Sie ist nicht so bekannt wie die Mille Miglia, aber sie ist legendär und sie hat einiges zum Ruhm von Marken wie Austin-Healey, Jaguar, Panhard, Sunbeam, Mini oder Renault-Alpine beigetragen, die französische Alpen-Rallye, von den Organisatoren “Coupe des Alpes” genannt. Bei den Briten heisst sie schlicht “Alpine Rally”.
Im Gegensatz zur Mille oder der Targa Florio, die gleich mehrfach literarisch verewigt wurden, fehlte bisher ein komplettes Werk, das sich ausschliesslich mit dieser französischen Alpenfahrt befasst.
Dieser Lücke hat sich nun Martin Pfundner, ein bekannter österreichischer Motorport-Historiker, gewidmet, und gleich ein Standard-Werk vorgelegt, sinnvollerweise in englischer Sprache abgefasst. Das Vorwort stammt von einem der Coupe-des-Alpes-Triumphatoren, Stirling Moss.
Der Zeitachse entlang
Pfundner steigt ohne grosses Vorgeplänkel bei den frühen Austragungen ähnlicher Veranstaltungen in den Jahren 1910 bis 1936 ein, um sogleich zur ersten echten französichen Alpen-Rallye im Jahr 1932 und den darauf folgenden Veranstaltungen bis 1939 einzugehen.
Für jedes Jahr werden die Umstände und die Ergebnisse, aber auch die wichtigsten Ereignisse nacherzählt mit Bildern ergänzt, die auch Streckenprofile, wenn verfügbar, oder Darstellungen von Sonderprüfungen beinhalten.
Diese Struktur behält der Autor auch bei den Nachkriegsjahren bei, die mit 1946 die neunte Austragung sieht. Meist zwei bis vier Seiten werden pro Jahrgang aufgewendet, neue Teams und Fahrer eingeführt. Bis ins Jahr 1971 führten diese Erzählungen und es ist klar, dass sich die Rallye in den vielen Jahrzehnten massgeblich verändert hat, vom reinen Zuverlässigkeitswettbewerb und veritablen Hochgeschwindigkeitslauf in schwierigster alpiner Umgebung wurde. Auch die beteiligten Länder waren immer wieder Änderungen unterworfen, so war die Schweiz teilweise Teil der meist sehr langen Strecke, Italien genauso, Frankreich natürlich immer.
Reglemente und Besonderheiten
Entlang der einzelnen “Coupe des Alpes” erklärt Pfundner immer wieder die Regelveränderungen, die aufgrund der Umwelt, aber auch, um die Chancen anders zu verteilen, eingeführt wurden. Wenn die Klassen dabei nach Kaufpreis eingeteilt wurden, kann man sich eines Schmunzelns nicht verwehren.
Immer aber verkehrten die Teilnehmer auf öffentlichen Strassen und mit zugelassenen Fahrzeugen, auch wenn es sich dabei um eine schnelle Berlinetta (Alpiine A 110) oder eine rallye-erprobte Lancia Fulvia handelte.
Vergessene Fahrzeuge und Meister am Lenkrad
Durch die Jahrzehnte begegnet man Autos und Fahrern, die man sicherlich immer im Hinterkopf hat, wie Alpine-Renault, Porsche 911, Ford Escort oder Citroën DS. Am Lenkrad fand man so bekannte Leute wie Stirling Moss, Jean Pierre Nicolas, Bernard Darniche, Ove Andersson, Rauno Aaltonen, Vic Elford, Paddy Hopkirk, Eugen Böhringer, Jean Rédélé, Ian Appleyard, Alex von Falkenhausen, usw., um nur wenige Beispiele zu nennen. Aber es gab natürlich auch die Schar heute Vergessener, zu denen sich auch viele der Automarken gesellen, die irgendwann am Start der Rallye waren, etwa Adler, Allard, Berliet, Delahaye, Denzel, Gatford, Hotchkiss, HRG, Matford, Panhard, Simca, Studebaker, usw.. Es waren natürlich viele französische Marken, aber auch die Briten massen dem Coupe des Alpes hohes Gewicht zu. Und natürlich wollten auch die deutschen Hersteller nicht abseits stehen, sogar der Porsche 904 GTS nahm mehrfach teil!
Viel Schwarzweiss und etwas Farbe
Umfang und Vielfalt der Abbildungen sind mehr als beeindruckend, immerhin liegt die jüngste Austragung bereits fast 45 Jahre zurück. Gerne hätte man manches Bild deutlich grösser gesehen, doch dann wäre dieses Buch viel dicker und wohl auch deutlich teurer geworden. Mit 49.00 Euro jedenfalls darf es fast als Schnäppchen gesehen werden, wenn man Recherche-Umfang und seltene Bilder mit dem Preis vergleicht.
Dass die meisten Bilder in Schwarzweiss gehalten sind, versteht sich von selbst, aber der Autor fasst in einem Rückblick-Kapitel auch noch farbige Plakate, Embleme und gemalte Rennillustrationen zusammen, herrlich!
Umfangreiche Ergebnissammlung
Waren schon die ersten 120 Seiten ein wahrer Fundus an wertvollen Informationen, wird es im hinteren Drittel noch spannender, denn da sind die kompletten Ergebnislisten aller Austragungen feinsäuberlich tabellarisch aufgeführt. Da finden sich jeweils der Rang, Startnummer, die Besatzung, deren Nationalität und das Fahrzeug mit Ergebnis-Details. Auch die nicht angekommenen Wagen sind dabei mitenthalten, eine Freude für jeden, der die Geschichte eines Fahrers oder eines Autos recherchiert.
Und es gibt auch ein Stichwortregister, etwas was leider nur allzu oft fehlt, hier aber, trotz der nur 192 Seiten Gesamtumfang, komplett und praktisch am Ende integriert wurde.
Wer sich also für den historischen Rallye-Sport interessiert und die Lücke des Coupe des Alpes nun gerne gerne stopfen würde, der erhält nun beim Martin Pfundner endlich die Gelegenheit.
Bibliografische Angaben
- Titel: The Rise and Fall of the French Alpine Rally
- Autor: Martin Pfundner
- Sprache: Englisch
- Verlag: Brüder Hollinek & Co GmbH
- Auflage: 1. Auflage, November 2015
- Format: Gebunden
- Umfang: 192 Seiten, 29,7 x 23,0 cm, viele Abbildungen
- ISBN: 978-3851193619
- Preis: Euro 49.00
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