Bereits zum 13. Mal versteigerte Gooding & Co am Fashion Square in Scottsdale am 17./18. Januar 2020 Autoklassiker. 137 Automobile und ein Motor kamen unter den Hammer, zwei Wagen waren zurückgezogen worden. Das Angebot war stark europäisch geprägt und umfasste einige Höhepunkte.
Im Schnitt über 48 Jahre alt
Dem Trend, dass die an Versteigerungen angebotenen Autos immer jünger werden, schien Gooding dieses Mal nicht zu folgen. Tatsächlich lag das Durchschnittsalter der Lots bei 48 Jahren und immerhin 18 Lots stammten aus der Vorkriegszeit.
Und diese schlugen sich durchaus mit Bravour. So erzielte der Stutz Series M Boattail Speedster von 1930 einen Verkaufspreis von USD 445’000, was zwar deutlich unter den Erwartungen lag, aber trotzdem eine beträchtliche Summe (und einen Weltrekord darstellte.
Noch besser lief es dem Hispano-Suiza J12 Dual Cowl Phaeton mit Binder-Karosserie von 1932. Mit USD 2,2 Millionen überstieg das Höchstgebot den oberen Estimate deutlich, der Verkaufspreis von USD 2,425 Millionen lag auf Rekordniveau.
Der BMW 328 von 1937 überzeugte noch mehr. USD 830’000 oder fast das Doppelte des (wohl etwas tiefgestapelten) Schätzwerts wurden für den grünen 328 bezahlt, der mit seiner Geschichte fast ein wenig an die “Love Story” erinnert, nur dass eben ein BMW 328 und nicht ein MG TC über Jahrzehnte als Alltagsfahrzeug diente. 75 Jahre blieb der offene BMW in derselben Familie, allzu häufig dürfte es dies nicht mehr geben.
Ferrari, Porsche und andere
Mit über 40 Marken auf 137 Automobile war die Bandbreite beträchtlich, aber alleine schon Ferrari und Porsche waren mit je 24 Fahrzeugen vertreten. Mercedes-Benz und Chevrolet la,em je zehnmal vor, alle übrigen marken mit einstelligen Zahlen.
Zu den Markenraritäten gehörten sicherlich Anbieter wie American Bantam, Cord, Hispano-Suiza, Knox oder Tucker.
Stabiles Interesse für Wertvolles aus Maranello
Es war vermutlich kein Zufall, dass unter den 10 am höchsten eingeschätzten Wagen der Versteigerung fünf Ferrari-Sportwagen auftauchten. Am oberen Ende der Skala lag ein F50 von 1996. Rot und mit Chassisnummer ZFFTG46A5S0103922 sollte der Wagen, von dem nur 349 gebaut wurden, für USD 3,2 bis 3,6 Millionen verkauft werden, notabene mit gerade einmal 5200 Meilen auf dem Tacho.
Dies gelang annähernd, mit USD 3,223 Millionen war der F50 das teuerste Auto der Versteigerung.
Etwas mehr bewegt wurde der Ferrari 365 GTS/4 Daytona Spider von 1972 mit Chassisnummer 14779. Mit klassischer Lackierung und weniger als 40’000 gefahrenen Meilen wurde der Spider für USD 1,93 Millionen etwas unter den Erwartungen verkauft.
Etwas mehr hätte der Ferrari 500 Superfast von 1965, Chassis 6305 SF, kosten sollen. Schliesslich wurden von diesem Modell nur 36 gebaut und beim angebotenen Coupé handelte es sich gemäss Gooding um den einzigen im Werk schwarz lackierten Wagen. Die Bieter honorierten diese Besonderheit nicht so stark wie erhofft, bei USD 2,25 Millionen blieben die Gebote stehen, der Wagen blieb unverkauft.
Besser erging es dem kaum weniger seltenen Ferrari 330 GTS von 1967, Chassis 10111. Nur 99 dieser offenen 330er wurden damals gebaut. USD 1,985 Millionen zahlte der neue Besitzer für den restaurierten Sportwagen, rund ein Viertel weniger als erhofft.
Einer von wenigen Tucker
Nur 51 Tucker wurden gebaut, einer davon, Chassis 1034 wurde 1948 fertiggestellt und hat in seiner Karriere nur gerade 6300 Meilen zurückgelegt. Als Werbefahrzeug war er Tucker unterwegs.
USD 2,04 Millionen musste der siegreiche Bieter auf das Gooding-Konto überweisen, um die Rarität, die unter anderem einen Aufritt im Film “Tucker: The Man and His Dream” hatte, in Empfang zu nehmen.
Der besondere Porsche 914/6 GT
Nur 16 Kundenfahrzeuge baute Porsche vom 914/6 GT. Der Erstbesitzer Jacques Duval fuhr ihn auf einen Klassensieg bei den 24 Stunden von Daytona im Jahr 1970 und auf den vierten Platz in seiner Klasse in Sebring.
Chassis 914 043 1017 war auf USD 1 bis 1,3 Millionen geschätzt worden, ganz so toll trieben es die Bieter dann aber doch nicht. Mit USD 995’000 wurde dieser 914/6 GT trotzdem das teuerste Exemplars dieses Typs bisher.
