99 Autos, ein Motorradgespann, sowie einen Anhänger versteigerte Bonhams am 6. Februar 2020 im Grand Palais von Paris, eingeleitet durch über 130 Automobilia-Lots. Vom geschätzten Wert der Autos von fast EUR 40 Millionen konnte rund die Hälfte realisiert werden. Pro Fahrzeug wurden EUR 299’859 bezahlt. 64 Prozent der angebotenen Fahrzeuge konnten verkauft werden, im Schnitt wurde knapp 74 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten.
Die Versteigerung im Grand Palais war gut besucht, obschon man den Eindruck hatte, dass in anderen Jahren schon mehr Bieter vor Ort waren. Es wurde mit viel Freude und Einsatz gefeilscht und auch die Autos, die nicht verkauft wurden, kamen auf durchaus realistische Gebotshöhen, scheiterten dann aber jeweils am Mindestpreis. Vergleichsweise tief war die “No Reserve”-Quote von 24 Prozent.
Breites Spektrum
Über 40 Marken waren im herrlichen Grand Palais an der Seine vertreten, angeführt von Porsche (11 Fahrzeuge), Mercedes-Benz (9) und Ferrari (9). Andere Hersteller wie Alvis, Auburn, Bristol, Horch, Toyota oder Volvo waren mit je einem Fahrzeug repräsentiert.
Im Schnitt waren die Autos über 58 Jahre alt, mit 26 Vorkriegsfahrzeugen war die alte Garde überdurchschnittlich gut vertreten, während die Youngtimer und Neoklassiker zusammen auf 13 Fahrzeuge kamen.
Bugatti-Septett
Nur selten gelangen sieben Vorkriegs-Bugatti an einem Tag unter den Hammer. Bonhams war dieses Kunststück gelungen.
Der Teuerste der sieben Blaublüter war ein Type 55 von 1931, der mit Chiron und Bouriat-Quintart eins in Le Mans am Start war. Nur 38 dieser Wagen wurden gebaut und die Karosserie von Giuseppe Figoni ist ohne Zweifel ein Meisterstück.
EUR 4 bis 7 Millionen wurden als Wert geschätzt. Mit einem Höchstgebot von EUR 4 Millionen wurde der Mindestpreis erreicht und das elegante Auto für EUR 4,6 Millionen (inkl. Aufpreis und Kommission) verkauft.
Weniger gut lief es für das Bugatti Type 57 Atalante Coupé von 1938. Geschätzt waren EUR 1,5 bis 1,8 Millionen, geboten wurde aber nur EUR 1,3 Millionen, was dem Einlieferer nicht reichte.
Ähnlich lief es einem weiteren Type 57, der als Stelvio Coupé von 1939 EUR 1,35 bis 1,65 Millionen hätte bringen sollen. Mehr als eine Million wollte aber niemand bieten.
Auch der attraktive Bugatti Type 39 Grand Prix von 1925 fand keinen neuen Besitzer, da das höchste Gebot mit EUR 820’000 doch deutlich unter dem Schätzwert von EUR 1,05 bis 1,4 Millionen lag.
Dafür fanden sich für den Bugatti Type 13 Sports von 1913 (EUR 184’000) und den Type 40 Grand Sport Roadster von 1927 (EUR 33’500) neue Plätzchen.
«Die Hohe Schule der Versicherung»
2301 La Chaux-de-Fonds, Schweiz
- Automobile als Erlebnis
- Versicherung
Invicta mit Patina
Eine Delikatesse war der Invicta 4½-Litre S-Type Low Chassis Sports ‘Scout' von 1931. Dem Wagen sah man sein abenteuerliches Leben durchaus an, die “Patina” erhöhte aber den Reiz des Wagens geradezu.
Geschätzt waren EUR 1,2 bis 1,5 Millionen, das Höchstgebot kam nach intensiver Bieterschlacht bei EUR 1,4 Millionen zu stehen, womit der Wagen für EUR 1,61 Millionen in neue Hände gelangte.
Ein zweiter Invicta kam da deutlich günstiger zu stehen. EUR 55’416 reichten zum Kauf für einen 12/45 Tourer von 1934, der durchaus seine Reize hat.
