Bereits zum zweiten Mal fand vom 8. bis 10. Dezember 2017 die Retro Classics Bavaria in Nürnberg statt.
Das Wetter mit Schnee und Winterfreuden erinnerte zwar mehr an den Christkindl-Markt als an eine Oldtimermesse, dies hielt aber die Auto- und Motorrad-Interessierten nicht davon ab, im Schnitt 4,7 Stunden in den vier Hallen zu verbringen, um auf rund 40’000 Quadratmetern (+ 5000 gegenüber dem Vorjahr) die Auslagen von 370 Ausstellern zu betrachten … und sogar das eine oder andere Fahrzeug zu kaufen.
Déjà vu?
Beim ersten Gang durch die Stände wundert sich der passionierte Messegänger, der dieses Jahr vielleicht auch schon in Friedrichshafen, Berlin, Köln oder Hamburg war, ob er das eine oder andere nicht schon fast exakt wie aufgestellt gesehen habe.
Den roten VW SP2 oder den gelben TVR Griffith, den Sunbeam Venezia oder das Amphicar 770, hat man diese Wagen nicht kürzlich schon einmal irgendwo betrachtet?
Oftmals kommt man allerdings zum Schluss, dass dies am selben Ort, einfach vor einem Jahr war und tatsächlich gibt es einige Parallelen zur ersten Durchführung der Messe in Nürnberg. So hatte man etwa das Autokino des Classic Car Teams Franken schon vor einem Jahr bewundern können, wenn auch in leicht anderer Aufstellung. Schön war's trotzdem.
Dies ist aber bei anderen Messen nicht anders und auch gut verständlich, schliesslich will sich nicht jeder Aussteller Jahr für Jahr einen komplett neuen Auftritt leisten.
Regionaler Charakter
Die Organisatoren der Retro Classics erklären gerne und oft, dass jede ihrer Messen zu einem hohen Prozentsatz andere Aussteller haben. Tatsächlich sind in Nürnberg viele Händler und Spezialisten vertreten, die auf anderen Messen nicht anzutreffen sind.
Aber es hat auch die Grossen, die halt auch vergleichsweise namhafte Flächen besetzen und deshalb auch stark auffallen, die Allianz, Chrome Cars, Motorworld und Classic Traders dieser Welt.
Was Nürnberg nicht bietet, ähnlich wie Köln oder Berlin, ist ein umfangreicher Privathandel. Es sind schon hauptsächlich die Händler, die hier ihre Autos anbieten.
Höhepunkt Abarth-Sonderschau
Sicherlich unbestreitbar ein Höhepunkt war an der Bavaria die Sonderschau “Mythos Abarth”, in der über ein Dutzend Fahrzeuge der Marke Abarth gezeigt wurden.
Unter den stets dicht umlagerten Ausstellungsstücken hatte es sowohl heissblütige Sportwagen als auch die berühmten Rennsemmeln des Typs Fiat-Abarth 1000 TC.
Erwähnt werden sollte aber unbedingt auch noch eine zweite Sonderschau, auch wenn sie nur drei Autos umfasste.
Aber die drei Ford Capri, vom RS 2600 Werkrennwagen der Touren Europameisterschaft bis zum Capri Turbo der DTM 1981 liess den Fans das Wasser im Mund zusammenlaufen. Leider durfte man sich die drei Autos nicht anhören ...
Vielfalt dank der Clubs
Zeigten sich bei den Händlern vielfach klassische Porsche und Mercedes-Klassiker, so boten gerade die Clubs einmal mehr eine grosse Vielfalt.
Ob Fiat X 1/9, die Renault-Alpine-Palette oder rare Klassiker aus der BMW-V8-Dynastie, auf den Clubständen konnte man sie finden.
Ins Auge fielen insbesondere das BMW 502 Baur Coupé und das Pendant von Autenrieth.
Besondere “Auslagen”
Doch es waren nicht nur die Clubs, die exklusive Raritäten nach Nürnberg gebracht hatten, es waren auch Veranstaltungen wie der Altmühltaler Classic Sprint, der gleich ein ganzes Startfeld besonderer Rennwagen vom Bugatti 35B, über den Frazer-Nash bis zum Ferrari 500 Mondial aufstellten, oder Museen wie das August Horch Museum in Zwickau, die mit einem AWZ P 70 den ersten Wagen mit Duroplast-Karosserie zeigen konnten.
