Bereits zum dritten Mal im Jahr 2022 fand am 14. August das Treffen “Albisgütli Classic Cars & Bikes” in Zürich statt. Wie immer war es gut organisiert und für die Teilnehmer kostenlos. Dem Ruf folgten bei schönstem Sommerwetter besonders viele Oldtimerfahrer, nur die wenigsten dürften wegen der am Vortag stattgefundenen “Street Parade” noch über ein Schlafmanko verfügt haben.
Um etwa neun Uhr morgens gings los und ein stetiger Strom an zwei- bis vierrädrigen Klassikern kämpfte sich den Hügel in Richtung Uetliberg hoch, um dann beim Restaurant Albisgütli links abzubiegen. Nach etwa zwei Stunden waren die verfügbaren Parkplätze fast komplett erschöpft, danach galt es einfach, eine Lücke zu finden, wenn ein anderer Teilnehmer sich bereits wieder auf die Heimfahrt (oder die Weiterreise zum nächsten Oldtimertreffen in Kemptthal) gemacht hatte.
Treffen im Treffen
Der Jensen-Club, der die letzten beiden Jahre ein “Hybrid”-Treffen im Kemptthal organisiert hatte, integrierte die Zusammenkunft der Hybrid-Autos dieses Mal in die Albisgütli-Veranstaltung. Als Hybrid-Fahrzeuge wurden in diesem Zusammenhänge Kleinserien-Sportwagen- und Limousinen mit Grossserien-Motoren – in der Regeln amerikanische V8-Aggregate – betrachtet.
Vor allem Facel-Vega, Jensen, Iso Rivolta, Bristol und De Tomaso sind bekannte Marken, die europäisches Design mit amerikanischen Motoren verbanden. Aber auch die Hersteller Intermeccanica, TVR, Monteverdi, Gilbern, Marcos und weitere taten ähnliches.
Überraschenderweise fanden sich in der im Innern des Albisgütli-Baus angesiedelten “Ausstellung” gleich zwei Monteverdi Sierra (damals auf der Basis des Dodge Aspen / Plymouth Volare entstanden) und zwei TVR. Sekundiert wurden sie von einem Bristol 410, einem AC 428, einen Intermeccanica Italia und weiteren Spezialitäten, so dass sich dem Besucher ein breites Spektrum an “Hybrid”-Autos anbot.
Vor der Halle gab es noch weitere besondere Autos zu sehen, darunter ein weiterer Intermeccanica Italia, ein Facel-Vega Excellence und ein De Tomaso Pantera. Insgesamt war der Aufmarsch der Hybrid-Sportwagen sicherlich weniger gross als in den vergangenen beiden Jahren, allerdings verteilten sich einige dieser Autos auch ganz einfach unter den übrigen Autos des Treffens.
Der seltene Volvo
An Raritäten fehlte es auf dem Albisgütli auch am 14. August nicht. So gehört zumindest hierzulande ein Volvo PV 831 von 1954 sicherlich zu den absoluten Exoten. Der Wagen wurde damals auch eher auf die Amerikaner ausgerichtet, kein Wunder tut ein Sechszylinder-Reihenmotor mit 3,67 Litern Hubraum und 90 PS Leistung unter der Haube seinen Dienst.
Das reichte für 110 km/h, die nach Einlegen der dritten Schaltstufe am Lenkrad erreicht wurden. Auf diese Weise konnten sieben Leute bequem und schnell reisen.
Kaum weniger selten dürfte heute der DKW F12 Roadster sein, denn er wurde nur relativ kurz gebaut und war als Cabriolet damals schon teurer als die Limousine. Ein Exemplar fand den Weg zum Albisgütli.
Vom Fiat 508 Balilla wurden zwar in den Dreissigerjahren alleine bei NSU 11’000 Exemplare montiert, trotzdem dürften nur wenige dieser praktischen und zuverlässigen Limousinen überlebt haben. Trotzdem konnte man eines dieser Fahrzeuge in Zürich bewundern.
Motorrad- und Mofa-Fans dürften über das Auftauchen einer Herkules K50 Prio von 1964 gestaunt haben. Das kleine Motorrad taugt zwar nicht für Höchstgeschwindigkeiten, sieht aber elegant und nach deutlich mehr aus, als was es ist.
Gut vertretene Vorkriegsautos
Im Gegensatz zu vielen anderen Treffen waren die Vorkriegs- und frühen Nachkriegsjahre auf dem Albisgütli-Parkplatz gut vertreten.
