Nach der erfolgreichen ersten Bonmont-Versteigerung im Jahr 2019, bei der u.a. ein Weltrekordpreis für einen Lamborghini Veneno erzielt werden konnte, kehrte Bonhams am 20. September in den Bonmont Golf & Country Club in Chéserex (in der Nähe von Genf) zurück. Die Corona-Pandemie machte die Vorbereitung nicht einfach, erzwangen doch steigende Fallzahlen im Kanton Waadt doch neue Einschränkungen, die entsprechende Anpassungen nach sich zogen.
So wurden die Fahrzeuge in einem Zelt und nicht in der ehemaligen Kirche versteigert. Ziemlich genau 3,5 Stunden dauerte die Veranstaltung, die auch noch sich nähernden Gewittern trotzen musste.
Autos und Motorräder für mindestens vier Zielgruppen
Das Angebot setzte sich aus 80 Fahrzeugen im Gesamtwert von CHF 18,8 Millionen zusammen. Die ersten 26 Lots waren Motorräder, die für durchschnittlich CHF 10’500 zugeschlagen wurden.
Verkauft werden konnten 18 Motorräder mit einem Durchschnittspreis von CHF 9321.
Bei den übrigen 54 Lots handelte es sich um Automobile mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren. Damit liess sich schnell erkennen, dass auch viele sehr junge Fahrzeuge unter den Hammer kamen, obwohl auch Superklassiker der Sechziger- bis Achtzigerjahre sowie zwei Vorkriegspreziosen nicht fehlten.
Die zwei Bentley mit Schweizer Karosserien blieben stehen
Gerade aus Schweizer Sicht waren zwei Vorkriegs-Bentley interessant, die beide mit seltenen Aufbauten von Schweizer Blechkünstlern aufwarten konnten. Da wäre einmal ein “Derby” Bentley 4 1/4-Liter mit Cabriolet-Karosserie des Berner Karosseriebauers Worblaufen.
Das 1938 gebaute viertürige 4,5-Liter-Cabriolet zierte in den vergangenen Jahren die Rasenflächen der Concours der Villa d’Este und in Pebble Beach. Der Bentley wurde mit passendem Gepäck angeboten, der Schätzwert lag bei CHF 240’000 bis 300’000. Mehr als CHF 190’000 wollte aber kein Bieter aufrufen.
Eine weitere Besonderheit stellte der von Walter Köng in Basel eingekleidete Bentey desselben Jahrgangs dar, der für vielleicht etwas optimistische CHF 300’000 bis 500’000 einen neuen Besitzer suchte. Aber auch er blieb unverkauft, mehr als CHF 190’000 wurden nicht geboten.
33 Autos aus dem neuen Jahrtausend
Wie bereits vor einem Jahr waren auch am 20. September 2020 die Neoklassiker stark vertreten. Ingesamt 33 Fahrzeuge stammten aus den Jahren nach 2000, unter ihnen einige ganz besonders rare Hypersportwagen.
Zwei aussergewöhnliche Bugatti Veyron führten die Auswahl an jungen Automobile an. Das 16.4 Super Sport Coupé von 2012 und der 16.4 Grand Sport Vitesse aus dem Jahr 2013 – beide sehr gesuchte Versionen des französischen Supersportwagens, die bei ihrer Einführung neue Massstäbe für diese Kategorie setzten – wiesen einen km-Stand von rund 700 km auf und waren auf CHF 1,6 bis 2,1 Millionen geschätzt.
Während der jüngere Wagen bei CHF 1,32 Millionen stehen blieb, gelangte der ältere für CHF 1,84 Millionen in eine neue Garage.
Neben dem Duo wurden zehn weitere, ebenfalls neuwertige “Supercars” und Neoklassiker offeriert, die alle aus einer Privatsammlung stammten, darunter ein Ferrari 599 SA Aperta mit einem Schätzpreis von CHF 1,1 bis 1,4 Millionen und ein sportliches Mercedes-Paar aus den AMG SLS "Black Series" in der Coupé-Version, taxiert auf jeweils CHF 450’000 bis 650’000.
Während der 599 nicht verkauft werden konnte (CHF 950’000 Höchstgebot), wechselten beide SLS (in Blau und Rot) die Hand und zwar für jeweils CHF 500’250 und 494’500.
Nicht verkauft konnte dagegen der schöne Porsche 918 Spyder von 2016 werden, bei CHF 970’000 wollte niemand mehr höher gehen, erwartet worden waren CHF 1,1 bis 1,3 Millionen.
