Mit zehn Renn-Serien an einem Wochenende feierte die Renngemeinschaft Bergisch Gladbach e. V. im ADAC am 28. bis 30. September 2018 das 40. Jubiläum ihres Saisonfinales. Hervorragender Motorsport mit beachtlichen Startfeldern auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings – ab Samstag notabene ohne einen Regentropfen! Doch es gab einen Wermutstropfen, denn dieses volle Programm hätte auch eine entsprechende Zuschauerkulisse verdient.
Zwerge küren ihren Meister
Die traditionsreiche Strecke zeigte sich am letzten September-Wochenende mal wieder von Ihrer typischen Wetterseite. Ein vernebelter und feuchter Freitag machte es zu Anfang allen Teilnehmern schwer. Bereits beim Qualifying stellte sich heraus, dass die Gesamtspitze wieder von den Teilnehmern der British Car Trophy (BCT) dominiert wurde. Schlußendlich war es Rainer Klockenhoff, der hier die PolePosition erringen konnte. Auf Startposition 2 folgte Detlev „Faxe“ Wassong vor dem bereits als Meister der BCT feststehenden Herbert Wein jr.. Auf Startposition 5 stand dann mit Fred Abeling auf seinem Fiat 128 der erste Teilnehmer aus einer anderen Division.
Das Rennen, das am Nachmittag startete, musste aufgrund sehr schlechter Sichtbedingungen hinter dem Safety-Car gestartet werden. Jedoch klarte der Nebel schnell auf und das Safety-Car konnte nach 2 Runden in die Box und der Start wurde freigegeben.
Auf der dauerhaft feuchten Strecke kam es zu vielen Zweikämpfen. An der Spitze waren es die Minis die sich packende Duelle lieferten und wo der neue Meister Herbert Wein jr. schlussendlich den Gesamtsieg davontrug.
In den anderen Divisionen wurde aber ebenso stark gefahren. So kämpfte sich Thorsten Babon auf Fiat 128 vom Startplatz 19 bis auf Gesamtrang 9 vor und wurde so Sieger des 1300 Histo Cups. Fred Abeling, Gaststarter auf Fiat 128, war als einziger im Feld auf Slicks gestartet und dominierte bis kurz vor Schluß die Division. Dann musste er mit gerissener Antriebswelle aufgeben. Der Laufsieger der NSU TT Trophy war Roland Müller, der es mit Gesamtrang 3 auch noch aufs Gesamtpodium schaffte. Die Abarth Coppa Mille wurde im ersten Lauf vom Hubert Nagl auf Fiat Abarth 1000TC gewonnen.
Das Rennen 2, welches am Samstag startete fand unter spätsommerlichen Temperaturen auf einer durchwegs trockenen Strecke statt. Der von Platz 21 gestartete Detlev „Faxe“ Wassong kämpfte sich mit seinem Mini durch das gesamte Feld und wurde zum Schluß als Sieger abgewunken. Zwischenzeitlich kam es jedoch zu einer "Full Course Yellow", da sich Ingo Leiberich mit seinem Fiat 128 im Kiesbett der NGK-Schikane überschlagen hatte. Der in Lauf 1 im 1300 Histo Cup dominierende Gaststarter Fred Abeling konnte das Rennen dieses Mal beenden und wurde als Sieger in seiner Division abgewunken. Die Abarth Coppa Mille wurde wie am Vortag von Hubert Nagl gewonnen, während sich Roland Müller abermals bei der NSU TT Trophy als Sieger feiern lassen konnte.
Meister des Kampf der Zwerge 2018 wurde damit Herbert F. Wein jr. auf Mini Cooper, vom Team Mondo Sports aus der British Car Trophy.
Dem 2. Gesamtplatz und damit Divisionsmeister NSU TT Trophy errang Martin Wahl. Der 3. Platz gesamt und Divisionssieger 1300 Histo Cup ging an Michael Weißenborn auf Lada 2101, während sich Christof Hürter auf Fiat 127 aus der Abarth Coppa Mille über den 4. Gesamtrang und den Divisionstitel freuen dürfte.
