Fahrverbote und Einschränkungen, in Paris beispielsweise ist es während des Tages nicht möglich, unter der Woche mit dem Klassiker in der Stadt unterwegs zu sein. Frankreich machte 2022 Ernst und hat mittlerweile rund 25 Gebiete, die als Zone a Faible Emissions ZFE ausgewiesen sind. Um diese befahren zu dürfen bedarf es einer Vignette Crit'Air, diese gibt es in verschiedenen Farbcodes, diese entsprechen der Euro-Norm 1 bis 6. Fahrzeuge, die nicht unter eine dieser Normen fallen qualifizieren sich nicht für eine solche Vignette und sind entsprechend ausgeschlossen respektive temporär entsprechend den örtlichen Auflagen vom Befahren dieser Orte ausgeschlossen. Inwiefern diese Auflagen kontrolliert und gebüsst werden, entzieht sich unseren Kentnissen. Noch 2017 aber meinte ein Flic in den Strassen von Paris gegenüber dem Autor, dass er mehr als Glücklich wäre, wenn er sich nur um solche Kleinigkeiten zu kümmern hätte und alte Autos zu büssen, die zur falschen Tageszeit in Paris unterwegs seien. Allerdings ist inzwischen eine ganze Menge Wasser die Seine hinunter geflossen...
Eine Gegenmassnahme habe sich hierzu wahrlich aufgedrängt, sagt Yves Bergeret. Den Delegierten des Französischen Oldtimer-Dachverbands, ehemalige Präsident des Oldtimer-Clubs von Beaune «Automobiles d'Origine et de Collection AOC Beaune» und Gastgeber und Initiant der historischen Garage an der Route Nationale 6 in Rochepot, der Station du Bel-Air, haben wir zunächst bei sich zu Hause in Beaune getroffen.
In seinem grünen Innenhof sitzend, mit Blick auf sein Citroën DS Cabriolet d'Usine, erklärt uns der ehemalige Advokat die Idee, ein Netzwerk von Dörfern und Städten zu gewinnen, die sich offiziell als Destinationen für das historische Fahrzeug anbieten und auch so deklarieren.
Laut Yves Bergeret war es ihm ein Anliegen, den Clubs und Vereinigungen, die sich um das historische Erbe des Strassenverkehrs kümmern, eine Hilfe zu bieten. Ebenso war es ihm ein Anliegen, nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die in Frankreich vielen Kleinbetrieben ohne grosszügige Absicherung das Genick gebrochen haben oder sie zumindest an den Rand des Ruins gebracht, etwas Unterstützung zu gewähren.
Eine Feststellung beispielsweise war, dass die Freunde des historischen Fahrzeuges es sich in der Regel gerne gut gehen lassen. Das heisst, bei einer Ausfahrt kehrt man auch gerne ein und geniesst die Eigentümlichkeiten und Produkte der Region. Diese zu finden ist in Frankreich wahrlich keine Schwierigkeit, so könnte man meinen, doch offenbar ist es auch im Hexagon nicht immer ganz leicht, die Produzenten und die potentiellen Abnehmen miteinander in Verbindung zu bringen.
Im Weiteren haben ausgerechnet die Großstädte, allen voran Paris, mit Fahrverboten für ältere Autos, die Debatte um den Umgang mit dem Erbe des Strassenverkehr erst richtig entbrannt. Und selbst da, wo das Auto zuerst den Beweis angetreten hat, dass es eine nachhaltige und wertvolle Rolle im Leben der Gesellschaft einnehmen kann, da wo der Automobilverkehr erst erfunden worden ist, gibt es genügend Kräfte, die es am liebsten ins Pfefferland wünschen würden.
Yves Bergeret war sich klar, dass er eine Gegenmassnahme für diese Entwicklung einleiten musste.
«Wir wollten Orte und Ortschaften gewinnen, die sich zum historischen Fahrzeug bekennen und die deren Potential wertschätzen. Es ist ein Gegenstück zu Fahrverboten und Beschränkungen. Hier soll es heissen: Willkommen bei uns, diese Möglichkeiten können wir euch anbieten, wir freuen uns, dass ihr uns besucht und wir unterstützen euch beim Erhalt unseres Erbes der Mobilitätsgeschichte, einem Teil der Geschichte unseres Landes».
