Fast jeder kennt den berühmten Ausspruch von Jackie Stewart: “When motor racing was dangerous and sex was safe” (als Motorsport noch gefährlich und Sex sicher/gefahrlos war). Nun genau in jene Zeiten wird der Besucher des Goodwood Revivals (17. bis 19. September 2021) zurückgeholt, wenn er am Pistenrand in historisch angepasster Kleidung genau jenen Jackie Stewart wieder vorbeirollen sieht, von dem das Zitat stammt.
Nun ist dies natürlich rund 60 Jahre her und auch Sir Jackie Stewart ist nicht jünger geworden, aber wer nun meint, dass der Anlass deshalb eine gemütliche Prozession sei, der sieht sich schon nach wenigen Minuten eines Besseren belehrt.
Schnelle Männer in schnellen Kisten
    
Was das Goodwood Revival sicherlich von den meisten anderen historischen Rennveranstaltungen unterscheidet, ist die Ernsthaftigkeit, mit der alte Autos am Limit bewegt werden. Egal ob Ferrari 250 GT SWB, Alfa Romeo 8C Monza, Jaguar Mk1 oder Lotus 25, es wird das Letzte aus den Wagen herausgeholt, genau wie vor 60 und mehr Jahren auch.
Dass es dazu auch erfahrene und bestens ausgewiesene Piloten braucht, wird schnell klar. Und dass viele von ihnen noch aktive Rennfahrer in der Neuzeit oder wenigstens erst kürzlich zurückgetretene Spitzenpiloten sind, sieht man schon mit einem Blick auf die Startlisten.
Einige von ihnen hatten am Wochenende auch wirklich viel zu tun. Jochen Mass etwas fuhr fünf verschiedene Rennwagen vom Alfa Romeo 8C 2300 Monza aus dem Jahr 1932, über den Riley 1.5 von 1959, den Austin Mini Cooper S bis zum Jaguar E-Type und zum Ferrari 250 GT SWB/C. Romain Dumas setzte sich in einen Ford Thunderbird von 1959 (Sieger St. Mary’s Trophy Teil 1), die AC Cobra von 1963 und einen Austin Mini Cooper S von 1964. Im Gespräch erklärte er, dass dies wohl das erste Mal gewesen sei, dass er einen frontgetriebenen Rennwagen gefahren habe. Dass diese Spitzenpiloten in der Lage sind, sich schnell von einem Mini an eine Cobra umzugewöhnen und immer noch schnell zu sein, zeigt ihre Klasse.
Klasse bewies auch Jenson Button, der neben seiner Teilnahme im Mini-Rennen sehr gekonnt eine AC Cobra bei schwierigen Bedingungen um den Kurs trieb. Zwar fiel er beim Start aus Vorsicht einige Plätze zurück, aber er kämpfte sich zurück in Richtung Spitze und war sicherlich einer der schnellsten Piloten im Feld der RAC TT Celebration. “Keep it on the black stuff” (behalte den Wagen auf dem Asphalt), meinte er vor Rennbeginn gutgelaunt.
Auch der Schweizer Marcel Fässler fuhr unter anderem eine Cobra, griff aber auch beherzt ins Lenkrad eines Mini Cooper S und eines Austin A40. Er kam mit den im Vergleich zu seinen einstigen Le-Mans-Autos schwachbrüstigen Kleinwagen bestens zurecht und geigte meist vorne mit.
Gleiches gilt auch für Emmanuele Pirro, der vor allem in einer Alfa Romeo Giulietta TI auffiel, aber auch an Bord des Mini und des Lister-Jaguar Coupés nichts anbrennen liess.
Helden auf zwei Rädern
Für atemberaubende Momente sorgten auch die Motorradpiloten, die auf 500-er-Maschinen der frühen Sechzigerjahre zweimal an den Start gingen und sowohl bei trockenen als auch leicht feuchten Bedingungen beeindruckende Schräglagen und waghalsige Überholmanöver zeigten.
Dass sich die Dreizylinder MV Agusta mit Michael Dunlop und Steve Plater zweimal durchsetzen konnte, lag sicherlich auch an der materialmässigen Überlegenheit dieser legendären Maschine. Aber die Piloten konnten damit auch umgehen und insbesondere Steve Plater musste sich durch einen Teil des Feldes durchkämpfen, bis er wieder zuvorderst landete.
Das Feld war von einzylindrigen Norton Manx 30M dominiert, die sich spannende Zwei- und Mehrkämpfe um die vorderen Plätze lieferten. Spannender kann Rennsport fast nicht sein.
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David gegen Goliath in immer neuen Facetten
Etwas, was das Goodwood Revival eigentlich jedes Jahr auszeichnet, sind Zweikämpfe völlig unterschiedlicher Autos. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie die Charakteristik der Rennstrecke, die eigentlich kaum echte Geraden aufweist, die Qualität der Piloten und die angewandten technischen Regularien es ermöglichen, dass ein Austin A40 gegen einen Jaguar Mk1, eine Giulietta TI gegen einen Ford Thunderbird oder ein Blower-Bentley gegen eine Frazer Nash Limousine kämpfen kann.
Trotzdem war schliesslich gegen den Hubraum des Thunderbird von 1959 im Rennen um die St. Mary’s Trophy kein Kraut gewachsen, die übrigens Autos aus den Jahren 1949 bis 1961 hatten gegen die Kraft des Amerikaners mit Romain Dumas und Bill Shepherd am Steuer einfach keine echte Chance, auch wenn der Kahn gegen Ende mit nachlassenden Bremsen zu kämpfen hatte.
Fast schon Cup-Charakter
Neben dem Austin-/Morris-Mini-Rennen um die John Withmore Trophy gab es auch in anderen Rennen Teilfelder, die fast schon Cup-Charakter hatten. Bei der St. Mary’s Trophy fuhren insgesamt sechs Austin A40 und Jaguar Mk1 mit.
Und im Schlussrennen der Royal Automobile Club TT Celebration stritten sich sogar elf AC Cobras um die vordersten Plätze.
Rennsport wie damals
Eigentlich war fast jedes Rennen spannend, auch wenn bei manchen einige Autos deutlich überlegen waren. So sah es zunächst auch im Rennen um die Whitsun Trophy aus, bei dem Oliver Bryant anfänglich im Lola T70 Spyder problemlos vorne weg fuhr. Doch in der Schlussphase holte Phil Keen im Lotus-Ford 30 auf und kämpfte den Lola nieder.
Gerade dieses Rennen war ein interessantes Beispiel, das zeigte, dass spannender Rennsport auch zwischen kaum vergleichbaren Fahrzeugen möglich ist. Und schliesslich waren auch die Rennen von damals ähnlich gelagert.
Beeindruckende Fahrzeugfelder
    
