Buggies auf VW-Käfer-Basis erfreuten sich in den Siebzigerjahre hierzulande grosser Beliebtheit. Sie waren unterhaltsame Freizeitfahrzeuge und verhalfen oft einem ansonsten dem Schrottplatz geweihten VW Käfer einen zweiten Sommer, im wahrsten Sinne des Wortes. Einer der Pioniere in Europa war die britische Firma GP Speedshop, gegründet von John Jobber (ex Jaguar, Brabham), Pierre du Plessis (ex Lola Cars) sowie Peter Allnut im Jahr 1966.
Während man sich zunächst auf die Vorbereitung von Rennsportwagenfahrzeugen der Typen Ford GT40 und Lola T70 gekümmert hatte, begann gegen Ende der Sechzigerjahre ein neues Kapitel in der noch jungen Firma.
Einmal um die halbe Welt
Du Plessis war auf die neuartigen Freizeitvehikel in seinem Heimatland Südafrika aufmerksam geworden. Dort gab es eine dem Meyers Manx nachempfundene Buggy-Variante namens Lolette, entwickelt von Eric Brockhoven. Du Plessis gefiel das einfache Fahrzeug und er brachte ein Exemplar nach England mit.
In wenigen Monaten wurde im GP Speedshop eine britische Variante des Lolette entwickelt, der auf dem um rund 40 cm gekürzten Käferchassis stand. Ein Bausatz bestand aus einer GFK-Karosserie mit separater Haube und Armaturenbrett. Dazu kamen ein Stahlrahmen für das Armaturenbrett, eine Windschutzscheibe mit Rahmen und diverse Kleinteile, sowie die Anleitung für den Zusammenbau.
Motor, Getriebe, Aufhängungen, Sitze, Instrumente, Heckleuchten und Tank konnten samt dem gekürzten Chassis vom Käfer übernommen werden. Zudem gab’s eine ganze Reihe von Extras, die den Buggy sportlicher (aber auch teurer) machten.
Der Aufbau konnte in der heimischen Garage erfolgen und dauerte je nach Geschick nur ein oder zwei Wochenenden. Man konnte sich den Buggy aber auch montieren lassen.
Ab 1968 steigerte der GP Speedshop die Produktion stetig und der hübsche Beach Buggy wurde überraschend erfolgreich. Selbst Popstars wie Cliff Richard sollen einen besessen haben.
Der GP Beach Buggy tauchte auf den Titelbildern von Zeitschriften auf und löste einen veritablen Boom aus Ende der Sechzigerjahre. Dieser Erfolg blieb auch im Ausland nicht unbeobachtet.
Export, u.a. in die Schweiz
Auf dem Genfer Automobilsalon 1972 konnte man den GP “Beach Buggy” dann genauso wie dessen Bruder, den LDV, bei den “Funcars” genauer anschauen. Die Automobil Revue notierte:
“Eine der bedeutendsten britischen Buggy-Marken ist GP Speed. Deren Kreationen sind den AR-Lesern bereits bei verschiedenen Gelegenheiten vorgestellt worden. Jetzt gibt es sie, importiert von der Real-Motor SA, Genf, auch in der Schweiz. Sämtliche drei Modelle sind zur Typenprüfung angemeldet. Der zweiplätzige Beach Buggy auf verkürztem VW-Chassis wird zu Fr. 9800.- verkauft, der vierplätzige Super Buggy auf unverkürztem Chassis zu Fr. 8800.— und zum selben Preis auch der stilistisch hochinteressante LDV in Pick-up-Form. Es können auch hier VW-Motoren verschiedener Leistungsstufen von 1200 bis 1600 cm3 eingebaut werden.”
Der GP Buggy trat in der Schweiz unter anderem gegen die Freizeit-Modelle von Apal, Autodynamics, Karmann GF, LM, Mirage und Swiss Buggy an.
Im Jahr 1975 war der Import zur Firma Jürg Weinem in Horgen weitergegangen. Auch Weinem stellte am Genfer Autosalon aus, um gegen Apal, Mirage oder Puma anzutreten. Die Modellpalette hatte sich nur wenig geändert, wie die Automobil Revue berichtete:
“Zu einem Marktleader aufgerückt ist auch die Firma Jürg Weinem in Horgen, welche die englischen GP Beach Buggies in der Schweiz montiert und verkauft. Mit beispiellosem Fleiss hat Jürg Weinem sein Familienunternehmen zu einem eigentlichen kleinen Fabrikbetrieb entwickelt, durch welchen jährlich 80 bis 100 Buggies und Buggy-Bausätze ausgeliefert werden.
