Die Bremen Classic Motorshow eröffnet am 31. Januar bis 2. Februar 2019 die Oldtimer- und Youngtimer-Saison. Für Attraktionen ist vorgesorgt, eine kleine Auswahl sei hier schon angekündigt:
Duell der Strassen-Konkurrenten
„Kampf um den Vorrang, Nebenbuhlerschaft“: Derart schlicht definiert der Duden den Begriff Rivalität. Was unschuldige Kraftfahrzeuge mit diesen sehr menschlichen Bemühungen zu tun haben? Nur als Transportmittel betrachtet gar nichts. Als Projektionsflächen wetteifernder Zeitgenossen jedoch werden sie zu erbitterten Duellanten stilisiert. „Anders gesagt: Die Rivalität zwischen Ford-Capri- und Opel-Manta-Fans macht den Ford Capri und den Opel Manta selbst zu Rivalen“, sagt Frank Ruge, Projektleiter bei der Messe Bremen. Von Freitag bis Sonntag, 31. Januar bis 2. Februar 2020, werden sich die beiden legendären Coupés wieder gegenüberstehen – neben sechs weiteren berühmten Paarungen klassischer Kontrahenten aus der Autogeschichte.„Rivalen!“ trägt die traditionelle Sonderschau als Titel.
Manta gegen Capri: Dieses Sparring prägte die Autowelt der 1970er-Jahre wie kein anderes. Zwar bestand die Rivalität beider Marken schon lange vorher, wie die Sonderschau anhand von Opel Rekord P2 und der Ford-„Badewanne“ Taunus 17M darstellt. Aber erst mit dem Duell der Familiencoupés im modisch-rasanten Sportdress erreichte sie ihren Höhepunkt. „Weil sich deren Käufer nicht in nüchterner Vernunft entschieden, sondern aus Begeisterung“, erklärt Frank Ruge. Ein Umstand, der sich auf eine simple Formel reduzieren lässt: je emotionaler ein Automodell, desto größer sein Potenzial für Rivalität. Wobei der emotionale Faktor vielschichtig entstehen kann. Mittels genialer Technik oder überlegener Fahrleistungen etwa. Oder – siehe Manta und Capri – durch aufregendes Design.
Nochmals facettenreicher sind die Menschen, die unschuldige Autos zu Rivalen machen. Konzernlenker, Ingenieure, Werbetexter, Händler und Käufer sind darunter. Vor allem aber Verehrer aller Altersklassen, deren angebetete Karossen ewige Träume bleiben – von der Kinderzimmerwand bis zum Seniorenstammtisch. Während des Wirtschaftswunders galten die Luxus-Roadster Mercedes-Benz 300 SL und BMW 507 als epochale Traumautos. Ein gutes Jahrzehnt später, um 1970 herum, buhlten italienische Supersportwagen à la Ferrari Daytona und Lamborghini Miura um die Poleposition der Partykeller-Dekoration. Und in den späten 1980ern bestritten das Hightech-Wunderwerk Porsche 959 sowie der spartanische Ferrari F40 das Rennen um Platz eins als Poster-Motiv. Ehrensache, dass die Bremen Classic Motorshow auch diese historischen Duelle präsentiert.
Das andere Extrem der Rivalen bilden bodenständige Sparmobile wie VW Käfer und DKW Junior. Viertakt, Luftkühlung, Heckantrieb kontra Zweitakt, Wasserkühlung, Frontantrieb: ein Kampf der Konzepte, den deren Missionare vor rund 60 Jahren mit fast religiösem Eifer ausführten. Wie viel später die Anhänger des Opel Kadett GT/E und des VW Golf GTI. Diese sozialen Stellungskriege destillieren in einer weiteren mathematischen Gleichung: je enthusiastischer die Anhänger eines Autotyps, desto leidenschaftlicher dessen Gegner. Die Besucher der Bremen Classic Motorshow 2020 dürfen sich also nicht nur auf ein Rendezvous mit ihren Lieblingsklassikern freuen – sondern insbesondere auch auf ein Wiedersehen mit deren alten Rivalen.
