Einmal mehr war der Fernandina Beach Golf Club in Amelia Island Schauplatz einer Bonhams-Versteigerung. Am 5. März 2020 kamen im Vorfeld des Amelia Island Concours d’Elégance dort 116 Fahrzeuge, darunter vornehmlich Automobile aber auch eine Lambretta und ein NSU Ketten-Krad, unter den Hammer.
Der Gesamtwert der Fahrzeuge war auf über USD 40 Millionen geschätzt, realisiert werden konnten knapp USD 22 Millionen. Drei Viertel der Autos wurden verkauft, im Schnitt wurde 73 Prozent des mittleren Estimates geboten pro Lot.
53 Marken aus 13 Jahrzehnten
Nur selten ist eine derartig breite Fahrzeugauswahl an einer Versteigerung anzutreffen. Der älteste Wagen stammte aus dem Jahr 1886 (allerdings eine Replika des Benz Patent Motorwagens), der jüngste hatte den Jahrgang 2014, ein Bentley Continential GT3-R von 2014. Dazwischen war jedes Jahrzehnt repräsentiert und dies mit 53 Marken, von AC bis Willys. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge betrug ungefähr 67 Jahre.
Vorkriegsautos erzielten im Schnitt deutlich weniger gute Höchstgebote als neuere Autos, bei den Fahrzeugen, die vor 1939 gebaut wurden, erreichte das besten Gebot im Schnitt 67 % vom mittleren Schätzwert, bei jenen danach im Schnitt 77 %.
Je zehn Autos stammten von Mercedes-Benz und Jaguar, alle übrigen Marken waren höchstens einstellig vertreten, viele nur mit einem Auto, wie etwa Adler, Allard, Boyer, Humber, Marcos, Siata oder White.
Der besondere Renault
In den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende gehörte Renault zu den Marken, die es im Rennsport zu schlagen galt. Kein Wunder hörten auch die Amerikaner den guten Ruf und so liess Willie K. Vanderbuilt bei Renault 10 Rennwagen für Amateurrennwagen bauen zum Preis von rund USD 15’000 pro Auto.
Die Rennwagen bewährten sich und siegten bei vielen frühen Rennen in den USA. Der angebotene Wagen mit Chassisnummer 8938 ist einer von vier überlebenden Renault Type AI 35/45 HP Vanderbuilt Racern aus dem Jahr 1907. Ein Schätzwert wurde von Bonhams nicht angegeben, aber mit seiner Pebble-Beach- und Renngeschichte bis heute, konnte ein hoher Preis erwartet werden.
Es waren denn vornehmlich auch zwei Bieter, die im eine Viertelstunde dauernden Pingpong die Gebote von anfänglich zwei Millionen USD auf schliesslich 3,025 Millionen USD hochtrieben. Ein Franzose bot am Telefon, ein Amerikaner für ein Automuseum in Rhode Island im Saal. Schlussendlich konnte der Auktionator verkünden, dass der Renault in den Staaten verbleibe, USD 3’332'500 bezahlte das Automuseum für den raren Rennwagen.
Zwölf Autos aus der Sammlung von Dean S. Edmonds Jr.
Gleich zwölf der angebotenen Fahrzeuge stammen aus der Sammlung von Dean S. Edmonds Jr., und es waren auch einige der teuersten Autos der Versteigerung.
So kam ein Bugatti vom Type 55 Roadster aus dem Jahr 1931, eingekleidet durch die Fabrik nach einem Design von Jean Bugatti, unter den Hammer. Erstbesitzer war der spätere Baron Rothschild. 1985 kaufte Edmonds den Wagen an einer Versteigerung für USD 440’000, jetzt wurden USD 6,5 bis 9,5 Millionen erwartet. Die Gebote erreichten schliesslich knapp den unteren Schätzwert, der Wagen wurde für USD 7,1 Millionen verkauft. Keine schlechte Wertsteigerung.
Begleitet wurde der Type 55 durch einen weniger modänen Typ 44 von 1928, um dessen Karosserie offenbar Rätsel bestehen. Ursprünglich wurde der Wagen in die Schweiz ausgeliefert und erhielt eine Cabriolet-Karosserie von Hermann Graber (Wichtrach). Später aber soll ein gewisser F. Gerber den Aufbau modifiziert oder ersetzt haben. Der Käufer zahlte schliesslich USD 330’000 für das Einzelstück.