Gerechter hätte ein Endergebnis für diese fantastische Serie kaum sein können.
Porsche-Doppelsieg beim FHR-Langstreckencup
Heinz Schmersals Gesichtsmaske konnte eine gewisse Skepsis vor dem Start zum FHR-Langstreckencup-Rennen nicht verbergen. Zwar hatte Mike Stursberg den Rüddel-Escort in die erste Startreihe neben den Lola T210 von Felix Haas befördert, doch die Zylinderkopfdichtung suppte bedenklich. Öl im Wasser: So lautete die Kurz-Diagnose nach dem Abschrauben des Kühlerdeckels. Schmersals Fahrplan sah kontinuierliche aber Drehzahl-schonende Aktivitäten auf der Piste, auf der er sich ja bekanntlich erst einmal „warm“ fährt, vor.
Da sich der Pole-Position-Eidgenosse Felix Haas als Mehrfachstarter nicht der Tortur eines dreistündigen Alleingangs antun wollte, hatte er Britec-Chef Michael Delaney ins Boot geholt. Michael besitzt einen eigenen Lola T210, den die Namen prominenter Ehemaliger im Cockpit zieren, darunter auch Willi Kauhsen, Dr. Helmut Marko, Gérard Larrousse oder John Love. Die zweite Startreihe teilten sich Michael Wittke und die „Sanchez“-Brüder „Pedro“ (Peter) und „Luca“ (Lukas). Sensationell schnell in der Qualifikation, hatte sich Markus Niestrath mit seinem GTAm vor dem Porsche 914/6 GT von Hans-Ulrich Kainzinger und Michael Roock in der dritten Reihe platziert.
Mit einem gewaltigen Vorsprung auf Michael Wittke, Olaf Neunkirchen und Heinz Schmersal beendete Felix die erste Runde. Durch seine - wie immer anfänglich behutsame – Fahrweise war Heinz Schmersal bald nur noch Siebenter, gab dann aber mehr Gas, so dass sich hinter ihm Markus Niestraths Alfa am Escort festbiss. Als erster Boxengast – für eine längere Reparatur-Phase – meldete sich der Luxemburger Armand Linster an. Sein Mustang litt an einer notorischen Bremsenschwäche. Eine defekte Zylinderkopfdichtung zwang dann Markus Niestrath zur Aufgabe. Nun füllte der Porsche 911S/R von Kersten Jodexnis formatfüllend die Rückspiegel des Rüddel-Escorts. Doch in diesem tanzte einige Minuten später ein Keilriemen Rock`n Roll, weil eine Lichtmaschinen-Schraube abgebrochen war.
So bot sich in der 17. Runde ein neues Bild: Haas – ganz allein – vor Wittge, Roock, Sanchez und Jodexnis. Während Felix Haas das gesamte Feld schon einmal überrundet hatte, folgte nach sieben Porsche der erste Ford: der Mustang von Roel Korten und Tom Kuiper. Dahinter hatten sich der Pole Mariusz Kubis (Alfa Romeo 1750 GTAm) und Felix Kolb (Austin Healey 3000) etabliert. Da Vincent Kolb nicht zwischen zwei VLN-Rennen antreten wollte – sehr zum Wohle der Healey-Bremsen – und sein Bruder Urlaubsfreuden auf der iberischen Halbinsel fröhnte, fuhr Thomas Kuttruf mit Kolb sen.
Vor der Übergabe des Zahnenbenz-Alfas an den Senior des Teams hatte der GTAm einen satten Dreher vollführt und mit Zündaussetzern beim Beschleunigen auch akustisch auf sich aufmerksam gemacht. Inzwischen lief der Rüddel-Escort wieder, freilich schon zehn Runden hinter dem einsam führenden Haas-Lola. Fast zeitgleich übergaben Kersten Jodexnis seinen 911er – nach einem Dreher in der Mercedes-Arena – an den Fricadelli-Piloten Dr. Edgar Althoff und Jochen Wilms seinen Alfa an Christian Dannesberger. Nach einem Dreher, vermutlich auf dem eigenen Öl, kündigte sich das Aus für den Rüddel-Escort an.
