Der Concorso d’Eleganza Villa d’Este zieht jedes Jahr Heerscharen von Oldtimer-Interessierten in das kleine Cernobbio, nördlich von Como am Comersee gelegen. Und meist kann der Anlass, der traditionell im Mai stattfindet, auch mit gutem Wetter brillieren.
So auch 2015, wo sich elegante und besondere Autos am 23./24. Mai bei weitgehend trockener und meist sonniger Witterung einen Schönheitswettkampf der Superlative lieferten.
Im “kleinen” Kreis am Samstag
Am Samstag wurden die Fahrzeuge jeweils im Park des Luxushotels Villa d’Este aufgestellt, wo sie sich der Jury, aber auch den Zuschauern für die Coppa d’Oro stellen müssen.
Das Publikum sprach sich für den Ferrari 166 MM Barchetta Touring aus dem Jahr 1950, einst im Besitz Agnellis, als Schönsten aus, was Besitzer Clive Beecham sichtlich freute. Und es ihm erlaubte, gleich zweimal über den Kiesplatz vor dem Hotel zu fahren.
Das grosse Vorfahren
Der Höhepunkt des Samstags ist jeweils das Vorbeipromenieren aller Wettbewerbsteilnehmer vor dem Publikum. Diese Prozedur ist nicht allen Motoren dienlich, weshalb einige die Langsamfahrt mit deutlichen Aussetzern und Rauchentwicklung quittieren.
Simon Kidston kommentierte wie jedes Jahr die einzelnen Fahrzeuge und entlockte dem einen oder anderen Besitzer zusätzliche Anekdoten, während die Zuschauer zufrieden am Champagner-Glas nippen konnten.
Eingeleitet wurde die Promenade 2015 übrigens durch den BMW Turbo von 1970, einem indirekten Vorfahren des M1 und mit seinen Flügeltüren und grell-oranger Lackierung auch heute noch ein Hingucker.
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Pegaso-Festival
Zwar stellte Ferrari zusammen mit Rolls-Royce (eine BMW-Marke) mit je acht Fahrzeugen im Concours das grösste Kontingent, aber hinter Mercedes-Benz mit vier Autos folgten gleich Alfa Romeo und Pegaso mit je drei Sportwagen! Dazu muss man wissen, dass die Personenwagen-Gesamtproduktion von Pegaso, einem Sportwagenhersteller der Superlative aus Spanien, in den Jahren 1951 bis 1958 gerade einmal 86 Coupés und Cabriolets umfasste.
Von diesen fanden also drei ihren Weg an den Comersee und zwar ein Z-102 Coupé mit Touring-Superleggera-Coupé-Karosserie, ein Z-102 Cabriolet mit Saoutchik-Aufbau und der besondere Cupula mit Enasa-Coupéaufbau, einst gebaut für den dominikanischen Diktator Rafael Trijillo und am Autosalon New York gezeigt.
Dieser Wagen weist mit seiner ovalen Grundform im Querschnitt ein ungewöhnliches Aussehen auf, das durch halbverschalte Räder mit roten Gummiauflagen und die orange-gelbe Lackierung noch verstärkt wird. Pfiffige und höchst aufwändige Detaillösungen machten den Wagen noch exklusiver und erfreuen heute den Betrachter. An diesem Wagen kam auch 2015 niemand vorbei, ohne nicht zweimal hinzusehen.
Klangstarke Rennwagen
Bereits zum wiederholten Mal lud BMW als Veranstalter auch Rennsportfahrzeuge nach Como ein.
2015 stellten sich vier Zweisitzer in der Kategorie “Two Seats against the Stopwatch” der strengen Jury. Und sie hatten alle ihre Reize, der Maserati Tipo 50/51 Birdcage mit dem besonders aerodynamischen Heck aus dem Jahr 1959, der McLaren M1-A von 1964, der von Elvis Presley im Film “Spinout” vorwiegend vor einer Leinwand und stehend pilotiert wurde, der Ferrari Dino 206 S aus dem Jahr 1966 und der Lancia Stratos in den Alitalia-Farben des Rallye-Werksteams aus dem Jahr 1976, der mit seinem brachialen Auspuffgeräusch erfreute.
Eleganz steht bei Rennwagen ja nicht zuoberst auf der Prioritätenliste, aber man kann gerade dem Ferrari Dino sicherlich seine ästhetischen Qualitäten nicht absprechen.
Der skurrile Panther Six
Die Klasse G mit der Bezeichnung “GT man has arrived” kombinierte Superklassiker wie das Aston Martin DB5 Cabriolet, den Ferrari 365 GTS/4 Spider und zwei Rolls-Royce-Varianten mit dem wohl aussergewöhnlichsten Fahrzeug des ganzen Concorso.
Mit sechs Rädern hat der Panther Six von 1976 sicher eine Ausnahmestellung. Inspiriert wurde der Panther Six durch den sechsrädrigen Tyrrell P34 der es 1976 immerhin auf einen Grand-Prix-Sieg brachte. Der strassentaugliche Panther wird von einem Cadillac V8-Motor mit zwei Turboladern angetrieben, was für über 320 km/h Spitzengeschwindigkeit hätte reichen sollen. So schnell gefahren wurden die beiden produzierten Exemplare wohl nie. Und bei niedrigen Geschwindigkeiten wird der als Cabriolet mit zusätzlichem Hardtop gebaute Panther schnell heiss, weshalb der Besitzer in Cernobbio meist die Verschalung des Mittelmotors elektrisch anhob. Und damit noch mehr Aufsehen erregte. Einen Schönheitspreis konnte der Wagen damit allerdings nicht gewinnen.
