Alfa Romeo war in den Fünfzigerjahre vor allem für sportlich orientierte Fahrzeuge bekannt, die Motoren galten als leistungsfähig, aber gleichzeitig auch als rauhe Gesellen. Mit dem Alfa Romeo 2000 beschritten die Mailänder neue Wege. Und mit dem Cabriolet begeisterten sie die Amerikaner.
Nachfolger des Alfa Romeo 1900
Der Typ 1900 war der erste neu konstruierte Alfa Romeo nach dem Krieg. Es gab ihn vor allem als Limousine, aber auch als Coupé und mit vielen Sonderkarosserien der bekannten italienischen Karosseriebauer.
1957 wurde auf dem Turiner Autosalon der Alfa Romeo 2000 als Nachfolger mit den Karosserievarianten Berlina (Typennummer 102.00) und Spider (102.04).
Technisch kann der Typ 2000 als Evolution und Verbesserung des 1900-ers gesehen werden. Die mechanischen Komponenten entsprachen weitgehend denen des Vorgängers 1900 Super.
Der Motor verfügte weiterhin über 1975 cm3 Hubraum, eine fünffach gelagerte Kurbelwelle sowie zwei über Ketten angetriebene obere Nockenwellen. Gleich blieben auch die halbkugeligen Verbrennungsräume und die schräg hängenden Ventile.
Der Zylinderkopf allerdings war neu entwickelt worden, um die Laufruhe des Motors zu verbessern.
Während die Berlina 2000 mit einem Solex-Fallstrom-Vergaser arbeitete, erhielt die Spider-Variante zwei horizontale Doppelvergaser von Solex in Registeranordnung,was 115 PS bei 5500 Umdrehungen bedeutete.
Während die Räder vorne einzeln an Trapez-Dreiekcsquerlenkern geführt wurden, musste hinten eine Starrachse mit Längslenkern genügen. Trommelbremsen und eine Lenkung mit Schnecke und Rolle waren Standard.
Anderloni und Touring
Bianchi Anderloni zeichnete auf einem um 22 cm gekürzten Radstand ein elegantes zweisitziges Cabriolet mit zusätzlichen Notsitzen, die eher für Gepäck als für Menschen gedacht waren. Das Dach war komplett versenkbar und wurde durch eine Persenning abgedeckt. 4,5 Meter lang und 1,66 Meter breit war der rund 1200 kg schwere Wagen und er war sofort als Alfa Romeo zu erkennen. Gebaut wurden die selbsttragenden Karosserien des Spider bei Touring, während die Limousine im Alfa-Werk in Portobello gefertigt wurde.
Mit zwei Jahren Abstand schickte man dann auch noch das Coupé Sprint ins Rennen, das vom jungen Giorgetto Giugiaro entworfen und bei Bertone gebaut wurde.
Duale Persönlichkeit
Für die Testfahrer der damaligen Zeit war es nicht einfach, den neuen 2000 Spider einzuordnen. Die Automobil Revue sprach anlässlich ihres Kurztests von eine kultivierten Fahrzeug: “Zu der bestechenden äusseren Hülle hat sich nun eine Mechanik gesellt, die samtweich und sportlich-spritzig zugelich ist und durch eine Strassen haltung ergänzt wird, die ihresgleichen suchen kann.”
Im Vergleich zum Vorgänger 1900 wurde notiert: “Wenn man das elegante Cabriolet nach einer ersten Fahrt verlässt, so will man es kaum glauben, dass aud dem etwas rauhen 1900er ein dermassen feines und doch sehr schnelles Auto entstehen konnte.”
Ein Schweizer für Amerika
Die Zeitschrift “Road & Track” widmete dem 2000 Spider im Juli 1959 einen umfangreichen Testbericht, den Hansjörg Bendel schrieb und wofür er offensichtlich einen Schweizer Spider mit dem Kennzeichen “ZH 200 111” als Versuchwagen erhalten hatte.
Der Autor zeigte sich begeistert über die akkuraten Werksangaben, selbst die kontrollierten Aussendimensionen stimmten. Für den Spurt von 0 auf 60 Meilen pro Stunden (ca. 96 km/h) benötigte Bendel 14,2 Sekunden, als Höchstgeschwindigkeit notierte er 179 km/h. Das waren sehr sportliche Fahrleistungen Ende der Fünfzigerjahre und sie erzeugten auch keinen übermässigen Durst des Alfa-Doppel-Nockers, denn mit 11,7 bis 14,6 Liter pro 100 km blieb der Alfa durchaus genügsam.
Generell gab der Spider Bendel wenig Anlass zu negativen Kritikpunkten. Er schätzte den durchzugstarken und gleichzeitig leistungsfähigen Motor, die vergleichsweise komfortable Federung sowie die daraus resultierende Fahrfreude.