Nächtlicher Motorwechsel in Hochfeld
Um die Chancen auf einen Klassensieg am nächsten Morgen im HTGT-Rennen zu wahren, ließ Robert Rüddel den Escort schleunigst aufladen und in die Werkstatt zu Hause bringen. Dort stand Sebastians Wagen zur nächtlichen Motoren-Transplantation bereit. Gegen 6.30 Uhr war der Escort wieder in seiner Box auf dem Nürburgring. Heinz Schmersal lobte: „Auch wenn das für unsere Mechaniker nicht gerade lustig war, haben sie eine Super-Job gemacht. Schließlich gibt man alles, wenn man in der Meisterschaft führt und diese natürlich gewinnen will.“
Bei Renn-Halbzeit führte der Lola T210 von Felix Haas bereits mit vier Runden Vorsprung auf den Sanchez-911 ST und den Kainzinger/Roock-914/6 GT. Pedro Sanchez war nach dem Wechsel an seinen Bruder total erschöpft: „ Der Roock hat mir ganz schön zu schaffen gemacht.“ Überraschender Vierter: der Korsten/Kuiper-Mustang 289. Der direkt dahinter liegende Mittelmotor-Porsche von Michael Wittke blieb mit gebrochener Ventilfeder stehen. 10'000 Touren sind einfach nicht verkraftbar, deswegen lautet ja auch die Hersteller-Empfehlung, die Federn nach jedem Rennen zu wechseln. Wittke: „Wie soll man das bewerkstelligen!“ Kurz darauf stoppte auch der 914/6 GT von Hans-Ulrich Kainzinger: „Eine Zündkerze ist versoffen!“ Am Schluss langte es nur zum 15. Platz insgesamt.
Führung, Kiesbett, kein Sprit, Abschlepphaken, Klassensieg!
Plötzlich die Meldung, der Lola von Felix Haas stehe in der Mercedes-Arena ohne Sprit. Felix: „Dass ich zuvor beim Anbremsen der Dunlop-Kehre auf eine Ölspur geraten und deshalb in den Kies abgeflogen bin, hat mich nicht gestört. Hatte die Situation voll im Griff. Doch als mir dann das Benzin ausging, habe ich nur noch geflucht, weil mein Stopp eigentlich eine Runde früher hätte über die Bühne gehen müssen.“
Nach einer knappen Viertelstunde brachte ein Abschleppfahrzeug den Lola auf die Rückseite der Box. Michael Delaney agierte sofort, ließ den Lola auftanken, schwang sich hinein und ging ins Rennen, um den Klassensieg einzufahren. Das klappte auch. Dem ebenfalls reaktivierten Mustang der Luxemburger fehlten freilich 24 Runden, um überhaupt klassiert zu werden.
Starke Dritte hinter den Porsche der Sanchez-Brüder und des Gespanns Jodexnis/Althoff wurde die Kombination Wilms/Dannesberger. Vierter – und damit bester 914/6 – der Wagen des Trios Dirk Baumann/Thomas Weiske/Olaf Neunkirchen. Dahinter landeten Mariusz Kubis, Korsten/Kuiper und Gustav Edelhoff, der seinen wuchtigen Mercedes-Benz 300 SEL erstaunlich gut bewegt hatte.
