"Cool, cooler, am coolsten" – an Superlativen mangelt es nicht bei der aktuellen Sonderausstellung im Louwman-Museum in Den Haag, die am vergangenen Freitag eröffnet wurde und noch bis 1. September zu sehen ist. "Supersportwagen der Neunziger" ist das Thema, das zu einer faszinierenden Ausstellung führte.
"In dieser Zusammenstellung waren diese Autos noch nie in Europa zu sehen, vielleicht nicht einmal weltweit." Ronald Kooyman, Direktor des Louwman-Museums, ist sichtlich stolz auf die Sonderausstellung, die sein Team unter Anführung von Kurator Sjoerd van Bilsen zusammengestellt hat. Das Ausstellungsthema dürfte vor allem auch bei einem jüngeren Publikum gut ankommen, das – außer wahren Spezialisten und Feinschmecker – höchstwahrscheinlich mit der Sonderausstellung zu Cyclecars und Voiturettes aus dem frühen 20. Jahrhundert im vergangenen Jahr weniger anfangen konnte. Dafür kommen jüngere Generationen (und Junggebliebene) nun voll auf ihre Kosten.
"Wir betrachten es nun mal als unsere Aufgabe, alle Facetten und Epochen der automobilen Evolution mit unseren Besuchern zu teilen. Dazu gehört auch die jüngere Vergangenheit.", so Kooyman. "In den Neunzigerjahren kam ein Boom rund um Hochleistungssportwagen auf, dessen Basis bereits im vorhergehenden Jahrzehnt gelegt worden ist. Zahlreiche neue Marken sind gegründet worden. Allerdings stimmte die Finanzkrise 1992/1993 die Autoliebhaber eher vorsichtig, so dass die Aufträge für Supersportwagen einbrachen, was zum Bankrott neuer Marken oder zum vorzeitigen Aus von ambitionierten Projekten führte."
Dennoch gab es im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zahlreiche spannende und beeindruckende Supersportwagen. Welches Kriterium wendete das niederländische Museum bei der Auswahl an? "Wir haben den Begriff 'Supercar' für uns definiert durch eine limitierte Stückzahl, eine Motorleistung von mindestens 500 PS und eine Höchstgeschwindigkeit jenseits von 300 km/h.", erklärt Kooyman. "Innerhalb dieses Rahmens zeigen wir eine Bandbreite von Modellen, die wir wiederum in vier verschiedene Kategorien aufgeteilt haben: Serienmodelle in unbegrenzter Stückzahl, solche mit limitierter Stückzahl, Homologationsfahrzeuge und Prototypen."
Kaum gezähmte Rennwagen
Wer die beeindruckende Eingangshalle des Museums betritt, die nicht zuletzt auch durch die Architektur, die Höhe und die Akustik an eine Kathedrale erinnert, sieht gleich an der Rückwand vier Autos, die allein schon eine Sonderausstellung verdient hätten. Es handelt sich um Homologationsmodelle für den GT-Rennsport, der ab 1994 dank der Gründung der BPR-Serie durch die Initiatoren Jürgen Barth, Patrick Peter und Stéphane Ratel nicht nur in Europa, sondern sogar darüber hinaus, einen enormen Höhenflug erlebte. Das Reglement schrieb offiziell eine straßentaugliches Serienmodell vor, obwohl von vielen Rennautos nur eine einzige solche Straßenvariante gebaut wurde – wenn überhaupt...
In der Mitte stehen die Straßenversion des Toyota GT-One, mit dem der japanische Hersteller 1998 und 1999 in Le Mans antrat (und wieder nicht den so heiß ersehnten Erfolg einfuhr, der sich bekanntlich erst 2018 einstellte), und das Pendant auf Basis des Porsche 911 GT1, ebenfalls aus dem Jahr 1998. Trotz der Rennsport-Beklebung auf der nackten Kohlefaserhaut handelt es sich auch hierbei um eine Straßenversion jenes Fahrzeugs, mit dem Porsche 1998 den Sieg in Le Mans holen konnte. Es war ein sehr wichtiger Erfolg im Jahr des 50-jährigen Jubiläums der Marke, in dem man sonst in der FIA-GT-Meisterschaft gegen die übermächtigen Mercedes-Benz das Nachsehen hatte. Der Toyota (amtliches Kennzeichen: K-LM 1998) kommt aus der Sammlung von Toyota Gazoo Racing am europäischen Hauptsitz in Köln-Marsdorf. Der Porsche stammt aus der Werkskollektion in Zuffenhausen.