Weitere interessante Autos aus der Sammlung waren ein Invicta 4½-Litre S-Type 'Low Chassis' Sports Tourer mit Vanden Plas Karosserie von 1931 (verkauft für USD 825’000) und ein Aston Martin DB4 Series 4 von 1962 mit GT-Motor (verkauft für USD 725’500).
Durchaus von Interesse war auch der DeLorean DMC-12 von 1981 mit Handschaltgetriebe und nachgerüstetem BAE-Turbo, der allerdings schon lange nicht mehr gelaufen war und nun im Originalzustand, aber unrestauriert USD 25’000 bis 35’000 kosten sollte. Der Käufer investierte sogar noch etwas mehr als werartet, nämlich USD 32’480.
Und da war da noch der Volkswagen Typ 2 Bus von 1967, den Edmonds zum Elektrowagen umbauen wollte und der daher auch “Volt-Wagen” genannt wurde. Allerdings lief dieser VW nicht und musste auf die Bühne geschleppt werden. Die Karosserie war allerdings bereits aufbereitet, aber mehr als USD 10’000 wollte niemand bieten, so dass der Bus für USD 11’200 verkauft wurde.
Zu den erwähnten Wagen gesellten sich noch Fahrzeuge der Marken Jaguar, Rolls-Royce und Bentley.
Günstiges Jaguar Langenthal-Cabriolet
Nur gerade 12 3,5-Liter-Jaguar Mark IV wurden ohne Karosserie ausgeliefert, Nummer 611056 gelangte 1948 in die Schweiz und wurde bei der Carrosserie Langenthal mit einem Cabriolet-Aufbau ausgestattet.
Der elegante Tourer wurde bei Emil Frey Classics restauriert und nun für USD 196’000 deutlich unter dem Schätzwert verkauft.
Zwei Autos aus dem Film “The Thomas Crown Affair”
Der Film “The Thomas Crown Affair” gehört sicherlich zu den Kultfilmen, insbesondere bei Steve McQueen-Fans. Gleich zwei Autos, die in diesem Film eingesetzt wurden, kamen bei Bonhams unter den Hammer. Da war einmal der Dune Buggy mit Chevrolet-Corvair-Motor, mit dem McQueen mit Faye Dunaway durch die Dünen bretterte, der auf USD 400’000 bis 600’000 eingeschätzt war.
Soviel wollte aber niemand bezahlen, die erzielten USD 456’000 sind aber immer noch einen stolzen Preis für einen Buggy.
Hoch für einen Silver Shadow, günstig für ein Steve-McQueen-Auto war das dunkelblaue Rolls-Royce Silver Shadow Coupé von 1967 (Chassis CRX2672) eingeschätzt, mit dem Millionär Thomas Crown im Film stilgerecht vorfahren konnte. USD 100’000 bis 150’000 waren erwartet worden. Vielleicht hätte dies ein Käufer auch geboten, doch der Wagen wurde noch vor der Versteigerung zurückgezogen.
Der rare Ferrari 330 GTS
Zu den teuersten Autos der Auktion gehörte ein Ferrari 330 GTS von 1967 mit Chassisnummer 9791 (und dazu passendem Motor). Nur 100 dieser Cabriolets wurden gebaut, der angebotene war der 28. gebaute offene GTC. Allerdings trug der Ferrari heute “Oro Chiaro” anstatt des ursprünglichen “Grigio Fumo”, aber dafür war er Ferrari-zertifiziert und sollte nun USD 1,8 bis 2,2 Millionen kosten.
Ganz soviel musste der Käufer nicht hinlegen, USD 1’475'000 reichten für den Handwechsel.
Kein Käufer für den eleganten und überaus schnellen Jaguar C-Type
Als eines der teuersten Autos wurde ein Jaguar C-Type Sports Racing Two-Seater von 1952 mit Chassisnummer XKC 014 angeboten. USD 6,5 bis 7,5 Millionen waren als Estimate für den ab Werk in die USA gelieferten Sportwagen mit Daytona-Speed-Week-Renngeschichte und älterer Restaurierung angesetzt.
Zuviel, wie es sich zeigte, denn mehr als USD 5,4 Millionen wollte kein Interessent für den offenen Wagen bieten.
