Einmal mehr rief RM/Sotheby’s die Klassikerliebhaber am 16./17. Januar 2020 im Arizona Bitmore Resort & Spa in Phoenix zusammen, um als Teil der Auktionswoche rund um Scottsdale 145 Fahrzeuge im Gesamtwert von fast USD 49 Millionen anzubieten.
Im Schnitt waren die Fahrzeuge, darunter eine Harley und ein Wohnwagen, über 51 Jahre alt, was darauf zurückschliessen lässt, dass auch ein nennenswerter Vorkriegsanteil unter den Hammer kam. Tatsächlich stammten 26 Fahrzeuge aus den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs. Damit waren die richtig alten Autos fast so gut repräsentiert wie die neuen (Youngtimer und Neoklassiker).
73 Prozent der Fahrzeuge wurden ohne Mindestpreis angeboten, die Einlieferer sind also durchaus risikoorientiert. Dies zahlte sich für sie nicht in allen Fällen aus, denn im Schnitt wurden 77 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten. Das Minimum lag allerdings bei 33 Prozent und tatsächlich wechselte ein Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 von 1971 für USD 36’400 anstatt geschätzten USD 75’000 bis 125’000 die Hand.
Ferrari und die anderen
19 Ferrari und zwei Dino figurierten im Auktionskatalog, sie stellten damit die am stärksten vertretene Marke dar.
Porsche folgte mit 13 Autos, Cadillac mit deren zehn. alle übrigen Marken waren maximal einstellig vor Ort, manche der 53 Marken sogar nur mit einem Fahrzeug wie zum Beispiel Aston Martin, Auburn, Bugatti, Chalmers, Chrysler oder Cord.
Für eine internationale Versteigerung war der Anteil amerikanischer Wagen sicherlich überdurchschnittlich.
Gut bewertete amerikanische Raritäten
Gleich sieben Cadillac V-16 an einer Versteigerung anzutreffen, ist sicherlich eine absolute Ausnahmesituation. Zusammen mit den zwei V-12-Exemplaren waren es sogar neun Vorkriegs-Cadillac, die damals sicherlich zu den besten Autos überhaupt gehörten.
Bis auf zwei Zwölfzylinder wurden alle Cadillac verkauft, zwischen 52 und 98 Prozent des mittleren Schätzwerts wurde geboten.
Am teuersten gelangte ein Cadilac V-16 Sport Phaeton von Fleedwood aus dem Jahr 1930 in neue Hände, USD 1,105 Millionen zahlte der neue Besitzer. Einmal mehr zeigte es sich, dass es immer noch kaufkräftige Vorkriegsfans gibt.
Mit den neun Cadillac war die Liste mit wertvollen amerikanischen Raritäten aber noch nicht erschöpft, denn natürlich gehörten auch die zwei Shelby Mustang und die frühe Shelby Cobra 260 von 1963 dazu.
Während der Shelby GT500 von 1967 über dem Estimate für USD 224’000 in eine neue Garage fand, konnte der früher Shelby Cobra 260 von 1963 für vergleichsweise günstige USD 577’000 “abgestaubt” werden.
Für eine Überraschung sorgte der Vector W8 Twin Turbo von 1991. Anstatt für USD 300’000 bis 450’000 war der hartnäckigstes Interessent bereit USD 720’000 für den keilförmigen Boliden zu bezahlen.
Da kam nur noch ein Dodge Viper GTS ACR Final Edition von 2002 knapp mit, bei ihm landete das Höchstgebot bei 146 Prozent des mittleren Schätzwerts (Verkaufspreis USD 114’800).
- Batterien
Superklassiker am laufenden Band
Ferrari dominierte auch die Liste der teuersten angebotenen Autos in Arizona. USD 6 bis 7 Millionen sollte beispielsweise ein Ferrari 250 GT Cabriolet Series 1 von 1958 kosten.
Soweit wollten die Bieter nicht gehen, bei USD 5,5 Millionen war Schluss.
