Besondere Zeiten, besondere Lösungen! Nachdem alle grossen Goodwood-Rennveranstaltungen im Covid-Jahr 2020 abgesagt werden mussten, wurde für den 16. bis 18. Oktober 2020 als Quasi-Ersatz die Goodwood Speedweek ohne Vorort-Publikum angesetzt. Anlässlich dieser Speedweek führte dann auch Bonhams die bereits zur Tradition gewordene Versteigerung durch, die allerdings besonderen Gesetzen gehorchen musste.
Die Lots wurden im Earls-Court-Gebäude am Goodwood Circuit aufgestellt und konnten dort auch, nach vorheriger Vereinbarung, betrachtet werden.
Abgehalten wurde die Versteigerung in London an der Bond Street 101, zum Verkaufsraum in Goodwood gab es einen Live-Link. An beiden Orten konnten Bieter in beschränkter Zahle die Auktion mitverfolgen und Gebote abgeben. Dazu gesellten sich die üblichen Internet-, Telefonanruf- und Vorgebote.
Grosses Angebot
Insgesamt 99 Autos kamen am 17. Oktober 2020 ab 13:00 unter den Hammer. Der Gesamtwert der Lots belief sich auf über £ 19 Millionen. Im Schnitt waren die Autos 54 Jahre alt, 20 Fahrzeuge stammten aus der Vorkriegszeit.
Die Hälfte der angebotenen Fahrzeuge gehörten fünf Marken an: Ferrari (14 Autos), Aston Martin (11), Jaguar (9), Bentley (8) und Porsche (7). Daneben aber gab es auch weniger bekannte Hersteller, die mit besonderen Fahrzeugen vertreten waren, etwa die klassischen britischen Alvis, Invicta oder Riley.
Gleich drei Sammlungen kamen unter den Hammer, eine davon stammte aus der Schweiz und wurde als “The Alps to Goodwood Collection” angekündigt. Sie erhielt aussergewöhnliche Fahrzeuge wie einen Bentley 6 1/2 / 8 Litre Le Mans Tourer von 1926, einen Railton Eight von 1936 und einen Invicta 4 1/2 Litre S-Type Low Chassis von 1931.
Kaum weniger vielseitig als die Schweizer Sammlung war die Zusammenstellung von Autos, die ein Gentleman-Rennfahrer anbot. Unter ihnen befindet sich zum Beispiel ein Emeryson Formel 1 Auto von 1961 mit 1,5-Liter-Motor, der mit Chassisnummer 1004 damals an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnahm.
Eine weitere Sammlung namens “Chester Collection” umfasste nur schwarze und silberne Sportwagen, darunter ein Lotus Elite und ein Aston Martin DB5.
Zurückhaltende Bieter oder zu hohe Erwartungen?
Eigentlich begann es ganz gut, denn der als Lot 201 angebotene MGA FIA Competition Roadster von 1960 wurde deutlich über dem Estimate für £ 25’300 verkauft.
Doch dies sollte sich als Strohfeuer entpuppen, denn nur noch zwei weitere Autos wurden über dem mittleren Estimate zugeschlagen, nämlich ein Porsche 964 von 1992 als Convertion von Ninemeister (£ 132’250) und ein Mercedes-Benz 190 SL von 1960, der gegen Schluss mit £ 155’250 einen wirklich guten Preis erzielte.
Im Schnitt aber kamen die Höchstgebote nur auf 76 Prozent des mittleren Schätzwerts, nur 13 Fahrzeuge erreichten überhaupt den unteren Schätzwert.
Nur 44 der 99 Autos konnten schliesslich verkauft werden, der Gesamtumsatz pendelte sich bei £ 5,41 Millionen ein, als weniger als einem Drittel der Erwartungen. Pro verkauften Wagen wurden anstatt erhofften £ 195’000 nur 123’000 eingenommen (inkl. Aufpreis/Kommission)
«Your classic car, our reliable values.»
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Gute Gelegenheiten für die Käufer
So ergaben sich auch einige Schnäppchen, vor allem für Porsche-Freunde.
Ein 911 Targa von 1968 wurde für £ 43’700 verkauft, ein 912 SWB von 1967 für £ 23’000. Ein weiterer 911 Targa von 1968 als S-Modell kam auf £ 65’000, wurde aber nicht verkauft.
Weil der Anteil der “No Reserve”-Lots aber tief war, wurden die meisten Wagen, die nicht auf die erwarteten Preise kamen, nicht verkauft.
Vor allem die teuren Wagen stiessen auf wenig Gegenliebe, nur gerade 4 der 20 am höchsten eingeschätzten Autos fanden einen neuen Besitzer.
