Am 16. Januar 1965 starten 237 Fahrzeuge in Stockholm, Warschau, Minsk, London, Frankfurt, Paris, Lissabon, Athen und Monte-Carlo. Am 23. Januar werden noch 22 das Ziel erreichen und auch Paddy Hopkirk, der Sieger von 1964, scheidet wegen Aufhängungsbruch am BMC Cooper S aus. Umso erstaunlicher sein Kommentar zur wohl schwersten Rallye der Sechzigerjahre. „Einfach unerträglich das Wetter auf der ganzen Strecke.“ Und im gleichen Atemzug: „Es war grossartig – bei weitem die schönste Rallye, die ich je mitgemacht habe.“ Ein neben ihm stehender Teilnehmer soll ergänzt haben: „Hoffentlich ist das Wetter nächstes Jahr noch schlechter!“
Über dem französischen Jura bricht in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar ein orkanartiger Schneesturm los und bringt die später gestarteten ins Stocken. Doch als ausgleichende Gerechtigkeit fällt der von den Metrologen vorausgesagte Sturm auch über die Spitze der Rallye her. Und ausgerechnet in diesem Moment wird bei Grenoble zur Chartreuse gestartet. Das Massensterben findet seinen Fortgang. Einige schaffen es in Chambéry anzukommen. Doch wegen Überschreitens der Karenzzeit werden viele von der Rallye ausgeschlossen.
Schliesslich erreichen noch 35 Teams innerhalb der geforderten Maximalzeit den Quay Albert 1er. Nach einer mehrstündigen Ruhezeit wird zur 608 Kilometer langen Jagd in die Französischen Seealpen gestartet. Sechs Spezialprüfungen stehen auf dem Programm, allein dreimal geht es über den Col de Turini. Der Sturm hat sich gelegt, doch die Bergsträsschen sind tief eingeschneit. Timo Mäkinen/Paul Ester lassen sich von den tiefen Schluchten nicht beeindrucken und erzielen Bestzeit um Bestzeit und bringen den Cooper S in überlegener Manier nach Monaco zurück. Nach ihnen folgen noch 21 Wagen. Dann packen die Funktionäre ihre Uhren ein. Zum Rechnen gibt es nicht viel. Alle 22 rangierten der letzten Nacht werden in die Geschichte einer der schwersten Rallye Monte Carlo eingehen. Eugen Böhringer / Rolf Wüthrich als zweite auf einem für die Monte unüblichen, wenn nicht ungeeigneten Porsche 904 GTS und als dritte Pat Moss-Carlsson / Elisabeth Nyström auf dem Saab 96 vor der Männerwelt Harper, Linge, Clark, Neyret, Söderström, Taylor und Lier.
P.S. Ob ausgeschieden oder rangiert, viele wissen die verrücktesten Geschichten zu erzählen – eine Art Jägerlatein der Rallyefahrer. Lucien Bianchi liegt bis vor der letzten Nacht auf Rang zwei. In Pont-Charles-Albert will er die Reifen wechseln. Der Service fehlt. Bianchi fährt mit abgewetzten Reifen weiter und prompt kommt er von der Strasse ab. Aus! Ebenso die Sieger von 1959. Coltelloni/Marang stürzen einen Abhang hinunter und müssen hospitalisiert werden. Eric Carlsson ärgert sich mit einem vereisten Vergaser herum und muss ungewohnt weit hinten anstehen. Joss/Fitzpatrick überleben unversehrt einen Abflug in eine zwanzig Meter tiefe Schlucht. Und von 21 Renault Gordini und 10 Lancia fehlt lange Zeit jede Spur. Sie werden noch rechtzeitig, tief eingeschneit, ausgegraben! Jean Claude Ogier auf Citroën DS 19 dreht sich um 180°. Nichts Aussergewöhnliches auf Schnee, wenn nur Markenkollegin Lucette Pointet den Sicherheitsabstand einhalten würde. So rammt sie Ogier sehr unsanft – er lässt sich aber nicht gross beeindrucken und wird als zwölfter bester Citroënfahrer.
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