Duell der Motorsport-Kontrahenten
Wo lässt sich ein Duell automobiler Kontrahenten besser austragen als auf der Rennstrecke? Mercedes-Benz gegen BMW ist eine dieser klassischen Paarungen, deren Duelle in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) die Zuschauer begeistern und die Kontroversen ihrer Anhänger immer wieder neu entfachen. Zwei in der DTM dominierende Wagen waren die Evolutions-Modelle von Mercedes-Benz 190 E und BMW M3. „Für viele Motorsportbegeisterte sind das absolute Helden, die heute nur selten zu sehen sind. Auf der Bremen Classic Motorshow 2020, von Freitag bis Sonntag, 31. Januar bis 2. Februar, treffen die Originalrennwagen erneut aufeinander“, kündigt Frank Ruge, Projektleiter bei der Messe Bremen, an.
Den passenden Rahmen für dieses Stelldichein der Rivalen zimmern gerade 17 der 150 Mitglieder des Vereins Kult-Blech-Szene. In einem ehemaligen Autohaus im Emsland hat sich die Gruppe eine vorübergehende Werkstatt eingerichtet. „Auf knapp 100 Quadratmetern wollen wir in Halle 4 eine überdimensionale Carrerabahn aufbauen, auf der die beiden Rennwagen platziert werden. Deshalb brauchen wir jetzt eine entsprechend große Fläche“, sagt Bernd Ramler. Ramler, stellvertretender Vereinsvorsitzender, war bis Mitte der 1990er-Jahre erst bei Mercedes- Benz dann bei AMG für die Antriebsentwicklung der Motorsportsparte verantwortlich. „Während die Serienmotoren nur auf 230 PS kamen, waren die Rennautos der Saisons 1992/93 mit 370 PS ausgestattet. Je nach Strecke und Hinterachse waren Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern möglich – beim Mercedes-Benz wie beim BMW“, so der Ingenieur.
Mit viel PS unter der Motorhaube trumpfen in diesem Jahr auch die Modelle der Handelsplattform Young Generation in Halle 6 auf. Anders als die Jungen Klassiker nebenan, die weitestgehend im Originalzustand und mit wenig Laufleistung angeboten werden, stehen dort zehn teils hoch motorisierte Wagen der 1980er- bis 1990er-Jahre zum Verkauf. In der Gestaltung der Fläche werden die Messe-Veranstalter von einer Essener Leasinggesellschaft unterstützt. „Wir sehen das Potenzial dieses Formats. Einsteiger suchen heute etwa nach einem BMW M3, einem Audi RS2 oder einem Rallye-Golf“, so Marcus Keller, Leiter des Geschäftsbereichs Classic Cars. „Also nach Modellen, an deren Fensterscheiben sie sich als Kinder und Jugendliche die Nasen plattgedrückt haben.“
Auf die Geschwindigkeit kam es auch einem der Zweirad-Sonderschau-Leihgeber an, als er sich 2011 nach der Führerscheinprüfung auf die Suche nach einem Roller machte. „Das Privileg der Simson-Modelle, mit 60 Stundenkilometern Spitzengeschwindigkeit der Konkurrenz davonfahren zu können, gab den Ausschlag für den Kauf einer 1976er mattschwarzen Schwalbe“, sagt Martin Klein. Etliche Pannen weckten den Schrauber-Ehrgeiz des damaligen Schülers, dessen YouTube-Tutorials heute Hilfe zur Selbsthilfe geben und mehrere Hunderttausend Klicks erzielen.
Mittlerweile schreiben ihm Fans aus der ganzen Welt und so entstand die Idee, mit der Schwalbe bis nach Vietnam zu reisen. Sechs Monate war Klein dafür 2019 auf seiner KR 51/2 von 1986 unterwegs. „Erst in Georgien zerlegten wir die Schwalbe, um sie in Paketen auf zwei Sackkarren in der Transsibirischen Eisenbahn zu transportieren“, berichtet der ehemalige Geografiestudent. Mit den Mitgliedern des Simson-Clubs von Hanoi baute er den Roller wieder auf und später für den Rückflug ab. Seine „Vietnam-Schwalbe“ ist eines von mehr als 20 Exponaten, die 70 Jahre Motorrollerkultur in Deutschland in Halle 1 widerspiegeln.
Mehr Raritäten auf zwei Rädern wird es im Foyer der Halle 1 geben. Acht Rennräder umfasst die Sonderschau „Sammlerträume der 70er- und 80er-Jahre“. Die Exponate, darunter ein 1986er Cinelli vom Typ Laser oder das 1987/88er Titanrennrad von Passoni, stammen aus der Sammlung des Rad-Enthusiasten Wolfgang Hagemann. „Jedes der 300 Cinellis wurde in Handarbeit gefertigt und so gleicht kein Laser dem anderen“, erklärt Hagemann den Reiz der Designikone der 80er-Jahre und die Exklusivität der Ausstellung.
