Nach der fulminanten Ausstellung anlässlich des 75-jährigen Autobaujubiläums von Porsche wendet sich die Autoworld Brüssel nun dem Thema "50 Jahre Volkswagen Golf" zu. Die kleine "Pop-Up-Ausstellung" umfasst 14 – wenn man die in überdimensionalen Spielzeugboxen zusätzlich ausgestellten Exponate mitzählt, sogar 16 – Exemplare des automobilen Millionensellers.
Der Volkswagen Golf, Referenzmodell für eine ganze Klasse kompakter Automobile und Namensgeber für eine Generation Menschen, ist nun schon ein halbes Jahrhundert auf dem Markt. "Der Golf ist ein prima Thema, da kann vermutlich jeder Autofahrer was zu schreiben – wie beim Käfer vor 50 Jahren", lautete ein Leserkommentar hier im Januar. Da ist was dran, also ist hier etwas Zurückhaltung geboten. Der Autor dieser Zeilen wird daher auch nicht verraten, dass er sich als junger Mann – nach drei Käfern – einst einen neuen Golf I mit LS-Ausstattung gönnte. Der war innen und außen schwarz, was damals noch selten vorkam. Begnügen wir uns also mit einem Bericht über die Brüsseler Ausstellung. Der Leser möge dazu seine eigenen Erinnerungen mit diesem Automobil Revue passieren lassen.
Die Autoworld zeigt alle Generationen des Golf nebst früher zeitgenössischer Werbung. Diese war übrigens auch in französischer und niederländischer Sprache recht pfiffig, was die Dekoration beweist. Ein deutschsprachiges Pendant, wie z. B. der fast sprichwörtliche Slogan "Sag einfach: Wir fahren Golf" fehlt allerdings. Angesichts der vielen Varianten und Sonderserien der einzelnen Baureihen war es sicher nicht einfach, diese Schau zu kuratieren. Doch die Prioritätensetzung überzeugt im Ergebnis: manches war zu erwarten, doch es gibt auch noch einiges zu entdecken.
Eins
Beginnen wir die Zeitreise mit einem frühen Golf LS von 1974, erkennbar an dem leicht geschwungenen Heckblech, dem so genannten "Schwalbenschwanz" sowie den "Eisenbahnschienen" genannten Stoßfängern mit Kunststoffecken. Die Stabantenne fand damals noch in einer Bohrung im linken Vorderkotflügel Platz, und die Bereifung der Dimension 175/70 R 13 wurde nicht als dürftig empfunden. Das Auto wird ergänzt durch einen roten Golf von 1975 mit vier Türen und Automatik.
Das Baujahr 1978 ist mit zwei Exemplaren vertreten, die jedoch recht verschieden sind. Da ist zunächst ein Viertürer mit L-Ausstattung und Dieselmotor. Auch wenn das nicht der erste Kompaktwagen mit Dieselmotor war, löste Volkswagen hierzulande damals doch einen regelrechten Dieselboom aus. Das andere Ende der Leistungsskala vertritt ein silberner Golf GTI. Dieses sportliche und erheblich stärker motorisierte Fahrzeug setzte damals vom Start weg Maßstäbe. Optisch unterschied es sich von der Serie u. a. durch einen größeren Frontspoiler, schwarzen Zierrat, einen rot umrandeten Kühlergrill, das "Spucknapf"-Lenkrad, Recaro-Sitze mit Karomuster und den Golfball als Schaltknopf.
Bleiben wir beim Golf I und kommen zum GTI 16 S Oettinger, einer Rarität von 1982. Hierbei handelt es sich um ein in nur 1250 Exemplaren gefertigtes Model, welches der Tuner Oettinger für die VAG Frankreich entwickelt hatte. Das "S" bezieht übrigens sich auf das französische Wort für Ventil (soupape) und entspricht somit unserem "V". Aus demselben Jahr stammt der gezeigte VW Caddy in US-Ausführung als "Rabbit Pickup". Der kleine Pritschenwagen auf Golf I-Basis wurde zunächst nur in Westmoreland, Pennsylvania, gebaut und erst später auch in Europa hergestellt und angeboten.
Ebenfalls auf der Basis des Golf I entstand das Cabriolet, heute meist wohlwollend "Erdbeerkörbchen" genannt. Die Konstruktion mit dem stabilen Überrollbügel war bei ihrem Erscheinen jedoch nur limitiert populär. In Brüssel ist ein Exemplar aus dem Jahr 1983 zu sehen.
Zwei bis Acht
Wenig erfolgreich war ab 1990 auch der hochgelegte und mit einem "Kuhfänger" versehene Golf Country, der auf dem allradgetriebenen Golf syncro basierte. Die Fahrzeuge wurden vom österreichischen Spezialisten Steyr-Daimler-Puch zum Modell Country umgebaut.
Ebenfalls allradgetrieben ist der "Rallye Golf", von dem zum Zwecke der Homologation im Volkswagenwerk Brüssel nur 5000 Exemplare gebaut. Direkt daneben steht ein besonderer Golf III, nämlich ein VR6 von 1996. Sein Alleinstellungsmerkmal ist der quer eingebaute Sechszylindermotor.
Die Ausstellung setzt sich mit zwei Golf GTI fort: einem auf Basis des Golf IV von 2003 und einem auf Basis des Golf V von 2005. Ergänzend dazu wird noch ein Golf IV der Sonderserie "25 Jahre" von 1999 präsentiert. Als Vertreter der sechsten Golf-Generation zeigt die Autoworld den vollelektrischen Golf Blue-E-Motion.
Und dann wird es mit dem in "Limonengelb Metallic" lackierten Golf R 333 Limited Edition von 2023 noch einmal ganz sportlich. Das auf 333 Exemplare limitierte Auto besitzt einen Motor, der 333 PS leistet. Der Kreis der Ausstellung zum Thema "50 Jahre Golf" schließt sich mit einem Golf Variant der achten Baureihe von 2024. Die Auswahl der Exponate veranschaulicht die kontinuierliche technische Entwicklung eines Modells über die Jahrzehnte unter Beibehaltung eines überzeugenden Grundkonzepts. Zugleich wird die Bandbreite der Golf-Familie, aber auch das Größenwachstum deutlich. Betrug die Länge des Golf I noch 3815 mm, ist der aktuelle Golf VIII Variant immerhin stattliche 4644 mm lang.
Die Ausstellung ist (außer am 14. März 2024) täglich geöffnet und läuft noch bis 28. April 2024.

































































































































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