Einige Superklassiker
Superklassiker aus den Vor- und Nachkriegsjahren suchten bei Bonhams neue Besitzer, nicht alle mit gleich viel Glück.
So wurde der wunderschäne Alfa Romeo 6C 1750 GTC Serie 5 von 1931 mit Touring-Karosserie nicht verkauft, weil USD 670’000 nicht reichten .
Dafür fanden alle vier angebotenen Jaguar E-Type Series I einen neuen Besitzer, im Schnitt für USD 108’920.
Auch der Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1958 konnte für USD 1,028 Millionen erfolgreich verkauft werden.
Die beiden Superklassiker von BMW, ein Z8 und ein 850 CSI schlugen sich weniger gut. Der Z8 blieb bei USD 162’000 stehen, der 850 CSI von 1994 wurde deutlich unter dem Schätzwert für USD 68’320 verkauft.
Der hohe Anteil von “No Reserve”-Angeboten wirkte sich insgesamt zwar positiv auf die Verkaufsquote aus, drückte aber wohl in vielen Fällen die Preise.
Auch ganz kleine Autos
Gleich zwei BMW Kabinenroller kamen in Amelia Island bei Bonhams unter den Hammer, nämlich eine Isetta 300 von 1957 (USD 35’000 bis 45’000) und ein BMW 600 von 1959 (USD 30’000 bis 40’000).
Während die Isetta schlussendlich USD 25’760 kostete, musste der Käufer des BMW 600 USD 24’640 zahlen.
Ebenfalls nicht so richtig in Form kamen die angebotenen kleinen MG Sportwagen, so muss ein Preis von USD 20’160 für einen TC vo 1945 oder die Summe von USD 28’000 für einen J2 von 1933 als ziemlich günstig betrachtet werden. Noch billiger war ein TD von 1953, der gerade einmal USD 17’360 kostete.
Typisch für eine Bonhams-Versteigerung ist auch die Anwesenheit von gleich fünf Austin-Healey, vier als Vierzylinder und ein Sechszylinder. Vier der fünf AHs konnten verkauft werden und zwar zu durchschnittlich USD 59’360. Auch dies erscheint eher günstig.
Viele frühe Klassiker
Über ein Drittel der angebotenen Autos stammten aus den Vorkriegsjahren, darunter gab es auch besonders seltene und weniger bekannte Wagen von White, Benz oder American Underslung, die auch schon mal in die siebenstelligen Bereiche gingen.
Allerdings war der Verkaufsquote gerade bei diesen frühen Autos relativ niedrig und einige derer, die ohne Mindestpreis angeboten worden waren, wurden weit unter den Schätzwerten verkauft.
Insgesamt lief es aber für Bonhams (und die Einlieferer) in Amelia Island nicht schlecht, auch wenn einige der teureren Wagen nicht verkauft werden konnten. Schliesslich kann sich eine Verkaufsquote von 75 % sehen lassen, zumal die Gebote in den meisten Fällen durchaus auf fairem Niveau lagen.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
101 | Lambretta Li 150 Series 1 | 1959 | 20'000 | 30'000 | 15'000 | 16'800 | 15'792 | 14'952 | -32.8%
|
V |
102 | MG TD Roadster | 1953 | 20'000 | 30'000 | 15'500 | 17'360 | 16'318 | 15'450 | -30.56%
|
V |
103 | Ferrari Mondial QV Coupe | 1985 | 25'000 | 35'000 | 20'000 | 22'400 | 21'056 | 19'936 | -25.33%
|
V |
104 | BMW Isetta 600 | 1959 | 30'000 | 40'000 | 22'000 | 24'640 | 23'161 | 21'929 | -29.6%
|
V |
105 | Mercedes-Benz 450 SL | 1980 | 25'000 | 35'000 | 33'000 | 36'960 | 34'742 | 32'894 | +23.2%
|
V |
106 | Toyota Land Cruiser BJ 40 | 1980 | 45'000 | 65'000 | 41'000 | 45'920 | 43'164 | 40'868 | -16.51%
|
V |
107 | Bentley S-Type Continental Flying Spur | 1958 | 125'000 | 175'000 | 67'000 | 75'040 | 70'537 | 66'785 | -49.97%
|
V |
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