Sein (übersetztes Resümee fasst es perfekt zusammen: “Der Hauptvorteil dieses neuesten Alfa Romeos ist seine doppelte Persönllichkeit: Man kann mit ihm umgehen wie mit einer gewöhnlichen Limousine und damit einfach so dahinfahren, ohne viel Aufmerksamkeit auf den Wagen zu verschwenden, aber er steht immer mit seiner hervorragenden Leistungsfähigkeit, die sich aus vielen Jahren Motorsporterfahrung ergibt, bereit für mehr.”
Mehr ist mehr
Doch der Alfa Romeo 2000 Spider war relativ teuer. Mit 24’900 Franken kostete er etwa gleich viel wie ein BMW 3,2 und der hatte immerhin einen Achtzylindermotor. Ein Jaguar XK 150 kostete als Cabriolet über einen Tausender weniger und ein Porsche-Cabriolet gab es bereits für 17’100 Franken.
So stellte Alfa Romeo nach rund 3445 produzierten Spidern den Nachfolger vor, der optisch zwar fast gleich aussah, im Motorraum aber mit einem 2584 cm3 grossen Reihensechszylinder mit 145 PS aufwarten konnte, was echte 200 km/h ermöglichte.
Interessanterweise ist aber der 2600 Spider seltener geblieben, womit sich denn auch die fast doppelt so hohen Marktpreise schnell erklären lassen.
Klassisch vom Scheitel bis zur Sohle
Setzt man sich in den auch heute noch optisch sehr gelungenen Alfa Romeo 2000 Spider, dann staunt man über die etwas ungewohnte Sitzposition mit vergleichsweise hoch liegenden Füssen. Man gewöhnt sich aber schnell danach und schätzt vom Start weg den flexiblen Motor und das typische Alfa-Auspuffgeräusch. Besondere Angewöhnung benötigt der Italiener kaum, die Bedienungselemente sind weitgehend so angeordnet, wie man sie auch in anderen Fahrzeugen der Sechzigerjahre vorfindet und im Gegensatz zu manchem Konkurrenten sind sie sogar beschriftet.
Mit dem Schalthebel greift man praktisch direkt in das Fünfganggetriebe und so sind Gangwechsel eine Freude. Supersportliche Fahrleistungen sollte man nicht erwarten, dazu zehren die rund 1,2 Tonnen einfach zu stark an den überschaubaren Kräften. Man spürt beim Fahren, dass die Konstruktion schon bald 60 Jahre auf dem Buckel hat, aber dies gehört ja genau zum Wesen eines Klassikers, sonst kann man ja gleich zum modernen Nachfolger greifen.
Der hier vorgestellte Alfa Romeo 2000 Spider Touring mit Jahrgang 1958 wird am Samstag, den 25. April 2015 von der Oldtimer Galerie in Toffen versteigert und stellt mit seinem tiefen Kilometerstand sicher eine ganz besondere Gelegenheit dar.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 46 / 1957 vom 30.Okt.1957 - Seite 17: Neuheiten am Turiner Salon: Alfa Romeo 2000
- AR-Zeitung Nr. 49 / 1958 vom 20.Nov.1958 - Seite 17: Turiner Kurzteste Alfa Romeo 2000 Spider
- Road & Track Issue Juli 1959, ab Seite 26: Test Alfa Romeo 2000 Spider
- Oldtimer Markt Heft 10/1991, ab Seite 8. Alfa Romeo 2600 Coupé/Cabrio/Limousine
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War mein erstes Auto mit 18 Im Jahr 1965!
Obwohl kraft in Grenzen, konnte man den Wagen
sliden lassen! Das wahrscheinlich gutmütigste
Sportauto der damaligen Zeit, zum Ärger von
Passanten. Dieser Wagen brauchte keine schiere Kraft
um das Heck schleifen zu lassen. Ein Superspass.
Mein Freund hatte einen Mercdes 300SL Flügeltürer,
den er mir anbot. So konnte ich die 200er Marke knacken und er mit dem Alfa sliden. Der perfekte Ausgleich.
Bremsen: Im LKW Format gigantische Verzögerung,
konnte alle locker ausbremsen! Gab damals nichts besseres!
Negativ: Zylinderkopf Probleme wegen unflexiblen
Schrauben. (Saurer z.B. hatte dieselben Probleme
und verjüngte die Schrauben zu den Gewinden hin)
Machten wir auch und hatten Ruhe.
Positiv: Getriebe fährt auch mal 10 km ohne Oel, würgt mit lautem klingeln den Motor dann aber ab.
Nach neuer Manchette beim Schalthebeleintritt und neuem Oel erholte sich das Getriebe dann nach ca 2000 km.!!
Und schön war er, verdammt schön!
Dimenticate Ferrari 250 und Maserati.
Pininfarina scheint Alfa geliebt zu haben!
Robert Kuhn