Im Jahr 1967 wurde erstmals ein Bergrennen von Mollis in Richtung Kerenzberg gestartet, 1968 zählte die Veranstaltung bereits zur Schweizer Meisterschaft, 1969 sogar zur Europameisterschaft. Grosse Namen traten an, darunter Silvio Moser, Peter Sauber, Walter Brun, Xavier Perrot und Karl Foitek. Und genau dieser Karl Foitek war auch am 30. Mai 2015 wieder am Start, als zum ersten Mal das Kerenzerberg Revival durchgeführt werden konnte.
Grosses Startfeld
Gemeldet worden waren rund 150 Renn- und Sportwagen, dazu ein paar Motorräder. Und tatsächlich fanden sich auf der Teilnehmerliste Piloten und Fahrzeuge, die bereits in den Sechzigerjahren den Kerenzerberg hochfuhren. Guido Käppeli etwa fuhr auf seinem Matra Djet VS schon damals um die Schweizer Meisterschaft.
Doch nicht allen war das Glück hold. Karl Foitek etwa brachte seinen Alfa Romeo Sprint Zagato von 1960 nicht richtig zum Laufen, das sechs Jahre alte Benzin im Tank wollte nicht mehr richtig brennen und der Alfa lief schlechter und schlechter.
Auch andere erwischte es mit technischen Problemen oder sogar leichten Unfällen, so dass sich das Fahrerfeld am Samstag doch bereits etwas ausgedünnt präsentierte.
Autobusse auf der Bergrennstrecke
Dass es weniger Autos hatte am Sonntag war aber auch ein Vorteil, denn damit konnte das Rennprogramm besser durchgeführt werden. Als grösste Einschränkung erwies sich der Linienbusbetrieb, denn die Autobusse wollten nach regulärem Fahrplan über die Bergstrasse gesandt werden.
Sie legten die Fahrt denn auch jeweils recht zügig zurück, nichtsdesto trotz bedeutete jede Busfahrt zwischen 20 und über 30 Minuten Pause für den Rennbetrieb, während das Publikum mit einem der Autobusse auf der Strecke vorlieb nehmen musste.
Dazu kam eine fixe und nicht kurze Mittagspause, so dass weder am Samstag noch am Sonntag vier Trainings-/Rennläufe durchgeführt werden konnten, es waren dann jeweils drei Läufe.
Vier enge Kurven auf 2.5 km
Die Strecke beeindruckte die Teilnehmer, denn sie gestaltete sich mit Ausnahme der vier Spitzkehren als überaus flüssig, was auch die Bestzeit von 1 Minute 24.75 Sekunden des Tagessiegers Roger Moser auf seinem Martini Formel 2 zeigte, legte er die 2,5 Kilometer doch mit einem Schnitt von rund 110 km/h zurück.
Vor allem der obere Teil der Strecke erlaubte hohe Tempi und rief nach leistungsstarken Motoren.
Zwei Ketten
Sue Darbyshire gehört zu den bekannten Rennfahrerinnen in der Schweiz, obschon sie jeweils aus England an die Anlässe anreist. Mit ihrem Morgan Super Aera von 1928 ist sie immer für eine Überraschung gut. Dieses Mal war es aber nicht nur der Klassensieg in der Competition-Klasse, der vielen in Erinnerung bleiben wird, sondern der Verlust einer Kette an ihrem Fahrzeug im ersten Rennlauf am Sonntag Vormittag und sieben Sekunden Zeitverlust.
Tatsächlich lösten die Morgan-Tüftler das Übersetzungsproblem an ihren Fahrzeugen durch das Verbauen von zwei Ketten. Statt eines Getriebes benötigte man dann nur noch eine Art Kettenwechsler-Mechanik, um die zwei verschiedenen Übersetzungen zu realisieren. Es war dann eben die Kette des zweiten Ganges, die in der zweiten Spitzkehre das Weite suchte, so absolvierte Sue halt den ganzen Lauf im ersten Gang. Am Schluss siegte sie trotzdem in ihrer Klasse “C”, notabene gefolgt von zwei weiteren Dreirädern aus England.