Auch für die Öffentlichkeit
Am Sonntag früh werden die Autos auf der öffentlichen Strasse vom Hotel Villa d’Este in den Park der Villa Erba. Einige hundert Meter sind zu absolvieren und der Klang der Motoren dürfte die meisten Anwohner früh aus dem Bett holen. Aber wer möchte auch weiterschlafen, wenn Maserati, Ferrari und Lamborghini Fahrzeuge am Fenster vorbeidrönen ...
Ab 09:30 ist dann der Park auch der Öffentlichkeit zugänglich, allerdings erst nach Zahlung eines Eintritts von Euro 15. Dafür kriegten die Zuschauer aber dann auch einiges geboten, denn neben den 51 Wettbewerbsfahrzeugen, zeigte BMW zudem einen Ausschnitt aus seiner Personenwagengeschichte, darunter diverse Dreier-Rennsportfahrzeuge, eine Sonderausstellung der “Art Cars” und das aktuelle Konzeptfahrzeug “3.0 CSL Hommage”.
Für Motorradfreunde war natürlich der Motorcycle Concours interessant, für Konzeptfahrzeugfreunde die Aufreihung von modernen Prototypen, die ebenfalls zur Schönheitskonkurrenz antraten.
Wie schnell ist schnell genug?
Vor allem bei den jüngeren Besuchern am Sonntag war neben den Rennwagen die Klasse H “How fast is fast enough” mit den Supersportwagen der Siebzigerjahre ein Trumpf. Der grellgrüne Lamborghini Miura P400 SV zog alle Augen auf sich, während der schwarze BMW M1 im Vergleich zum orangen Porsche 911 Carrera RS 2.7 fast unauffällig wirkte.
Nicht unbedingt schön, aber sicher kraftvoll und eindrücklich setzte sich der Prototyp AMC AMX/3 von 1970, einst gebaut von Giotto Bizzarrini, in Szene, während der Lamborghini Countach LP 400 die Dominanz des Herstellers aus Sant’Agata in dieser Fahrzeugkategorie untermauerte.
Der Alfa Romeo 8C 2300 als Best of Show
Erst am Sonntag werden normalerweise die Jury-Sieger der einzelnen Kategorien und der Hauptgewinner verkündet. 2015 holte der Alfa Romeo 8C 2300 mit Spider-Karosserie von Zagato aus dem Jahr 1932 die begehrte Haupt-Trophäe.
Damit gewann sicherlich ein attraktives Fahrzeug, doch fragte sich der eine oder andere Zuschauer, ob nicht ein einmaligeres Automobil wie etwa der OM Superba 665 SSM mit Castagna-Cabriolet-Aufbau, der Fiat 8V Berlinetta Vignale oder der bereits angesprochene Pegaso Cupula mit Ensasa-Coupé-Karosserie ein mindestens ebenso würdiger Hauptgewinner gewesen wäre.
Die einzelnen Auszeichnungen und Preise sind der Teilnehmertabelle zu entnehmen.
Teilnehmerliste und Auszeichnungen
Die folgende Liste zeigt alle Teilnehmerfahrzeuge, deren Klasseneinteilung und das Land des Besitzers sowie die erhaltenen Auszeichnungen.
Der Klassensieg entspricht der englischen Notation "class winner", Ehrenmeldung ist gleichbedeutend mit "Mention of Honor".
Die Liste kann durch Klicken auf die Spaltenüberschriften sortiert werden.