Motorrollerkultur in Deutschland
Ob Vespa, Lambretta oder Schwalbe – auch 70 Jahre nach Beginn der Motorroller-Welle in Deutschland, sind die kleinen, wendigen Zweiräder aus den Innenstädten nicht wegzudenken. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch als Ersatz für das unerschwingliche Auto erworben, avancierte der Roller in den 50er- und 60er-Jahren schnell zum Kultobjekt einer ganzen Generation. „Dabei sind Motorroller ganz klar ein ebenso nostalgisches wie aktuelles Gefährt“, sagt Frank Ruge, Projektleiter der Bremen Classic Motorshow. Die Zweirad- Sonderschau der ersten Oldtimer-Messe des Jahres zeigt von Freitag bis Sonntag, 31. Januar bis 2. Februar 2020, wie urbane Mobilität auf kleinen Rädern gelebt wird und wurde. „Mit den 20 Exponaten werfen wir sowohl einen Blick zurück auf die Anfänge der Massenmotorisierung als auch auf die Mobilität der Gegenwart“, so Ruge zum Konzept der Ausstellung in Halle 1.
Aber zurück zu den Anfängen: Zwar ist der Roller fast so alt wie die Motorisierung des Verkehrs, aber bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren alle Versuche gescheitert, Motorroller als Zweirad- Alternative in Europa zu etablieren. Dies änderte sich mit den Corgi- und Cushman-Rollern der Alliierten in Italien. Von Pontedera und Mailand aus begann Ende der 1940er-Jahre der Siegeszug der Piaggio- und Innocenti-Roller um die Welt. So erreichte 1950 die Rollerwelle auch die Straßen nördlich der Alpen.
Die italienischen Vorbilder Vespa und Lambretta überzeugten Lizenznehmer wie Hoffmann oder NSU. Die Modelle regten Nachahmer in Ost und West an, mit eigenen Ideen die Zivilisierung des motorisierten Zweirades voranzutreiben. Tüftler wie die Brüder Stüdemann aus Hamburg mit ihrem „Fibs“, August Falz in Döbeln mit der „Sibylle“ oder die Achilles-Werke West in Wilhelmshaven legten schnell nach. Deren „Sport“ basierte auf dem Schweizer AMI-Roller.
Glas in Dingolfing schuf 1951 die neue Gattung der großen Reiseroller mit Fernwehgarantie. Der von branchenfremden Technikern 1951 entwickelte Goggo-Roller wurde 1953 in der 200-ccm- Ausführung zum Treiber des Marktes, das ultimative Bastert-Einspurauto ließ jeden Gedanken an Mobilität ohne Chic verschwinden. Guten Wetterschutz und reichlich Stauraum bot das Maicomobil. Mit Seitenwagen machte es vor dem Erscheinen der Kleinwagen ganze Familien mobil. Für den weltweiten Verkaufserfolg des deutschen Tourenrollers steht etwa die Zündapp Bella, die in einer speziellen Exportversion für die USA bei der Bremen Classic Motorshow zu sehen sein wird.
Konstruktive Leidenschaft ließ Anti-Vespen entstehen: Lino Tontis Aermacchis Cigno bekämpfte die Vespa-Dominanz mit motorradähnlicher Fahrdynamik. Ein Heinkel Tourist aus dem Langstreckensport zeigte sich mit GFK-Body und rasant hochdrehendem Viertakter fernab jeder Petticoat-Idylle.
Racing Spirit und stilgeprägte Subkultur schließen sich in der Welt der Roller nicht aus und treffen mit allen genannten Zweirädern in Bremen aufeinander. Eine stilreine Lambretta Skleleton steht für die Popkultur der 60er, das Popperschiff Vespa PX gehört in die Ära der 80er-Jahre. Mit der Schwalbe bis nach Vietnam oder mit der Vespa auf den Dragstrip – auch die eskapistische Seite der Rollerkultur thematisiert die Sonderschau in Bremen.
Zum Ende des 20. Jahrhunderts entstanden mit dem hohen Verkehrsaufkommen in den Ballungsräumen neue Probleme. Lösungsansätze präsentierten etwa Honda mit der Helix und BMW mit dem Modell C1.
Weitere Informationen gibt es auf der Website der Bremen Motorshow 2020.