Ein Mercedes-Benz 190E zum Rekordpreis
500 Evo-II baute Mercedes-Benz 1990 vom 190 E 2.516, um bessere Karten in der DTM zu haben. Die Kundenfahrzeuge waren alle Schwarz und damals ziemlich teuer. Offenbar waren sie aber auch eine gute Investition, denn die Nummer 256 (Chassis WDB2010361F738417) wurde von Gooding für fast unglaubliche USD 434’000 verkauft.
Wer jetzt gleich losgehen will, um einige Exemplare in Europa zu horten, sei darauf hingewiesen, dass der angebotene Wagen nur 7600 km auf der Uhr hatte und natürlich komplett mit allem daher kam, was dazu gehörte.
Supersportwagen der Fünfziger- und Sechzigerjahre
Gelb und flach, so muss ein Lamborghini Miura sein. Chassis 3787 ist einer von 140 Miura S, wurde 1969 gebaut und schon 1996 am Pebble Beach Concours gezeigt.
Die erwarteten USD 1,25 bis 1,5 Millionen liessen sich nicht ganz realisieren, aber die realisierten USD 1,243 Millionen sind im Jahr 2020 sicherlich ein guter Preis für einen Miura S.
Von den angebotenen drei Mercedes-Benz 300 SL konnten nur die beiden “günstigeren” Autos, zwei Roadster von 1958 und 1961 verkauft werden. Die Höchstgebote erreichten knapp über 80 Prozent des mittleren Estimates. Der Flügeltürer mit Chassis 198.040.5500553 erreichte nur USD 925’000, geschätzt waren USD 1,0 bis 1,2 Millionen.
Drei Jaguar E-Type Series 1 komplettierten das Sechzigerjahre-Sportwagen-Angebot, zwei kamen mit dem 3,8-Liter-Motor, einer mit 4,2 Litern. Alle drei sollten um die USD 200’000 bis 300’000 kosten, wurden aber etwa ein Viertel unter dem Zielwert abgegeben.
Ein Superklassiker ist natürlich auch der BMW M1. Das Exemplar von 1981, Chassis WDB2010361F738417, wurde angesichts der langjährigen Besitzerverhältnisse und des tiefen Kilometerstands relativ günstig für USD 368’000 abgegeben.
Der Überflieger des Wochenendes
Ganz günstige Autos kann Gooding bekanntlich zwar nie anbieten. Aber die USD 15’000 bis 20’000 die für einen Peugeot 403 Kombi von 1960 (Chassis 2859122) erwartet wurden, erschienen wie eine erträgliche Eintrittschwelle. Dafür hätte man einen in den USA (und sicherlich auch hier) sehr seltenen Kombi sollen, der sich “charmingly” präsentierte und ohne Mindestgebot angeboten wurde. Doch die Interessenten zeigten mehr Ausdauer als erwartet.
Am Schluss kostete der Peugeot stattliche USD 38’080. Er hatte seinen Schätzwert also fast verdoppelt.
Zu den günstigeren Autos hätte auch ein ganz spezieller Jaguar XK140 von 1956 gehören sollen. Er wurde nämlich vom Nissan-Designer John Toom mit einer an Vorkriegs-Aerodynamik-Autos erinnernden Coupé-Karosserie ausgestattet und nun für USD 125’000 bis 150’000 angeboten. Doch auch hier war die Nachfrage grösser als erwartet, am Schluss zahlte der Käufer USD 280’000.
Ganz anders lief es für ein ebenfalls sehr seltenes Auto, einen Fiat 1100/103 E TV Coupé mit Vignale-Karosserie von 1956 nach Design Michelotti. Offenbar gefiel das Coupé mit der Zusatzbezeichnung “Désirée” und der Chassisnummer 332266 den Bietern nicht allzu sehr, denn mehr als USD 85’000 wollte kein potentieller Käufer aufrufen. So ging das interessante Coupé für nur USD 95’200 in neue Hände über.
Die Leute von Gooding & Go konnten Scottsdale also erhobenen Hauptes verlassen. 89 Prozent der Autos konnten verkauft werden, unterstützt von einem hohen “No Reserve”-Anteil von 68 Prozent.
Im Schnitt wurde 80 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten und USD 291’606 pro verkauften Wagen bezahlt.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
001 | Austin A35 Two-Door Saloon | 1957 | 18'000 | 24'000 | 14'500 | 16'240 | 15'752 | 14'616 | -22.67%
|
V |
002 | Offenhauser 180 Racing Engine | 1954 | 30'000 | 40'000 | 54'000 | 60'480 | 58'665 | 54'432 | +72.8%
|
V |
003 | Ford Model A Five-Window Coupe | 1930 | 20'000 | 25'000 | 13'000 | 14'560 | 14'123 | 13'104 | -35.29%
|
V |
004 | Volkswagen Beetle Cabriolet | 1962 | 40'000 | 60'000 | 45'000 | 50'400 | 48'888 | 45'360 | +0.8%
|
V |
005 | Ferrari 360 Modena | 1999 | 120'000 | 150'000 | 82'500 | 92'400 | 89'628 | 83'160 | -31.56%
|
V |
006 | Mercedes-Benz 280 SE | 1978 | 60'000 | 80'000 | 70'000 | 78'400 | 76'048 | 70'560 | +12%
|
V |
007 | Toyota FJ40 Land Cruiser | 1970 | 50'000 | 70'000 | 23'000 | 25'760 | 24'987 | 23'184 | -57.07%
|
V |
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