Simca? Zumindest an die Marke erinnern können sich noch einige Leute. Und vielleicht sogar Modelle nennen, etwa den Simca 1000 oder den 1301? Auf den Strassen aber sieht man sie kaum mehr. Und auch an Oldtimer-Treffen muss man danach suchen.
Dabei war Simca trotz stets knapper Mittel immer wieder für ganz besondere Überraschungen gut. Der Simca 1100 TI kann etwa als Vorläufer der späteren GTIs angeschaut werden, der 1307/1308 wurde 1976 Auto des Jahres, überzeugte die Jury mehr als die 3-er-Reihe von BMW oder der Renault 30. Und die kleinen Heckmotor-Autos mit brachialischer Optik und dem Beinamen Rallye 2 oder 3 sorgten auf Rennstrecken und Slalomkurven für Pokalsieger und Sporttriumphe.
Endlich ein Buch
Simca war eine interessante Automarke. Sie starb nicht an fehlenden Ideen, attraktiven Modellen oder unzuverlässiger Technik, sondern an Konzernoptimierungskalkulationen. Gegründet war sie mithilfe von Fiat worden, später hatten die Amerikaner (Chrysler) das Sagen und als es ihnen schlechter ging, verkauften sie an Peugeot/Citroën. Was nach wenigen Jahren das Ende der Marke bedeutete, als man die Modelle Talbot nannte, ohne damit das Überleben der Firma sicherstellen zu können.
Nun gibt es endlich ein deutschsprachiges Buch zu dieser Marke, geschrieben von einem Mann, der als Autotester schon damals einen tiefen Einblick in die Marken-Palette hatte, Patrice Vergès.
Eine Markengeschichte anhand von zehn Modellen
Vergès entschied sich, statt einer Markenhistorie lieber zehn Portraits von interessanten Simca-Fahrzeugen zu schreiben. Als Vorteil bringt dieses Konzept einen deutlich detaillierteren Einblick in diese Modelle, als Nachteil fehlen natürlich alle anderen Autos von Simca und von denen gab es viele.
Ausgesucht wurden folgende Modelle:
- Simca Présidence
- Simca Montlhéry Spéciale
- Simca 1200 S
- Simca 1100 TI
- Simca 1301 Spècial
- Matra-Simca Bagheera X
- Simca 1300 GT
- Simca Rallye 3
- Simca/Chrysler Horizon
- Talbot Tagora
Jede Selektion wirft natürlich die Frage auf, ob man nicht ein wichtiges Modell vergessen habe. Der Autor beantwortete diese Frage gleich selber, indem er in den Vorbemerkungen notierte, dass bei gutem Verkauf auch ein zweites Buch denkbar wäre, in dem dann vielleicht Simca 1000, Talbot Samba Rallye, Chrysler 180, Matra Rancho oder Simca Aronde Grand Large Platz haben würden. Auch die Facel-Varianten der Aronde-Modelle wären sicherlich ein Kapitel wert …
Wie ein gebundenes Oldtimermagazin
Durch die Konzentration auf zehn Modelle kommt das Buch nun wie eine umfangreiche Sammlung von einzelnen Artikel, ähnlich wie man sie auch in Oldtimermagazinen findet, daher. Jeweils 14 bis 16 Seiten umfasst jeder einzelne Artikel, die mit grossen, teilweise aber auch etwas gleichförmigen Fotos illustriert sind.
Gerade historische interessierte Leser hätten sich sicherlich noch weitere Pressebilder von damals gewünscht, mehr Schnittzeichnungen und technische Details.
Die meisten der Fotos stammen von Cathy Dobuisson, die gemäss eigenen Aussagen grundsätzlich keine Studio-Fotos macht. Entsprechend sind die Autos immer draussen in Szene gesetzt, bezüglich der Vielfältigkeit der Hintergründe wären sicherlich noch Steigerungen möglich gewesen.
Fokus auf Entwicklungsgeschichte und Erlebnis
Komplettiert wird jedes Typen-Kapitel mit zusammenfassenden technischen Daten und auch zu Stückzahlen findet man Informationen. Dem deutschen Verlag Heel ist es zu verdanken, dass die deutsche Fassung (es gab 2016 bereits eine französische Version) mit deutschsprachigen Prospekten und Werbeillustrationen angereichert wurde.
Der Text wurde von Thomas Albrecht kompetent übersetzt, der Fokus der Schilderungen bleibt aber auf Frankreich, obschon es über Simca im deutschsprachigen Raum sicherlich auch einiges Interessantes zu berichten gäbe.
Interessante Einblicke
Spannend ist das Buch vor allem auch, weil man die meisten der beschriebenen Autos gerade hierzulande schon lange vergessen hat. Natürlich stösst man ab und zu auf einen Simca Rallye 3 oder einen Matra Bagheera, Autos wie der Talbot Tagora oder die Simca 1300/1500 Varianten aber kriegt man kaum je zu Gesicht, geschweige denn, dass man sich an deren Erfolge und Herausstellungsmerkmale im Detail erinnern würde. Gerne würde man schon jetzt weiterlesen und mehr zu anderen Modellen (siehe oben) erfahren.
Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Nicht nur für Frankophile
Wer einst eines der beschriebenen Modelle gefahren ist, der hat am neuen, rund 160 Seiten starken Buch sicherlich Freude. Aber selbst Leser, die nicht unbedingt auf französische Autos stehen, werden viel Interessantes und Wissenswertes darin finden.
Einzig rein technisch Interessierte sollten wegen der knapp ausgefallenen technischen Daten vor dem Kauf genauer prüfen, ob ihnen das Buch zusagt und die vor allem historisch fokussierten Enthusiasten müssen vielleicht noch auf ein künftiges Buch warten oder ihr Wissen eben aus vielen Büchern, Oldtimerheften und Online-Plattformen wie zwischengas.com zusammenstückeln.
Bibliografische Angaben
- Titel: Simca - die schönsten Modelle von 1960 bis 1980
- Autoren: Patrice Vergès, Cathy Dubuisson
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Heel Verlag
- Format: Gebunden, 24 x 29 cm
- Umfang: 160 Seiten, 180 vorwiegend farbige Abbildungen
- ISBN: 978-3-95843-778-4
- Preis: EUR 35.00
- Kaufen/bestellen: Online beim Heel Verlag , online bei amazon.de oder im einschlägigen Buchhandel