Der Ferrari 330 GTS als Retter
James Knight war nicht zu beneiden. Ihm musste der Ferrari 330 GTS von 1967 fast wie ein Retter in der Not vorkommen, denn für diesen setzten sich die Bieter deutlich stärker ein als für andere Wagen.
Die Gebote gingen gemächlich bis auf £ 1,12 Millionen hoch, womit das Cabriolet schliesslich für £ 1,269 Millionen (EUR 1,41 Millionen, CHF 1,51 Millionen) verkauft werden konnte.
Auch der zweitteuerste Wagen des Nachmittags war ein Ferrari, nämlich ein 365 GTC von 1969, der für £ 531’300 einen neuen Besitzer fand.
Ein Aston Martin DB4 von 1959 rettete die Ehre des britischen Empires und wurde für £ 276’000 veräussert.
Ein BMW 503 von 1957 kam auf £ 230’000.
Stars nicht verkauft
Einige der wertvollen und seltenen Klassiker im Angebot fanden nicht genügend Interesse und blieben stehen.
Darunter war etwa der Invicta 4½-Litre S-Type Low Chassis Sports ‘Simplon' von 1931, der auf ein Höchstgebot von £ 880’000 kam.
Ähnlich erging es einem Ferrari F40 von 1991, der bei £ 810’000 hielt.
Und auch der Aston Martin DB5 von 1964 in klassischem Bond-Silbergrau wollte keinem Bieter mehr als £ 660’000 wert sein, die Gebote endeten also knapp unter dem tieferen Estimate von £ 700’000.
Rennwagen ohne Bonus
Die Rennwagen erzielten im Rahmen der Versteigerung kein besseres Ergebnis als die übrigen Autos. Ein guter Drittel von ihnen nur konnte verkauft werden.
Neben dem bereits erwähnten MGA fand beispielsweise auch der Emeryson 1,5 Liter Formel 1 Monoposto von 1961 für £ 161’000 einen neuen Besitzer.
Nicht verkauft werden konnte der interessante Richard Bolster Special von 1932. Das Chassis kam von Frazer Nash, der Motor von MG, die Lenkung von Lea Francis und der Sitz aus einer DC3 Dakota. Mit diesem Wagen machte Richard Bolster in den Dreissigerjahren die Berg- und Rundstreckenrennen in Grossbritannien unsicher. Der Special hat überlebt und sollte nun auf £ 140’000 bis 170’000 kommen. Mehr als £ 120’000 wollte aber niemand bieten.
Auch für den Ford Fiesta 1300 Group 1 Saloon von 1983 wollte niemand genug aufrufen, bei £ 28’000 war Schluss.
Vorkiegsfahrzeuge mit etwas mehr Erfolg
Überraschenderweise waren es gerade die Vorkriegsautos, welche die Verkaufsquote stützten. Von 21 Autos mit Baujahr vor 1940 konnten 11 verkauft werden. Das durchschnittliche Höchstgebot lag etwas höher als für das ganze Angebot.
So fanden sich etwa Käufer für den Alvis 4.3-Litre SA Drophead Coupé von 1936 (£ 86’250) oder den Railton Eight Drophead Coupé von 1936 (£ 36’800).
Im Grossen und Ganzen waren die offerierten Preise nicht so schlecht, wie es das Ergebnis erscheinen lässt. An einem anderen Tag, in einer anderen Umgebung, da wäre ein Aston Martin DB6 für £ 205’000 oder ein Lotus Elite für £ 65’000 vielleicht sogar verkauft worden, aber in Goodwood waren die Erwartungen halt höher, vielleicht auch etwas zu hoch.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
201 | MG A FIA Competition Roadster | 1960 | 14'000 | 20'000 | 22'000 | 25'300 | 30'107 | 28'083 | +48.82%
|
V |
203 | Ford Fiesta 1300 Group 1 Saloon | 1983 | 35'000 | 45'000 | 28'000 | N | ||||
204 | Austin-Healey 100/6 Convertible with Hardtop | 1957 | 30'000 | 40'000 | 27'500 | 31'625 | 37'633 | 35'103 | -9.64%
|
V |
205 | Riley 9hp 'Brooklands Special' | 1933 | 45'000 | 55'000 | 38'000 | 43'700 | 52'003 | 48'507 | -12.6%
|
V |
206 | Rolls-Royce 20/25 Open Tourer | 1935 | 27'000 | 34'000 | 27'000 | 31'050 | 36'949 | 34'465 | +1.8%
|
V |
207 | Porsche 356C Coupé 'Outlaw' | 1965 | 40'000 | 50'000 | 43'000 | 49'450 | 58'845 | 54'889 | +9.89%
|
V |
208 | Land Rover Series IIA 109" SAS Military 4x4 (Jg. Ca.) | 1962 | 38'000 | 45'000 | 24'000 | 27'600 | 32'844 | 30'636 | -33.49%
|
V |
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