| Klasse | Nr | Marke | Typ/Karosserie | Jahr | Land | Preise/Auszeichnungen |
|---|---|---|---|---|---|---|
| A | 02 | Farman | A6B Coupé de Ville Million Guiet | 1925 | CZ | Ehrenmeldung Trofeo FIVA (besterhaltener Vorkriegswagen) |
| A | 04 | Isotta-Fraschini | 8A SS Convertible Castagna | 1930 | SK | Trofeo Automobile Club di Como (am weitesten angereist) |
| A | 06 | Pierce-Arrow | 1242 Convertible Sedan Le Baron | 1933 | DE | |
| A | 08 | Lancia | Astura 3a Serie Cabriolet Stabilimenti Farina | 1936 | IT | |
| A | 10 | Mercedes-Benz | 770K Cabriolet D | 1937 | RU | Trofeo Roeckl (Gesamteindruck Fzg/Besatzung) |
| A | 12 | Mercedes-Benz | 540K Special Roadster | 1937 | AT | Klassensieger |
| B | 14 | Mercedes-Benz | 710 SS Tourer | 1930 | DE | |
| B | 16 | OM | Superba 665 SSMM Cabriolet Castagna | 1931 | IT | |
| B | 18 | Alfa Romeo | 8C 2300 Zagato | 1932 | US | Klassensieger, Best of Show |
| B | 20 | Mercedes-Benz | 380 Special Roadster Erdmann & Rossi | 1933 | LT | Ehrenmeldung |
| B | 22 | Delahaye | 135 M Cabriolet Figoni et Falaschi | 1946 | FR | |
| C | 24 | Rolls-Royce | Phantom I Roadster Murphy | 1929 | US | Ehrenmeldung |
| C | 26 | Rolls-Royce | Phantom II Continental 3-position drophead coupé Barker | 1933 | IT | |
| C | 28 | Rolls-Royce | Phantom III Drophead Coupé Vanvooren | 1937 | UK | Klassensieger |
| C | 30 | Rolls-Royce | Phantom IV Limousine H.J. Mulliner | 1954 | LI | |
| C | 32 | Rolls-Royce | Phantom V Touring Limousine James Young | 1962 | DE | |
| C | 34 | Rolls-Royce | Phantom VI Pullman Limousine Mulliner/Park Ward | 1971 | ZA | |
| D | 36 | Ferrari | 212 Europa Berlinetta Vignale | 1952 | US | Trofeo BWM Group Classic |
| D | 38 | Pegaso | Cupula Coupé Enasa | 1952 | NL | Ehrenmeldung, Trofeo BMW Group Ragazzi, Trofeo Auto & Design (spannendstes Design) |
| D | 40 | Chrysler | SS Ghia | 1953 | BE | |
| D | 42 | Ferrari | 250 GT Europa Berlinetta Vignale | 1954 | MX | Klassensieger |
| D | 44 | Alfa Romeo | 1900C SS berlinetta Ghia | 1954 | US | |
| D | 46 | Jaguar | XK 140 Coupé Zagato | 1957 | US | |
| D | 48 | Osca | 1600 GT Touring Superleggera | 1961 | IT | |
| E | 50 | Maserati | A6 1500 S Berlinetta Zagato | 1946 | DE | |
| E | 52 | Ferrari | 166 MM Barchetta Touring | 1950 | UK | Ehrenmeldung, Coopa d'Oro (Publikumspreis Samstag), Trofeo BMW Group Italia (Publikumspreis Sonntag) |
| E | 54 | Fiat | 8V Berlinetta Vignale | 1954 | IT | |
| E | 56 | Pegaso | Z-102 Coupé Touring Superleggera | 1954 | BE | |
| E | 58 | Maserati | A6G/2000 Berlinetta Zagato | 1956 | US | Klassensieger |
| E | 60 | Ferrari | 250 GT LWB Competizione TdF | 1957 | FI | |
| E | 62 | Ferrari | 250 GT SWB | 1962 | UK | |
| F | 64 | Alfa Romeo | 6C 2500 S Cabriolet Pinin Farina | 1946 | US | Trofeo Foglizzo (bestes Intereiur Design) |
| F | 66 | Cisitalia | 202 SC GS Convertible Stabilimenti Farina | 1952 | US | |
| F | 68 | Lancia | Aurelia B52 PF 200 Spider Pinin Farina | 1953 | US | Klassensieger |
| F | 70 | Pegaso | Z-102 Cabriolet Saoutchik | 1954 | LI | |
| F | 72 | BMW | 507 | 1957 | DE | |
| F | 74 | Ferrari | 250 GT California Spider | 1958 | SE | Ehrenmeldung |
| G | 76 | Rolls-Royce | Silver Cloud II 4-door Convertible H.J. Mulliner | 1961 | MC | Ehrenmeldung, Trofeo Rolls-Royce |
| G | 78 | Aston Martin | DB5 Convertible | 1966 | DE | |
| G | 80 | Ferrari | 365 GTS/4 Daytona Spider | 1972 | DE | Klassensieger |
| G | 82 | Panther | Six | 1976 | AT | |
| G | 84 | Rolls-Royce | Camargue | 1979 | CZ | |
| H | 86 | AMC | AMX/3 | 1970 | DE | |
| H | 88 | Lamborghini | Miura P400 SV | 1971 | UK | Klassensieger |
| H | 90 | Porsche | 911 Carrera RS 2.7 | 1973 | IT | Trofeo Vranken Pommery (Ikone) |
| H | 92 | Lamborghini | Countach LP 400 | 1976 | CH | Ehrenmeldung, Trofeo ASI (besterhaltener Nachkriegswagen) |
| H | 94 | BMW | M1 | 1980 | DE | |
| I | 96 | Maserati | Tipo 50/51 Birdcage | 1959 | AT | Klassensieger |
| I | 98 | McLaren | M1-A | 1964 | AT | Ehrenmeldung |
| I | 100 | Ferrari | Dino 206S | 1966 | DE | |
| I | 102 | Lancia | Stratos | 1976 | IT |









































































































































































































































































































































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