Vom originalen Siegerauto aus dem Jahr 1985 bis zur originalgetreuen Replika des Pikes Peak-Rekordautos von 1987: Die Hamburg Motor Classics widmet dem legendären Audi Ur-quattro eine aussergewöhnliche Sonderschau – von den Anfängen bis hin zu den so genannten „Flügelmonstern“ werden die Klassiker präsentiert, darunter auch Fahrzeuge von Rallye-Legenden wie Michele Mouton und Walter Röhrl. Neben den vorgestellten klassischen Automobilen bietet die Hamburg Motor Classics vom 19. bis 21. Oktober viel Beratung und Information auch für Einsteiger. Themen wie Bewertung, Kauf, Versicherung und Pflege von Young- und Oldtimern werden von Experten der Branche in Fachvorträgen aufgegriffen und liefern auch unerfahrenen Besuchern einen tieferen Einblick.
Sonderschau mit originalem Audi quattro Sport S1 E2
Zusammengestellt wurde die Sonderschau von ausgewiesenen Fachleuten – den Mitgliedern des 1. bayerischen urquattro club e.V. Nord, die sich wie kaum ein anderer mit dem klassischen Allrad- Audi auskennen. Zu den besonderen Highlights zählt der originale Audi quattro Sport S1 E2, mit dem der ehemalige Weltmeister Stig Blomqvist im Jahr 1985 bei der Rallye Argentinien antrat. Bei diesem Auto handelt es sich um ein Fahrzeug der sogenannten Gruppe B, die wegen ihrer spektakulären Optik inklusive Spoiler und üppigen Kotflügelverbreiterungen bald den Beinamen „Flügelmonster“ erhielt. Mit seinem 476 PS starken Fünfzylinder Turbo-Motor beschleunigte der Bolide in nur 3,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.
Audi quattro A2 von Michele Mouton und Walter Röhrl
Die weiteren Exponate sind ebenso spektakulär. Etwa zwei zu 90 Prozent dem Original entsprechende Replikas des Audi quattro A2 der Jahre 1983 und 1984. Mit dem einen bestritt Michele Mouton als bis heute erfolgreichste Fahrerin der Rallye-Geschichte diverse Läufe, mit dem anderen siegte das deutsche Rallye-Ass Walter Röhrl 1984 bei der Rallye Monte Carlo.
Ein weiteres Highlight der Sonderschau ist die Replika eines ganz besonderen Ur-quattro: Walter Röhrls Pikes Peak-Auto von 1987. Beim Pikes Peak handelt es sich um einen 4301 Meter hohen Berg in den amerikanischen Rocky Mountains, zu dessen Gipfel seit 1916 alljährlich ein weltberühmtes und prestigeträchtiges Rennen ausgetragen wird. Audi und Walter Röhrl traten seinerzeit mit einem etwa 600 PS starken quattro an, und stellten einen neuen Streckenrekord auf.
Insgesamt präsentiert die grosse Ur-quattro-Sonderschau auf der Hamburg Motor Classics sechs Fahrzeuge aus den unvergessen Achtzigerjahren des Rallyesports. Doch die Messe zeigt damit weit mehr, als eine Auswahl von Siegerautos. Denn der Ur-quattro und seine Sportvarianten stehen auch für den Aufstieg einer Idee. Heute kennt jeder Auto-Interessierte die Audi-Modelle mit
dem quattro-Schriftzug, der für ihren Allradantrieb steht. In den späten Siebzigerjahren jedoch waren Strassenautos mit vier angetriebenen Rädern noch nahezu unbekannt. Allein die kleine britische Sportwagenschmiede Jensen hatte 1966 etwa 300 derart angetriebene Autos hergestellt, der japanische Hersteller Subaru folgte 1971 mit der sogenannten L-Serie und überschaubarem Erfolg.
Der erste Allrad-Audi
Für den Durchbruch der Idee aber sorgte eben Audi. Die Geschichte dahinter soll sich so zugetragen haben: Im Jahr 1977 führte das Werk in Skandinavien unter winterlichen Bedingungen Testfahrten mit neuen Limousinen-Modellen durch. Dabei bemerkte Versuchsleiter Jörg Bensinger schliesslich, dass ein als Begleitfahrzeug eingesetzter VW-Geländewagen mit eher schwächlichen 75 PS meist flotter vorankam als besagte Limousinen.
Wieder zurück in Deutschland berichtete Bensinger seinen Vorgesetzten – unter anderem dem späteren VW-Chef Ferdinand Piëch – von seinen Erfahrungen. Daraufhin erhielt er den Auftrag zur Entwicklung eines Allrad-Prototypen auf Basis eines Audi 80. 1978 schliesslich konnte dieser Prototyp dem Volkswagen-Vorstand präsentiert werden. Und zwar an einem verschneiten Hang in Österreich. Dort traten auch andere Fahrzeuge mit Schneeketten und Winterreifen an – der neue Allrad-Audi bezwang sie allesamt, und zwar mit Sommerreifen.
Man beschloss, ein derartiges Auto in Serie zu bauen. Im Jahr 1980 wurde der Audi quattro auf dem Genfer Auto-Salon in der Schweiz offiziell präsentiert. Dieser später Ur-quattro genannte Wagen basierte auf dem damaligen Audi Coupé, unterschied sich von dem äusserlich jedoch unter anderem durch einen grösseren Spoiler und breitere Kotflügel. Insgesamt wurden von diesem Auto zwischen 1980 und 1991 nicht weniger als 11’452 Exemplare produziert.
Unvergessen ist aus dieser Zeit der ab 1984 gebaute Sport quattro mit seiner verkürzten Karosserie und einem 306 PS starken Motor. Von diesem Auto wurden bis 1985 gerade einmal 220 Exemplare gebaut. Masse war auch gar nicht das Ziel dieses Projekts: Vielmehr diente der Sport quattro als Basis für die legendären Rallye-quattro jener Ära, die auch im Fokus der Sonderschau der Motor Classics Hamburg stehen. Seit dieser Zeit hat sich bei Audi viel verändert, eines allerdings gilt heute wie damals: Der Begriff quattro wird immer in Kleinbuchstaben geschrieben.
Die Hamburg Motor Classics findet vom 19. bis 21. Oktober 2018 auf dem Hamburger Messegelände statt. Geöffnet ist die Oldtimermesse am Freitag von 12 bis 20 Uhr, am Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite.