Ex-Rennfahrer Hans Joachim Stuck brachte die Planai-Classic 2017 auf den Punkt: "Das waren drei tolle Tage, trotz bitterer Kälte bereue ich keine einzige Sekunde."
Schon die Anreise war durch das Schneetreiben für viele mit grossen Behinderungen und massivem Zeitverlust flankiert. Das italienische Team im "schneeweissen" Lancia Fulvia etwa reiste auf Achse an, verfuhr sich aber zwei Mal komplett und absolvierte schon vor der Rallye zig Extrakilometer. Schliesslich konnte am Ende der Anfahrt das auf einer Anhöhe liegende Hotel mit dem Lancia nicht fahrend erreicht werden, die letzten paar hundert Meter mussten, beladen mit allem Gepäck, noch zu Fuss erklommen werden.
Das letzte automobile Abenteuer in unseren Breitengraden
Christian Baier war mit seinem Lea Francis zum 19. Mal dabei, kannte sämtliche Bedingungen und zeigte viel Begeisterung: „Das ist das letzte automobile Abenteuer, das man in Österreich noch finden kann. Ich will das nicht mit einer normalen Autofahrt von Wien nach St. Pölten vergleichen, das hier ist die Sucht nach dem Abenteuer. Ich habe mich wirklich schon riesig gefreut, jetzt drei Tage duch den Schnee zu navigieren und zu schauen, dass ich das Auto den Berg hinauf und - was noch viel schwieriger ist - auch wieder heil herunterbringe”.
Die Berge hoch war die eine Sache, doch nachher auch wieder runter eine ganz andere. So berichtete Christian Baier nach der Talfahrt: "Ich hielt den Wagen im dritten Gang, als er dann schneller wurde, wollte ich zum Bremsen in den Zweiten schalten, doch dabei starb der Motor ab. Die Vergaser waren wohl etwas unterkühlt. Jetzt bekam ich natürlich überhaupt keinen Gang mehr rein und wurde dazu auch noch immer schneller. Da half nur noch eine weiche Schneewechte."
„Es hilft schon, dass ich hier im Ennstal einige Ecken kenne, denn ich muss soweit es geht voraus schauen. Einmal nicht im richtigen Gang und es geht für mich in der nächsten Spitzkehre geradeaus weiter. Die Basics sind natürlich die gleichen. Wenn du in einer Kurve Gas gibst, bist du weg”, schilderte Baier. “Jedes Mal wenn ich auf die Seilzugbremse steige, tut sich etwas anderes. Manchmal geht sie nur links, manchmal nur rechts, manchmal auch gar nichts. Das ist die Herausforderung“, erklärte er den Reiz an der Sache.
Fast arktische Kälte
Die minus 18 Grad fühlten sich mit den Windböen auf dem Flugplatz Niederöblarn wie minus 48,57 Grad an. Es herrschte eine geradezu arktische Kälte. Für einmal war die Klimaerwärmung kein Thema. Der Wind blies den Neuschnee über die Piste, was optisch wie aus der Nebelmaschine daherkam, sich am Körper aber wie eine Schockgefrierung anfühlte.
Der Filmausschnitt von “Cool-Running”, als die Jamaikaner erstmals in die Kälte Calgarys traten, wurde sofort wieder präsent. Trotzdem strahlten die halbgefrorenen Gesichter der Fahrer eine grosse Zufriedenheit aus, auch wenn sich die Mundwinkel nicht mehr wirklich nach oben biegen liessen. Denn man konnte einmal endlich so richtig die winterlichen Bedingungen geniessen. Mussten die letzten Jahre die paar seltenen Schneeflecken zusammengesucht werden, so fuhr man 2017 nur im Parkhaus auf Asphalt. Schnee in rauen Mengen verwandelte die ganze Gegend in eine traumhafte Landschaft.
Schnee in Massen
Gleich die erste Prüfung zur Dachstein Talstation zeigte, womit man die folgenden Tage zu kämpfen haben würde. Mehr als 30 Zentimeter Pulverschnee lagen auf der Strecke und das dichte Schneetreiben machte die Fahrt zu einem grossen Abenteuer.
Einige von ihnen blieben bereits hier hängen. So auch Hans Joachim Stuck: „Ich glaub es ja selber nicht, aber wir sind gleich nach dem Start stecken geblieben. Wir sind dann zurück zu einer Kurve, wo wir Licht hatten und haben dort auf Reifen mit Schneeketten gewechselt. Dann muckte auch noch der Wagenheber herum…“ Doch den Spaß ließ sich die Rennlegende dadurch nicht verderben: „Warum sollt ich mich ärgern, das ist super gewesen. Wo erlebt man denn so etwas noch, außer bei der Planai-Classic?“
Härteprüfung
Die dreifach gefahrene Hauptetappe vom Samstag hoch zur Planai fand am kältesten Tag seit fünf Jahren (im Ennstal) statt. Bei rund minus 20 Grad wurde die Fahrt für die offenen Boliden zur echten Härteprüfung.
Motiviert durch das erwartete heisse Glas Punsch am Ziel, drifteten die Teilnehmer durch das Schneegestöber nach oben.
Dreher am laufenden Band
Wie diffizil die Rallye war zeigten die vielen glimpflich endenden Dreher. Das bekam auch Johann Kofler mit seinem Sunbeam zu spüren. Auch er verliess die Fahrbahn und wurde unweit davon von der Leitplanke gestoppt. "Der Schneepflug hatte einen kleinen Graben zugeschüttet. Ich bin mit den rechten Rädern hineingekommen und schon wurde ich in den Graben gezogen."
Dem Fahrer war nichts passiert nur der Kotflügel präsentierte sich leicht ramponiert. Aber viel schlimmer war, dass der Wagen in einer Schneewechte feststeckte. Der alarmierte Abschleppdienst kam aber gar nicht zum Einsatz, da die nachfolgende Rallyelegende Rudi Stohl mit seinem Pinzgauer sofortige Hilfe bot. Kofler zum Abschluss: "Das war echt kalt, das könnt ihr mir glauben."
Die ganze Rallye wurde weniger mit Kopf gefahren, als viel mehr mit dem Po. Das sogenannte "Popometer" war zu jeder Zeit wichtiger als alles Andere. Es alleine musste den rechten Fuss steuern und auch der war für einmal gefragter als sämtliche Lenkbewegungen am Steuerrad. Im aktuellen Auto spürte man, wie oft die elektronische Fahrhilfen mitarbeiteten, das alles erledigte im historischen Automobil das feinfühlige Popometer des Fahrers.
Wiederholungstäter
Das nun bereits vierfache Siegerteam mit Pius Weckerle und Otmar Schlager war auf ihrem VW Käfer mit Jahrgang 1972 auch in diesem Jahr nicht zu bremsen. "Es war wie Himmel und Hölle. Eine Planai-Classic bei Eis und Schnee zu gewinnen ist schon ein Wahnsinn. Wir suchen so langsam jemanden, der uns dafür bezahlt, nicht mehr zu fahren." scherzte der strahlende Vierfach-Sieger Weckerle.
Zweite wurden Alexander und Florian Deopito auf einem Mercedes-Benz 350 SLC, Dritte Günter Schwarzbauer und Erich Hemmelmayer auf einem Datsun 240 Z.
Die kompletten Ergebnisse sind auf der Website der Planai-Classic zu finden.
Das Schlusswort kam vom Veranstalter-Team Zwickl-Glöckner: "Es war eine Planai-Classic wie noch nie. Ein grosses Kompliment an die Disziplin und das Können des gesamten Starterfeldes." Ausser einigen Frost- und Blechbeulen blieb alles heil.
Vergessen werden die Teilnehmer die Planai-Classic 2017 sicherlich nicht so schnell, schliesslich froren sie, vor allem wenn sie in den offenen Autos sassen, bis auf die Kochen und waren nach den Fahrten bei minus 20 Grad kaum mehr warmzukriegen. Trotzdem werden wohl die meisten auch 2018 wieder am Start sein, wenn die nächste Planai-Classic startet.
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Mich würde der XK150 Dönni Special auch interessieren, bitte schreibt über ihn!
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