Die besonderen Ds auf Frankreich
Delage und Delahaye gehörten einst zu den grossen Vorkriegsmarken Frankreichs. Delahaye übernahm einst die sportlichere Marke Delage und verschmolz die Gene zu tollen neuen Fahrzeugen.
Während der Delage D8S Cabriolet Special mit Karosserie von Henry Chapron von 1935 (Chassis 39332) nicht verkauft werden konnte (Höchstgebot EUR 660’000) fanden sich für alle drei Delahaye neue Besitzer.
Am besten schnitt dabei das hübsche Labourdette-Coupé auf Basis eines 135 Coupe des Alpes Chassis von 1935 ab. Mit einem Verkaufspreis von EUR 230’000 übertraf der formlich an einen Shooting Brake erinnernde Wagen sogar den oberen Schätzwert.
Die Höchstgebote der anderen beiden Delahaye übertrafen jeweils den unteren Schätzwert.
Keine Gnade für den schnellen Dino
Der Dino 206S/SP gehört zu den elegantesten Sportwagen-Prototypen aller Zeiten. 18 Exemplare wurden gebaut, Chassis 022 wurde im Grand Palais versteigert.
Einen Schätzwert für den in den späten Sechzigerjahren vor allem in Italien, aber auch international eingesetzten Rennwagen wurde im Vorfeld nicht angegeben, das Höchstgebot von EUR 2,85 Millionen aber reichte offenbar dem Verkäufer nicht.
Stratos im Original und neu interpretiert
Mit zwei Stratos, einem originalen von 1976 (EUR 400’000 bis 500’000) und einer Neuinterpretation von 2019 (aufgebaut auf einem Ferrari 430 Scuderia von 2009), genannt MAT New Stratos Coupé (EUR 700’000 bis 900’000), konnte Bonhams ein interessantes Keil-Paar anbieten.
Während die Neuinterpretation schliesslich für EUR 690’000 verkauft wurde, blieb der Original-Stratos mit einem Höchstgebot von EUR 380’000 stehen.
Der einmalige Miller ohne Glück
Nur ein Exemplar des Miller Shooting Brake von 1954 wurde je gebaut. Das GPM in der Chassisnummer stand dabei für den Erbauer, Geoffrey Percival Miller, die “1” für das erste und einzige Fahrzeug und die “1954” für das Baujahr.
Mit EUR 35’000 bis 40’000 war der Schätzwert eigentlich moderat angesetzt, aber die Bieter wollten nicht höher als auf EUR 24’000 gehen, der Wagen blieb stehen.
Das elegante BMW-Coupé von Frua
Ebenfalls nur ein Exemplar wurde vom BMW-Glas 3000 V8 Fastback Coupé von 1967 gebaut. Pietro Frua schuf das Showcar, das fast an allen wichtigen europäischen Autosalons damals vorgezeigt wurde. Technisch basiert das Coupé auf dem V8-Coupé, das bei Glas zunächst als 2,6-Liter, bei BMW nach der Übernahme als Dreiliter-Coupé verkauft worden war und den Übernamen “Glaserati” trug.
Die Erwartungen (Schätzwert EUR 250’000 bis 350’000) wurden nicht ganz erfüllt, immerhin aber wurde das elegante Coupé für EUR 209’300 verkauft. Hocffentlich wird man den Wagen schon bald wieder einmal an einem Concours sehen.
Fast eine blaue Mauritius
Mit seiner blauen Farbe, der eleganten Zagato-Karosserie und dem besonderen Motor, dem Tuner Conrero zusätzliche Kräfte verlieh, dürfte der Alfa Romeo 1900C SZ von 1955 (Chassis 1900C.02062) eine echte Rarität sein, zumal insgesamt nur 38 dieser Coupés entstanden. Entsprechend hoch war denn auch der Schätzwert mit EUR 750’000 bis 1 Million angesetzt.
Ganz soviel musste der neue Besitzer nicht auslegen, EUR 724’500 reichten für den Kauf der Rarität.
Gemischte Ergebnisse bei den Superklassikern
Natürlich gab es bei Bonhams auch Superklassiker, diese schlugen sich leidlich, aber kaum besser als der Rest. Ein Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1963 wurde für EUR 1,033’033 verkauft, ein Vorkriegs-Mercedes-Benz 500K Cabriolet A von 1935 für EUR 1,61 Millionen.