Mehrere Vorkriegs-MG gab es zu bewundern, auch von Lagonda und Aston Martin waren Vorkriegsautos vorhanden und natürlich fehlten auch die beliebten Nachkriegssportwagen von MG (TC, TD, TF) nicht.
Schön war es auch, dass nicht nur Sportwagen, sondern Limousinen aus längst vergangenen Zeiten bewundert werden konnten, z.B. ein Peugeot 201, ein Morris Ten Four oder ein MG YA.
Opulenz aus den USA
Amerikanische Autos waren am 14. August 2022 sehr gut vertreten. Ob es sich um Vorkriegsmodelle von Ford oder die berühmten Sportwagen von Chevrolet handelte, sie traten in allen Farben und Formen auf.
Etwas abseits des Üblichen konnten auch ein Buick Riviera oder ein Chrysler Newport Custom, aber auch ein Studebaker Avanti bewundert werden.
Und, wer genauer hinschaute, der konnte im Schatten unten bei den Bäumen einen Dodge Custom Royal Lancer Convertible von 1959 entdecken.
Allzu viele dieser Wagen wurden damals nicht gebaut, denn mit einem Preis ab USD 3422 richtete sich der Dodge an Gutbetuchte.
Das Exemplar von Serge E. H. Meyer stand da, als sei es eben erst vom Band gerollt. Doch eigentlich stand es noch besser da, denn in seiner Akribie hatte der Besitzer bei der Restaurierung nichts dem Zufall überlassen und hatte einiges verbessert, was der Hersteller damals suboptimal gelöst hatte.
Das Interieur musste komplett neu erzeugt werden, Meyer behalf sich mit einem Foto als Vorlage und CAD-Hilfsmitteln, um den Sattler richtig zu steuern. Der rechte Aussenspiegel wurde so modifiziert, dass er nun eine besseren Blick nach hinten erlaubt und zudem von innen verstellbar ist. Die hintere Sitzbank wurde etwas schräger gestellt, weil es so besser aussehe. Als Folge musste das Cabriolet-Dach umkonstruiert werden.
Viel Enthusiasmus, Energie und Kreativität investierte Meyer in seinen Dodge, entsprechend freute er sich auch darüber, wenn sein Wagen bewundert wurde.
Mit dem 5,9 Liter grossen V8 fährt der Dodge fast geräuschlos, eine Torqueflite-Automatik wechselt die die Gänge. Eine Servolenkung, elektrische Fensterheber und manch weiterer elektrischer Helfer stellten dann bei Meyers Heimfahrt sicher, dass er sich nicht überanstrengte.
A propos Dodge sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass auch ein in der Schweiz montierter Dart aus der AMAG Classic Sammlung vor Ort war.
Frauen-Power
Beim Blick durch die Kamera-Linse fiel bereits positiv auf, dass viele der eintreffenden Autos von Frauen pilotiert wurde.
Statistisch dürften 10 % kaum übertroffen worden sein, aber es war doch eine grosse Freude, nicht nur grauhaarige Männer, sondern auch freudige Damen und junge Chauffeure am Lenkrad von 50-jährigen und älteren Wagen, aber auch auf dem Sattel der alten Motorräder zu beobachten.
Weiter so!
Sowieso, am 18. September 2022 gibt es nochmals die Chance, sich mit Gleichgesinnten auf dem Parkplatz Albisbgütli zu treffen. Wer noch nie da war, sollte das unbedingt einmal tun.
P.S. Wie immer an solchen Treffen, ist es nicht einfach, fotografierte Autos (man beachte die 150 Fotos umfassende Bildergalerie ) korrekt zu identifizieren. Das eine oder andere Baujahr, ja selbst der Typ können punktuell mal falsch sein, wir korrigieren die Informationen gerne, ein Kommentar oder ein Email genügt.





































































































































































































































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