Ein verhangener Himmel und Regenschauern am Samstag, Frühsommerwetter am Sonntag. An der Swiss Classic World in Luzern konnte der Übergang vom Frühling in den Sommer direkt mitverfolgt werden.
Auf den Besucherstrom hatte das Wetter allerdings einen vergleichsweise geringen Einfluss, sowohl am Samstag, dem 25. Juni 2019, als auch am Sonntag, dem 26. Juni 2019, waren die drei Messehallen auf der Allmend in Luzern gut frequentiert. Ingesamt 13’300 Besucher seien es gewesen, erzählte gegen Sonntagabend Bernd Link, der umtriebige Organisator der sechsten Swiss Classic World Luzern.
Attraktive Angebote bei den Händlern
Das Angebot an Fahrzeugen in den Luzerner Hallen war eindrücklich, vom Fiat 500 bis zum Mercedes-Benz 300 SL (2x) wurde fast alles geboten, was das Herz begehrte.
Zwar hoben sich auch in der Zentralschweiz Mercedes-Benz und Porsche zahlenmässig von der Masse ab, dazwischen aber gab es viele herrliche Italiener, rustikale Briten, flossenbewehrte Amerikaner und bequemen Franzosen zu sehen.
Die Preise zeugten von einer optimistischen Markteinschätzung der Anbieter, was die Besucher aber nicht davon abhielt, sich genauer nach den Details der Fahrzeuge zu erkundigen.
Die Händler jedenfalls waren mit dem Besucheraufkommen und dem gezeigten Interesse mehrheitlich sehr zufrieden.
Waghalsige Manöver im Motodrom
Wer sich von den vielen schönen (und meist auch nicht ganz günstigen) Klassikern, die man ja so gerne kaufen würde, ablenken wollte, dem wurde vor den Messehallen mit dem Motodrom etwas ganz besonderes geboten. Hier jagten sich nämlich historische Motorräder in einem übergrossen und deckellosen Fass, also durch einen waagrecht angeordneten Looping.
Teilweise waren drei Zweiräder gleichzeitig unterwegs, so dass die Zuschauer ihren Atem anhielten, ob das auch gut gehen konnte. Derweil liessen die waghalsigen Piloten auch noch die Lenkstange los …
Schweizerisches in den Sonderschauen
Mehrere Sonderschauen fokussierten auf schweizerische Entwicklungen.
So zeigten die Freunde alter Motorräder (FAM) Zweiräder aus helvetischer Fertigung. Sogar ein Mofa war darunter, aber auch etliche Sport- und Rennmaschinen.
Ebenfalls in der Schweiz entstanden die Lastwagen und Reisecars von Saurer. Sie waren auf dem Kiesplatz vor den Hallen ausgestellt, drei Fahrzeuge von Saurer Arbon konnte man aber auch beim Stand des Swiss Car Registers betrachten.
Und vor den Hallen zeigte ein Saurer-Stationärmotor, wie ein richtiger Zwölfzylinder-Diesel klingt.
Bei Swiss Car Register wurden auch noch drei Schweizer Karosserien gezeigt, die auf die Tradition des Karosseriegewerbes, das in den Dreissiger- bis Fünfzigerjahren seine beste Zeit hatte, aufmerksam machten.
Selten gesehene Exoten
Wer in Luzern auf “Exoten-Jagd” war, konnte in den Hallen immer wieder besondere Automobile entdecken, wie einige Beispiele dokumentieren sollen.
Der Lea-Francis 14 HP Sports Cowell von 1946 etwa wurde so nur zweimal gebaut. 90 PS leistete der 1767 cm3 grosse Motor. Das bei Lutziger Classic Cars ausgestellte Fahrzeuge war der Prototyp und es trägt eine unverwechselbare Karosserie.
Ebenfalls sehr selten sind die Duesenberg aus den USA. Die prunkvollen und durchaus sportlichen Vorkriegsautomobile waren bei den Schauspielern und Industriemoguln in den Zwanzigerjahren sehr beliebt.
Bei der Fondation Renaud konnte ein Duesenberg J von 1929 bewundert werden, der vor 90 Jahren schon eindrückliche 190 km/h schnell lief.
Etwas langsamer, aber kaum weniger exklusiv war der Isotta-Fraschini als Valentino Cabriolet von 1927, der gleich nebenan thronte.