Der Maserati Bora 4,9 von 1973 wurde für EUR 155’250 verkauft, während ein Maserati 3500 GT von 1959 blieb bei EUR 130’000 stehen.
Ein Jaguar XK 120 Coupé von 1952 ging günstig für EUR 85’100 an einen neuen Besitzer, ein Ferrari 308 GTB von 1977 (mit Vetroresina/Kunststoff-Karosserie) fand für EUR 128’800 in eine neue Garage.
Für einen Alfa Romeo Giulietta SS von 1961 wurden EUR 86’250 bezahlt.
Einem Ferrari 365 GT4 2+2 von 1973 fehlte das Verkaufsglück genau so wie einem Porsche 356B 1600 Roadster von 1960. Auch der 911 Carrera RS 2.7 von 1973 in Touring-Konfiguration blieb bei EUR 500’000 knapp unter dem Schätzwert.
Dafür konnte der Pegaso Z-102 als 2,8 Litre Cabriolet von 1952 für EUR 713’000 an einen neuen Besitzer übergeben werden, nachdem man erfahren hatte, dass es sich dabei um ein geköpftes Coupé handelte.
Dass die Preise auch bei Instant-Klassikern wie dem BMW Z8 unter Druck geraten sind, bewiesen die EUR 151’800, die ein Z8 Roadster von 2001 (inkl. Hardtop) erreichte.
Auch bei den günstigeren Angeboten Sieger und Verlierer
Ein Bieter konnte sich einen Austin-Healey Sprite “Frogeye” von 1960 für gerade einmal EUR 14’950 erstehen, ein VW Golf 1600 GL Cabriolet gab’s für EUR 5750.
Unverkauft blieb dafür das VW Golf Mk1 Cabriolet von 1993, das den stolzen Schätzwert von EUR 25’000 bis 35’000 hätte erreichen sollen, unverkauft. Geboten wurden EUR 21’000.
Ein Mercedes-Benz 300 SL (R107) von 1987 wurde für EUR 25’300 verkauft, ein Porsche 928 S4 von 1987 für EUR 23’000.
Der Mercedes-Benz 280 GE von 1985 erzielte einen Verkaufspreis von EUR 39’100.
Im Grossen und Ganzen durften die Bonhams-Verantwortlichen mit den Ergebnissen sicherlich zufrieden sein, wenn auch die 36 Fahrzeuge, die stehen blieben, sicherlich wehtaten, zumal darunter auch einige sehr teure Sportwagen waren. Mit dem sehr vielseitigen Angebot hatte man aber sicherlich für einen schönen Farbtupfer im Rétromobile-Universum gesorgt.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
201 | BMW 745cc R75 Military Motorcycle Combination | 1943 | 18'000 | 24'000 | 3 | 32'200 | 34'454 | +53.33%
|
V |
202 | Lamborghini 2R Tractor | 1964 | 22'000 | 27'000 | 13'000 | 14'950 | 15'996 | -38.98%
|
V |
203 | Austin Healey Sprite 'Frog Eye' Mk1 Roadster with Factory Hardtop | 1960 | 25'000 | 35'000 | 13'000 | 14'950 | 15'996 | -50.17%
|
V |
204 | Mercedes-Benz 280 GE | 1985 | 30'000 | 45'000 | 34'000 | 39'100 | 41'837 | +4.27%
|
V |
205 | Mercedes-Benz 300 SL Cabriolet | 1987 | 20'000 | 30'000 | 22'000 | 25'300 | 27'071 | +1.2%
|
V |
206 | Jaguar Mark 2 3.8-Litres | 1960 | 30'000 | 40'000 | 26'000 | 29'900 | 31'993 | -14.57%
|
V |
207 | Porsche 911E 2.0-Litre Targa | 1969 | 75'000 | 95'000 | 85'000 | 97'750 | 104'592 | +15%
|
V |
Möchten Sie alle Auktions-Ergebnisse sehen?
Sie haben Benutzername und Passwort?
Sie können sich auch mit Ihrem Social Login anmelden
Ansonsten erstellen Sie ein neues Login:
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
Information
Kostenlos anmelden und mitreden!
Mit einem Gratis-Login auf Zwischengas können Sie nicht nur mitreden, sondern Sie profitieren sofort von etlichen Vorteilen:
Vorteile für eingeloggte Besucher