Es ist für die meisten Rennwagenbesitzer eine Ehre, in Goodwood am Start sein zu dürfen. Entsprechend hochkarätig sind denn jeweils auch die Autos, die in den maximal 30 Wagen umfassenden Startfeldern zu finden sind. Niemand wird sich die Mühe machen, den Wert aufzusummieren, aber die Summe dürfte locker neunstellig werden. Wer wohl die zahlreichen Schäden, welche eine Folge der beherzten Fahrweise waren, bezahlen muss? Versichert dürfte wohl nur ein kleiner Teil davon sein …
Einzelne Fahrzeuge herauszuziehen fehlt schwer, eigentlich ist fast jeder Wagen, der in Goodwood über die Start-/Ziellinie fährt, ein Höhepunkt. Jaguar C-Type, Maserati 300 S, HWM-Jaguar, Connaught ALSR, Aston Martin DB3S, Tojeiro-Birstol, Allard j2X, Ferrari 250 MM oder Austin-Healey 100 S tönen eindrücklich? Nun, das war nur ein Teil des Feldes eines einzigen Rennens, nämlich jenes der Freddie March Memorial Trophy und nach der Hälfte des Rennens touchierten sich die ersten drei Wagen.
Magische Momente
    
Mehr als ein halbes Jahrhundert ist es wohl her, seit man in Goodwood gleich drei BRM-16-Zylinder hat heulen hören, wenn überhaupt je so viele gleichzeitig auf der Strecke waren damals.
Sie fuhren nun im Rahmen eines BRM-Sonderlaufs um den 3,8 km langen Rundkurs und zeigten sich mit einer Vielzahl von BRM-Rennfahrzeugen und mit BRM-Motoren betriebenen Fremdfabrikaten. Auch der berühmte Yardley-BRM war dabei und der Rover-BRM mit Gasturbine.
Kaum weniger eindrucksvoll waren die Seite-an-Seite Zweikämpfe, die in fast allen Rennen das Publikum von der Picknickdecke holten.
Und ein Mini-Feld mit 30 Cooper S der Jahre 1962 bis 1965 sieht man nicht jeden Tag, derart beherzt gefahren sowieso nicht.
Für spektakuläre Bilder sorgten auch die Vorkriegs-Rennfahrer in der Brooklands Trophy. Eine feuchte Strecke führte zu Drifts, wie sie Hannu Mikkola im Rallye-Escort auf Schnee kaum besser hingekriegt hätte. Und dies mit Autos, die Millionen wert sind!
Besonders gefeiert wurde in Goodwood Stirling Moss, der im letzten Jahr verstorben ist, und den vieles mit Goodwood verband, nicht zuletzt ein Unfall, der seine aktive Karriere beendete. Die Ansprache des Duke of Richmond jedenfalls rühre zu Tränen und der Corso um den Rundkurs mit Autos, die Stirling einst gefahren hatte, war atemberaubend.
Umfangreiches Rahmenprogramm
Besucher, die vom stetigen Treiben auf der Rennstrecke müde wurden, hatten einige Möglichkeiten, sich anders unterhalten zu lassen. Es gab ein Kino mit alten Filmen, man konnte zum Coiffeur gehen, Kleider kaufen oder sich kulinarisch verköstigen lassen.
Und wer noch ein paar britische Pfund übrig hatte, der konnte am Samstag Nachmittag in der Bonhams-Versteigerung gleich einen Wagen für die nächste Goodwood-Veranstaltung kaufen.
Gute Wetterbedingungen
    