Klassensiege für Kolb/Kuttruf – Gesamtzehnte – Benjamin Richter BMW 1800 TI), Kai-Uwe Harth (Porsche 911), die Bellersheims (Escort 1300 GT) und Dr. Matthias Schenzle: „ Ich könnte theoretisch selbst nach einem Wochenende mit mehreren Rennen auf der Straße zurück nach Ulm fahren, doch schleppt man ja einiges Zubehör und Ersatzteile mit, die im 450 SLC keinen Platz finden.“
Damenwahl: vom A30 zum E-Type
Den Niederländern Michiel und Frits Campagne sowie ihrem Landsmann Armand Adrians verschlug es die Sprache. Den fliegenden Holländern mit ihren bulligen „Ami-Brocken“, Chevrolet Corvette Grand Sport und Ford Falcon Sprint, flog eine Dame aus deutschen Landen um die Ohren. Rhea Sautter, zusammen mit dem Briten Andrew Newall auf einem Jaguar E-Type vom Gotcha Historic Racing Team unterwegs, hatte ja schon beim Goodwood Revival für anerkennende Blicke gesorgt: in einem beigen Austin A30 mit aufgeklebten Wimpern über den Scheinwerfern, fröhlich im Fahrtwind flatternd. Rhea düpierte die gesamte Konkurrenz auf der GP-Strecke des Nürburgrings. Auf die Frage, warum sie nicht auch in Goodwood mit dem Jaguar angetreten sei, lächelte sie augenzwinkernd: „ Dort war Türkis als Wagenfarbe nicht gefragt.“
Ihren Ausflug mit dem Rüddel-Escort Mk2 in die Youngtimer Trophy 1 beendeten Heinz Schmersal und Mike Stursberg mit einem deutlichen Sieg vor den BMW 2002 von Alexander Köppen und Uwe Klapproth. In der Trophy 2 dominierte der Porsche 911 RSR von Sebastian Glaser in Abwesenheit des Besitzers, der Geburtstag in München feierte. Michael Joos, dessen Firma unter anderem Sebastians Porsche betreut, hatte sich hinters Lenkrad geklemmt und eine brillante Vorstellung geboten. 100-Meilen-Trophy-Mann Ronny Scheer hatte bereits im Qualifying mit der zweitschnellsten Zeit angedeutet, im Pulk von immerhin fünf Porsche RSR kräftig mitzumischen. Doch in der Startrunde des Rennens passierte ihm ein Mißgeschick: „ Ich habe mich vor der ersten Kurve verschaltet und bekam vorn links `Feindberührung´. Sofort schoss mir die alte Rennfahrerweisheit, dass man nie so früh schon gewinnen kann, durch den Kopf.“
HTGT: Lola-Doppel
Optisch mutete die erste Startreihe wie ein Nebeneinander von David und Goliath an: auf Pole-Position Felix Haas (Lola T210) und zu seiner Linken der Ford GT40 von Michael Funke als Startfahrer. Hinter dem Haas-Lola – ebenfalls weiß mit roten Kotflügelstreifen – lauerte der T210 von Michael Delany. Der hatte noch kurz zuvor mit einem Fön seinen vom Vorabend schweißnassen Overall getrocknet. Neben dem Britec-Macher lauerte ein „Wolf“ – Wolfgang Henseler – mit seinem Crosslé C9S. Nach dieser oben offenen Startreihe rangierte Heinz Schmersals Rüddel-Escort mit dem „Schwester-Auto“-Triebwerk unter der Haube. Während die Nächstplatzierten, Michael Wittke und Karsten Schreyer nicht antreten konnten, hatte sich Hans-Ulrich Kainzinger noch vor die BMW-2002-Fraktion mit Christian Jacobswen, Steffen Moll und Köppen/Klapproth retten können.
Dass Hans-Ulrich mit seinem 914/6 GT besser zurechtkommt als mit dem nicht so gutmütigen 911 ST war offensichtlich. Nur eine Runde lang konnte der Ford GT40 seine Muskeln spielen lassen, dann rauchte Felix Haas ganz locker vorbei. Bereits in der dritten Runde hatte auch Michael Delaney den Ford hinter sich gelassen. Dahinter klaffte schon eine kleine Lücke zu Wolfgang Henseler, Hans-Ulrich Kainzinger und Christian Jacobsen. Als Heinz Schmersal 10.15 Uhr an Mike Stursberg übergab, tauchte der Rüddel-Escort auf dem zehnten Platz des Gesamtklassements auf. Schmersal happy: „Ich habe immerhin den Jochen Wilms überholt. Unser geliehener Motor läuft etwas anders aber durchaus gut.“ Anerkennend winkte Wilms in der Boxengasse aus dem vorbeifahrenden Alfa Heinz Schmersal zu. Besser als Balsam!
