Während draussen auf der Start-/Zielgeraden anlässlich des Goodwood Revival am 18. September 2021 Stirling Moss gehuldigt wurde, bot Bonhams im Rahmen einer Versteigerung 82 Klassiker zum Kauf an.
Von den 82 Autos, die unter den Hammer kamen, stammten knapp drei Viertel von britischen Autoherstellern. Am stärksten vertreten waren Fahrzeuge von Bentley (10 Autos), Lagonda (9), Rolls-Royce (8), Aston Martin (7) und Jaguar (6), aber es gab Wagen von AC, Alvis, Bristol, Jensen oder Riley, um nur einige Beispiele aus den 32 vorhandenen Marken zu nennen.
Hoffnungen nicht ganz erfüllt
Im Schnitt waren die angebotenen Fahrzeuge 65 Jahre alt und sollten pro Lot gemittelt £ 181’976 wert sein. Während sich die Gebote bei £ 139’549 einpendelten und damit im Schnitt 80 Prozent des gemittelten Schätzwerts erreichten, wurden schliesslich 60 der 82 Fahrzeuge für durchschnittlich £ 169’272 (EUR 198’048, CHF 216’668) verkauft. 22 Wagen fanden keinen neuen Besitzer, zwei der ursprünglich 84 Wagen waren vor der Versteigerung zurückgezogen worden.
Ingesamt summierten sich die Verkaufspreise der zugeschlagenen Wagen auf £ 10,2 Millionen (EUR 11,9 Millionen, CHF 13 Millionen).
Zwischen Replika und Original?
Als Lot 268 kam ein Rennwagen mit interessanter Geschichte unter den Hammer. Als Jaguar D-Type von 1956 beschrieben, entstand der Wagen in der heutigen Form erst 1980. Chassisnummer XKD 570 war aber durchaus einmal ein echter Werks-D-Type, er wurde aber schon kurz nach Fertigstellung für Einzelteile wieder zerlegt und einzelne seiner Komponenten wurden in anderen D-Types verwendet.
In den frühen Achtzigerjahren fanden dann einige der Teile und viele neue Komponenten bei Lynx Engineering zusammen und so entstand schliesslich eine exakte D-Type “Recreation”, die über die späteren Jahren noch weiter verbessert wurde, bis zum Einbau eines originalen D-Type-Motorblocks.
In Zeiten, da Werks-Replicas für über USD 2 Millionen gehandelt werden, erschien daher der Schätzwert von £ 900’000 bis 1,2 Millionen nicht unrealistisch, zumal der Wagen inzwischen viele Teilnahmen an der Mille Miglia, in Goodwood und bei anderen Rennveranstaltungen vorweisen kann.
Doch ganz soviel wie geschätzt wollte niemand bieten, bei £ 700’000 fiel der Hammer, womit der D-Type XKD 570 als £ 799’000 (EUR 934’830, CHF 1’022’720) kostete. Und trotzdem zum teuersten Wagen der Versteigerung wurde.
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Lagonda-Quartett mit bescheidener Nachfrage
Vier Lagonda 2 Litre „Low Chassis“ Tourer fuhren als Werks-Rennwagen die 24 Stunden von Le Mans im Jahr 1929 und belebten in ihrer Klasse die Plätze eins, zwei, drei und sechs.
Alle vier wurden in Goodwood als Originale angeboten, geschätzt jeweils auf £ 200’000 bis 300’000, mit dem Ausreisser nach oben bei Lot 258, denn dabei handelte es sich um Chassis 9413, das in Le Mans mit Tim Rose-Richards und Brian Lewis am Start war. Lot 258 fand für £ 230’000 nach der Versteigerung einen neuen Besitzer, was aber immer noch deutlich unter den erhofften £ 300’000 bis 400’000 war.
Von den anderen drei Wagen wurde nur Lot 260, respektive Chassis 9411 für £ 178’250 verkauft, während die verbleibenden beiden Autos stehen blieben.
Grosses Rolls-Royce- und Bentley-Angebot
Bentley und Rolls-Royce waren zusammen mit 18 Fahrzeugen vertreten, die im Schnitt über 80 Jahre alt waren. Neun der 10 Bentley und alle Rolls-Royce konnten verkauft werden, die Gebote lagen im Schnitt sogar noch höher als über die ganze Auktion gemittelt.
Der ältere Wagen der Versteigerung, ein Rolls-Royce 40/50 HP Silver Ghost Pall Mall Tourer von 1923 war das älteste Auto der Versteigerung und wurde allerdings zum halben Schätzwert für £ 138’000 (EUR 161’460 oder CHF 176’640) verkauft.