Klare Anforderungen des FFVE
Dabei gilt es für den Französischen Dachverband FFVE, der nun die Auszeichnung Klassikerfreundlicher Orte vergibt, einige Kriterien zu erfüllen, es ist quasi ein Versprechen seitens der Stadt oder der Kommune gegenüber den Klassik-Enthusiasten, um sich als «Villes et Villages d'Accueil des Véhicules d'Époque» zu qualifizieren. Yves Bergeret erklärt: «Eine Kernfrage ist stets jene nach den Ansprechpartnen, wen fragt man denn überhaupt? Das tönt relativ banal aber es ist ein gewichtiger Vorteil, wenn in einer Stadt jemand dafür zuständig ist, wo beispielsweise ein Gruppe von 50 historischen Fahrzeugen parkieren darf und der oder die alle nötigen Kontakte zu den Ordnungshütern und dem Werkdienst der Stadt hat. Das hilft etwa dann, wenn es darum geht, Absperrungen und dergleichen vorzunehmen und Bewilligungen einzuholen.»
Und Bergeret fährt fort: «Dabei legen wir Wert darauf, dass dies möglichst im Zentrum des Ortes ist, auf dem Haupt- oder Marktplatz, rund um die Kirche, im gesellschaftlich- , wirtschaftlichen- und kulturellen Zentrum eines Ortes. Hier verlangen wir quasi eine Art Garantie, dass es zu gewissen Zeiten möglich ist, sein Fahrzeug abstellen zu dürfen. Im weiteren ist es uns wichtig, dass auch eine entsprechende Gastronomie vorhanden ist.»
Auch Kulturelle Aspekte und das Vorhandensein rudimentärer Infrastrukturen für die Fahrzeuge sind gefragt, wie der Initiant weiter ausführt: «Damit gibt es schon mal einen Grund, den Ort überhaupt anzufahren. Umso besser ist es natürlich, wenn es gleich eine ganze Reihe von Orten gibt, die darauf eingerichtet sind, dass sie von Klassik-Fahrern besucht werden. Dann ist es auch wichtig, dass eine Werkstatt vor Ort vorhanden ist, das hilft genauso wie kulturelle Einrichtungen und Museen, denn das Erbe des Strassenverkehrs mit dem historischen und kulturellen Erbe eines Ortes oder einer Region zu verbinden macht unserer Meinung nach ganz besonders Sinn.»
Mit dabei mit Freude und Stolz
Erhält eine Stadt den Status Ville d'Acceul des Véhicules d'Epoque, oder etwa in Deutsch: «Stadt in der Klassiker willkommen sind», so gibt es eine kleine Zeremonie seitens der örtlichen Clubs oder Delegierten des Dachverbands. Teil davon ist die Übergabe einer Tafel, die zum Beispiel über der Ortstafel am Ortseingang montiert werden kann. Weitere Tafeln können zum Selbstkostenpreis gekauft werden. Was zunächst einfach als nette Geste erscheint, wurde in manchen Orten schon zum Ereignis, welches es bis in die regionalen Newskanäle geschafft hat. Einige Klassiker vor dem Hôtel de Ville, der Bürgermeister in einem historischen Cabriolet und die feierliche Übergabe der Insignien, dafür hat so mancher Lokalpolitiker gerne Zeit.
Bei der Lancierung im Juni 2024 betrug die Zahl der ersten «Villes et Villages d'Acceul des Véhicules d'Epoque» bereits 120 Ortschaften, Bis Ende 2024 waren es 170 Destinationen und die Zahl wächst weiter. Mittlerweile ist die gesamte Karte Frankreichs mit kleinen Fähnchen entsprechender Kommunen besteckt. So mancher Ort hat in Frankreich demnach den emotionalen und wirtschaftlichen Wert historischer Fahrzeuge erkannt und wie Christian Laronze ausführt, freuen sich die Lokalverter, dass sie in dem Register, das hier aufgeführt ist, aufgelistet werden.
Und um mit dabei zu sein, sind die Anforderungen noch nicht einmal besonders hoch. Ein Beispiel aus Frankreich, das Schule machen sollte.




















































































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