Rush hour in der Boxengasse
Pflichtstopps mit oder ohne Fahrerwechsel: Bei Halbzeit des Rennens herrschte etwas Hektik an den Boxen. Mittendrin musste der Delaney-Lola T210, den Markus Schenkl übernommen hatte, angeschoben werden, da er nur stotternd in die Gänge kam. Michael Delaney grinste zufrieden: „ Ich war zweimal neben Felix und einmal sogar vorbei, das hat richtig Spaß gemacht.“ Nach 17 Runden bot sich hinter den beiden Lola folgendes Bild: Henseler im Sandwich von Steffen Moll und Christian Jacobsen, und Mike Stursberg setzte alle Hebel in Bewegung, um Anschluss zu finden. Zehn Minuten vor Rennende lag er nur noch sieben Sekunden hinter dem fünftplatzierten Christian Jacobsen. Es war abzusehen, dass er bei diesem Parforce-Ritt im Ziel circa vier Sekunden vor dem BMW liegen würde. „ So lang er mir nicht – wie Bernd Langewiesche im Training – ins Heck fährt, weil meine Bremsen verdammt gut sind, ist das ok“, so Christian Jacobsen. Für ihn war es das erste Rennen nach seinem schweren Mountain-Bike-Unfall, bei dem er sein Schlüsselbein gebrochen hatte. „Das war zwei Wochen vor Assen passiert – eine verhagelte Saison, in der ich eigentlich um die Meisterschaft kämpfen wollte.“
Auch Hans-Ulrich Kainzinger zog an dem 2002er vorbei, blieb dann aber an den Boxen stehen. Vorderreifen vom Untersteuern ramponiert und – schlimmer noch – der Tank furztrocken. Kein Sprit mehr: Hans-Ulrich war bitter enttäuscht. Felix Hass musste bis zur Zieldurchfahrt zittern, weil sein Lola irgendwo Benzin verlor. So hatte er bei seinem Plichtstopp schon einmal nachgefragt, auf welchen Knopf er drücken müsse, falls der Lola zu brennen anfängt, wenn Benzin auf die heißen Auspuffrohre geweht wird. Trotz einer 80-Sekunden-Strafe wegen eines zu kurzen Boxen-Halts belegte Wolfgang Henseler noch den dritten Platz. Wieder einmal hatte der japanische Schriftzug auf seinem Helm, der so viel bedeutet wie „viel Glück“ seinem Träger geholfen. Ebenfalls mit einer Zeitstrafe – wenn auch nur läppische fünf Sekunden – musste Markus Dünkelmann leben. Über Klassensiege durften sich freuen: Ropbert Krug (Lotus Elan R26), Gustav Edelhoff (Mercedes-Benz 300 SEL 6.3), Thomas Christian Buchbinder (Marcos 1800 GT), Nolte/Funke (Ford GT40) und Kabuth-Metzger Alfa Romeo Giulia Sprint GTA). Danach gab es Würste vom Metzger Horst Metzger zum zweiten Frühstück. Die waren schnell verzehrt – es ging halt um die Wurst!
Markus Jörg im Alleingang
Nach dem Motto der Letzte wird der Erste sein, erschien Pole-Position-Setter Markus Jörg erst auf dem letzten Drücker auf seinem Vorstartplatz. Kaum angeschnallt, ging die Anreise zum ersten Rennen der „Gentle Drivers Trophy“ los, während Julius Brandt noch das Gurtzeug in seinem TVR Grantura in den Griff zu bekommen versuchte.
Ein zeitraubendes Unterfangen, das in einem Start aus der Boxengasse resultierte. Markus Jörg stürmte derart fulminant los, dass er zwischen sich und seine Verfolger, Oliver Hartmann (Lotus 17) und Erich Stahler (Marcos 1800 GT) bald einen Abstand von mehreren hundert Metern gelegt hatte.
Stahler seinerseits spürte Christopher Stahl (TVR Griffith) im Genick. Stahl versus Stahler: Dieses Duell um den zweiten Platz hinter dem entschwundenen Markus Jörg währte bis zum Rennende und ging zugunsten des TVR-Piloten aus. Ebenfalls in einen Fight bis zum Ziel verwickelt: Robert Krug (Lotus Elan R26) und Oliver Hartmann (Lotus 17) einerseits und Thomas Christian Buchbinder (Marcos 1800 GT) und Markus Schenkl (Crosslé 7S) andererseits. Als Tourenwagen-Bester konnte sich Frank Romo (Lotus Cortina) knapp vor dem Mustang 289 GT der Paarung Bartels/Weber behaupten. Den kleinen und den großen Ford trennte gerade 'mal eine Sekunde.
Gentle Drivers Trophy: noch einmal Jörg
Während Christopher Stahls TVR und der Porsche 356A von Gerwalt Muhle an die Boxen rollten, hatte Markus Jörg – wie gehabt – einen beachtlichen Vorsprung bereits in der ersten Runde des zweiten Rennens herausgefahren. Hinter Jörg hatte sich ab der siebenten Runde das Feld auseinander gestreckt: Stahler, Krug, Schenkl, Hartmann, Buchbinder, Langewiesche und Romo.
Hoch her ging es zwischen Markus Schenkl und Oliver Hartmann. Schenkl: „Oliver schob sich in der Müllenbach-Kehre innen rein und drängte mich nach außen. Um nicht über die Curbs zu geraten, habe ich dagegen gehalten.“ Mit Erfolg: Schenkl wurde hinter Jörg, Stahler und Krug aber vor Hartmann Vierter. Eine „heiße Nummer“ lieferten sich auch Frank Romo und Bernd Langewiesche im Kampf um den siebenten Platz des Gesamtklassements.
„Da ich Probleme mit dem zweiten Gang hatte, war Langewiesche manchmal näher dran, als mir lieb war“, so der Lotus-Cortina-Pilot. Dr. Christian Werner im Volvo P120 hatte zwei „Aha-Erlebnisse“: seinen ersten Dreher und das Überholen des Lotus Elite von Klaus Weber. Sein 15. Platz reicht allerdings noch nicht zum Entfernen des schwarzen Kreuzes auf dem Volvo-Heck. Dieses, in England auf gelbem Grund, bedeutet Renn-Anfänger in der Lern-Phase.
Scheers M1 gewinnt FHR-100-Meilen-Trophy
Oldtimer-Renn-Profi Felix Haas stellte seinen Cheetah G601 in dessen erst dritten Einsatz auf die Pole-Position neben Ronny Scheers BMW M1 Procar mit Piquet-Outfit. „Wenn man sich daran gewöhnt hat, dass sich der Cheetah härter und kompakter anfühlt als mein Lola, kann man ihn schneller bewegen“, so Haas – und wie: vier Sekunden auf der GP-Strecke des Nürburgrings. Der rote Renner von Felix übernahm natürlich gleich die Führung – zunächst vor dem Swift von Harald Thönnes, doch kurz darauf wurde dieser von Ronny Scheers M1 abgelöst. Zwischen den Swift und Wolfgang Henselers Crosslé C9S hatte sich in der fünften Runde der neu aufgebaute De Tomaso Pantera GTS der Sanchez-Brüder geschoben.
Dieser bildhübsche rote Renner, der erst ein paar Testkilometer auf dem Buckel hatte, besaß einen Schönheitsfehler: Als Ersatz für die noch fehlende Heckklappen-Stütze musste ein Besen herhalten. Den hätte man doch wenigstens rot lackieren können! Das Startfeld wurde auch um einen NASCAR-Bollermann bereichert: den Dodge Charger von Christophe Schwartz, der freilich bereits nach zwei Runden einen unfreiwilligen Boxenstopp einlegen musste.