Insgesamt zeigte sich das Wetter in England von seiner guten Seite, nur der Sonntag brachte einige Regenschauern und damit auch abenteuerliche Drifts. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich das vom März in den Oktober verschobene Goodwood Members Meeting wettermässig schlagen wird. Dann werden die schnellen Piloten wieder in die Lenkräder alter Rennwagen greifen, nur ein Teil der Magie des ganzen Drumherums wird dann fehlen.
Viele Besucher freuen sich deshalb schon auf das nächste Goodwood Revival, das wohl wieder im September 2022 stattfinden wird.
Ergebnisse
    
Stirling Moss Memorial Trophy
Platz 1: Harvey Stanley and James Cottingham – Jaguar E-type
Platz 2: Phil Keen and Jon Minshaw – Jaguar E-type
Platz 3: Remo Lips and David Franklin – Ferrari 250 GT SWB
Festival of Britain Trophy
Platz 1: Mark Gillies – ERA A-type R3A
Platz 2: Michael Gans – ERA A-type R1B
Platz 3: Duncan Ricketts – ERA E-type GP1
Barry Sheene Memorial Trophy (Teil 1)
Platz 1: Michael Dunlop and Steve Plater – MV Augusta 500/3
Platz 2: Peter Bardell and James Haydon – Matchless G50
Platz 3: Michael Russell and Michael Rutter – Norton Manx 30M
John Whitmore Trophy
Platz 1: Andrew Jordan and Nick Swift – Morris Mini Cooper S
Platz 2: Romain Dumas and Chris Middlehurst – Morris Mini Cooper S
Platz 3: Matt Neal and Jeff Smith – Austin Mini Cooper S
Glover Trophy
Platz 1: Andy Middlehurst – Lotus-Climax 25
Platz 2: Timothy de Silva – Lotus-BRM 24
Platz 3: Mark Shaw – Lotus-Climax 21
St. Mary’s Trophy (Teil 1)
Platz 1: Romain Dumas – Ford Thunderbird
Platz 2: Andrew Jordan – Austin A40
Platz 3: Marcel Fässler – Austin A40
Whitsun Trophy 
Platz 1: Phil Keen – Lotus-Ford 30
Platz 2: Oliver Bryant – Lola-Chevrolet T70 Spyder
Platz 3: Tony Sinclair – Lola-Chevrolet T70 Spyder
Sussex Trophy
Platz 1: James Cottingham – Tojeiro-Jaguar
Platz 2: Sam Hancock – Ferrari 246S Dino
Platz 3: Roger Willis – Lotus-Climax 15
Chichester Cup
Platz 1: Peter de la Roche – Lola-Ford Mk2
Platz 2: Will Mitcham – U2-Ford Mk2
Platz 3: Chris Drake – Terrier-Ford Mk4 Series 1
Barry Sheene Memorial Trophy (Teil 2)
Platz 1: Michael Dunlop and Steve Plater – MV Augusta 500/3
Platz 2: Michael Russell and Michael Rutter – Norton Manx 30M
Platz 3: Peter Bardell and James Haydon – Matchless G50
Richmond Trophy
Platz 1: Ben Mitchell – BRM Type 25
Platz 2: Miles Griffiths – Lotus-Climax 16
Platz 3: William Nuthall – Cooper-Bristol Mk2
Brooklands Trophy
Platz 1: Duncan Pittaway and Edward Williams – Frazer Nash TT Replica
Platz 2: Patrick Blakeney-Edwards and Nick Swift – Frazer Nash Saloon ‘The Owlett’
Platz 3: Patrick Blakeney-Edwards and Theo Hunt – Frazer Nash TT Replica
RAC TT Celebration
Platz 1: Oliver Bryant and Darren Turner – AC Cobra
Platz 2: Emanuele Pirro and Frederic Wakeman – Lister-Jaguar Coupe
Platz 3: Shaun Lynn and Andy Priaulx – AC Cobra Le Mans Coupe
St. Mary’s Trophy (Teil 2)
Platz 1: Bill Shepherd – Ford Thunderbird
Platz 2: Grant Williams – Jaguar Mk1
Platz 3: Richard Meaden – Alfa Romeo Giulietta Ti
Freddie March Memorial Trophy
Platz 1: David Hart – Maserati 300S
Platz 2: Steve Brooks – Jaguar D-Type
Platz 3: Martin Hunt – HWM-Jaguar































































































































































































































































































































































































































































































































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