Der Australier Bill Buckle leitete in zweiter Generation einen erfolgreichen Fahrzeughandel. In den Fünfzigerjahren entschied er sich, nach einer Reise zur London Motor Show, an der er mit den ersten Kunststoff-Sportwagen in Kontakt gekommen war, eine Eigenkonstruktion zu wagen. Mit Ford-Zephyr-Komponenten entwickelte er den Buckle 2.5 Litre, der nicht nur hübsch, sondern auch noch schnell war.
Allzu viele der Wagen konnten aber nicht verkauft werden und Buckle suchte nach einer Möglichkeit, in grösseren Stückzahlen zu produzieren. Er erkannte, dass die Importzölle für Fahrgestelle und Komponenten deutlich günstiger waren als für fertiggebaute Autos.
Um die angestrebten Stückzahlen zu erreichen, musste das Auto aber preiswert sein. Mit dem deutschen Goggomobil fand Buckle die ideale Basis für seine Unterfangen.
Eine robuste Basis
Bereits seit 1955 fertigte die Hans Glas AG den Kleinstwagen Goggomobil T200/T250/T300. Bereits nach einem Jahr konnte der 10’000ste Wagen ausgeliefert werden, die Konstruktion hatte sich bewährt. Sie fusste auf einem Plattformrahmen mit Einzelradaufhängungen vorne und hinten, einem Heckmotor und kleinen Rädern.
Eine Zahnstangenlenkung, ein geringes Gewicht und insgesamt kompakte Proportionen waren verantwortlich für die insgesamt trotz relativ wenig Leistung agile Fahrdynamik.
Zweitakt-Zweizylinder-Motoren
Auch den luftgekühlten Motor hatte man bei Glas selber entwickelt, sich dabei von Erfahrungen aus dem Motorradbau leiten lassen. Motor, Getriebe und Differential waren in einem Triebwerkblock aus Leichtmetall zusammengefasst. Zwei parallel laufende Zylinder wurden durch einen Bing-Nadelvergaser mit Gemisch versorgt. Das Getriebe wies vier Vorwärts- und ein Rückwärtsgang auf.
Der stärkste T300-Motor leistete 14,8 PS bei 5000 Umdrehungen, aber ab 1957 gab es nach einer Hubraumaufstockung um rund 100 cm3 mit dem T400 noch mehr Leistung, nämlich 20 PS bei unverändert 5000 Umdrehungen. Mit diesem Motor rückte das Leistungsgewicht des Goggomobils in die Nähe eines kleinen Mittelklassewagens, befand damals die Automobil Revue.
Zwar bezeichnete man damals die Karosserie als mittragend, aber das Chassis war eigentlich wie bei einem Volkswagen in der Lage, verschiedene Aufbauten aufzunehmen.
Eine hinreissende Formgebung
Dieses stabile und preisgünstige Chassis war die perfekte Basis für Bill Buckle, als er den “Dart” entwickelte. Stan Brown, tätig bei Sidney Aluminium, zeichnete für ihn eine hübsche Roadster-Karosserie. Der Prototyp wurde mit Aluminium-Bleck geformt, daraus dann die Negativformen für die Polysterkarosserie abgeleitet. Ursprünglich sollte der Dart Türen haben, man verzichtete dann aber für eine einfachere Herstellung darauf.
Von der Seite betrachtet sah der kleine Wagen aus wie ein Pfeil, daher auch der Name. Eine Windschutzscheibe mit dünnem Rahmen schützte die Besatzung vor den schlimmsten Windstössen.
Die Kunst des Weglassens
Nicht nur auf die Türen wurde verzichtet, auch sonst gab es an Bord des Goggomobil Darts, so wurde das kleine Wägelchen genannt, kaum etwas Überflüssiges. Ein Tacho und ein paar Knöpfe mussten reichen, im Innern gab es einfache und sportliche Sitze und ein paar Gummi-Abdeckungen. Das Dach wurde nur gegen Aufpreis geliefert und die wenigsten schafften es, den Wetterschutz vor Ende des Regens zu montieren und durch die engen Luken noch ins Auto zu gelangen.
Der Verzicht auf Komfort hatte aber auch sein gutes, ein Goggomobil Dart war richtig günstig, kostete knapp über die Hälfte eines Austin-Healey Sprite.
Kein Super-Sportwagen …
Dass aus einem Goggomobil auch mit hinreissender Kunststoff-Karosserie kein Supersportwagen werden konnte, versteht sich von selber. 20 PS (es gab auch die 15 PS starke T300-Variante) ermöglichten aber mit dem 380 kg schweren Wagen immerhin eine Beschleunigungszeit von 27 Sekunden für den Spurt von 0 bis 80 km/h, so gemessen von Sports Car World im November 1959. Bei günstigen Windverhältnissen lagen 105 km/h Spitze drin.
… aber ein Verkaufserfolg
Aber es waren nicht die Fahrleistungen und auch nicht seine treibstoffsparende Konzeption, die das Goggomobil Dart ab Juni 1959 in nicht einmal drei Jahren Bauzeit 700 Mal verkaufen liessen. Es waren Form und Ausdruck. Man kaufte sich ein Stück Hollywood-Traum und Show-Car-Aussehen zum Preis eines Kleinwagens. Kein Wunder, mauserte sich das Goggomobil Dart zum erfolgreichsten Sportwagen der australischen Geschichte.
Leider endete diese Geschichte viel zu früh. Im September 1961 musste Bill Buckle die Produktion wegen einer allgemeinen Rezession stoppen.
Neben dem Dart produzierte Buckle übrigens auch Limousinen und eine eigenwillig geformte Nutzfahrzeugvariante des Goggomobils, auch diese waren ein Erfolg.
Wenig Überlebende
Gemäss dem Auktionshaus Bonhams, das am 9. März 2017 eines der überlebenden Goggomobil Dart in Amelia Island für USD 30’000 bis 40’000 anbieten, soll es noch rund 30 Fahrzeuge geben weltweit. Der portraitierte Wagen wird als original und unrestauriert beschrieben.
Vergleich technische Daten Goggomobil T400 und Goggomobil Dart
Goggomobil T400 | Goggomobil Dart | |
---|---|---|
Länge mm | 2900 | 2895 |
Breite mm | 1280 | 1282 |
Höhe mm | 1310 | 1092 |
Radstand mm | 1800 | 1797 |
Gewicht kg | 386 | 380 |
Hubraum cm3 | 394 | 394 |
Leistung PS | 20 | 20 |
bei U/min | 5000 | 5000 |
Höchstgeschwindigkeit km/h | 100 | 105 |
0 - 80 km/h in s | 27 | |
Preis | CHF 3740 | £ 685 |
Weitere Informationen
- AR-Zeitung 1/1957 vom 9. Januar 1957, Seite 9: Das Goggomobil Isard 300
- AR-Zeitung 40/1957 vom 18. September 1957, Seite 17: Mehr Leistung für das Goggomobil
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