Eine Viertelmillion reichte nicht für ein Restaurierungsprojekt
Gespannt warteten viele Beobachter auf das Abschneiden von Lot 256. Hier handelte es sich um einen Lancia B24S Spider America von 1955, der sich allerdings Restaurierungsprojekt zeigte. Noch bis vor wenigen Wochen fehlte B24S 1154 sogar noch der Motor, jetzt konnte aber zumindest ein passender Sechszylinder, wenn auch nicht der Originalmotor aufgetrieben werden, weshalb sich aus Sicht des Verkäufers Erwartungen von £ 350’000 bis 450’000 ergaben.
Soviel wollten die Bieter aber nicht aufbringen, bei £ 255’000 gab der letzte Bieter auf und die Einlieferer verzichteten.
Superklassiker stiessen auf unterschiedlich viel Sympathie
Natürlich fanden sich unter den 82 angebotenen Wagen auch viele Superklassiker.
Ein Aston Martin DB5 von 1964 wurde für £ 423’200 verkauft, ein Bristol 406 von 1960 kam auf gute £ 200’100.
Für einen Ferrari 330 GT 2+” von 1966 mussten aber nur £ 141’450 bezahlt werden, vier Aston Martin DB6 fanden Besitzer zwischen £ 146’050 und £ 258’750.
Während ein Ferrari 250 GT als Berlinetta von 1958 für £ 331’200 einen neuen Besitzer fand, blieb ein 250 GT Coupé von 1958 bei £ 190’000 stehen.
Für einen AC Ace von 1958 mussten £ 149’500 hingeblättert werden, für ein Aceca Coupé von 1960 £ 80’500.
Am besten unter den Superklassikern schnitt ein Iso Grifo 7,4 Litre Series 2 von 1971 ab, er wurde deutlich über den Erwartungen für £ 345’000 (EUR 403’650, CHF 441’600) verkauft.
Für jüngere Autos hatten die Bieter eher wenig Gehör. Für einen der raren Alpina-BMW Z8 von 2003 zahlte ein Käufer £ 197’800, während ein silberner BMW Z8 Roadster von 2000 bei £ 120’000 stehen blieb.
Auch die Dodge Viper von 1995, der ganz am Schluss unter den Hammer kam, wurde nicht verkauft, dafür war ein Bieter bereit, £ 460’000 für einen Jaguar XJ 220 zu bezahlen. Und dies bedeutete immerhin einen neuen Weltrekord für an Auktionen verkaufte XJ 220!
Insgesamt waren im Vorfeld rund £ 15 Millionen erwartet worden, gut 2/3 davon konnten realisiert werden. Kein schlechtes Ergebnis, aber es hatte noch Luft nach oben …
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 205 | Rolls-Royce Silver Dawn Saloon | 1954 | 25'000 | 35'000 | 38'000 | 43'700 | 55'936 | 51'129 | +45.67%
|
V |
| 206 | Bristol 403 Sports Saloon (Jg. Ca.) | 1953 | 30'000 | 50'000 | 36'000 | 41'400 | 52'992 | 48'438 | +3.5%
|
V |
| 207 | Aston Martin DB6 Mk2 Sports Saloon | 1969 | 170'000 | 220'000 | 225'000 | 258'750 | 331'200 | 302'737 | +32.69%
|
V |
| 208 | Bentley 3-Litre Tourer | 1926 | 140'000 | 180'000 | 200'000 | 230'000 | 294'400 | 269'100 | +43.75%
|
V |
| 209 | Rolls-Royce Phantom III Pillar-less Continental Touring Saloon | 1936 | 90'000 | 140'000 | 95'000 | 109'250 | 139'840 | 127'822 | -5%
|
V |
| 210 | Bentley 4¼-Litre All-weather Tourer | 1937 | 90'000 | 140'000 | 118'000 | 135'700 | 173'696 | 158'769 | +18%
|
V |
| 211 | Aston Martin V8 Vantage Sports Saloon | 1984 | 130'000 | 160'000 | 174'000 | 200'100 | 256'128 | 234'117 | +38%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis











































































































































































































































































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