Links neben dem Toyota steht ein weißer Nissan R390 GT1, ebenfalls mit einem passenden Kennzeichen ("M24ANS") versehen. Das Fahrzeug ist im Besitz des ehemaligen französischen Nissan-Werksfahrers Eric Comas, der sich das Kaufrecht in seinen Vertrag schreiben liess. Es handelt sich um ein Original-Einsatzauto, das bei den 24 Stunden von Le Mans 1998 an den Start ging und in einem zweijährigen Umbau für den Straßengebrauch tauglich gemacht wurde: Scheinwerfer, andere Scheiben, geänderte Kühlung und eine Hupe gehörten zu den Massnahmen. Comas, der bei der Eröffnung der Ausstellung anwesend war, hat das Auto seit einigen Jahren im Besitz. "Ich bin seitdem vielleicht 1000 Kilometer damit gefahren.", erzählt er. "Früher hat Nissan ja die Kosten übernommen. Ein ganz billiges Vergnügen ist es nicht. Aber es macht grossen Spass! Und die Reaktionen sind unfassbar. Jugendliche glauben, dass es das Auto nur auf der Playstation gab, können sich gar nicht vorstellen, dass es real existiert!"
Tatsächlich straßentauglich
Das vierte Homologationsfahrzeug ist die Straßenversion des Mercedes-Benz CLK-GTR aus dem Jahr 1997. Das Auto ist eine Leihgabe des deutschen Nationalen Automuseums "The Loh Collection". Für die Sportabteilung bei Daimler-Benz war der GT-Rennsport 1997 ein neues Betätigungsfeld nach dem plötzlichen Aus der DTM/ITC zum Ende der Saison 1996, als sich Alfa Romeo und Opel zurückgezogen hatten und damit das Ende der Serie besiegelt war. Hatte 1996 Porsche mit dem 911 GT1 bereits für einen gehörigen Schock in der BPR-Szene gesorgt, legte der CLK im darauffolgenden Jahr die Latte in der zu FIA-GT-Meisterschaft umbenannten Serie noch mindestens eine Stufe höher. Und im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern sorgte AMG auch tatsächlich für eine Kleinserie von Homologationsfahrzeugen, die es später sogar als Cabriolet gab.
Die drei gezeigten Produktionsmodelle in der Ausstellung sind ein Aston Martin Vantage V600, ein Bugatti EB110 Super Sport sowie ein Vector W8. Bei den "begrenzten Kontingenten" handelt es sich um einen Ferrari F50, einen Jaguar XJ220 und einen McLaren F1. Zwei Prototypen runden die Auswahl ab: Der BMW M8 als Hochleistungsversion des 850i, die es nie in die Serie schaffte, deren V12-Motor aber später im McLaren F1 verwendet wurde; und der Mercedes-Benz C 112, von dem zunächst eine Kleinserie bei Sauber in Hinwil geplant war, was dann aber vom Vorstand doch wieder zurückgezogen wurde.
Sind beim Museumsteam noch Wünsche offen geblieben? "Ich bin froh um jedes Auto, das hier steht, und ich bin nicht traurig um Autos, die hier nicht stehen.", sagt Kurator Sjoerd van Bilsen. "Natürlich wäre ein Cizeta Moroder cool gewesen, und manche wollen vielleicht einen Lamborghini Diablo sehen. Aber ich denke, dass wir hier eine sehr schöne Auswahl zusammengestellt haben, die sich absolut sehen lassen kann." Das können wir nach dem Besuch vor Ort vollumfänglich unterschreiben. Ein Besuch im Louwman-Museum, das zu den weltweit besten gehört, empfiehlt sich sowieso, aber mit dieser Sonderausstellung sogar noch mehr! Und wer sich wundert, dass die Informationstafeln zu den Autos nur auf niederländisch verfasst sind: Die technischen Daten und Leistungsangaben sind schliesslich in jeder Sprache verständlich.
Nähere Informationen: www.louwmanmuseum.nl

















































































































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