Auffällig waren auch die drei Maico-Mobil Motorroller, dem Personenwagen auf zwei Räder, wie man damals sagte, die die Besucher des Chrome Cars Stands begrüssten.
Da fiel der Dodge Charger R/T 440 aus dem Film “Bullit” schon fast nicht mehr auf.
Bemerkenswert war, wie schon im letzten Jahr in Nürnberg, der Stand von Silberhorn Classics, der dieses Mal den frühen BMW-Autos im Umfeld des Dixi gewidmet war, aber auch alte und moderne Motorräder zeigte.
Omnipräsente Neoklassiker
Teil des Programms der Retro Classics sind auch die Neoklassiker, also Fahrzeuge, die noch lange nicht im Oldtimeralter sind, aber eindeutig Klassikerpotential haben. Zu diesen gehörte der Aztec von 1992 genauso wie neuere Porsche Sportwagen oder Lamborghini.
Für den einen oder anderen Fan alter Autos mögens sogar ein paar zuviel gewesen sein, schliesslich gab es sogar Neuwagen (von Tesla) zu sehen oder die Neuinterpretation der BMW Isetta als Elektro-Knutschkugel “Microlino” aus der Schweiz .
Attraktion Versteigerung
Für einen grösseren Volksauflauf am Samstag Nachmittag sorgte die ClassicBid-Versteigerung. Auktionen sind für die Zuschauer immer spannend, allerdings reichen viele Zuschauer nicht für einen Erfolg der Versteigerung.
Von den rund 60 angebotenen Wagen wurden am 9. Dezember nur deren neun verkauft. Die Gebote kamen vielfach vom Internet, was nicht nur seltsam geringe Erhöhungen mit sich brachte sondern auch unangenehme Wartezeiten. Das Ganze wurde aber so spannend serviert, dass die Leute gerne zuschauten … aber eben nicht kauften.
Selbst der hübsche hellblaue VW-Porsche 914 fand keinen Käufer, vielleicht sind halt auch die Erwartungen des Einlieferers etwas gar hoch, denn der Wagen steht jetzt wieder mit Festpreis von EUR 42’000 im ClassicBid-Angebot.
Stark präsent mit einem riesigen Stand war auch der Online-Marktplatz Classic Trader, der sich vom reinen Online-Modell bereits mit den Inseratemagazinen verabschiedet hat und sein Glück nun auch in analogen Messen sucht.
Rund 1500 Quadratmeter gross war der Stand, auf dem etwa 60 Autos gezeigt werden konnten. Bei der Auswahl und Aufstellung bewiesen die Classic-Trader-Macher ein glückliches Händchen, konnte man doch so selten gesehene Autos wie einen frühen Mazda 323, ein Pärchen BMW 501/502, einen Scheunenfund BMW 321 oder zwei Heckmotor-Vertreter von Renault finden, um nur einige Beispiele zu nennen. Gut gemacht!
Lokale Händler mit Verkaufserfolgen
Dass sich die Anstrengungen der lokalen Händler wie Autohaus Forster oder Auto Zitzmann lohnte, zeigte sich in der Anzahl verkaufter Fahrzeuge.
Andreas Forster nannte gleich mehrere Verkäufe, Thomas Hähnel von Lohrinser Classic konnte vier Autos neuen Besitzern zuführen.
Auffallend viele der verkauften Autos wiesen ein vergleichsweise junges Alter auf, Vorkriegsautos gab es allerdings generell wenige in Nürnberg und meist dienten sie Clubs als Ausstellungsstück, waren also nicht zu verkaufen.
Wir kommen wieder
Sowohl das Publikum, das vorwiegend aus Bayern selbst anreiste und der Messe bei der Befragung eine Note von 1,7 gab, als auch viele der Aussteller zeigten sich mehr als zufrieden und wollen auch 2018 im Dezember wieder antreten, wenn dann die dritte Retro Classics Bayerns wieder ihre Tore öffnet.
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