Einige Schritte weiter stiess man auf eine Lancia Aurelia B50 mit Cabriolet-Aufbau von 1951, die einst dem Schauspieler Giorgio Albertazzi gehört hatte.
Deutlich langsamer war sicherlich der Kleinstwagen Kleinschnittger, den man bei der Carrosserie Langenthal als Anschauungsobjekt anschauen konnte.
In der Amerikanerhalle 3 stand gleich im Eingangsbereich des unteren Geschosses ein Willys Overland Jeepster, den man auch nicht jeden Tag sieht.
Und auf dem Zwischengas-Stand schliesslich stand noch ein Lorenz & Rankl Silver Falcon von 1989. Nur 12 Exemplare wurden gebaut, daher erstaunte es nicht, dass diesen Wagen kaum jemand auf Anhieb erkannte.
Die Versteigerung am Samstag Abend
Knapp vor 16:00 Uhr schienen sich die Hallen plötzlich zu leeren. Nachhause gingen die Besucher allerdings nicht, sie strömten in den vorderen Teil der Halle 2, wo die Oldtimer Galerie über 40 Autos und ein Motorrad versteigerte.
Dabei fuhren die Autos über eine Bühne vor dem Publikum. Dies Vorbeifahrt schafften alle Fahrzeuge, etwa zwei Drittel von ihnen wurden sofort oder unter Vorbehalt zugeschlagen. Ein separater Bericht analysiert die Ergebnisse der Auktion.
Gesprächsgelegenheiten
Natürlich steht der Handel im Mittelpunkt einer Oldtimermesse, aber viele Aussteller und Besucher nutzten die zwei Tage vor allem auch für gute Gespräche, für das Anknüpfen von Beziehungen und den kollegialen Austausch. Dabei musste keine Kehle trocken bleiben, denn auf vielen Ständen wurde Wein, Champagner, Kaffee oder gar Gin Tonic angeboten. Wer jede Gelegenheit für ein fröhliches Anstossen nutzte, schaffte kaum die ganzen drei Hallen auf beiden Beinen.
Das rege Treiben vor und zwischen den Hallen
Und dabei war das, was in den Hallen geboten wurde, nur ein Teil des gesamten Ausstellungsangebots. Zwischen den Hallen gab es einen Fahrzeugmarkt von privaten und gewerblichen Händlern, das nicht an Rosinen und Besonderheiten entbehrte.
So konnte man sich für einen nur knapp über 50 Mal gebauten Alpine-Renault A110 GT4 mit Gordini-Motor interessieren oder für den Ford Montecarlo GT, den einst Pietro Frua karossierte.
Vor den Hallen stellten sich derweil Oldtimer-Clubs und Besucher mit ihren privaten Oldtimer-Fahrzeugen auf. Auch hier gab es interessante Autos und vor allem spannende Kombination von Automobilen und Motorrädern zu beobachten. Vor allem der warme und trockene Sonntag lockte die Messebesucher immer wieder nach draussen.
Erfolgsgeschichte
Bernd Link kann sicherlich mit der sechsten Austragung auf eine erfolgreiche Oldtimermesse zurückschauen. Jedes Jahr scheint sich die Veranstaltung weiter zu steigern und immer gibt es neue Überraschungen zu sehen. So tönte es auch aus den Reihen der Aussteller und Besucher.
Was würde man sich also für die nächste Ausgabe noch mehr wünschen? Vielleicht eine grössere Anzahl von Clubs, ein insgesamt noch breiteres Ausstellungsangebot? Die meisten Aussteller und Besucher waren eigentlich schon wunschlos glücklich und sehr zufrieden, als sie am Sonntag Abend die Hallen verliessen.




























































































































































































































































































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