Tagessieger wurde, wie bereits erwähnt, Roger Moser auf dem Martini Mk 28 BMW Formel 2 von 1983, als Zweiter fuhr Arnold Luciano im Brabham BT 36 F2 von 1971 im Ziel ein, Dritter wurde Christian Kleinguti auf dem Brabham F2 BT 30-10 von 1970.
In der Formel Junior konnte sich Philipp Buhofer auf seinem Lola Mk 5 von 1963 durchsetzen.
Mit neun Kategorien auf 20 gewertete Fahrer gab es natürlich viele Klassensieger zu feiern, erwähnt werden soll hier noch die beherzte Fahrt von Peter Wyss auf dem Sauber C3 des Autoaus.
Gleichmässigkeitsmeister
Das hätte sich wohl Walter Toscan selbst nicht träumen lassen. Ihm gelang es nämlich auf seinem Innocenti Mini Cooper, die beiden Läufe von Mollis in Richtung Kerenzerberg mit identischen Laufzeiten zu absolvieren.
Da hatte Ernst Estermann auf dem Alfa Romeo Giulia Sprint GT mit einer Hunderstel-Sekunde das Nachsehen. 10 Hunderstel Differenz reichten gerade einmal für Platz 9.
Gewertet wurden übrigens nur Fahrzeuge, die langsamer als 1:56.41 fuhren, ein Tribut an die Reglemente der FIVA, was Gleichmässigkeitsveranstaltungen angeht. Alle Teilnehmer, die schneller fuhren, erhielten ein “NC” (nicht gewertet) im der Zeitentabelle und es waren nicht wenige, denen dieses Malheur widerfuhr.
Schöne und schnelle Autos
Tatsächlich hatte es sehr potente und attraktive Fahrzeuge im Feld.
Fredy Lienhard etwa gab seinem Ferrari 333 SP von 1995 Auslauf, Bruno Schaffner pilotierte seinen Lotus 35 von 1965, Urban Fässler brachte gar den Cooper T77 in Formel-1-Konfiguration von 1965 nach Mollis.
Auch die Vielfalt erfreute. Das rund 10'000 Personen starke Publikum goutierte jedenfalls das grosse Spektrum vom La France mit 14,5 Liter Hubraum bis zum Renault R5 Turbo oder dem Lancia Stratos und dem Opel Manta.
Schade für die Angereisten am Sonntag war sicher, dass, wie häufig an solchen Anlässen, nur noch ein Teil des Feldes wirklich den Berg hochfuhr.
Freundliche Anwohner
Die gute Stimmung am Berg war auch den vielen Ansässern zu verdanken, die mit Speis und Trank für Zufriedenheit sorgten und etwa Streckenposten (und Medienvertreter) von Zeit zu Zeit mit einer heissen Wurst verwöhnten (Danke an dieser Stelle!). Generell spürte man die Begeisterung der im Publikum vertretenen Anwohner, mancher hatte nämlich schon die Rennen zwischen 1967 und 1970 mitverfolgt.
Man müsste meinen, mit Unterstützung dieser Begeisterten müsste es für eine nächste Durchführung doch sicher gelingen, auch beim Busbetreibenden und bei den Firmen und Institutionen, die die Parkplätze zur Verfügung stellten, noch bessere Kompromisslösungen zu finden.
Preis und Leistung nur knapp im Gleichgewicht
Nicht ganz billig war die Teilnahme für die Stars der Veranstaltung, die Fahrer mit ihren Rennwagen. 990 Franken (in der Classic Fun Trophy, wo Beifahrer erlaubt waren, 1090 Franken) sind kein Pappenstiel. Umso schwerer wiegten entsprechend einige Unwegsamkeiten in der Organisation und die reduzierte Zahl der Trainings- und Rennläufe, zumal Verpflegung, Zeltmiete und Hotelaufenthalt noch separat zu entrichten waren.
Die Kosten einer derartigen Veranstaltung und vor allem die Aufwände für die Streckensicherung dürfen allerdings nicht unterschätzt werden und Sicherheit ist natürlich allen Teilnehmern wichtig.
Was kein Organisator sicherstellen kann, sich aber komplett auf die Seite der neuen Veranstaltung stellte, war nämlich das Wetter. Samstag und Sonntag glänzten mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, besser kann es fast nicht sein. Dies freute natürlich vor allem auch die enthusiastischen Zuschauer, die an der Strecke kostenlos mitschauen durften.
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