Der grosse Goodwood-Rundkurs in West Sussex in England war am 21. bis 22. März 2015 Schauplatz für das 73. Members Meeting. 2014 wurde die Tradition des Members Meeting nach Jahren der Pause wieder aufgenommen und bereits geniess es einen exzellenten Ruf und bietet historischen Rennsport der Spitzenklasse mit dem Besten vom Besten in Bezug auf Fahrzeuge und Fahrer.
Entspannte Stimmung
Wie immer war die Atmosphäre das gesamte Wochenende sehr entspannt und freundlich. Die Stimmung entsprach in etwa einem Club-Treffen der Sechziger- oder Siebzigerjahre. So konnte man sich die Fahrzeuge anschauen oder Benzingespräche mit einigen der bekanntesten Namen aus dem Motorsport von früher bis heute führen. Das pure Gegenteil zur modernen Formel 1!
Grosses Programm, perfekte Organisation
Auf der Rennstrecke war non-stop etwas los, alles klappte wie am Schnürchen. Die Vielfalt der Fahrzeuge war atemberaubend, das Spektrum gross - vom ersten Type 35B Bugatti von 1925 bis hin zum Mercedes AMG Petronas F1 W04 von 2013 war alles dabei und liess auch die unterschiedlichsten Töne entstehen.
Atemberaubende Hochgeschwindigkeits-Demos
Insgesamt wurden zwölf Rennen ausgetragen, dazu gab es drei eindrucksvolle High-Speed-Demos. In einer wurde das 20-jährige Jubiläum des Le-Mans-Sieges des McLaren F1 GTR gefeiert.
Zu diesem Zweck hatte McLaren die grösste Anzahl dieses Fahrzeugtyps in Goodwood versammelt, die je an einem Anlass zusammen zu sehen war. 15 Fahrzeuge umrundeten den Goodwood-Kurs, einige wurden von bekannten Fahrern pilotiert, darunter Derek Bell, Nick Mason, Kenny Brack und Steve Soper.
Als die Formel 1 noch nach oben baute
Mitte der Siebzigerjahre bauten Formel-1-Konstrukteure immer höhere Hutzen auf Ihre Autos, um möglichst viel frische Luft in ihre Motoren zu schaufeln. Der Ligier JS5 war mit seiner rund zwei Meter hohen Lufteinlass das Extrem, viele erinnern sich an seine blauweisse Hutze mit dem Gitanes-Logo. Um weitere Auswüchse zu verhindern, wurden die Höhe dann eingeschränkt, die Lufteinlässe wanderten nach unten knapp über den Überrollbügel oder neben den Fahrer. Die meisten Wagen wurden umgebaut, im historischen Motorsport sieht man kaum ein Fahrzeug mit hoher “Air Box”.
Lord March gefielen diese Autos offensichtlich auch, jedenfalls stellte er für einen Demonstrationslauf ein Feld dieser Autos, darunter nicht weniger als vier Shadows, zwei Ferrari 312, drei Lotus, zwei Hesketh sowie Monoposti der Marken Tyrrell, Penske, McLaren Surtees, BRM, Trojan zusammen und erzeugte damit vermutlich den besten Soundtrack des gesamten Wochenendes, denn zwishcen den Cosworth-V8 und Ferrari-Zwlöfzylindern brüllte auch ein 12-Zylinder Matra-Simca!
Gruppe-C-Boliden als rollendes Museum
Die dritte Demo zeigte Gruppe C Fahrzeuge. Für die diesjährige Ausführung konnten 18 Autos zusammengetragen werden. Der Mazda 787B fuhr nicht mit, war aber aufgestellt. Auf ihn kann man sich noch freuen, denn er wird dann am Festival of Speed im Sommer den Berg hoch brüllen - spätestens dann lege man sich die Gehörschütze bereit.
Am Members Meeting fuhren unter anderem zwei Aston Martin, zwei Porsche 962, die berühmten Silk Cut Jaguar, zwei Nissan, zwei Toyota plus Autos der Marken Lancia, Peugeot, Spice, Gebhardt und (Sauber-) Mercedes-Benz um den Rundkurs und auch hier kamen die Motorengeräusch-Fans voll auf ihre Kosten
Mercedes-Shoot Out
Ein weiteres Intermetto ausserhalb der zwölf Rennen war ein Lauf von drei Mercedes-Rennwagen aus verschiedenen Jahrzehnten. Dazu gehörten der fantastische Mercedes-Tourenwagen W109, 6.8 300 SE aus dem Jahr 1971, welcher von Jochen Mass auf sehr engagierte Art und Weise um den Rundkurs bewegt wurde.
