Für die neue Studie „Classic Cars – Milliarden-Markt im Wandel“ hat die Unternehmensberatung BBE Automotive den Markt für Youngtimer und Oldtimer untersucht. Getragen wird die Studie vom Verband der Automobilindustrie (VDA), vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und dem Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK).
Der Markt für echte Classic Cars umfasst laut den Autoren der Studie rund 2,2 Millionen Fahrzeuge. Diese Oldtimer ab 30 Jahren und die in der Freizeit genutzten Youngtimer ab 20 Jahren stehen in Summe für ein Marktvolumen von etwa 10 Milliarden Euro. Die Zahl der Classic Cars in diesem Markt wird insbesondere durch preiswertere Fahrzeuge wachsen. Stagnieren wird jedoch das Marktvolumen, da jüngere Besitzer weniger Geld für Oldtimer ausgeben. Sorge um den Nachwuchs machen sich die Autoren allerdings nicht.
Der Käfer rollt und rollt
Mit mehr als 50'000 Fahrzeugen ist und bleibt der VW Käfer das volumenstärkste Oldtimermodell. Es folgt der Mercedes-Benz W 123. Mit dem VW Golf, dem 3er BMW und der Mercedes-Benz E-Klasse (W 124) stehen Newcomer bereit, die mit hohen Stückzahlen in das Segment der über 30-jährigen nachrücken.
Insgesamt wird das Oldtimersegment von deutschen Marken dominiert, 70 Prozent aller Oldtimer ab 30 Jahre tragen ein deutsches Markenlogo. Es folgen die italienischen Marken mit einem Anteil von 7 Prozent, gefolgt von britischen und US-amerikanischen mit 6 Prozent sowie französischen Marken mit einem Anteil von 5 Prozent.
Neue Zielgruppen
Die Oldtimer-Branche muss sich auf neue Zielgruppen einstellen. Classic Cars der Zukunft sind nicht mehr nur die in der Vergangenheit immer teurer gewordenen Premiummodelle. Volumenmodelle der 1980er und 1990er Jahre werden immer interessanter. Gekauft werden diese aus den gleichen emotionalen Gründen wie teurere Oldtimer: Spaß am Fahren, Erinnerung an alte Zeiten. Die Ausgabebereitschaft beim Erwerb dieser Klassiker ist aber begrenzt.
Die Studie zeigt gleichzeitig eine Abkühlung der Verkaufspreise von Oldtimern der Premiummarken. Bei historischen Volumenmodellen wie dem VW Käfer werden hingegen Preissteigerungen beobachtet.
Jährlicher Zuwachs von 70'000 Fahrzeugen
Die Studie erwartet in den kommenden Jahren einen jährlichen Zuwachs um etwa 70'000 Fahrzeuge, die den Sprung über die 30-Jahres-Hürde schaffen. Neben Premiumfabrikaten sind das insbesondere Cabrios, Coupés und Sportwagen, aber auch die ehemaligen DDR- bzw. osteuropäischen Marken, die über eine eingeschworene Community verfügen.
Regionale Oldtimer-Hochburgen
Untersucht wurde auch die regionale Verteilung der Young- und Oldtimer. Oldtimer-Hochburgen liegen eindeutig in kaufkraftstarken Regionen. Die deutsche „Oldtimer-Hauptstadt" ist mit fast 20'000 angemeldeten Oldtimern München. Hier liegt der Anteil am Gesamt-Pkw-Bestand bei 2,7 Prozent gegenüber 1,5 Prozent bundesweit. Überdurchschnittlich hohe Anteile sind auch im Rhein-Kreis Neuss, in Mannheim und im Landkreis Offenbach zu finden. Die Studie ordnet auch einzelne Fahrzeug-Typen regional zu.
Meinungen der Geschäftsführer
VDA-Geschäftsführer Dr. Joachim Damasky: „Deutschland gilt als das Geburtsland des Automobils. Die Automobilindustrie pflegt ihre Tradition ganz bewusst. Oldtimer sind ideale Markenbotschafter. Sie stehen für Qualität, Langlebigkeit, Innovation und Design. Der VDA setzt sich dafür ein, dass historische Fahrzeuge auch künftig problemlos auf öffentlichen Straßen betrieben werden können. Oldtimer können und sollen sich eben nicht an aktuelle Standards anpassen müssen.
Sie sollen ihren ursprünglichen Charakter behalten dürfen. Die technische Lücke zwischen aktuellen und historischen Fahrzeugen wird aber tendenziell größer. Deswegen brauchen wir auch künftig Ausnahmen für Oldtimer. Oldtimer erfreuen sich immer größerer Sympathie und stoßen bei immer mehr Menschen auf Interesse: Dieses positive Image wollen wir erhalten.“
VDIK-Geschäftsführer Dr. Thomas Almeroth: „Die Bedeutung von Young- und Oldtimern im deutschen Markt nimmt stetig zu. Für unsere VDIK-Mitgliedsunternehmen, die Repräsentanten der internationalen Automarken in Deutschland, wird dieser Markt unter den Aspekten Markenbildung, Markenpflege und Markenbindung immer stärker auch zum Wirtschaftsfaktor.
Fazit
- Der deutsche Classic-Car-Markt der echten Freizeit-Youngtimer und Oldtimer hat ein Volumen von rund 10 Milliarden Euro.
- Der Markt wächst aktuell vor allem durch preiswerte Fahrzeuge aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Darunter sind auch viele Volumenmodelle.
- Die Branche muss sich allerdings auf neue Zielgruppen einstellen, die mehr als bisher auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis achten.
Die Internetseite der VDA liefert weitere Informationen und stellt die vollständige Studie zum Download bereit.