Sie war mit einigem Interesse erwartet worden, die Debatte rund um den neu gegründeten und zumindest gemäss der Absichten der Gründer zukünftig einzigen Oldtimer-Dachverband der Schweiz FSVH (Schweizer Verband für Historische Fahrzeuge - Fédération Suisse des Véhicules Historiques).
Am 25. Januar 2014 trafen sich die Gründer des FSVH mit Club-Präsidenten und -Delegierten im Verkehrshaus Luzern zum Neujahrs-Apéro. Im Saal des Hans-Erni-Hauses orientierte Ruedi Wenger über den Stand des “Projekts” FSVH und nahm dann die Fragen des über 100 Personen umfassenden Publikums entgegen.
In der Sache ist man sich einig
Obschon sich alle in der Sache eigentlich einig sind, nämlich dass es einen starken Dachverband geben sollte und nicht zwei (FSVA und Swiss Oldtimers) wie heute, fühlten sich viele Oldtimer-Clubverantwortliche und -mitglieder überfahren vom engen Zeitplan und dem damit aufgesetzten Druck der Initiatoren des neuen Verbands.
“Sand im Getriebe”?
Nach der Gründung des FSVH im Oktober 2013 und der Kommunikation des Marschplans, der auf die kurzfristige Auflösung der bisherigen beiden Verbände FSVA und Swiss Oldtimers an deren Delegiertenversammlungen am 15. und 8. März 2013 zielte, kamen immer mehr kritische Stimmen auf, die sich teilweise schliesslich auch lautstark in die Diskussion einschalteten und mit eigener Website und umfangreichen Fragekatalogen auf sich aufmerksam machten.
Im Zentrum der Kritik standen vor allem drei Punkte, nämlich die Vorgehensweise, die Informationspolitik und das Timing.
Man warf den Gründern des FSVH vor, den neuen Dachverband im Geheimen und ohne umfangreichen Vernehmlassungsprozess gegründet zu haben. Zudem kritisierte man die Notwendigkeit, die bisherigen beiden Verbände auflösen zu müssen und deren Vermögen, das im Falle des FSVA gemäss Noch-Präsident Kohler rund 60’000 Franken betrage, im Falle des Verbands Swiss Oldtimers gemäss Herr Bichsel einen positiven Betrag in noch ungenannter Höhe umfasse, übertragen zu lassen. Zudem sei die gewählte Vorgehensweise basisdemokratisch nicht umsetzbar, da viele der Delegierten der in den Dachverbänden zusammengefassten Oldtimerclubs ihre Mitglieder gar nicht rechtzeitig befragen könnten, denn die einzelnen Mitgliederversammlungen finden über das Jahr verteilt statt.
Fahrplan verlangsamen?
So lautete dann der Vorschlag einiger Sprecher denn auch, den Zeitplan so umzustellen, dass zuerst die in den Dachverbänden organisierten Clubs ihre Versammlungen abhalten könnten, um ihre Losung an den Delegierten im Dachverband untereinander abzustimmen.
Dieses Bedürfnis nahm in Luzern der vorläufige FSVH-Präsident Ruedi Wenger entgegen, Entscheide fielen allerdings nicht.
So richtig begeistert vom Ergebnis der Debatte war eigentlich niemand und mit einer möglichen Verschiebung der einzelnen Auflösungsentscheide besteht natürlich auch das Risiko, dass die bisherige Dynamik, die der Sache durchaus auch gut tat, schwindet.
Ruedi Wenger zog aber ein positives Fazit und stellte nach der Veranstaltung zusätzliche Unterlagen und Transparenz auf der in spätestens in 14 Tagen live-gehenden Website des FSVH und eine Neudefinierung der Termine für die DV in Aussicht.
Zu tun gibt es genug, aber ...
Fragt man Oldtimer-Clubmitglieder bezüglich ihres Wissens um die Aktivitäten der Dachverbände, fällt auf, dass die “Basis” wenig von deren Tätigkeiten und Aufgaben weiss. Die Clubs zahlen jährlich ihre Mitgliedschaftsbeiträge an die Verbände, “bottom up”-Vorstösse gibt es aber verhältnismässig wenige.
Zu tun gibt es aber im immer schwieriger werdenden Umfeld genug, denn das Ziel “Oldtimer sollen auf der Strasse fahren dürfen” verlangt nach einem wachsamen Auge, um rechtzeitig Einfluss auf Politik und Gesetzgebung nehmen zu können. Im Falle der Umweltzonen und der Ausnahmeregelung für das Tagfahrlicht für Autos vor Baujahr 1970 konnte gezeigt werden, dass die rechtzeitige Einflussnahme funktioniert.
Ob sich im Detail allerdings die im Dachverband vereinigten Clubs immer einig sind, ist fraglich, aber in der gemeinsamen Meinungsfindung liegt ja wohl gerade die Stärke eines basisdemokratischen Systems, wenn es funktioniert.
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In jedem der beiden bisherigen Dachverbände soll die Delegiertenversammlung genannte Vereinsversammlung mit dem in den jeweiligen Statuten vorgesehenen Quorum beschliessen, den Dachverband aufzulösen und das jeweilige Dachverbandsvermögen auf den neuen Verein zu übertragen. Die Mitglieder der bisherigen Dachverbände werden ermuntert, Mitglied im neuen Dachverband zu werden. Der Zeitplan der Initianten zur Umsetzung des Vorhabens erscheint sehr ehrgeizig: Es ist in Betracht zu ziehen, dass die Mitglieder der jeweiligen Mitgliedclubs der bisherigen Dachverbände gemäss dem in ihren jeweiligen Statuten vorgesehenen Prozedere zu entscheiden haben zum einen über die Zustimmung oder Ablehnung der Antrages den bisherigen Dachverband aufzulösen sowie das Dachverbandsvermögen zu übertragen, und zum anderen darüber, ob der Club als Mitglied dem neuen Dachverband überhaupt beitritt.
Anderslautende statutarische Bestimmungen vorbehalten, hat das oberste Organ des Vereins, die meist Generalversammlung genannte Vereinsversammlung, diese Entscheide zu fällen: das Vereinsbudget enthält regelmässig einen Posten wie 'Beitrag an Dachverband'. Nimmt die Vereinsversammlung das Budget an, stimmt sie der Mitgliedschaft im Dachverband zu – jedes Jahr aufs Neue. Lehnt die Vereinsversammlung das Budget gesamthaft oder speziell bezüglich des erwähnten Postens ab, hat der Vorstand die Mitgliedschaft im Dachverband zu beenden.
Es ist letztlich an jedem einzelnen Mitglied eines Clubs, der seinerseits Mitglied in einem der beiden Dachverbände ist, die vorgeschlagene Zusammenführung der beiden bisherigen Dachverbände zu bejahen oder abzulehnen. Wie so oft werden objektive, eher neutral zu gewichtende Argumente gegen subjektive, emotionsgeladene Argumente abzuwägen sein. So wird sich manch einer daran stören, dass ein zwar zeitgeistiger, nichtsdestotrotz allgemein leicht erfassbarer Name einem eher sperrig daherkommenden weichen soll.