Der zweite Wagen war ein zeitgenössischer Mercedes AMG GTS Sports von 2015, welcher ausnahmsweise und im Vergleich zu allen anderen Rennboliden sehr “leise” war! In ihm drehte Karl Wendlinger seine Runden. Der dritte Mercedes im Bunde war der AMG Petronas F1 W04 von 2013, welcher von Anthony Davidson gelenkt wurde. Nach gewohnter Manier bei einem sogenannten “shoot out“ wurde der “langsamste“ Wagen (Jochen) zuerst losgeschickt, die anderen schossen hinterher. Das Resultat dieses “shoot outs“ war dann natürlich offensichtlich!
Zwölf Rennen - meist knappe Ergebnisse
Jedes der zwölf Rennen war ein Schauspiel für sich allein - jedes Startfeld, bestehend aus diversen Rennwagen mit Kultsymbolcharakter, wurde so kompetitiv wie möglich gefahren und es wurde natürlich um jeden Platz gekämpft! Bei manchen Läufe kamen die Spitzenleute mit Abständen von weniger als einer Sekunde ins Zahl, bis in die letzte Runde wurde um Positionen gestritten, kein Vergleich mit den Prozessionen, die man oftmals im modernen Rennsport beobachten muss.
Tourenwagen der Siebziger- und Achtzigerjahre im Clinch
Eines der Highlights war für viele Besucher die Gerry Marshall Trophy, in der Gruppe 1 Tourenwagen, welche zwischen 1970 und 1982 Rennen gefahren waren, in zwei Läufen um den Sieg kämpften. Und jeder, der den grossartigen Gerry Marshall schon einmal Rennen fahren gesehen hat, weiss, warum das hiesige Rennen nach ihm benannt ist!
Am Start standen gewaltige Camaro Z28, kleine Mini, wohltönende Rover SD1, schnelle Ford Capri, Triumph Dolomite Sprint, VW Golf GTI, Ford Escort RS 2000, aber auch Fahrzeuge der Marken BMW, Opel oder Mazda.
Und es war keineswegs ein Triumphzug der Hubraumriesen, denn zuvorderst am Start des Rennens, welches 45 Minuten dauerte, stand neben dem Camaro von Stuart Graham ein Mini und der Kampf um die erste Kurve wird den Zuschauern noch lange in Erinnerung bleiben. Genauso unterhaltsam war die Aufholjagd, die Chris Harris und Chris Ward boten, die im grossen Rennen aus hinterster Position starten mussten und trotzdem noch Zweite wurden. Sieger wurden Clark/Neal auf dem Chevrolet Camaro Z28.
Ein Marken-Cup der Sonderklasse
Ein besonderes Rennen war auch die John Adlington Trophy, bei der nur Porsche 901/911-Zweiliter-Modelle bis 1966 mitfahren durften.
Die frühen Elfer mit den kurzen Radständen lieferten begeisternde Drifts, am Schluss entschied Andrew Jordan den Lauf mit deutlichen Abstand für sich. Chris Harris bot gemäss seinen Aussagen nach den schlechtesten Start der Goodwood-Geschichte, als er es nach mehreren Versuchen aufgab, vom ersten in den zweiten Gang zu schalten und mit dem dritten vorliebnehmen musste. Er schaffte es aber noch auf Platz 6.
Englische Tourenwagen fast unter sich
Beim Sopwith Cup waren die englischen Tourenwagen der Fünfzigerjahre fast unter sich, vom Jaguar Mk1 und Mk VII, über die Austin A35 und A40, bis zum Hillman Minx oder Riley One-point-Five, Ford Anglia oder MG Magnette war alles am Start, was früher bei Tourenwagenrennen schnell bewegt wurde.
Darunter mischten sich zwei Alfa Romeo Giulietta TI, ein Mercedes-Benz 220S, ein BMW 502 und sogar ein VW Käfer, mit dem Ausgang hatten die “Ausländer” aber nichts zu tun, denn die Zielflagge sahen die Engländer deutlich früher. Gerade einmal 0,796 Sekunden trennten den Sieger Andy Wallace im Jaguar Mk1 vom Zwiten Richard Meins im Austin A40 - Kaffeefahrten waren dies nicht!
Zwei Tage Rennsport-Aktion ohne Unterbruch
Auch die übrigen zehn Rennen boten besten historschen Motorsport und zeigten einige der reizvollsten Rennwagen vergangener Jahrzehnte bei artgerechter Vorwärtsbewegung.
Beim Rennen der britischen Sportwagen der Jahre 1960 bis 1966 setzte sich Chris Ryan auf einem MG B Le Mans durch, gefolgt von Rod Begbie auf einem TVR Grantura MK III.
In der Graham Hill Trophy fuhren GT-Sportwagen der Jahre 1960 bis 1966 gegeneinander, darunter die ISO Bizzarrini A3C, die AC Cobra, der E-Type und diverse Aston Martin. Siegreich war hier die Paarung Lynn/Pirro auf einem AC Cobra Le Mans Coupé. Besonders attraktiv für die Zuschauer - gefahren wurde auch in der Dämmerung.
Im Salvador Cup kämpften Sportprototypen der Jahre 1955 bis 1960 gegeneinander. Mit gerade einer halben Sekunde Vorsprung rettete Sam Hancock auf dem Lister-Jaguar “Knobbly” den Sieg vor Shaun Lynn auf dem gleichen Wagen ins Ziel. Es folgten ein Tojero-Jaguar und dann bereits die schlanken Lotus 15 und 17.
In der Bruce McLaren Trophy standen die frühen CanAm-Rennwagen der Jahre 1960 bis 1966 am Start, Garanten für eine tolle Tonkulisse. Als Sieger ging Nicholas Padmore auf einem Lola-Chevrolet T70 Spyder durchs Ziel.
Formel-3-Fahrzeuge der Ära 1964 bis 1970 formten das Feld des Derek Bell Cups. Die sogenannten “Screamers”, Monoposti mit hochdrehenden 1000-cm3-Motoren von Ford boten spannenden Motorsport, gerade einmal 18 Tausendstel trennten den Sieger James King auf einem Chevron-Ford B17 vom Zwiten Simon Armer auf March-Ford 703 und auch der Dritte Peter Thompson auf Brabham-Ford BT21 lag gerade einmal 1,3 Sekunden zurück.
Die Earl Howe Trophy brachte Grand-Prix und Voiturette-Rennwagen der Epoche bis 1935 an den Start, darunter herrliche Bugatti, Frazer Nash, Alfa Romeo und Maserati. Auch in diesem Rennen entschieden Sekundenbruchteile das Abschneiden konzeptionell sehr unterschiedlicher Fahrzeuge. Es siegte Sean Danaher auf einem Maserati 8CM vor Eddie Gibbs auf einem Frazer Nash Single Seater mit Kompressor.
Die Rennen um die Hawthorn und Taylor Trophies gingen klar aus, es siegte Barrie Baxter auf einem BRM Type 25 bei den Grand-Prix-Wagen der Fünfzigerjahre, Andrew Wilkinson gewann auf dem Lynx-Ford Mk3 das Rennen der Formel-Junior-Fahrzeuge.
So ging ein weiteres fantastisches Motorsport-Wochenende von Lord March und seinem Team zu Ende. Das Members Meeting steht nun fest im Kalender und das Festival of Speed im Juni und das Revival im September machen das Triple komplett – diese Veranstaltungen sind wirklich drei der Besten, zumindest wenn man Benzin im Blut hat!
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Mit dieser fast schon an österreichische Realitätsverweigerung erinnernde Haltung
wird den historischen Automobilveranstaltungen kein guter Dienst erwiesen.
Zum Glück fand dieser Crash ja auf einer Rennstrecke statt und es gab keine Verletzte unter Unbeteiligten wie beim SL-Unfall der Sixt-Söhne bei der MM 2014, der von den Veranstaltern wie einiger Medien (Servus TV) völlig totgeschwiegen wurde.