anderen interessanten Fahrzeug an der Versteigerung, einem Jaguar XK 150 von 1959, der einst zum Sportkombi umgebaut wurde und als Zugfahrzeug für einen ERA diente. Die gebotenen CHF 175’000 dürften dem Einlieferer nicht für einen Abschluss reichen.
Zum Verkauf kam es dafür bei einem weitgehend unrestaurierten Jaguar XK 140 Drophead Coupé von 1956, das für CHF 145’600 (EUR 125’216) in neue Hände fand.
Paukenschlag zum Schluss
Nur ein Auto war ohne Mindestpreis angeboten gewesen, dabei handelte es sich um den am Ende der Versteigerung angebotenen Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1957. Der Auktionator schlug 800’000 Franken als erstes Gebot vor, in vier Schritten stieg der Wagen dann auf eine Million und wurde dafür erfolgreich zugeschlagen. Ein schöner Abschluss der Versteigerung.
Bereits zuvor war auch der Aston Martin DB4 Series III von 1961 für CHF 380’800 (EUR 327’488) zwar im Vergleich zum Estimate günstig, aber ohne Vorbehalt verkauft worden.
Das breit gefächerte Angebot der Gstaad-Versteigerung überzeugte insgesamt, den Bietern fehlte es aber ein wenig an Biss und Mut, anders kann man das Ergebnis der Auktion nicht interpretieren. Spannend war die Verkaufsveranstaltung auf jeden Fall, auch wenn für Schmidlin und sein Team die Rechnung nur halb aufgegangen sein dürfte. Aber, wie heisst es berndeutsch doch so schön? “Gring abä u secklä” oder frei übersetzt: “Nicht aufgeben, weitermachen …”.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen Fahrzeuge mit Schätzpreisen in CHF, sowie Höchstgeboten und Verkaufspreisen (inkl. 12% Kommission) in CHF und EUR. Die Umrechnung erfolgte zum Tageskurs (1 CHF = 0.86 EUR). Lot 143 wurde als einziges Fahrzeug ohne Mindestpreis versteigert.
In der Spalte “Status” wird angegeben, ob ein Wagen “verkauft”, unter Vorbehalt verkauft (u.V. verk.) oder nicht verkauft (“nicht verk.) wurde. In der Spalte “% Est” wird das Höchstgebot mit dem mittleren Schätzwert verglichen. Die Angaben entsprechen dem Stand am Schluss der Versteigerung und sind ohne Gewähr.
Die Liste kann durch Klicken auf die Spaltenüberschriften nach Belieben sortiert werden.
Lot | Fahrzeug | Jahr | CHF Est von | CHF Est bis | CHF HG | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
101 | Morris Mini Traveller | 1966 | 32'000 | 38'000 | 32'000 | 35'840 | 30'822 | +2.4%
|
V |
102 | Jaguar XK 140 Drophead Coupe | 1956 | 160'000 | 180'000 | 130'000 | 145'600 | 125'216 | -14.35%
|
V |
103 | Alfa Romeo Montreal | 1973 | 85'000 | 100'000 | 75'000 | U | |||
104 | Porsche 911 T 2.2 Targa | 1969 | 95'000 | 115'000 | 85'000 | 95'200 | 81'872 | -9.33%
|
V |
106 | Jaguar XK 120 Cabriolet Autenrieth | 1951 | 225'000 | 250'000 | 145'000 | U | |||
107 | Iso Rivolta Lele | 1972 | 145'000 | 155'000 | 140'000 | U | |||
108 | Mercedes-Benz 190 SL | 1962 | 125'000 | 135'000 | 120'000 | 134'400 | 115'584 | +3.38%
|
V |
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Charles Riesen