Zu den Modellen GP Beach Buggy de Iuxe und LDV (leichter Lieferwagen), die ab 12’300 bzw. 12’500 Franken kosten (Bausätze 3150 bzw. 3700) sind für 1975 zwei Neuheiten ins Programm aufgenommen worden: der Ranchero und der Centron.”
Im Jahr 1977 hatte sich die Buggy-Landschaft bereits wieder gelichtet, auch am Autosalon in Genf gab’s nur noch einen einzigen Buggy zu bestaunen und zwar den unverwüstlichen GP Beach Buggy der Firma GP. Er wurde auf dem Barmettler-Stand gezeigt.
Ein Jahr später sah es ähnlich aus in Genf, nur dass Barmettler nun auch seine Eigenkonstruktion Albar Buggy zeigte. Präsentiert wurde am Salon zudem auch der Mathies-Buggy aus Liechtenstein.
Tausende Bausätze und Fertigmodelle
Während die Buggy-Welle zumindest in der Schweiz bereits wieder langsam zuende ging produzierte GP in England stetig weiter. 1977 war zwar Schluss mit der ersten Version des Beach Buggies, aber der Mk 2 setzte dort an, wo der Mk 1 aufhörte. Insgesamt sollen rund 1750 Mk 1 Beach Buggies entstanden sein, für den Mk 2 der noch in die Achtzigerjahre hinein gebaut wurde, sollen es sogar 2000 Exemplare gewesen sein. Neue Schalen/Karosserieteile sind auch heute noch erhältlich. Daneben gab es beim GP Speedshop auch noch den “Super Buggy” auf ungekürztem Käfer-Radstand, von dem rund 1500 Stück gebaut wurden.
Die übrigen Versionen LDV, Ranchero und Co wurden in kleineren Mengen gefertigt. Die Firma GP Speedshop änderte in den Jahren mehrfach ihre Bezeichnung und auch ihre Eigentümer, genauso wie die Adresse.
Aufbau, Umbau, Restaurierung
Der fotografierte Beach Buggy begann sein Leben als VW Käfer 1300 im Jahr 1967. Mitte der Siebzigerjahre wurde dessen Karosserie abgeschraubt, das Chassis eingekürzt und ein Buggy-Aufbau montiert. Dem sportlichen Anspruch geschuldet erhielt der Wagen vordere Scheibenbremsen eines späteren Käfermodells. Im März 1976 schaffte der neu aufgebaute gelbe Beach Buggy die Strassenzulassung im Kanton Zürich.
Über die folgenden Jahre wurde immer wieder einmal etwas umgebaut, Anbauteile kamen und gingen.
Im Jahr 2019 schliesslich erfolgte eine Komplettrestaurierung, im Rahmen derer der Buggy eine neue Innenausstattung, eine frische Verkabelung und eine hellgraue Lackierung erhielt. Dem Motor wurden zwei Weber-Vergaser und eine CSP Python Auspuffanlage gegönnt. Zum Schutz der Passanten wurde eine Motorabdeckung montiert.
Sun, Fun und …
Der GP Beach Buggy ist ein typischer Vertreter seiner Gattung. Mit seinem kurzen Radstand und seiner einfach gehaltenen Karosserie erinnert er sofort an den Ur-Buggy von Bruce F. Meyers. Natürlich gibt es keine Türen, so dass er Einstieg eine gewisse Gelenkigkeit erfordert. Bei offenem Dach – einen Buggy fährt man immer offen – kann man sich allerdings fast hineinplumpsen lassen.
Sofort nach dem Schlüsseldreh ertönt vom Heck her der typische VW-Käfer-Sound. Mehr als die offerierten vier Gänge braucht der Buggy nicht, schliesslich ist man nur selten mit mehr als 80 km/h unterwegs, langsam fahren macht im extravertierten Freizeitfahrzeug deutlich mehr Freude als in den meisten anderen Autos.
Dank kurzem Radstand lenkt der Buggy leichtfüssig ein, bezüglich Handlichkeit lässt er keine Wünsche offen. Zu wild möchte man es mit ihm allerdings nicht treiben, denn das Gewicht ist doch sehr im Heck konzentriert und mit nur zwei Meter Radstand …
Immerhin helfen die dicken Reifen, den Kontakt zum Boden zu halten und im Notfall gibt es ja noch den Überrollbügel.
Fehlt eigentlich nur noch der Standstrand oder die Wüstendüne, um die wahren Talente dieses heckgetriebenen Funmobils zu erproben …
Wir danken der Oldtimer Galerie Toffen für die Gelegenheit zum Fotoshooting. Der VW Beach Buggy von 1976 wird am 25. März 2023 in Toffen versteigert.
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