Nicht besser erging es dem Ferrari 275 GTB/6C von 1965. Statt der geschätzten USD 1,8 bis 2,2 Millionen wurden “nur” USD 1,7 Millionen geboten.
Vorteilhafter lief es für den Ferrari 330 GTS von 1967. Zwar erreichte auch der nicht den Estimate, wurde aber für USD 1,71 Millionen verkauft.
Ebenfalls einen neuen Besitzer fand der Lamborghini Miura P400 SV von 1971. USD 1,391 Millionen lautete der Verkaufspreis.
Nur unwesentlich weniger wurden für ein Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer von 1955 bezahlt (USD 1,27 Millionen) und auch der Mercedes-Benz 540 K von 1937 als Hebmüller Coupé fand für USD 995’000 in einen neue Garage.
Die jungen Autos schlugen sich beachtlich
Immerhin 22 Fahrzeuge, die nach 2000 gebaut worden waren, kamen in Arizona unter den Hammer. 18 wurden verkauft, vier blieben stehen, darunter ein McLaren Senna, ein Ferrari GTC4Lusso, ein Ferrari 488 Spider und ein Ferrari 575 M Superamerica.
Ein Bugatti Veyron von 2008 kam auf einen Verkaufspreis von USD 1,105 Millionen, ein Porsche Carrera GT von 2005 auf USD 786’000. Da kann man nicht jammern, zumal die durchschnittlichen Höchstgebote bei über 83 Prozent des Schätzwerts lagen, also höher als beim Rest des Angebots.
Exoten mit gemischten Ergebnissen
Auf einer Liste mit 145 Fahrzeugen findet sich auch immer wieder ein Wagen, der zwar nicht millionenschwer ist, aber trotzdem selten, vor allem in den USA.
So gehörten vermutlich weder der Lotus Elan S2 von 1991 noch der Panoz AIV Roadster von 1999 zum üblichen Strassenbild in den Staaten.
Sie schlugen sich tapfer! Der Elan wurde für USD 32’480 verkauft, der Panoz für USD 50’000.
Weniger gut lief es für den Zimmer Quicksilver von 1986, der vergleichsweise günstig für USD 21’280 in neue Hände gelangte.
Auch der Lotus Esprit S1 kam nicht auf seinen Estimate, der Verkaufspreis von USD 36’400 lag knapp über der Hälfte.
Insgesamt lief es bei RM/Sotheby’s in Arizona also durchaus gut, der eine oder andere Schätzpreis war halt offensichtlich etwas gar optimistisch festgelegt worden. Der hohe “No Reserve”-Anteil ermöglichte eine hohe Verkaufsquote von 90 Prozent. Der Umsatz lag bei 70 Prozent der aufsummierten Schätzwerte. Für das Auktionshaus ging die Rechnung auf, ob dies die Einlieferer auch so sahen, ist eine andere Frage.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
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104 | Harley-Davidson Police Servi-Car | 1949 | 30'000 | 40'000 | 45'000 | 54'000 | 52'380 | 48'600 | +54.29%
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V |
105 | Cadillac Series 75 Convertible Sedan by Fleetwood | 1938 | 50'000 | 70'000 | 45'000 | 50'400 | 48'888 | 45'360 | -16%
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V |
106 | Lincoln Continental Club Coupe | 1941 | 35'000 | 45'000 | 30'000 | 33'600 | 32'592 | 30'240 | -16%
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V |
107 | Duesenberg Model A Speedster | 1925 | 125'000 | 175'000 | 115'000 | 128'800 | 124'936 | 115'920 | -14.13%
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V |
108 | Citroën SM | 1973 | 50'000 | 70'000 | 57'500 | 64'400 | 62'468 | 57'960 | +7.33%
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V |
109 | Toyota FJ40 Land Cruiser Soft-Top | 1980 | 60'000 | 80'000 | 55'000 | 61'600 | 59'752 | 55'440 | -12%
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V |
110 | Ford Super DeLuxe Station Wagon | 1947 | 70'000 | 90'000 | 50'000 | 56'000 | 54'320 | 50'400 | -30%
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V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis