Es war in jeder Beziehung ein gigantischer Anlass. Das Budget betrug zwei Millionen Franken, alleine für die Sicherheit mussten 600 000.- ufgewendet werden. 1932 verfolgten rund 30 500 zahlende Zuschauer das Geschehen des letztmals 1934 ausgetragenen Rennens, was Rekord bedeutete; am vorletzten Wochenende waren es nach Schätzungen des Veranstalters BBO ebenfalls rund 30 000 über alle vier Tage.
Dass auf der 21,5 km langen Strecke von Linthal auf den 1952 m hohen Klausenpass keine Rekorde gebrochen wurden, lag einerseits am Reglement (Neutralisation auf dem Urnerboden), andererseits spielte das Wetter nicht mit, das im ersten Rennlauf am Samstagnachmittag wechselhaft und am Sonntag im zweiten Lauf nur noch nass war. Es hätte aber weitaus schlimmer kommen können, denn am Dienstag da- nach musste der Klausenpass wegen des Wintereinbruchs sogar kurzzeitig gesperrt werden.
Gigantisch war die Veranstaltung auch punkto Teilnehmerzahl. Von 400 gemeldeten Rennfahrzeugen passierten 362 die technische Abnahme. In den Kategorien A (75 Sport- und Rennwagen) und C (67 Zwei- und Dreiräder) wurde rein auf Bestzeit gefahren, in den Kategorien B (168 Wagen) und D (52 Zwei- und Dreiräder) galt es, der Idealzeit von 50 km/h Schnitt möglichst nahe zu kommen.
Überholmanöver
Um den Zeitplan nicht zu strapazieren, wurde alle 15 Sekunden ein Fahrzeug auf die Reise geschickt, sodass es bei den unterschiedlichen Tempi zu etlichen Überholmanövern ohne Berechtigung zu einer Laufwiederholung kam.
Klar, dass manche in einem der beiden Rennläufe auf der Strecke blieben, weil meistens die Technik, im einen oder anderen Fall aber auch der Pilot überfordert war. So zerstörte der Basler Urs Müller seinen schönen Maserati 6CM schon im ersten Training – trotz der Vorwarnung – an einer Tunnelwand.
Die paar Unfälle verliefen aber mit Ausnahme eines gestürzten Motorradfahrers ohne Personenschäden, was nicht selbstverständlich ist, da die lange Strecke aus Kostengründen nicht 100-prozentig abgesichert werden konnte.
Immerhin schafften es 97 Fahrzeuge der Rennkategorien zweimal bis ins Ziel, was Voraussetzung für eine Klassierung war. Von den gemütlicher Fahrenden wurden 138 klassiert. Die Ausfallquote betrug also rund 35 %.
Ohne Ferrari
Das Samstagpublikum kam sich leider etwas verschaukelt vor, da ihnen einige Highlights vorenthalten wurden. So fuhren die beiden Silberpfeile nur den Trainingslauf, und beim abendlichen «Rundstreckenrennen» in Linthal blieben die angekündigten F1-Ferrari wegen der Nässe unter dem Vorzelt ihres Transporters.
Der Startverzicht im ersten Rennlauf war bei Mercedes-Benz auf ein Problem im Benzinsystem zurückzuführen. Dass die Stuttgarter einen W196 von 1954 anstelle des vorgesehenen W154 nach Linthal brachten, lag an einem Motorproblem, das den spektakulären Vorkriegsrennwagen noch lahmlegt. Mit dem Vorgängermodell W25 markierte Caracciola 1934 den Klausenrekord.
Audi hingegen hatte vertraglich vereinbart, dass der Auto Union Typ C nur einmal pro Tag hochfährt, im Gegensatz zu 1998 dafür auf der kompletten Strecke. Nach vier Betriebsstunden müsse der 16-Zylinder-Motor komplett revidiert werden, und bei vier Berg-und-Talfahrten wären diese ansonsten schon fast erreicht.
Immerhin scheuten beide Silberpfeil-Piloten den sonntäglichen Regen nicht. Mercedes-Fahrer Jochen Mass: «Ich bin doch kein Weichei!» Audi ist dies umso höher anzurechnen, als der sehr hecklastige Auto Union im Nassen vom Fahrer (DTM-Junior Martin Tomczyk) viel Feingefühl verlangte, zudem müsse das auf mehrere Millionen Franken versicherte Einzelexemplar (ein massstabgetreuer Nachbau) nach einem Einsatz im Regen komplett zerlegt und geputzt werden, was fünf Tage Mehrarbeit bedeute.
Sieg für Dreiräder
Historic Racer Ueli Eisenhut (MG Magnette) war das Wetter hingegen egal: «Obs regnet oder nicht, ist unwesentlich. Hauptsache, wir können bei diesem fantastischen Anlass mitfahren.» Seine Meinung teilten wohl die meisten.
Das Gesamtklassement gewann weder ein währschaftes Auto noch ein richtiges Motorrad: Die Bestzeit aus zwei Läufen erzielte Bill Tuer (GB) mit seinem dreirädrigen Morgan Racing von anno 1932 in 29’33,18’’. Der Liverpooler fuhr schon 1998 die viertbeste Gesamtzeit. Seine kleine Partnerin sah dabei nur den bewölkten Himmel, weil sie unsichtbar auf dem Beifahrersitz liegend keinen unnötigen Luftwiderstand bieten sollte. Bei 300 kg Fahrzeuggewicht und 120 PS Motorleistung zählt jedes Detail.
Am Sonntag im Regen griff das vierte Rad am Wagen von Rod Jolley offenbar so viel besser, dass er mit dem Riley Brooke (1936) in 14’49,83’’ die Tagesbestzeit und in der Addition (29’51,67’’) als Gesamtzweiter die beste eines Autos realisierte.
Auch die Leistung von Carlo Vögele mit dem optisch wie akustisch sensationell wirkenden Alfa Romeo 158 «Alfetta» ist herausragend, er erzielte als bester Schweizer die sechst- schnellste Zeit in 31’45,19’’.