In der sechsten Runde zwangen ständige Aussetzer den Swift DB2 zur Aufgabe. So machte sich Harald Thönnes bereit, Dennis Rönz im Reynard 123 abzulösen. Das passierte genau nach einer halben Stunde Renndauer. Bei Halbzeit ergab sich folgendes Ranking: Haas, vor Scheer, Biehl, Schmeyer, Schenkl, Henseler, Sanchez, Thönnes und Neunkirchen.
Als Marcel Biehl den Tiga SC84 mit Union-Jack-Design – der Wagen gehörte einmal Mike Wilds (heute 73 Jahre alt) – an Roberto Cocciarelli übergab, gestand er, sich zwei Dreher geleistet zu haben. „ In der zweiten Runde passierte mir der erste Ausrutscher in der Mercedes-Arena. Langsam bilde ich mir ein, ein Dreher-König zu sein, denn in diesem Jahr war das keine Ausnahme.“ Um es vorweg zu nehmen: Cossiarelli/Biehl belegten dennoch einen hervorragenden dritten Platz im Gesamtklassement und gewannen ihre gut besetzte Klasse. 15.21 Uhr machte Ronny Scheer seinen Pflicht-Boxenstopp, umringt von der rührigen Heup-Motorsport-Truppe aus Monschau, die seinen Wagen betreut.
Der Dresdener ist begeistert: „ Die machen einfach alles, professionell und perfekt, ich komme an und brauche mich nur in den M1 zu setzen.“ Kurz zuvor hatte RA Harald Schmeyer, Vorsitzender des DMSB-Sportgerichts, mit seinem Lola T492 die Box angesteuert: nur zur Trinkpause. Der amtierende HRA-Meister – übrigens sein vierter Titel – hatte schon einmal die Überlegung angestellt, die „Saints“-Werbung von damals auf seinem Lola zum Anlass zu nehmen, sich in London zu melden: „ Diese Firma gibt es nämlich immer noch.“ Schmeyer wurde Vierter.
Benzinkrise
Kaum hatte Markus Schenkl den Lola T210 an dessen Besitzer, Michael Delaney, übergeben, erreichte Britec die Hiobs-Botschaft, Felix Haas sei stehen geblieben. Felix war sauer: „Benzin ist ja ein guter Stoff, nur sollte er auch irgendwie im Motor ankommen.“ Während sich Markus Schenkl auf seinen nächsten Renneinsatz vorbereitete, war der Delaney mit seinem Lola als Vierter wieder auf die Piste gegangen und kam als Zweiter ins Ziel. Kurz vor Schluss des Rennens: Aufregung in der Sanchez/Pütz-Box. Pedro meldete, die Tankanzeige stehe auf „0“. Die Pütz-Jungs schleppten eiligst – mangels Tanksäulen-Besetzung – zwei Benzinkanister und einen Trichter herbei, um dem gierigen De Tomaso „Futter“ zu geben. 86,5 Liter Verbrauch in nur 55 Minuten: ein unglaublicher Säufer, der noch Sechster wurde!
Nicht mehr im Rennen: Anton Münchs Lola T590: „ Meine Bremsen waren total hin, also kam ich im Kiesbett zum Stehen. Dort zog mich dann ein Traktor raus.“ Ebenfalls gestrandet: der Crosslé C9S von Wolfgang Henseler. Diesmal hatte ihm der Glücksspruch auf dem Helm nicht geholfen. Sieben Männer und zwei Frauen – die gesamte Heup-Motorsport-Truppe – hatte sich an der Boxenmauer eingefunden, um Ronny Scheer bei der Zieldurchfahrt zu feiern. Ohne Jubelkulisse kam einmal mehr Dr. Matthias Schenzle als Klassensieger und Neunter insgesamt an sieben Runden zurück.