Der elegante offene Frua-Maserati erhielt einen neuen Besitzer
Ein weiteres Highlight der Auktion war ein Sportwagen der Sechzigerjahre, ein Maserati Mistral Spyder, erstmals vorgestellt auf der Turiner Automobilausstellung 1963. Nur 125 Stück wurden von diesem traumhaften Cabriolet produziert, sie gehören zu den beliebtesten Modelle der Marke Maserati. Das angebotene Fahrzeug wurde neu in die Schweiz geliefert und befindet sich seit 1971 im Besitz der Einliefererfamilie.
Mit CHF 431’250 wurden zwar die Erwartungen nicht ganz erfüllt, aber der Wagen verkauft.
Im Gegensatz dazu fand sich keiner, der für das Ferrari 250 GT Series II Coupé von 1959 die geforderten CHF 400’000 bis 600’000 zahlen wollte. Bei CHF 340’000 versiegten die Gebote, der Wagen blieb stehen.
Dafür konnte ein früher Porsche 930 von 1975 für CHF 195'500 erfolgreich in neue Hände übergeben werden.
Der wertvolle Mercedes von Manfred Schurti
Zur Einweihung des neuen Nürburgrings baute Mercedes-Benz 1984 20 identische 190E 2.3-16 V, mit denen bekannte Rennfahren sozusagen ein Markentrophäen-Rennen bestritten. Am Lenkrad drehten unter anderem Aytron Senna und Michael Schumacher, aber auch der Lichtensteiner Manfred Schurti.
Dessen Wagen wurde nun versteigert und er erzielte CHF 95’450.
Auch der Mercedes-Benz 300 konnte als Cabriolet D von 1952 für CHF 220’800 an einen neuen Besitzger übergeben werden.
Wenn der Kleinste der Grösste ist
Nur wenige Wagen konnten die Erwartungen übertreffen, einer davon war der restaurierte Fiat 500 F von 1965, der für immerhin CHF 16’100 verkauft werden konnte.
Ebenfalls teurer als angenommen wurde ein Mercedes-Benz E50 AMG von 1997 verkauft, nämlich für CHF 30’475.
Überraschend günstige Klassiker
Das Auto-Angebot von Bonmont war breit, aber nicht alle Einlieferer erzielten wohl die erhofften Preise, zumal fast ein Drittel der Lots ohne Mindestpreis unter den Hammer kamen. So gab es denn auch überraschend preiswerte Oldtimer zu erstehen.
Ein Morgan 4/4 Sports von 1969 wurde für gerade einmal CHF 13’800 verkauft, ein MG TD von 1952 für CHF 11’500.
Auch das BMW Z4M Coupé von 2007 war mit CHF 28’750 sehr günstig. Und auch für einen Jaguar XK150 zahlt man als Coupé sonst meist mehr als CHF 48’300.
Dass auch moderne Klassiker vom Preiszerfall nicht gefeiht sind, zeigten der Ferrari 599 GTO von 2011, der für CHF 483’000 einen neuen Besitzer fand, und der Bentlwy Continental GTC von 2012, dessen Verkäufer sich mit CHF 95’450 begnügen muss.
Erstmals wieder im traditionellen Stil
Bonhams Europe führte zum ersten Mal seit dem Pariser Grand Palais Sale im Februar 2020 wieder eine traditionelle Live-Auktion durch, interessanterweise zeitgleich mit der Bonhams MPH-Versteigerung in England, wo ebenfalls Live-Bieter vor Ort waren.
Ob die Ergebnisse in ruhigeren Zeiten und ohne Restriktionen besser gewesen wären, lässt sich kaum feststellen, aber insgesamt ist eine Verkaufsquote von 74 Prozent verkauften Autos ein gutes Ergebnis. Und die erwirtschafteten CHF 7,7 Millionen sind auch ein solides Resultat.
Man plant bei Bonhams jedenfalls, im nächsten Jahr wieder nach Chéserex zurückzukehren.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | CHF Est von | CHF Est bis | CHF HG | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
201 | BMW 500cc R57 | 1928 | 54'000 | 78'000 | 30'000 | N | |||
202 | BMW 494cc R42 | 1927 | 36'000 | 48'000 | 28'000 | N | |||
203 | BMW 735cc R11 | 1929 | 22'000 | 28'000 | 23'000 | 26'450 | 24'598 | +5.8%
|
V |
204 | BMW 494cc R51 | 1937 | 24'000 | 30'000 | 16'000 | N | |||
205 | BMW 597cc R66 | 1939 | 22'000 | 28'000 | 20'000 | N | |||
206 | BMW 750cc R71 & Stoye Sidecar | 1939 | 22'000 | 28'000 | 14'000 | N | |||
207 | BMW 494cc R51/3 | 1952 | 10'000 | 14'000 | 8500 | 9775 | 9090 | -18.54%
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